Eugen van Anders
Mitglied
Holzfäller Tim
Holzfäller Tim geht in den Wald, um einen Baum zu fällen. Er holt die Axt heraus, setzt an und schlägt zu. Mit mehreren kräftigen Hieben schafft er eine Kerbe im Baum. Doch wie er den Stamm zur Hälfte durchtrennt hat, sieht er zu seiner Rechten eine Rauchfahne in den Himmel steigen. Holzfäller Tim hält erschrocken inne. Er schaut der Rauchfahne nach und versucht abzuschätzen, ob sie höher ragt als sein Baum. Er kann es nicht sagen.
Aus Angst, der umstürzende Baum könnte die Hütte treffen, der die Rauchfahne entstammt, beginnt er nun auf der gegenüberliegenden Seite des Stammes eine Kerbe zu schlagen. Holzfäller Tim ist geübt darin und so ruht der Baum bald nur noch auf der Spitze eines dünnen Keils. Bevor er mit der Axt zum Gnadenstoß ausholt, blickt Holzfäller Tim sich noch einmal um und bewundert die volltane Arbeit. Dabei durchfährt ihn zum zweiten Mal ein Schock. Das Blumenfeld, das in neuer Baumfallrichtung wächst, ist eigentlich eine Gruppe von Schulkindern mit bunten Jacken und Rucksäcken. Das Geschrei und Getobe der Kinder ist ihm gar nicht aufgefallen.
Was nun? Eine schnelle Entscheidung ist gefragt. Wie jeder Holzfäller weiß, kann Holzfäller Tim den Baum nicht nach Osten fällen, denn das bringt Unglück. Man erschlägt damit die Sonne. Im Norden das Haus, im Süden die Kinder, also bleibt nur noch der Westen. Flugs macht Holzfäller Tim sich ans Werk und verbindet die ersten beiden Kerben mit einer Dritten. Die große Fichte schwankt im Wind, jetzt wo sie nur noch auf der Fläche eines umgefallenen Streichholzes steht. Doch die Zweifel in Holzfäller Tim sind zu groß. Hat er diesmal wirklich nichts übersehen? Er steckt die Axt ein und überlässt den größten Baum des Waldes sich selbst.
Holzfäller Tim ist kein Holzfäller, genauso wenig wie der Verfasser dieser Geschichte ein Autor ist.