indifferent

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D

Dnreb

Gast
Lautstärke...

Lieber revilo...

und weiter? vor die Wand mit Vollgas...

Gerade aus der "Belanglosigkeit" erwachsen uns neue Möglichkeiten. Anklage ist mir zu wenig für ein Gedicht, welches sich gibt wie Deines.

Dein erdfarbenes Licht ist laut und gekonnt, mehr ist es nicht. Aber das bringt viel Beifall.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 

Walther

Mitglied
hi dnreb,

das sehe ich durchaus nicht so. das lamento ist ein wichtiges sujet der lyrik. der text fängt mit einem durchaus knalligen paradoxon an und arbeitet über ein lautes "Wieso?" steigend zu einem ebenso paradoxen ende vor.

die frage ist, ob man bereit ist, sich auf das bild der lauten erdfarbe einzulassen. die aussage ist ein- und vieldeutig. ich halte diesen text, daher die wertung, für sperrig, aber durchauf bemerkenswert. seine wirkung erfordert allerdings zeit, damit sie sich entfalten kann.

davon investieren wir immer weniger. in alles und jedes. also auch in das, was unter der sprachkunst am meisten zeit für das verstehen braucht: die lyrik.

lg w.
 
D

Dnreb

Gast
Lyrik und die anderen

Lieber revilo, Lieber Walther...

"indifferent" ist ein gut gemachtes Stück Lyrik; das habe ich geschrieben. Auch habe ich keine Probleme, mich auf die sicherlich gewollte Einseitigkeit eines Lamento oder die knallige Wirkung eines Paradoxons (So knallig ist es auch wieder nicht.) einzulassen. Ich reagiere allergisch auf pure Inszenierungen unter dem Deckmäntelchen der Sprachkunst. Pardon - so ist Mensch (bis auf wenige Ausnahmen) nicht zu bewegen, wie schon gesagt, das gibt Applaus, aber keine Rührung.

Auch immer wieder die alte Leier vom blöden Publikum, welches zu wenig investiert. Warum investiert der Künstler nicht mehr in sein Publikum? Das hat jetzt nichts mit Gefallen oder Mode zu tun, das zielt einzig auf funktionierende Kommunikation, die neben aller Sprachkunst eine schlichte Notwendigkeit darstellt, auch für die Lyrik.

Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 
D

Dnreb

Gast
Nachtrag

Gewiss eine Gratwanderung zwischen Sprachkunst und Kommunikation - aber eine Gratwanderung. Auch ist Kommunikation ein wesentlicher Schritt zum Miteinander, also schön.

Selbst die Abstrakten wollen kommunizieren, natürlich jenseits aller Grenzen...

Ich halte jetzt die Klappe.
Herzliche Grüße
Bernd Sommer
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. Walther,
seine wirkung erfordert allerdings zeit, damit sie sich entfalten kann.

davon investieren wir immer weniger. in alles und jedes. also auch in das, was unter der sprachkunst am meisten zeit für das verstehen braucht: die lyrik.
das hast du mal ganz fein ausgedrückt.

LG
BeBa

p.s. Lb. revilo, auf ein paar Zeilen reduzierst du so viel. Beinahe in jeder Zeile, für sich genommen, droht eine Explosion. Das nennt man, glaube ich, verdichten bis zum Anschlag. Intensiv eben!
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich muss mich hier in meiner Meinung Bernd anschließen.
Das ist sicher ohne Zweifel ein gut gemachtes Gedicht, aber es erreicht mich nicht.
Das klingt mir alles zu konstruiert, zu gewollt und zu kalt.

Sorry und liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hallo, Ihr lieben Lesenden.. Danke für Eure Kommentare..es ist sekundär ,ob ein Text ankommt.. ich schreibe nicht für die Galerie, sondern für mich .. für mich war dieser Text eine Explosion, weil ich einfach mal etwas anderes schreiben und mich bin den ewig gleichen revilo- Gedichten entfernen wollte... Es gibt hier sehr viele gute Autoren und - innen, die allerdings immer in der selben Spur verharren und nicht wirklich etwas neues bringen... Versteht mich bitte nicht falsch.. Ich will diesen Text keineswegs überbewerten .. aber für mich ist er absolut wichtig , weil ich in ihm meinen Anfang sehe, mich weiterzuentwickeln und ausgetretene revilopfade, die ich einfach stinklangweilig finde, zu verlassen.. Immer nur den gleichen Brei zu schreiben bringt mir persönlich nix.. einer der Wenigen, die wirklich die Traute haben, den Stil kontinuierlich zu verändern, ist Walther...das bewundere ich...sicherlich auf Ralf Langer
Ich stehe zu diesem Text, mag er auch in den Augen einiger Leser nicht gelungen sein.
LG revilo
Wenn man Lyrik als behagliche Ecke eines Hauses ansieht, ist es einfach, einen Text zu schreiben.... Dann wird alles schön kuschelig , aber langweilig... Wenn man Lyrik als ein renovierungsbedürftiges Haus ansieht, wird die Sache schon schwieriger.... Nur ein spontaner Gedanke..
 
Hallo revilo,
ein Text, der außerhalb der hier inzwischen häufig anzutreffenden Harmonie eine erfreuliche Ausnahme bildet.
Mir gefällt er, zumal er sich nicht umgehend erschließt.
Gruß
Karl
 
D

Dnreb

Gast
wichtig!

Lieber revilo,

ich kann den Wunsch nach Aufbruch und Veränderung gut nachvollziehen und wünsche Dir stets guten Kreativfüllstand.

Herzliche Grüße
Bernd
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo revilo,
das lamento der schal gewordenen alltagsrituale. da bekommt der satz, gefällt mir, ebenfalls eine besondere note ;-)

ein gedanke zum disput:
der text abstrahiert bereits abstraktes und fordert vom leser, gewissermaßen den weg aus den abstraktionen zurück in den alltag zu gehen. ist nicht ohne weiteres geläufig, weshalb der text im fall dann evtl. als allzu distanziert zu den dingen aufgefasst werden kann. ich finde, du hast mit deinem letzten vers, dem erdfarbenen licht, die fährte in diesem sinn gut gelegt. mag sein, dass das manchen noch zu wenig ist. evtl. ist es auch so wie im kino, das zu tränen rührende erlösende ende fehlt, wie der misere zu entkommen wäre, wenigstens auf diese frage überhaupt zu kommen, überlässt du dem leser. das ist gut so. und anspruchsvoll. die kunst wird also vermutlich darin bestehen, anhand gefälliger aufhänger, den betrachter ein stück weit an die hand zu nehmen, damit der vertrauen fasst, die fährte aufzunehmen ...

lg
die dohle

__________________________
wer behauptet da, das leben sei ein spaziergang?
 

revilo

Mitglied
Hallo liebe Dohle......danke für Deinen Eintrag.....ich wollte wirklich keine Lösung präsentieren......das wäre zu einfach.....deswegen der Zusatz lautes erdfarbenes Licht......
LG Oliver
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo revilo,
ich nochmal, hab deinen text noch ein paar mal gelesen.
du haust auf eine sehr spezielle weise dem leser seinen eigenen spiegel um die ohren. so weit so gut, wäre da nicht eine gute prise mindestens sarkasmus.
aus dem umgang mit kindern, -erwachsene sind nix weiter als erwachsene kinder, weiß ich, das ist pures gift. dauernd suche ich in dem text, irgend etwas stimmt nicht. du lässt die klage in sich selbst ruhen, ein inszenierter widerspruch, eine inszenierte auflehnung, die tatsächlich keine ist. gebe zu bedenken in dem fall:
noch am übelsten plattenbau fand ich stets wenigstens eine blühende nelke. also gut, nicht immer eine nelke, hast recht, manchmal war´s dann halt eine pappel, ein löwenzahn oder eine lärche, die in der vergammelten dachrinne wuchs, weiß der geier, woher die kam ...

lg
die dohle
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Dohle,

sieh doch diesen Text als die Wurzel dieser Nelke. Revilo schreibt gekonnt über diesen Plattenbau. Bei dem Überblick, den er hat, liegt die Vermutung doch nahe, dass er in der Dachrinne sitzt...so ein Plattenbau, wirkt ja bisweilen, wie eine Festung...
revilo, Stillstand ist das Los jeder Zeit...
Gefällt mir gut, Dein Text...er beschreibt mir den 'Stand der Dinge' mitten in einer Bewegung...guter Kontrast...das braucht eine Spur Ironie oder Sarkasmus...damit es weckt...
Gruß vom GAP
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo AllAN GAP, hallo revilo,
ich weiß, ich bin da speziell gewickelt.
ich glaube, es ist eine frage der kultur. so, wie ich den text lese, treibt der überspitzt gesagt, meinungen, sichten in ihre jeweilige lager zurück. falls da etwas gehen sollte richtung freiheit und leben, deren fehlen hier beklagt wird, müsste da nicht irgendwie ein wink in diese richtung eingezimmert werden. sogar der plattenbau lockt die nelke mit zwar unscheinbar winzigen, aber dennoch vorhandenen plätzchen ...

falls gedichte auch beschwörungen sind, reicht es nicht, die misere auf sich beruhen zu lassen oder gar zu feiern, das gebe ich zu bedenken. wobei, revilo, ich unterstelle dir die absicht, mittels erzeugtem leidensdruck einen tritt in richtung freiheit verpassen zu wollen, weshalb ich denke, eine diskussion der ziele erübrigt sich. die frage ist, wie kommt man dahin.
bitte nehmt meine gedanken als einen jederzeit kritikfähigen diskussionsbeitrag.

lg
die dohle
 

revilo

Mitglied
Hallo Dohle, hallo Bernd.....lest das Gedicht doch einmal im Zusammenhang mit der Edathy- Affäre....insbesondere die Windungen von Oppermann....dabei habe ich aber beim Schreiben des Gedichts nicht gedacht...die erste Fassung war ohne die letzte Zeile... das war mir zu langweilig.....dann kam die Idee des erdfarbenen Lichts, mit der ich offensichtlich Verwirrung gestiftet habe...:D...

LG revilo
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo revilo,
... alles gut! das erdfarbene licht gehört dahin, sag ich.

zu meinen kommentaren:
... die kommen dann so daher, wenn man, -also ich, auf einer sehr speziellen möglichen lesart herumreitet,
geistige engführung im tunnel sozusagen ;-)

lg
die dohle
 



 
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