Die Wahl deiner Titel in Bezug zum Inhalt finde ich immer höchst spannend und ansprechend, lieber
sufnus!
Inzwischen weiß ich schon, dass ich auch immer etwas Cooles dazulerne, wenn ich auf den Spuren deiner Texte mich googelnd weiterbilde. Und die verhinderte Biologin in mir kriegst du mit solchen Appetithappen immer
Ich persönlich bin zwar keine Freundin des Oleanders, dafür aber des "selbst-gewählten Dorflebens" - auch, wenn ich natürlich weiß, auf welche Sorte "Dorf-Mentalität" dein Text abzielt. Letztens habe ich irgendwo im deutschen TV jemanden auf die Frage, welches Land, das er auf seiner längeren Reise mit seinem Mann besucht hat, aus seiner Sicht am wenigsten aufgeschlossen gegenüber einem reisenden Männerpärchen war, ohne lange zu zögern antworten hören: "Österreich". Und ich weiß, was er meint. Ich bin nicht auf dem Dorf aufgewachsen, sondern ein Stadtkind, habe aber immer sämtliche Sommer "auf dem Land" verbracht und hatte dort eine Freundin mit unehelichem Kind. Man sollte meinen, das wäre schon lange kein Thema mehr...tja, denkste! Und auch in der Corona-Pandemie haben sich etliche Bundesländer nicht gerade durch Aufgeschlossenheit gegenüber Wissenschaft und Forschung (oder durch Weit- und Umsichtigkeit) hervorgetan...
Insofern finde ich den Begriff "Dorfgrund" gerade zu aufregend perfekt gewählt. Da ensteht schon so eine "Senke" im Kopf, in der dann eben auch die Luft steht und nichts in Bewegung kommt.
Im Dorfgrund blüht der Oleander tief
wie Träume, die kein Menschenauge sieht.
Was für ein Opener! Das malt sofort ein Bild von trügerischem Dorffrieden, der hinter blühenden Fassaden nur bestehen kann, weil keiner tief unter die Oberfläche schürfen mag. Alles soll so bleiben, wie es ist. Änderung - egal, wie nötig - bedeutet eben für viele immer noch eine Form von Bedrohung, denn sie erfordert das Loslassen alter Werte und Betreten neuen Denk-Terrains. Solcher Unsicherheit setzt man sich nicht aus, solange man selbst keinen Leidensdruck verspürt und die eigene Bequemlichkeit nicht bedroht ist...
Dass Hundsgift nicht nur für den Menschen toxisch ist, sondern auch - in passender Dosis - gegen Herzleiden eingesetzt wird, wusste ich bis dato nicht, bin aber natürlich deinem Wegweiser des Titels gefolgt und habe nachgeschlagen. Diese zweite Ebene "unter" dem Text, die das Thema quasi "als Natur der Dinge" wiederholt, ist schon genial! Da rätsle ich öfters bei deinen Texten, was zuerst da war und den Anstoß gegeben hat für das Gedicht...
Auf jeden Fall wieder hervorragend "verwoben" und verwortet! Gernst gelesen!
LG,
fee