Irgendwo in Buxtehude

Constanze

Mitglied
Irgendwo in Buxtehude

1969 wurde ich in Buxtehude geboren. 1975 wurde ich eingeschult, 1988 machte ich dort mein Abitur. Im Anschluss absolvierte ich eine Lehre als Chemielaborantin und studierte drei Semester Lebensmitteltechnologie in Bremerhaven. 1992 kehrte ich gezwungenermaßen nach Buxtehude in mein Elternhaus zurück. Ich musste mein Studium abbrechen, da die Krankheit Morbus Wilson ausbrach.

Es war nicht einfach für mich, da ich ein gradliniger Mensch bin. Es fing damit an, dass meine Sprache nuschelig wurde und ich das Gefühl für meine eigene Lautstärke verlor. Zu dieser Zeit war der Kayser-Fleischer-Korneal-Ring um meine Iris geschlossen, das fiel jedoch dem behandelnden Augenarzt nicht auf. Und ich verlor meine Augen-Hand-Koordination. Das war wie gesagt 1992. Ich bekam schnell die Diagnose Morbus Wilson. Na ja, was heißt schnell – zwei Jahre hat es gedauert. Diese Zeit der Ungewissheit möchte ich nicht noch einmal erleben. 1996 war ich das erste Mal in Düsseldorf in der Uniklinik. Schon im Rollstuhl aber noch mit Sprache gesegnet; diese blieb aber nicht mehr lange. Und meine Handschrift war weg. Sie wurde zuerst zackig dann undeutlich. Ich konnte nicht mehr ordentlich schreiben. Da war ich nun, gefühlt mehr tot als lebendig, gefangen in meinem Körper. Unfähig mich mitzuteilen oder meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Dann begann der beschwerliche Weg zurück. Meine Eltern waren zu der Zeit immer bei mir, gaben mir Kraft und Halt. Es war auch für sie nicht leicht. Freunde und Bekannte wandten sich von uns ab. Ich sah in dieser Zeit nur mich, hatte keine Kraft, mich noch um andere zu kümmern. In dieser Zeit bekam meine Freundin ihr erstes Kind. Sie war Christin und half mir durch ihre bloße Anwesenheit. Wir plauderten viel miteinander, das heißt sie redete und ich schrieb meine Antworten auf. Auf einen DIN A2 Zeichenblock und wenn es hoch kommt einen Satz pro Blatt. Ungefähr ein Jahr später entwickelte ich mit einer Krankengymnastin zusammen meine eigene Zeichensprache, die ich bis heute gebrauche. Diese half mir, mich auf dem 60. Geburtstag meines Onkels sogar mit einer Engländerin zu unterhalten. Dies brachte mir ein Lob von meiner Mami ein.

Ab der Jahrtausendwende stabilisierte ich mich mehr und mehr. Zu Anfang war selbst Fernsehen sehr schwer für mich. Ein Konzentrationsproblem nach nur einer halben Stunde, dann brauchte ich eine Pause. 2002 war ich wieder soweit, dass ich Geschichten schreiben konnte. Ich musste allerdings alles vorschreiben, am Computer schaffte ich nur eine halbe Stunde. Locker drauflos schreiben war nicht. 2006 lernte ich Peter, meinen Freund, kennen. Ich lerne immer noch dazu – ein letzter großer Erfolg war das selbstgemachte Ostermenü. Nichts tolles, aber für mich ein Erlebnis.

Irgendwo in Buxtehude, April 2010
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Constanze, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von ENachtigall

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Constanze

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Irgendwo in Buxtehude

1969 wurde ich in Buxtehude geboren. 1975 wurde ich eingeschult, 1988 machte ich dort mein Abitur. Im Anschluss absolvierte ich eine Lehre als Chemielaborantin und studierte drei Semester Lebensmitteltechnologie in Bremerhaven. 1992 kehrte ich gezwungenermaßen nach Buxtehude in mein Elternhaus zurück. Ich musste mein Studium abbrechen, da die Krankheit Morbus Wilson ausbrach.

Es war nicht einfach für mich, da ich ein gradliniger Mensch bin. Es fing damit an, dass meine Sprache nuschelig wurde und ich das Gefühl für meine eigene Lautstärke verlor. Zu dieser Zeit war der Kayser-Fleischer-Korneal-Ring um meine Iris geschlossen, das fiel jedoch dem behandelnden Augenarzt nicht auf. Und ich verlor meine Augen-Hand-Koordination. Das war wie gesagt 1992. Ich bekam schnell die Diagnose Morbus Wilson. Na ja, was heißt schnell – zwei Jahre hat es gedauert. Diese Zeit der Ungewissheit möchte ich nicht noch einmal erleben. 1996 war ich das erste Mal in Düsseldorf in der Uniklinik. Schon im Rollstuhl aber noch mit Sprache gesegnet; diese blieb aber nicht mehr lange. Und meine Handschrift war weg. Sie wurde zuerst zackig dann undeutlich. Ich konnte nicht mehr ordentlich schreiben. Da war ich nun, gefühlt mehr tot als lebendig, gefangen in meinem Körper. Unfähig mich mitzuteilen oder meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Dann begann der beschwerliche Weg zurück. Meine Eltern waren zu der Zeit immer bei mir, gaben mir Kraft und Halt. Es war auch für sie nicht leicht. Freunde und Bekannte wandten sich von uns ab. Ich sah in dieser Zeit nur mich, hatte keine Kraft, mich noch um andere zu kümmern. In dieser Zeit bekam meine Freundin ihr erstes Kind. Sie war Christin und half mir durch ihre bloße Anwesenheit. Wir plauderten viel miteinander, das heißt sie redete und ich schrieb meine Antworten auf. Auf einen DIN A2 Zeichenblock und wenn es hoch kommt einen Satz pro Blatt. Ungefähr ein Jahr später entwickelte ich mit einer Krankengymnastin zusammen meine eigene Zeichensprache, die ich bis heute gebrauche. Diese half mir, mich auf dem 60. Geburtstag meines Onkels sogar mit einer Engländerin zu unterhalten. Dies brachte mir ein Lob von meiner Mami ein.

Ab der Jahrtausendwende stabilisierte ich mich mehr und mehr. Zu Anfang war selbst Fernsehen sehr schwer für mich. Ein Konzentrationsproblem nach nur einer halben Stunde, dann brauchte ich eine Pause. 2002 war ich wieder soweit, dass ich Geschichten schreiben konnte. Ich musste allerdings alles vorschreiben, am Computer schaffte ich nur eine halbe Stunde. Locker drauflos schreiben war nicht. 2006 lernte ich Peter, meinen Freund, kennen. Ich lerne immer noch dazu – ein letzter großer Erfolg war das selbstgemachte Ostermenü. Nichts tolles, aber für mich ein Erlebnis.

Irgendwo in Buxtehude, April 2010


Ein Liebtus in der Wüste
oder
Die Geschichte meiner Malerei



Wo fang ich an? Oder besser wann? Am Anfang! Sehr guter Vorschlag! Setzen wir den Anfang in den September 2014, als ich mich von meinem damaligen Freund trennte. Ich hatte einiges nachzuholen, bis ich wieder nach vorne blicken konnte. Mitte Februar 2015 war das erledigt. Ich hatte dann einen Zusammenbruch infolgedessen mir Antidepressiva verschrieben wurden. Ich wurde dadurch ruhiger.

Ich fing wieder an, zu malen. Erst langsam, dann mit wachsender Begeisterung. Papa bestellte mir 20 mit Leinwand bezogene Keilrahmen. Frei nach dem Motto "da hat sie genug damit zu tun." Was kann ich noch erzählen? Das Malen macht mir Freude und half mir, mich selbst zu lieben.

Nun ja, wenn ich ehrlich sein soll, half mir auch die aufrichtige Bhttps://www.leselupe.de/lw/forumdisplay.php?forumid=41&lpcat=p&prep=id_divproewunderung seitens meines Umfeldes. Egal, ob in der Gemeinde, Sozialarbeiterin, Freunde oder Nachbarn - nur positives Feedback. Ich fing an, mich nicht so überflüssig zu finden, wie normalerweise.

Ich male nicht mehr so exakt wie früher, aber mit genauso viel Freude und Elan. Ein hübsches Kompliment machte mir die Mutter einer Freundin: " Man sieht es deinen Bildern an, dass du mit Freude malst.“

Ich sprach mit meiner Freundin Elke von März bis Mai über die Malerei. Egal was ich zu Keilrahmen brachte, es wurde mit Elke besprochen. So war das folgende Gespräch nicht weiter verwunderlich:

"Ich habe einen Kaktus in der Wüste gemalt. "Hat er Stacheln?" "Nein. Es ist ein Liebtus."

Irgendwo in Buxtehude, Mai 2015
 



 
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