Höllenritt

Höllenritt
von Willi Corsten

Ein Cowboy der hetzt ohne Rast, ohne Ruh
im Höllenritt auf einer störrischen Kuh.
So stürmen sie Meile um Meile dahin
ganz ohne Verstand und ganz ohne Sinn.

Die Schuld hat das Tanzgirl mit prächtigem Haar
das munt're Blondinchen aus Buffalos Bar.
Weil die sich doch glatt mit Filippo getroffen
da hat unser Cowboy sich sinnlos besoffen.

Ist wutentbrannt schließlich nach draußen gehetzt
und hat sich auf's störrische Rindvieh gesetzt
das Tier gescheucht über Stock und Stein
wie'n wütender Teufel im Mondenschein.

Und als er den Irrtum dann endlich erkannt
da zog er verschämt in ein anderes Land
und dient nun seit Jahren am Bodensee
als oberster Boss bei der Heilsarmee.
 
R

Rote Socke

Gast
Oh wei, oh wei!!

Das muss man sich jetzt bildlich vorstellen, den Ablauf der ganzen Story! :D :D :D

Da muss ich echt laut lachen Willi!
Ein prima Gedicht und sogar wunderbar international.

Weil Du ja auch gerne Meinungen zur Gestaltung hast: Mir hätte auf Anhieb in der 2. Zeile der 4. Strophe "anderes" besser gefallen, als "fremdes".

Bin aber begeistert so wie es ist.

LG
Volkmar
 
Lieber Volkmar,
vielen Dank für Dein Lob.
Sag mal, kannst Du Gedanken lesen? Das Wort "anders" steht in der Urfassung. War die einzige Änderung, die ich hier vorgenommen habe. Wird aber rückgängig gemacht.
Herzliche Grüße
Willi
 
R

Rote Socke

Gast
Nee Willi,

Gedankenlesen kann ich noch nicht, aber ich hatte mir die letzte Strophe in beiden Varianten laut vorgelesen und so kam ich zu dem Entschluss!

LG
Volkmar
 

Brigitte

Mitglied
Ein lustiges Gedicht, lieber Willi,
habe mir das so bildlich vorgestellt,
jaja, was alles so passieren kann im Suff.
Gefällt mir gut......

Liebe Grüsse
Brigitte
 
Auch hier ein herzliches Dankeschön,
liebe Brigitte.
Ja, ja, der Suff hat schon manches angerichtet.
Freut mich aber, dass dir die Zeilen gefallen.
Es grüßt dich ganz lieb
Willi
 

Eberhard

Mitglied
laut gelacht

Hallo Willi,

na da mußte ich gleich mal an der Schuh des manitu denken und diese szene hat wirklich noch in diesem genialen Streifen gefehlt.
Nur eines muß noch geklärt werden, wenn der Cowboy in die Bar geht, hat er da wirklich seine Kuh dabei? Naja wird sich wohl einfach so ne Kuh auf der Strasse geschnappt haben und ab die Post....:)
Vielleicht ist es ja in Indien passiert, da sollen Kühe an allen Ecken rumlungern und "Indierianer" gibts da bestimmt auch.
War sie lila, diese Kuh? Dann verstehe ich die Beziehung zum Bodensee..hahaha... ;)

Viel Witz und Poetik in deinen Zeilen......

kollegiale Grüße........
 
L

leonie

Gast
ist vor lachen vom stuhl gefallen

super willi. der arme kerl, der rücken einer kuh kann sehr hart sein, dass weiß ich aus eigener erfahrung, da wir als kinder in ermangelung an pferden auch schon mal auf einer kuh oder einem schaf ritten.
ganz liebe grüße leonie
 
Na ja, lieber Eberhard,
die Kuh stand halt irgendwo auf der Wiese rum.
Ob sie lila war, muss ich noch erkunden.
Muss den Boss der Heilsarmee mal fragen, wenn ich am Bodensee weile.
Liebe Grüße
Willi
 
Liebe leonie,
du hast dich hoffentlich nicht weh getan, als du vor Lachen vom Stuhl gefallen bist.
Aber das frühere Training auf Kühen und Schafen stärkt das Selbstvertrauen und macht immun gegen Schmerzen.
Es grüßt dich ganz lieb
Willi
 
R

Rote Socke

Gast
Mensch Eb,

schau doch mal aus dem Fenster, auf dem Weg zur Arbeit, in den Boutiquen, Bahnhöfen..., überall sind Kühe. Musste nur aufsteigen und los geht's. ;)

LG
RK (Die rote Kuh)
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Willi,

uff, das war ja wirklich ein Höllenritt. Ich hatte richtig Mühe, hinterher zu kommen, und so kommt es, daß ich mich erst jetzt melde. Ja, dein Gedicht gefällt mir. Wie Brigitte schon sagt: Was im Suff alles passieren kann. Sogar Positives! Vom Kuhtreiber zum Boss der Heilsarmee - wenn das keine Karriere ist!
Rote Socke hat dich gleich am Anfang gebeten "fremdes" durch "anderes" zu ersetzen. Ja, das paßt rhytmisch tatsächlich besser. Da Du vor allem auch ein "Vorleser" bist, sind rhytmische Stolpersteinchen leicht zu kaschieren und fallen dem Lauschenden überhaupt nicht auf. Ich (als nur Lesender) bin da pinglicher. Viele meinen ja, daß eine zu genaue Einhaltung von Versmaß und Betonung überflüssig (manchmal vielleicht sogar störend) seien, doch da bin ich halt wohl zu altmodisch eingestellt. Und deshalb habe ich mal deinen Text nach (in meinen Augen) vorhandenen Stolpersteinen abgegrast. Hier das Ergebnis: (die in Klammern gesetzten Zahlen geben die Gesamtsilbenzahl an und die durch Komma getrennten die betonten Silben)

Ein Cowboy reitet ohne Rast und Ruh ........(10) 2,4,8,10
im Höllenritt auf ‘ner störrischen Kuh......(10) 2,4,7,10
sie stürmen Meile um Meile dahin............(10) 2,4,7,10
ganz ohne Verstand und ganz ohne Sinn.......(10) 2,5,7,10)

Die Welt scheint in Ordnung. Du beginnst stets unbetont und endest mit einer betonten Silbe. Aber man muß (beim Vortragen kein Problem) hin und wieder durch Pausen dehnen.
Entscheidet man sich für 11 Silben, entfällt das Problem.
Etwa so:

Ein Cowboy, der hetzt ohne Rast, ohne Ruh...(11) 2,5,8,11)
im Höllenritt auf einer störrischen Kuh.....(11) 2,5,8,11)
So stürmen sie Meile um Meile dahin,........(11) 2,5,8,11)
ganz ohne Verstand und ganz ohne Sinn.......(11) 2,5,8,11)

Schuld ist das Tanzgirl mit langem Haar.....(9) 1,4,7,9
das Blondinchen aus der Texas-Bar...........(9) 3,7,9
weil die sich mit Don Filippo getroffen.....(11)2,5,7,9
hat der Cowboy sich sinnlos besoffen........(10)1,3,7,9

Hier wird es echt schwierig, so zu verändern, das der Sinn einigermaßen erhalten bleibt. Da die letzten beiden Zeilen unbetont enden, habe ich eine Silbe dran hängen müssen. Der "Willibald" ist natürlich Quatsch, aber ich fand auf die Schnelle keine drei Silben (die erste davon unbetont) die vom Sinn her reingepaßt hätten.

Die Schuld hat das Tanzgirl mit prächtigem Haar(11)2,5,8,10)
das munt're Blondinchen aus (Willibald's) Bar..(11)2,5,8,10)
Weil die sich doch glatt mit Filippo getroffen.(12)2,5,8,10)
da hat unser Cowboy sich sinnlos besoffen......(12)2,5,8,10)


Ist wutentbrannt nach draußen gehetzt.......(9) 2,4,6,9
hat sich auf das störrische Rindvieh gesetzt(11)2,5,8,11)
das Tier gescheucht über Stock und Stein....(9) 2,4,7,9)
wie ein wilder Teufel im Mondenschein.......(10)3,5,8,10

Dies "hinzubiegen ist einfach

Ist wutentbrannt schließlich nach draußen gehetzt.
(11) 2,5,8,11
und hat sich auf's störrische Rindvieh gesetzt(11)2,5,8,11
das Tier so gescheucht über Stock über Stein..(11)2,5,8,11
wie'n wütender Teufel im Mond..enschein.......(11)2,5,8,11

(In der letzten Zeile sind es natürlich nur 10 echte Silben, aber den Mond muß man sich dann etwas gedehnt denken. Anders ging es so nicht. Das ist nachfolgend bei "Bodensee" und "Heilarmee" ähnlich.

Als er den Irrtum dann endlich erkannt (10) 1,4,7,10
zog er verschämt in ein anderes Land ..(10) 1,4,7,10
dient nun seit Jahren am Bodensee .....(9) 1,4,7,9
als oberster Boss bei der Heilsarmee...(10)2,5,7,9

Bis auf die letzte Zeile (sie beginnt unbetont) könnte man es lassen. Beginnt man stets betont und denkt sich Bodensee und Heilsarmee gedehnt, stimmt alles. Man kann es aber auch so machen

Und als er den Irrtum dann endlich erkannt (11) 2,5,8,11
da zog er verschämt in ein anderes Land ..(11) 2,5,8,11
und dient nun seit Jahren am Bo...densee ..(11) 2,5,8,11
als oberster Boss bei der Heils...armee...(11)2,5,8,11

Uff! Ich hoffe, dich nicht zu sehr genervt zu haben. Außerdem kannst Du es halten wie Du willst. Es ist dein Gedicht... und ein schönes dazu. Auch ohne meinen (völlig überflüssigen?) Senf.

Liebe Grüße Ralph
 
Lieber Ralph,
Du nervst mich keinesfalls, im Gegenteil, denn ich freue mich über jede konstruktive Kritik. Und wenn sie dann noch so wertvoll ist, wie Deine Hinweise hier, bin ich von Herzen dankbar.
Ich habe die Formulierung komplett übernommen. Das durfte ich doch, oder? Aus Willibalds Bar wurde Buffalos Bar. Die Betonung bleibt erhalten so, nicht wahr? An diesen Feinheiten arbeite ich nämlich noch, weil ein sauber gereimtes Gedicht mir allemal besser gefällt, als ungereimte Sachen. Die „altmodische“ Einstellung teilen wir also.
Nochmals vielen Dank
und liebe Grüße
Willi
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ach Willi,

da fällt mir ja direkt ein Stein vom Herzen. Hätte ja sein können, Du hättest eine dämliche Schulmeisterei von mir vermutet. Oder nee - eigentlich glaube ich, dich ein ganz klein wenig zu kennen.
Mir ging es nur darum, sich mal auszutauschen, und das klappt am direkten Beispiel am besten.
Übrigens - den Buffalo find ich gut. Mir isser nicht gleich eingefallen, da mir der Wilde Westen nicht ganz so geläufig ist. Komme schließlich aus dem finsteren Osten. :))

Für heute liebe Grüße zurück
Ralph
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Rote Socke,

Entschuldigung - hab dich in der Hitze des Gefechtes fast übersehen.
Von wegen "Profi"! Da gibt es viel bessere. Schau mal bei Bruno oder Emma rein. Aber was sage ich, die kennst Du natürlich. (Hoffentlich verzeihen mir jetzt all diejenigen, die ich nicht genannt habe)

Beste Grüße
Ralph
 
Lieber Ralph,
für den "finsteren Osten" bist du aber ganz schön helle!
Ich freue mich immer, wenn du dich in meinen Beiträgen meldest, denn was du sagst hat Hand und Fuß.
Liebe Grüße
Willi
 
R

Rote Socke

Gast
Tja,

und ich schau immer wieder gern den beiden Profis über die Schulter.

LG
Volkmar
 



 
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