Im Holzgang

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James Blond

Mitglied
Vom Wurme geimpft sind Bett und Schränke,
aus kreisrunden Löchern still rieselt der Staub.
Nur Häufchen des Mehles belegen den Raub,
als wären des Räubers fatale Geschenke
ein Gruß an das herbstlich herabfallnde Laub.

Das Muttertier in reifer Schwäche
zog tief sich in das Holz zurück,
damit kein Mensch sich an ihm räche
und plante dort Familienglück.

Sanft legte es in feine Ritzen
ein körnchenkleines Ei hinein,
nun grüßt ein Säugling fern der Zitzen:
Hier bin ich Wurm, hier kann ich's sein!
 

Scal

Mitglied
Ein Genuss!

Des Frühlings holdes Näherkommen,
verpustet jede Stubengicht!
So sonnet euch in ahn'gen Wonnen,
genießt des Dichters Nickgesicht!
:)


Spontane Grüße
Scal
 
Hallo James,

feine Beobachtungen im heimischen Mikrokosmos sind das! Höre auch des Öfteren, wie es in meiner alten, abgebeizten Kommode knistert und tickert. Werde diese heimlichen Aktivitäten jetzt mit anderen Augen betrachten ...

Gerne gelesen!
Gruß,
Artbeck
 

sufnus

Mitglied
Vom Wurme geimpft sind Bett und Schränke,
aus kreisrunden Löchern still rieselt der Staub.
Nur Häufchen des Mehles belegen den Raub,
als wären des Räubers fatale Geschenke
ein Gruß an das herbstlich herabfallnde Laub.

Das Muttertier in reifer Schwäche
zog tief sich in das Holz zurück,
damit kein Mensch sich an ihm räche
und plante dort Familienglück.

Sanft legte es in feine Ritzen
ein körnchenkleines Ei hinein,
nun grüßt ein Säugling fern der Zitzen:
Hier bin ich Wurm, hier kann ich's sein!

Hi JB,
der Osterspaziergang war das erste Gedicht, das ich auswendig gelernt habe und vielleicht ist es überhaupt der Ausgangspunkt für meine Liebe zur Lyrik, insofern reagiere ich schon etwas empfindlich, wenn dieses schöne Werk als Pausvorlage für einen etwas schludrigen Nachahmertext herhalten muss.
"Häufchen des Mehles" klingt nach einer schlechten Lateinübersetzung, das verkürzte "herabfallnde" ist gar gruselig und Deiner nicht würdig und die fantasielos vor sich hin klappernden Jamben in S2 & S3 sind ein echter Tiefschlag im Vergleich zu dem tänzelnden Rhythmus beim Geheimrat.
Die Grundidee, ausgehend von der letzten Zeile, ist ganz nett, aber in der Durchführung find ichs misslungen.
LG,
S.
 

sufnus

Mitglied
Harmloser Humor triffts schon. Aber auch der kann m. E. handwerklich um einiges besser verarbeitet werden. Natürlich... Geschmackssache usw.
 

James Blond

Mitglied
Ihr Lieben,
schön, dass dieses kleine Werk auf Resonanz gestoßen ist!

Harmlosen Humor hat man auch schon Heinz Erhardt vorgeworfen, insofern stört mich diese Etikettierung eher nicht, im Gegenteil, schließlich habe ich hier auch schon ganz andere Kostproben meines Humors verteilt. ;)

Goethes Osterspaziergang gehörte zum Pflichtprogramm des Unterrichts an deutschen Schulen, insofern bietet sich eine Persiflage an, da sie auf die verbreitete Kenntnis des Originals aufbaut. Dass damit möglicherweise das lyrische Urerlebnis eines poetischen Frühlings verraten wurde, nehme ich gern in Kauf, geht es mir hier doch weniger um ein epigonales Nachahmertum als um eine humorige Betrachtung der Lebenslüste eines Mikrokosmos, der seinen Genüssen im Verborgenen frönt und dennoch (und auch gerade deshalb) eine ironisierende Parallele zur menschlichen Gesellschaft aufweist.

Warum hier die Elision des Herabfall'nden als gruselig und die Jamben als klappernd moniert werden, obwohl beides in zahllosen Gedichten zu finden ist und dort als metrische Stringenz gelobt wird, bleibt wohl nicht allein dem Geschmack eines Kritikers überlassen, sondern auch seiner Absicht, hier nun endlich einmal seine Retourkritikutsche vorzufahren. Aber das macht gar nichts, geht doch die ständige Süßholzdiplomatie selbst dem ärgsten lyrischen Holzwurm einmal auf den Keks, da ist dann etwas Salz willkommen ... :)



Liebe Grüße & Dank an alle
JB
 

sufnus

Mitglied
Bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob der Schritt von Goethe zu Erhardt der Versuch eines Downgradings ist - aber den Erhardt mag ich sehr und muss ihn daher in Schutz nehmen. Denn dessen Parodien auf die ollen Klassiker ("Der Tauchenichts") sind, außerhalb Deiner Privatästhetik, die Dir ja völlig unbenommen ist, doch in einer ganz anderen Liga angesiedelt, als dieses, ich bleib dabei, einfach etwas schludrig verarbeitete Werk.
Sofern die "herabfallnde" Laubattribuierung kein Versuch war, eine möglichst lange Konsonantenkette ohne störende, dazwischengeschaltete Vokale zu bilden, ist das ein unnötiger sangestechnischer Frontal-Crash.
Hingegen ist die Frage, wann ein Metrum anfängt zu klappern und wann es noch als regelhaft aber unklapprig durchgeht, etwas komplexer und spannender. Was hier m. E. den ziemlich aufdringlichen Klapperton erzeugt, ist die Mischung aus fast ausschließlich ein- oder zweisilbigen Wörtern in Verbindung mit den Inversionen, die das Metrum auf Biegen & Brechen auf Kurs halten. Nur bei "Muttertier" und "Familienglück" gibts eine wohltuende, kleine Abwechslung und die Zeilen klappern prompt auch etwas dezenter - hingegen ist "körnchenkleines" aus zwei zusammengepappten Zweisilbern gefügt und leistet daher keine Klapperabhilfe.
Ich hatte einen Lateinlehrer, der mit Vorliebe römische Lyrik vorgetragen hat, dabei aber die Daktylen so übertrieben akzentuiert hat - unter Zuhilfenahme eines alten Rohrstocks (sic!) als pochendem Taktgeber - dass sich der melodiöseste Ovid in eine stampfende Maschinensprache verwandelt hat. Bei den Strophen 2 & 3 hier hätte er gar nicht viel dazutun müssen, um ein jambisches Pendant zu generieren.
Und übrigens hast Du unkommentiert gelassen und daher womöglich überlesen, dass ich weiter oben, die eingesetzten Mittel als "Deiner nicht würdig" beurteilt habe - das ist ein durchaus ernstgemeintes Kompliment im Hinblick auf manches, besser gelungene Werk von Dir zu verstehen.
Ich darf also auf bessere Zeiten hoffen. :)
LG!
S.
 

James Blond

Mitglied
ein Gruß an das herbstlich herabfallnde Laub.
Lieber sufnus, es tut mir leid, aber ich kann hier keinen "sangestechnischen Frontal-Crash" erkennen, sondern lediglich den üblichen sprechtechnischen Abrieb, aber wenn's dich beim Lesen zum Stolpern bringt, dann lies doch stattdessen: "das herbstlich gefallene Laub". Mir gefällt allerdings das erstere besser. :)
Auch auf die typischen Inversionen möchte ich hier nicht verzichten, denn sie tragen die lyrische Parodie.

Lauschen wir einmal kurz Meister Goethe ...

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.


...und was der Kritikus (aber nicht darüber) schrieb:

Was hier m. E. den ziemlich aufdringlichen Klapperton erzeugt, ist die Mischung aus fast ausschließlich ein- oder zweisilbigen Wörtern in Verbindung mit den Inversionen, die das Metrum auf Biegen & Brechen auf Kurs halten. Nur bei "Muttertier" und "Familienglück" gibts eine wohltuende, kleine Abwechslung und die Zeilen klappern prompt auch etwas dezenter - hingegen ist "körnchenkleines" aus zwei zusammengepappten Zweisilbern gefügt und leistet daher keine Klapperabhilfe.
Und hier sind es die Mehrsilber "belebenden" und "Hoffnungsglück", die den zusammengepappten Ein- bis Zweisilbern ein kleines bisschen aus ihrer klappernden Eintönigkeit heraushelfen: Goethe - du kannst das eigentlich besser! ;)

Ich fürchte, lieber sufnus, vermutlich hast du mit deinem hohen Maße mehr herausgehört, als ich hineingelegt habe. Chapeau!

Grüße
JB

 

sufnus

Mitglied
Mit Deinem Versuch einer Goethe-basierten Replik verirrst Du Dich echt ins Läppische. Ein inhaltsbefreiter Versuch von Dir, das letzte Wort zu haben? ;)

Lauschen wir einmal kurz Meister Goethe ...

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.


...und was der Kritikus (aber nicht darüber) schrieb:


Und hier sind es die Mehrsilber "belebenden" und "Hoffnungsglück", die den zusammengepappten Ein- bis Zweisilbern ein kleines bisschen aus ihrer klappernden Eintönigkeit heraushelfen: Goethe - du kannst das eigentlich besser! ;)
Ich versuch trotzdem nochmal einen inhaltlichen Austausch.

Es geht hier, zur Erinnerung, um das Thema der "klappernden Versfüße" (s.o.: "klappernde Eintönigkeit").
Das ist ein spezielles, durchaus nicht ganz unkomplexes, Problem bei einem gleichmäßig gefügten Metrum. In seiner schlimmsten Form tritt das Klappern auf, wenn sich in einer Zeile niemals zwei benachbarte Versfüße in einem Wort "treffen" und es keine ambivalenten Akzentuierungen gibt (also Silben, bei denen die Betonung nicht so ganz genau definierbar ist). Wie gesagt, das ist kein so ganz triviales Phänomen - an Beispielen wirds vielleicht klarer...

Nehmen wir mal einen Jambus (Akzentuierungsabfolge wie in dem Wort "kaputt": unbetont - betont oder xX): Bei einem jambischen Versmaß träte beispielsweise kein Klappern auf, wenn in einer Zeile mit ein- und zweisilbigen Wörtern Wörter vorkommen, in denen sich zwei benachbarte Jamben (xX xX) so treffen, dass eine Aufteilung entsprechend der Wortgrenzen folgendes Bild ergäbe: x Xx X.
Bei diesem beispielshaften Fall würden also zwei einsilbige Wörter ein zweisilbiges Wort flankieren, welches wie ein Trochäus (betont - unbetont, Xx) akzentuiert ist. Dieses zweite Wort hat also Anteil an Jambus 1 und an Jambus 2.

Im Gegensatz dazu mal ein beispiel für ein heftiges Klappern:

Wir woll'n im Vers kein Klappern,
das klingt zu sehr nach Plappern.

Nach Wortgrenzen aufgeteilt ge-ixt:
x X x X x Xx
x X x X x Xx

Wenn man das als hyperkatalektische Jamben auffasst (d. h. als Jamben plus eine finale, unbetonte Silbe am Ende der Zeile), dann treffen sich niemals zwei benachbarte Jamben xX xX in einem Wort. Nur der letzte Jambus bekommt noch als Nachklapp eine unbetonte Silbe geschenkt, "kein Klappern" bzw. "nach Plappern" = "x Xx", die aber gegen den Klappereffekt machtlos ist, weil sie sich nicht zu einem vollständigen Jambus ergänzt.

Alternativ könnte man die Zeilen auch als Trochäus (betont-unbetont, Xx) mit einem einzelen Auftakt (unbetont, x) auffassen. Auch unter dieser Lesart klappert es mächtig, weil auch hier keine zwei benachbarte Trochäen in einem Wort zusammenfinden.
Das Klappern passiert also besonders leicht, wenn man viele einsilbige Wörter aneinanderreiht, die einer eindeutigen Betonung folgen.

Jetzt mal auf James' Verse angewendet:

"Das Muttertier in reifer Schwäche"
x XxX x Xx Xx

Wenn man diesen Vers (den ich ja als etwas minder klappernd eingeschätzt habe) als hyperkatalektischen Jambus auffasst, treffen sich einige Male benachbarte Jamben in einem Wort, nämlich Jambus 1 und Jambus 2 in "Muttertier" und Jambus 3 und Jambus 4 in "reifer".
Klappriger wirds, wenn wir das als Trochäus mit Auftakt lesen, dann teilt sich Trochäus Nr. 2 auf zwei Wörter auf "-tier in", aber es begegnen sich niemals zwei benachbarte Trochäen in einem Wort.

Bei
"zog tief sich in das Holz zurück"
x X x X x X xX

haben wir hingegen einen schweren Fall von jambischem Klappern und nur bei trochäischer Lesart als katalektischer Trochäus mit Auftakt ergäbe sich ein Zusammenfinden von Trochäus 3 mit einem verstümmelten Trochäus 4, dem die unbetonte Silbe fehlt, was genau aufgrund dieser Katalexe (also der Unvollständigkeit des letzten, sozusagen "einsilbigen Trochäus") nicht für eine Entklapperung sorgt.

Jetzt wird spätestens klar, warum das Klappern eines Versfußes, gerade bei Jambus und Trochäus, leichter herauszuhören als zu erklären ist.
Das hängt mit dieser vermaledeiten Mehrdeutigkeit von Versfüßen in Zeilen mit ungerader Silbenzahl zusammen, je nachdem, ob man diese dann "auftaktisch" oder (hyper)katalektisch interpretiert.

Bei
sanft legte es in feine Ritzen
x Xx X x Xx Xx

Könnte man bei jambischer Lesart sagen, dass die meisten benachbarten Versfüße sich sogar in einem Wort treffen - perfekte Entklapperung! Das Problem ist aber, dass das Ohr immer auch eine auftaktische Lesart "mithört" und unter dieser Perspektive (akatalektischer Trochäus mit Auftakt) kommt es niemals zur Verknüpfung zweier Versfüße in einem Wort, was wieder für heftige Beklapperung sorgt.

Aufgrund der Kippstruktur, die durch die wahlweise auftaktische oder (hyper)katalektische Lesart entsteht, sind Klappertöne nur sehr schwer vermeidbar, wenn man in einer Zeile nur ein- oder zweisilbige Wörter verwendet, daher mein Hinweis auf das Einführen von mehrsilbigen Wörtern (vor allem ungeradzahligen Mehrsilbern), was eine, wenn auch nicht 100% zuverlässige, Abhilfemaßnahme gegen das Klappern darstellt.

Aber natürlich kann auch in einem aus ein- und zweisilbern bestehenden Text im Fall etwas verschliffener Akzente ein Klappern vermieden werden.
Bei
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein.
Klappert nix, weil die Grundstruktur zwar so ge-ixt aussähe:
x X x X x X x X
aber das "hier", welches nach diesem Schema jeweils unbetont wäre, doch ziemlich aufmüpfig auf einer Art Halbbetonung besteht. Fast muss man es so lesen:
X X x X X X x X
oder sogar so:
X x x X X x x X
Aufgrund dieser "Verunklarung" der Akzente durch das "hier", welches einerseits unbetont gelesen sein will und andererseits doch auch ein bisschen nach einer Betonung schielt, bleibt das Metrum schön in der Schwebe. Es klappert nix. :)

Und die (oben von mir nochmal zitierte) Pseudoargumentation bzgl. Goehte führt zu gar nix, weil bei dem Goethezitat überhaupt keine regulären Jamben oder Trochäen am Start sind:

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
xXxxXxXxXx

oder die Betonungen eben etwas unklar schweben:

Im Tale grünet Hoffnungsglück;
formal: x Xx Xx XxX
aber "Im" ist ziemlich stark betont und das -glück am Schluss beinahe unbetont.

Und das war ja gerade der Aufhänger meiner ganzen Argumentation: Beim Osterspaziergang ist in besonders eklatanter Weise das Metrum überaus kunstvoll und komplex gestaltet - es wär ziemlich fies, einem Mittelstufe-Gymnasiasten ohne ausgiebige Vorbereitungen diesen Text zu unterbreiten mit der Frage: Welches Metrum wurde hier benutzt?

Überhaupt gestattet sich Goethe nur relativ selten ein in the face-Klappern ("hat der alte Hexenmeister / sich doch einmal wegbegeben"), doch auch in solchen Fällen hat der Geheimrat noch einige Tricks auf Lager und wenn man z. B. die Strophe 2 vom Zauberlehrling betrachtet, hat sichs durch die extatische Sprachhabung und die verkürzten Zeilen ziemlich ausgeklappert. :)

Viel Fließtext - sogar für meine Verhältnisse - und das Thema Klappern ist dennoch nur ganz grob angerissen...

Je nun.

Klappernde Grüße,

S.
 

James Blond

Mitglied
Eine kleiner Vergleich:

Vom Wurme geimpft sind Bett und Schränke,
aus kreisrunden Löchern still rieselt der Staub.
Nur Häufchen des Mehles belegen den Raub,
als wären des Räubers fatale Geschenke
ein Gruß an das herbstlich herabfallnde Laub.


x Xx x Xx xXx x X
x Xx xX x X x Xx
x Xxx Xx x Xx x X
x Xx x Xx xXx xXx
x X x x Xx xXxx X


Das Muttertier in reifer Schwäche
zog tief sich in das Holz zurück,
damit kein Mensch sich an ihm räche
und plante dort Familienglück.

x XxX x Xx Xx
x X x X x X xX
xX x X x X x Xx
x Xx X xXxX


Sanft legte es in feine Ritzen
ein körnchenkleines Ei hinein,
nun grüßt ein Säugling fern der Zitzen:
Hier bin ich Wurm, hier kann ich's sein!

x Xx X x Xx Xx
x XxXx X xX
x X x Xx X x X x
x X x X x X x X


Lieber sufnus,
deine Ausführungen zur Klapperatur der Metren sind sehr interessant, wenn leider auch etwas weitschweifig.

Ich fasse kurz zusammen:
Sie kann sie umgangen werden
– sobald ein Wort mit mehr als Silben auftaucht, als das Metrum umschließt
– sobald sich das Metrum über Wortgrenzen hinaus verschiebt
– sofern sich dem Metrum eine alternative Betonung zugesellt

Ist dies so richtig?

Dann wäre der letzte Vers mit dem verwurmten Goethe-Zitat eigentlich der am schlimmsten klappernde, wenn nicht unser Kritiker ganz schnell eine alternative Betonung aus dem Hut gezaubert hätte. ;)

Lieber sufnus, du hast im vorletzten Beispiel deines Lateinlehrers eigentlich schon ganz gut erklärt, wann's klappert: Es liegt am Vortrag. Denn es lässt sich fast immer eine alternative Betonung finden, die das Geklapper abschwächt.
Auch sind die Wortgrenzen beim Vortrag kaum zu hören, sie helfen nur bedingt gegen das Leiern.

Und nicht zuletzt:
Sollte man einer Persiflage nicht zugestehen, mit typischen Elisionen, Inversionen und etwas metrischem Geklapper den lyrischen Höhenflug zu unterlaufen? Besteht darin vielleicht nicht sogar eine Absicht?

Erübrigte sich insofern nicht eine dezidierte Betrachtung metrischer Feinheiten zugunsten einer inhaltlichen Betrachtung?
Persiflage oder Parodie? Wohl beides. Du sprachst hier von Parodie,.
Ich bleibe bei der Persiflage, denn auch das Osterthema Lebenserwachen als Frühlingsfreude bleibt mir erhalten, transponiert führt es uns das Würmlein "Mensch" vor Augen ...

Grüße
JB



 



 
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