Im Mondlicht (Haiku)

2,80 Stern(e) 5 Bewertungen
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Warum 3 Haiku?

Wie soll man hier kommentieren außer mit "Deine Haiku gefallen mir" oder "Deine Haiku gefallen mir nicht"?

Sorry, ein Haiku ist ein eigenständiger Text, der auch einzeln eingestellt werden sollte zum Lesen und zum Kritisieren und Kommentieren.

Und wer meint, eines seiner Haiku reicht nicht, der sollte sich Gedanken über sein Haiku machen und nicht stattdessen eine Sammlung einstellen.

Der mittlere Text ist übrigens der einzige, der mich in gewisser Weise anspricht. Er lockt mich zumindest, daraus etwas zu machen. Meine Version wäre (in moderner Haiku-Form):

Im Mondlicht
tanzen
Kirschblüten
oder vielleicht

Im Mondlicht -
ein Tanz der
Kirschblüten
... oder ähnlich.


Dass sie in Stille fallen, ergibt sich aus dem Bild von selbst und muss (sollte!) im Haiku nicht erwähnt werden.
 

poetix

Mitglied
Hallo Cellist,
danke für den Kommentar. Es ist wohl eine Streitfrage, ob man Kürzestgedichte einzeln veröffentlichen oder bündeln sollte. Naturgemäß tauchen sie in den Printmedien meist gebündelt auf und die Gründe dafür haben auch mich dazu bewegt, dies zu tun. Aber wir leben ja in einer freien Welt und jeder kann das tun, wie er mag. Ein Werturteil über die Qualität meiner Haiku ist damit jedenfalls nicht impliziert.
Nun zu dem mittleren Haiku. Es ist zwar richtig, dass die Kirschblüten selbst kein Geräusch machen, aber damit ist noch nicht gesagt, dass es ansonsten still ist. Auch das Mondlicht garantiert das noch nicht. Zu dem Bild, das sich ergibt, soll die Stille gehören, sie ist aber nur dann gegeben, wenn sie in der Beschreibung erwähnt wird. Nun zu den vorgeschlagenen Alternativen: Die beiden potentiellen Enjambements "im Mondlicht tanzen" und "Kirschblüten fallen" kommen in der zweiten Alternative überhaupt nicht vor, in der ersten nur eins. Ich werde daher diese Alternativen nicht übernehmen. Trotzdem vielen Dank für die Vorschläge.
Viele Grüße
poetix
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Poetix,

meine Sichtweise, die sich vor allem aus dem ergibt, was ich hier in diesem Forum zum Thema Haiku bisher gelesen habe:

Gerade bei den Miniaturen lohnt es sich unbedingt, die Messlatte möglichst hoch anzusetzen.

Wer einen achtsamen Blick für die Natur entwickelt, der erkennt die "Poesie" in jeder Naturerscheinung. Die Kunst - nach meinem Verständnis - besteht nun darin, über das Beschreiben hinaus diesen besonderen Blick auch solchen Lesern zu vermitteln, die für gewöhnlich darüber hinweg sehen.

In Worte zu fassen, was jeder sehen kann, damit ist es, denke ich, nicht getan. Es geht wohl eher darum, zu vermitteln, was jeder sehen kann, aber kaum einer bewusst sieht.

Beim Haiku im ursprünglichen Sinne kommt noch dazu, dass hier fernöstliche Denkweisen zum Tragen kommen, denen man sicher nicht gerecht wird, wenn man sie mit westlichen Sichtweisen vergleicht. Aber das ist wiederum eine Wissenschaft für sich, mit der ich mich auch nicht auskenne, über die hier in der Vergangenheit aber schon lebhaft diskutiert wurde.

Die Kritik meines Vorredners macht, wenn man das alles zusammen nimmt, durchaus Sinn.

Viele Grüße

NDK
 

poetix

Mitglied
Hallo NewDawnK,
vielen Dank für deinen Kommentar. Es hilft schon eher, wenn man gesagt bekommt, was nicht passt, statt nur die negative Bewertung zu sehen.
Was die Naturbeschreubung betrifft und das Darüberhinausgehen, so muss ich sagen, dass mein Lieblingshaiku, der "Frosch" von Matsuo Basho auch so vorgeht, dass er die Natur nur beschreibt. Das Darüberhinausgehen muss der Leser selbst leisten. Ihn dazu anzustoßen, ist die Leistung des Autors. Mir scheint dieses nun ganz offensichtlich nicht gelungen zu sein.
Noch zur japanischen Kultur: Die Kirschblüte hat in Japan einen hohen Symbolgehalt und der Mond ist ein Symbol für den Zen-Buddhismus. Damit ist, glaube ich, zumindest für das mittlere Haiku der fernöstliche Bezug gegeben. Vielleicht hätte ich ihn wirklich einzeln einstellen sollen. Ich bedanke mich jedenfalls für die Denkanstöße.
Viele Grüße
poetix
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Poetix,

noch einmal zum Verständnis: mir sind Threads wie dieser in lebhafter Erinnerung geblieben: http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=86484
Möglicherweise haben sich die Ansichten inzwischen geändert. Vielleicht meldet sich ja noch einer der Spezialisten zu Wort.

Wichtig ist (ich kann mich auch irren), dass etwas im Text "nachklingt", d.h. dass etwas über die bloße Naturbetrachtung hinaus weist.

Z.B. in Deinem dritten Text:

Das Springkraut:
Ich berühre die Frucht -
sie platzt auf.


beschreibst Du das Verhalten einer Pflanze bei Berührung. Ich bin etwas ratlos, was mir das außer der biologischen Tatsache sagen soll, während beim Haiku "Frosch" von Matsuo eine Spannung entsteht, die eine Weile bestehen bleibt, jedenfalls nach meiner Lesart.

Viele Grüße

NDK
 

poetix

Mitglied
Hallo NewDawnK,
vielen Dank für deine Bemühungen, mir hier weiterzuhelfen und danke für den Link. Das ist ja geradezu ein Wespennest. Dass Haiku ein schweres Gebiet darstellen, wusste ich zwar, aber wie die eigenen Versuche ankommen, nicht. Da du den dritten Text ansprichst (ich traue mich schon kaum noch, von einem Haiku zu sprechen), so hatte ich schon gehofft, dass nach dem Platzen ein Nachhall kommt. Aber ich will mich auch gar nicht zu sehr winden. Die tatsächliche Resonanz zählt. Ich werde wohl den ersten und dritten Text löschen und bei den Redakteuren fragen, ob ich den mittleren einzeln einstellen kann.
Viele Grüße
poetix
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. poetix,

Noch zur japanischen Kultur: Die Kirschblüte hat in Japan einen hohen Symbolgehalt und der Mond ist ein Symbol für den Zen-Buddhismus. Damit ist, glaube ich, zumindest für das mittlere Haiku der fernöstliche Bezug gegeben.
ich glaube nicht, dass es ein guter Weg ist, sich beim Schreiben von Haiku verbissen an der japanischen Kultur zu orientieren. Das kann am Ende nur schiefgehen. Nicht die Imitation japanischer Kultur ist wichtig, sondern das Erfassen des Haikuwesens! Nicht kopieren, sondern selbst leben ist hier die Devise.

Das sage ich dir als Japan-Liebhaber, der sich seit Jahren ausgiebig und überzeugt mit Zen und Haiku beschäftigt. Die japanische Kultur ist wahnsinnig interessant, ebenso der Zen-Buddhismus. Daraus lernt man, wie Haiku tickt, atmet und was Haiku ist. Das aber gilt es, für sich selbst anzuwenden, zu adaptieren.

Wer sich heute für Haiku interessiert, der sollte die Augen öffnen. Diese Kurzlyrik wird heute überall geschrieben, und wenn es sich auch im ersten Moment gruselig anhört, so ist doch gerade das, was in Nordamerika geschrieben wird, ganz besonders interessant. Aber auch die Deutche Haiku-Gesellschaft (deren Mitglied ich bin) tut viel für das moderne Haiku. Und wer dann das moderne Haiku begriffen hat, der liebt immer noch den Mond und die Kirschblüte. Der weiß aber auch, wie diese Symbole zu verwenden sind, wie schnell sie kitschig wirken und dass es so viel mehr darüber hinaus zu sagen gibt. Auch in Haiku-Form.

Das nur noch mal als Denkanstoß. Du kannst das eine oder andere davon annehmen oder auch nicht. ;)

LG
BeBa
 

poetix

Mitglied
Lieber BeBa,

vielen Dank für deinen neuen Kommentar. Natürlich nehme ich ihn gerne an. Du scheinst wesentlich mehr von der japanischen Kultur zu verstehen als ich. Nun ist es andererseits so, dass man es als Ausländer wohl schwer hat, diese Kultur ganz auszuloten. Soll man dann darauf verzichten, Haiku zu schreiben?

Dem, was du über den Bezug zur japanischen Kultur im Haiku sagst, kann ich nur zustimmen. So, wie du es sagst, hört es sich allerdings an, als ob ich gegen diese Prinzipien verstoßen hätte. Dazu: Von den ursprünglich drei Haiku hatte nur eines Bezug zu japanischen Symbolen und dies auch nur ganz subtil, kaum zu erkennen und auf keinen Fall kitschig. Die Szene kann genauso in Deutschland wie in Japan spielen. Das ist keine verbissene Orientierung an der japanischen Kultur.

Wahrscheinlich hast du mir ja auch gar keinen Kitsch unterstellen wollen. Wenn doch, wäre ich dir dankbar, wenn du noch expliziter werden würdest. Wenn du andererseits deine Bemerkungen als allgemeines Statement verstanden haben willst, stimme ich dir voll zu.

Viele Grüße
poetix
 

poetix

Mitglied
Hallo BeBa,
nach längerer Überlegung habe ich mich jetzt doch mit deinem Vorschlag zur Kürzung angefreundet. Zwar sehe ich auch jetzt noch nicht unbedingt die Stille im Bild enthalten, aber die Kürze ist ja ein wichtiges Anliegen des Haiku. Daher kann man vielleicht um dieses Zieles willen auf den zweiten Gedanken des ursprüglichen Haiku, die Stille, verzichten. Nochmal vielen Dank für deinen Vorschlag.
poetix
 

poetix

Mitglied
Hi Walther,
besten Dank für die Hilfe. Ja, sogar ich als als Anfänger erkenne, dass diese Version viel eleganter ist als meine. Gerne habe ich sie übernommen. (Ich hoffe, dass das erlaubt ist.)
Viele Grüße
poetix
 

Walther

Mitglied
guten abend, poetix,

aber selbstredend. du hast das bild geliefert. wir kritikaster verschlimmbessern es nur. :)

lg w.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. poetix,

ich sehe hier im Text

Mondlicht -
Kirschblüten
tanzen
durchaus Stille. Tanzende Kirschblüten stehen ja geradezu dafür ebenso wie das Mondlicht.
Ich finde schon, dass der Text durch deine Änderungen an Qualität gewonnen hat.
Zu optimieren gibt es immer etwas. Mir fällt z.B. gerade ein:


Im Mondlicht -
der Tanz der
Kirschblüten
... aber da könnte ich noch stundenlang weiterbasteln. ;) Warum auch nicht, denn nur so entsteht ein gutes Haiku oder Senryu.

LG
BeBa
 

rogathe

Mitglied
blüten und schneeflocken pflegen bei lyrikern zu tanzen.
ich frage mich jedesmal: walzer, tango, chachacha?

es ist halt so: bei windstille rieseln sie, sonst wirbeln sie.

lg rogathe
 



 
Oben Unten