Initiation

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Scal

Mitglied
Gewissermaßen auf einem schwankenden o_O Ast sitzend ...:

küsstest ....küsstetes - oder bin ich (kuss-) verwirrt ?

der Wind
Könnte es auch "ein Sturm" sein?

Erst oder "Nur" ?

Schönes Gedicht.

Lieben Gruß
Scal
 

cecil

Mitglied
Nach meinem Verständnis sollte Lyrik Alogismen beinhalten, die Denkprozesse einleiten. Insofern kann ein kurzer prägnanter Text mitunter mehr in Bewegung setzen als viele gut gemeinte Worte. Meine lyrische Initiation: "Ein Kinderwagen schreit".
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Stark!

Bäume/Krähne - Jugend/Alter - Kies/Brot(krümel) - Tod/Liebe, die Gegenüber als innere Linie hin zum alles überragenden Themenpaar der Lyrik!

Fragen der Logik sollte man nur in Meinungslyrik, etwa bei Brecht, diskutieren. In der Empfindungslyrik kann man darauf verzichten ... sollte man vielleicht sogar.


Kristian
 

revilo

Mitglied
Nach meinem Verständnis sollte Lyrik Alogismen beinhalten, die Denkprozesse einleiten. Insofern kann ein kurzer prägnanter Text mitunter mehr in Bewegung setzen als viele gut gemeinte Worte. Meine lyrische Initiation: "Ein Kinderwagen schreit".
ich musste den begriff erst einmal guuhhgeln......das gedicht hat mich von anfang angezogen.......nach der erklärung verstehe ich es gut......eine schreiender kinderwagen fällt nicht darunter....davon kann ich als 2 - facher vater ein lied von singen.......ist zar schon lange her, aaber noch gut in erinnerung..........:).......LG
 

sufnus

Mitglied
Hi cecil!
Cool, dass Du in Deinem Kommentar auf Lichtenstein anspielst, der in meiner lyrischen Schreibwerdungsphase sicherlich auch eine wichtige Rolle spielt. Im Gegensatz zu seinem Gedicht "Dämmerung" wirkt Dein Text auf mich weitaus planvoller, nein, das ist noch keine gute Bezeichnung... wie könnte man es sagen... vielleicht in bewusster Doppeldeutigkeit: Über-dacht: Der Text bewegt sich unter dem Dach (der Durchdenkung) seines Autors und das führt dazu, dass das Gedicht sich in der letzten Strophe quasi selbst erklärt.
Bis dahin, in den Strophen 1 und 2, ist das vom Lichtenstein'schen Reihungsstil gar nicht so weit weg, dem Leser werden die Bilder unverbunden und ohne interpretierende Meta-Ebene angeboten.
Das ändert sich dann mit der letzten Strophe, die das ganze Geschehen in einen Sinnzusammenhang stellt und Ursache und Wirkungen benennt: Der Wind ließ die Äste schwanken, die schwankenden Äste führten zum Kuss. Ich will nicht sagen, dass wir hier schon in einer ganz deterministischen Welt angekommen sind, einige Umkehrungen in der Ereigniskette bleiben denkbar, so könnten die Äste wohl auch unter dem Kuss ins Schwanken geraten sein. Insgesamt wird die Welt hier aber etwas enger, ausgerechnet im Moment des Kusses.
Man hört wahrscheinlich raus: Ich persönlich hätte eine etwas unüberdachtere Reihung bis zum Ende noch einen Tick schöner (weil eben offener) gefunden, aber auch so gefallen mir Deinen Zeilen sehr. Ich mein, hallo, es kommt zum Kuss, was kann in einem Gedicht besseres passieren? Gibt es nicht ein Goethe-Zitat, wonach Gedichte Küsse an die Welt sind?
LG!
S.
 



 
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