Hallo Willi,
uff, das war ja wirklich ein Höllenritt. Ich hatte richtig Mühe, hinterher zu kommen, und so kommt es, daß ich mich erst jetzt melde. Ja, dein Gedicht gefällt mir. Wie Brigitte schon sagt: Was im Suff alles passieren kann. Sogar Positives! Vom Kuhtreiber zum Boss der Heilsarmee - wenn das keine Karriere ist!
Rote Socke hat dich gleich am Anfang gebeten "fremdes" durch "anderes" zu ersetzen. Ja, das paßt rhytmisch tatsächlich besser. Da Du vor allem auch ein "Vorleser" bist, sind rhytmische Stolpersteinchen leicht zu kaschieren und fallen dem Lauschenden überhaupt nicht auf. Ich (als nur Lesender) bin da pinglicher. Viele meinen ja, daß eine zu genaue Einhaltung von Versmaß und Betonung überflüssig (manchmal vielleicht sogar störend) seien, doch da bin ich halt wohl zu altmodisch eingestellt. Und deshalb habe ich mal deinen Text nach (in meinen Augen) vorhandenen Stolpersteinen abgegrast. Hier das Ergebnis: (die in Klammern gesetzten Zahlen geben die Gesamtsilbenzahl an und die durch Komma getrennten die betonten Silben)
Ein Cowboy reitet ohne Rast und Ruh ........(10) 2,4,8,10
im Höllenritt auf ‘ner störrischen Kuh......(10) 2,4,7,10
sie stürmen Meile um Meile dahin............(10) 2,4,7,10
ganz ohne Verstand und ganz ohne Sinn.......(10) 2,5,7,10)
Die Welt scheint in Ordnung. Du beginnst stets unbetont und endest mit einer betonten Silbe. Aber man muß (beim Vortragen kein Problem) hin und wieder durch Pausen dehnen.
Entscheidet man sich für 11 Silben, entfällt das Problem.
Etwa so:
Ein Cowboy, der hetzt ohne Rast, ohne Ruh...(11) 2,5,8,11)
im Höllenritt auf einer störrischen Kuh.....(11) 2,5,8,11)
So stürmen sie Meile um Meile dahin,........(11) 2,5,8,11)
ganz ohne Verstand und ganz ohne Sinn.......(11) 2,5,8,11)
Schuld ist das Tanzgirl mit langem Haar.....(9) 1,4,7,9
das Blondinchen aus der Texas-Bar...........(9) 3,7,9
weil die sich mit Don Filippo getroffen.....(11)2,5,7,9
hat der Cowboy sich sinnlos besoffen........(10)1,3,7,9
Hier wird es echt schwierig, so zu verändern, das der Sinn einigermaßen erhalten bleibt. Da die letzten beiden Zeilen unbetont enden, habe ich eine Silbe dran hängen müssen. Der "Willibald" ist natürlich Quatsch, aber ich fand auf die Schnelle keine drei Silben (die erste davon unbetont) die vom Sinn her reingepaßt hätten.
Die Schuld hat das Tanzgirl mit prächtigem Haar(11)2,5,8,10)
das munt're Blondinchen aus (Willibald's) Bar..(11)2,5,8,10)
Weil die sich doch glatt mit Filippo getroffen.(12)2,5,8,10)
da hat unser Cowboy sich sinnlos besoffen......(12)2,5,8,10)
Ist wutentbrannt nach draußen gehetzt.......(9) 2,4,6,9
hat sich auf das störrische Rindvieh gesetzt(11)2,5,8,11)
das Tier gescheucht über Stock und Stein....(9) 2,4,7,9)
wie ein wilder Teufel im Mondenschein.......(10)3,5,8,10
Dies "hinzubiegen ist einfach
Ist wutentbrannt schließlich nach draußen gehetzt.
(11) 2,5,8,11
und hat sich auf's störrische Rindvieh gesetzt(11)2,5,8,11
das Tier so gescheucht über Stock über Stein..(11)2,5,8,11
wie'n wütender Teufel im Mond..enschein.......(11)2,5,8,11
(In der letzten Zeile sind es natürlich nur 10 echte Silben, aber den Mond muß man sich dann etwas gedehnt denken. Anders ging es so nicht. Das ist nachfolgend bei "Bodensee" und "Heilarmee" ähnlich.
Als er den Irrtum dann endlich erkannt (10) 1,4,7,10
zog er verschämt in ein anderes Land ..(10) 1,4,7,10
dient nun seit Jahren am Bodensee .....(9) 1,4,7,9
als oberster Boss bei der Heilsarmee...(10)2,5,7,9
Bis auf die letzte Zeile (sie beginnt unbetont) könnte man es lassen. Beginnt man stets betont und denkt sich Bodensee und Heilsarmee gedehnt, stimmt alles. Man kann es aber auch so machen
Und als er den Irrtum dann endlich erkannt (11) 2,5,8,11
da zog er verschämt in ein anderes Land ..(11) 2,5,8,11
und dient nun seit Jahren am Bo...densee ..(11) 2,5,8,11
als oberster Boss bei der Heils...armee...(11)2,5,8,11
Uff! Ich hoffe, dich nicht zu sehr genervt zu haben. Außerdem kannst Du es halten wie Du willst. Es ist dein Gedicht... und ein schönes dazu. Auch ohne meinen (völlig überflüssigen?) Senf.
Liebe Grüße Ralph