Im verfallenen Haus eines Fremden

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
im dorf ist es november geworden.
die fenster sind seit tagen verhangen.
am haus kehrt die geschichte zurück,
für die ich zu jung bin. unter der kastanie
verrotten seile. ich öffne die türen,
taste mich blind voran.
unter meinen schritten sprechen die dielen.
sie sagen etwas von dem geheimnis.
ich kenne es nicht und verstehe sie doch.
jahrzehnte entfernen sich.
kehren als spinnenweben wieder.
vor der letzten türe mache ich halt.
für etwas fremdes bleiben wir fremde.
ich kehre um, vor das haus.
sitze. da ich nicht schlafen konnte,
musste ich träumen.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir auch nicht besonders.
Wäre es besser wenn die Dielen knarzen, oder sind die nächsten Zeilen dann zu unverständlich?

L.G
Patrick
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Patrick,
die Atmosphäre deines Textes hat mich in ihren Bann gezogen, ich bin dran hängen geblieben und bin darin eigenen Ängsten begegnet; auf diesem Hintergrund habe ich so geändert, dass die Atmosphäre für mich noch greifbarer wird - kann sein, dass das für dich nicht so passt, vielleicht findest du aber auch eine für dich brauchbare Anregung.
Jedenfalls bin ich schon jetzt auf deine Endfassung gespannt!

lg wüstenrose




im dorf ist es november geworden.
die fenster sind seit tagen verhangen.
am haus kehrt die geschichte zurück,
für die ich zu jung bin. unter der kastanie
verrotten seile. ich öffne die türen,
taste mich blind voran.
unter meinen schritten knarzen die dielen.
sie überliefern leerstellen, die ich horte.
jahrzehnte entfernen sich.
kehren als [blue]spinn[/blue][strike]en[/strike][blue]weben[/blue] wieder.
vor der letzten türe mache ich halt.
für etwas fremdes bleiben wir fremde.
 

ENachtigall

Mitglied
kehren spinnweben wieder
wäre eine sprachlich interessante adjektivische Variante und Möglichkeit.

Die Bearbeitung von wüstenrose gefällt mir wegen ihrer stärkeren lyrischen Akzentuierung sehr; sie verdichtet inhaltlich auf das Notwendige.

Grüße von Elke
 

rogathe

Mitglied
Hallo Patrick,
die Stimmung hast du gut eingefangen. Ein paar Ideen habe ich trotzdem für dich.

"im dorf ist es november geworden" - außerhalb nicht?

Vorschlag

die fenster im dorf sind
novemberverhangen
am haus
kehrt die geschichte zurück
für die ich zu jung bin
seile verrotten unter der kastanie
durch offene türen
über knarzende dielen
taste ich mich blind voran
erspüre das geheimnis
vergangener jahrzehnte
wiedergekommen
als spinnweben

vor der letzten tür mache ich halt
für etwas fremdes bleiben wir fremde


LG rogathe
 

rogathe

Mitglied
wobei "das haus erzählt" reichlich abgedroschen klingt - da sind die sprechenden dielen noch origineller - wenngleich auch sie eher flüsterten ...

lg rogathe
 

revilo

Mitglied
rogathe, meine Süße...ich meinte nicht, dass " Haus erzählt" in das Gedicht soll....wäre in der Tat zu abgedroschen......war nur ne Anregung, eine andere Metapher zu finden....;)
 

revilo

Mitglied
im dorf ist es november geworden.
die fenster sind seit tagen verhangen.
am haus kehrt die geschichte zurück,
für die ich zu jung bin. unter der kastanie
verrotten seile. ich öffne die türen,
taste mich [strike]blind[/strike] voran.
[red]in den zimmern[/red]
[red]murmeln geheimnisse[/red].
[strike]ich kenne es nicht und verstehe sie doch[/strike].
jahrzehnte entfernen sich.
kehren als spinnenweben wieder.
vor der letzten türe mache ich halt.
[strike]für etwas fremdes bleiben wir fremde.[/strike]
[strike]ich[/strike] kehre um, vor das haus.
sitze. [red]konnte nicht schlafen,[/red]
musste [strike]ich[/strike] träumen.


nur ein spontaner Versuch...
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ihr Lieben
Ich bin sehr erfreut über eure Anregungen.
Mir gefällt der Text selber noch nicht so ganz.

Leider habe ich noch keine Idee wie ich ihn umbauen kann,
um ihn zu verbessern. Ich werde die (sehr guten) Anregungen noch
einmal durchlesen und schauen was ich einbaue und weglasse.

Schade nur dass das Ende scheinbar unnütz ist.

Ich habe die Zeilen:
"Da ich nicht schlafen konnte
Musste ich träumen.

für das Sanfte gehalten, das die Stachel der Ängste, die wüstenrose erkannt hat, ein bischen abwetzt.

Hmm
Ich muss nachdenken.

Danke euch allen!

L.G
Patrick
 

rogathe

Mitglied
Was veranlasste LI, ein möglicherweise einsturzgefährdetes Haus eines Fremden zu betreten - noch dazu, wenn das Ängste hervorruft?

Vielleicht wäre es gut, hierzu eine Verszeile bei deiner Überarbeitung einzufügen.

LG rogathe
 
S

scarda

Gast
gerade die "sprechenden Dielen" haben mich angesprochen und in mir das Bild weitergesponnen, dass sie wohl kurz vor den "brechenden Dielen" sind.
Knarzen kann jedes Brett unter jedem beliebigen Gewicht, aber nicht jedes spricht (kommuniziert) mit dem LI
 
Lieber Patrick,
tolles Gedicht. Allerdings die Zeilen 8 und 9 würde ich streichen. Die übrigen Zeilen deuten (als Metaphern) Geheimnisse an, die verständlich und zugleich unverständlich bleiben. Ich finde, das muss nicht auch noch erwähnt werden.
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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