Lieber Bernd
Die meisten meiner Gedichte entstehen zunächst mit Tinte auf Papier. Wahrscheinlich auch, weil ich Handgeschriebenes sehr schätze. Ich schreibe grundsätzlich mit Füller oder Bleistift, weil man einen Kugelschreiber für meinen Geschmack zu steil halten muß. Das Tinte aufziehen ist für mich fast schon ein Ritual, eine willkommene Zäsur im Schreibefluß.
Wie schön, daß Dir meine Zeilen etwas sagen
Lieber Ralf
Natürlich entstehen nicht alle Gedichte, indem sie nur so aus der Feder fließen, aber ab und zu eben doch. Es ist auch keineswegs unbekannt. In der Sturm und Drang Zeit gab es einige Dichter, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Geht es Dir niemals so, daß Dich eine oder mehrere Ideen treffen und Du ganz schnell nach einem Schreibgerät suchst, um den Gedanken festzuhalten?
Ich beobachte viel und versuche Muster dahinter zu erkennen und selbst wenn ich ein Muster erkannt habe, möchte das dann noch in treffende Worte gekleidet werden. So schwirren mir mehrere Komplexe, einzelne Reime, Rhythmen und Gedichtanfänge oder Pointen im Kopf herum, die noch nicht gebannt sind. Wenn ich diese scheuen Wesen versuche zu zwingen, wird es schnell hölzern. Da warte ich lieber, bis mich die Kreativitätspartikel treffen. Oftmals überschlagen sich bei mir dann die Gedanken, so daß mein Füller gar nicht hinterherkommt. Das ist ein beglückendes Gefühl - jedenfalls für mich.
Wenn Du mit jedem Wort immer ringen mußt, kann ich verstehen, weshalb Dir mein Text unreal und unwahr erscheint. Ich muß eher darum ringen, daß mir im Umgang mit meinen Mitmenschen nicht ständig schnippische Bemerkungen entfahren. Das führt wegen des häufigen auf die Zunge Beißens auf Dauer zu einer Lederzunge. Es sind nicht selten die heruntergeschluckten Bemerkungen, die der Samen zu einem weiteren Gedicht sind, indem ich das Thema dann noch weiter ausführe.
Aber jeder hat eben eine andere Herangehensweise.
Liebe Grüße Euch
Thylda