Ich vermute religiösen Kontext:
Spüre einen Garten Gethsemane
Er ist Jesus
In der Nacht vor dem Verrat…
Lg
Ralf
"er" markiert die Distanz zum aus dem OFF fragenden LyrIch. Je nach Wahl des Kontextes, der Belegung der Rollen, der Beobachtung, dass ein akustischer Raum der Entfaltung der Stimmung eröffnet wird, variiert "er". Mit "hört er" wird eine Spannung dadurch erzeugt,dass die zwei Codeme zwei Fragen aufwerfen "er" -- wer? und "hört - was?"
Mit "noch nicht" wird einerseits die Zeitdimension ("noch") hinzugefügt, andererseits wird die Emotionslage gesteigert - "nicht".
"trauer" - LyrIch erscheint mit seinem Gefühl" und mit seiner (an)klagenden Haltung:
"hört er
noch nicht
die trauer"
usw.
Der Text ist den Regeln der von mir erfundenen und praktizierten dezilog-Form unterworfen -- d.i. fest 10 codems (Silben oder Wörter und max ein Satzzeichen) in max. 5 Zeilen angeordnet, dudenfrei, mit der Möglichkeit und vom mir durchaus erwünschten Lesehaltung, unterschiedlichste (z. T. sogar sich widersprechende) Lese-Erlebnisse zu erfahren.
Freilich hatte ich beim Impuls, das Gedicht zu schreiben, zunächst einen bestimmten "er" im Sinn, doch bereits mit dem ersten Lesen begann ich mit der Variation der Lesarten.
Viele der bislang veröffentlichten dezilogs fanden bei Lesern, die offen für diese Art der aktiven Textvernahme sind, Anklang und wurden mit Gewinn gelesen.
Vielen Dank für deinen Kommentar.
LG