Rainer Zufall
Mitglied
Hitzegespenster
Es ist Sommer. Sechsunddreißig Grad!
Bereits nach drei Stunden am Steuer eines Busses ohne Klimaanlage bin ich ziemlich gar gekocht.
Die gelegentliche Freizügigkeit meiner weiblichen Fahrgäste entschädigt mich jedoch für diese Strapazen.
Ich gestehe, ich bin ein Mann und habe eine Schwäche. Ich erfreue mich an diesen Schönheiten des Lebens. Dennoch bemühe ich mich um das Gebot der Höflichkeit, nicht allzu genau hinzuschauen. Es gelingt mir nicht immer …
Auf den Werbeplakaten an den Wartehäuschen sind oft Menschen abgebildet, die beinahe lebensgroß erscheinen. So kann mein erschöpfter Blick manchmal erst recht spät erkennen, ob mich dort nur das Werbegesicht anlacht, oder ob dort tatsächlich jemand an der Haltestelle wartet.
Dann kommt es natürlich vor, dass das Motiv zudem optisch reizvoll daherkommt. Sei es Werbung für ein Getränk, irgendwelche Lebensmittel, Kosmetika oder andere Produkte des Alltags, dann lachen mich oft hübsche Gesichter an. Oder seien es die vermeintlich zu vermittelnden Kundinnen einer Partnervermittlung. Da schaut man immer wieder gerne hin. Oder die zwei Bikinischönheiten, die Werbung für Bademoden machen …
Noch über fünf Stunden habe ich vor mir. Der Dienst scheint heute kein Ende zu nehmen. Die brütende Hitze und die Schwüle lassen meine Augen ermüden. Die Hitze ist unerträglich. Meine Konzentrationsfähigkeit wabert am unteren Limit.
Bilde ich mir das nur ein, oder waren jetzt an jeder zweiten Haltestelle diese Badenixen auf den Plakaten?
Drei Haltestellen weiter erneut. Wie in Trance fahre ich die Haltestelle an, obwohl niemand den Wunsch kundgetan hatte, dort aussteigen zu wollen. Es steht aber auch niemand an der Haltestelle, der einsteigen könnte. Oder doch?
Wieder dieses Plakat mit der Bademode.
Ich stoppe den Bus, starre auf das Plakat. Plötzlich bewegen sich diese zwei Damen! Sie treten aus ihrem Werbehintergrund heraus und schauen mich an.
Ich öffne die Tür. Und prompt steigen diese beiden wunderschönen Frauen in meinen Bus. Das muss ich doch träumen!
„Guten Tag, junger Mann“, sagt die eine. „Danke, dass Sie uns mitnehmen.“
Völlig paralysiert antworte ich: „Ihr wollt sicher zum Badesee. Da müsst ihr an der Endhaltestelle noch mit einem anderen Bus weiter.“
„Herzlichen Dank, junger Mann“, sagt nun die andere.
„Ich habe zu danken für solch reizende Fahrgäste.“
Habe ich das jetzt wirklich gesagt? Das ist ja wohl unerhört! Klar, die beiden sind äußerst reizend, aber ich sollte mir solche Äußerungen dennoch verkneifen.
Plötzlich muss ich hart bremsen, weil so ein Trottel einfach aus einer Seitenstraße geschossen kommt, ohne auf mich zu achten. Meine Reflexe sind also noch da. Jetzt bin ich wieder hellwach. Kurzzeitig.
Ich schaue in den Spiegel, um zu erkennen, ob sich jemand verletzt hat. Dies scheint nicht der Fall zu sein.
Aber wo sind die zwei Badenixen?
Sie sind nicht im Bus. Habe ich mir das also doch nur eingebildet.
Der Aufreger mit dem Beinahezusammenstoß ist schnell aus dem Sinn. Der alte Trott, die hitzebedingte Erschöpfung kommt sehr schnell zurück.
Seit einigen Tagen fallen mir diese Werbeplakate für einen Freizeitpark auf. Darauf ist das Maskottchen abgebildet. Eine Mischung aus Mickey Mouse, Miss Piggy und irgendeinem Fürst Protz, was die Bekleidung betrifft.
Auf meiner weiteren Fahrt erscheint dieses Plakat immer häufiger. Komischerweise hat es auf mein Wahrnehmungsvermögen die gleiche hypnotische Wirkung wie die Bikinischönheiten zuvor.
Schließlich erreiche ich eine Haltestelle mit diesem Plakat. Ich starre es an, als wenn ich fragen wolle: „Willst du mitfahren?“
Und dann löst sich die Figur aus ihrem Hintergrund, tritt an die offene Tür und fragt mich: „Wann willst du mich mal wieder besuchen? Du warst vor über zwanzig Jahren das letzte mal da.“
Die Hitze macht mich fertig. Was ist das für ein Alptraum? Ich rufe die Leitstelle und sage: „Ich kann nicht mehr, ich sehe schon Gespenster.“
Der Kollege, der vor der Tür steht, fragt mich: „Was ist los? Ich löse dich jetzt ab, oder?“
Es ist Sommer. Sechsunddreißig Grad!
Bereits nach drei Stunden am Steuer eines Busses ohne Klimaanlage bin ich ziemlich gar gekocht.
Die gelegentliche Freizügigkeit meiner weiblichen Fahrgäste entschädigt mich jedoch für diese Strapazen.
Ich gestehe, ich bin ein Mann und habe eine Schwäche. Ich erfreue mich an diesen Schönheiten des Lebens. Dennoch bemühe ich mich um das Gebot der Höflichkeit, nicht allzu genau hinzuschauen. Es gelingt mir nicht immer …
Auf den Werbeplakaten an den Wartehäuschen sind oft Menschen abgebildet, die beinahe lebensgroß erscheinen. So kann mein erschöpfter Blick manchmal erst recht spät erkennen, ob mich dort nur das Werbegesicht anlacht, oder ob dort tatsächlich jemand an der Haltestelle wartet.
Dann kommt es natürlich vor, dass das Motiv zudem optisch reizvoll daherkommt. Sei es Werbung für ein Getränk, irgendwelche Lebensmittel, Kosmetika oder andere Produkte des Alltags, dann lachen mich oft hübsche Gesichter an. Oder seien es die vermeintlich zu vermittelnden Kundinnen einer Partnervermittlung. Da schaut man immer wieder gerne hin. Oder die zwei Bikinischönheiten, die Werbung für Bademoden machen …
Noch über fünf Stunden habe ich vor mir. Der Dienst scheint heute kein Ende zu nehmen. Die brütende Hitze und die Schwüle lassen meine Augen ermüden. Die Hitze ist unerträglich. Meine Konzentrationsfähigkeit wabert am unteren Limit.
Bilde ich mir das nur ein, oder waren jetzt an jeder zweiten Haltestelle diese Badenixen auf den Plakaten?
Drei Haltestellen weiter erneut. Wie in Trance fahre ich die Haltestelle an, obwohl niemand den Wunsch kundgetan hatte, dort aussteigen zu wollen. Es steht aber auch niemand an der Haltestelle, der einsteigen könnte. Oder doch?
Wieder dieses Plakat mit der Bademode.
Ich stoppe den Bus, starre auf das Plakat. Plötzlich bewegen sich diese zwei Damen! Sie treten aus ihrem Werbehintergrund heraus und schauen mich an.
Ich öffne die Tür. Und prompt steigen diese beiden wunderschönen Frauen in meinen Bus. Das muss ich doch träumen!
„Guten Tag, junger Mann“, sagt die eine. „Danke, dass Sie uns mitnehmen.“
Völlig paralysiert antworte ich: „Ihr wollt sicher zum Badesee. Da müsst ihr an der Endhaltestelle noch mit einem anderen Bus weiter.“
„Herzlichen Dank, junger Mann“, sagt nun die andere.
„Ich habe zu danken für solch reizende Fahrgäste.“
Habe ich das jetzt wirklich gesagt? Das ist ja wohl unerhört! Klar, die beiden sind äußerst reizend, aber ich sollte mir solche Äußerungen dennoch verkneifen.
Plötzlich muss ich hart bremsen, weil so ein Trottel einfach aus einer Seitenstraße geschossen kommt, ohne auf mich zu achten. Meine Reflexe sind also noch da. Jetzt bin ich wieder hellwach. Kurzzeitig.
Ich schaue in den Spiegel, um zu erkennen, ob sich jemand verletzt hat. Dies scheint nicht der Fall zu sein.
Aber wo sind die zwei Badenixen?
Sie sind nicht im Bus. Habe ich mir das also doch nur eingebildet.
Der Aufreger mit dem Beinahezusammenstoß ist schnell aus dem Sinn. Der alte Trott, die hitzebedingte Erschöpfung kommt sehr schnell zurück.
Seit einigen Tagen fallen mir diese Werbeplakate für einen Freizeitpark auf. Darauf ist das Maskottchen abgebildet. Eine Mischung aus Mickey Mouse, Miss Piggy und irgendeinem Fürst Protz, was die Bekleidung betrifft.
Auf meiner weiteren Fahrt erscheint dieses Plakat immer häufiger. Komischerweise hat es auf mein Wahrnehmungsvermögen die gleiche hypnotische Wirkung wie die Bikinischönheiten zuvor.
Schließlich erreiche ich eine Haltestelle mit diesem Plakat. Ich starre es an, als wenn ich fragen wolle: „Willst du mitfahren?“
Und dann löst sich die Figur aus ihrem Hintergrund, tritt an die offene Tür und fragt mich: „Wann willst du mich mal wieder besuchen? Du warst vor über zwanzig Jahren das letzte mal da.“
Die Hitze macht mich fertig. Was ist das für ein Alptraum? Ich rufe die Leitstelle und sage: „Ich kann nicht mehr, ich sehe schon Gespenster.“
Der Kollege, der vor der Tür steht, fragt mich: „Was ist los? Ich löse dich jetzt ab, oder?“
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