Jans Aufgabe / Für Kinder ab 6 Jahren Aktuelle Version ©Monika Rieger
Jan saß am Tisch beim Abendbrot. Er hatte keinen Hunger, der Bauch tat ihm weh und der Kopf auch. Denn Jan dachte an die Schule. Nein, er wollte nicht dahin, jedenfalls nicht morgen.
Jan zuckte zusammen als der Vater sagte: „Junge, warum schüttelst du den Kopf? Warum isst du nichts?“
Jan seufzte. „Ich habe keinen Hunger!“
„Wenn wir gegessen haben, erzählst du mir, warum du keinen Hunger hast. Trink wenigstens vom Tee, die Nacht ist lang und es wäre doch schrecklich, wenn du mitten im Schlaf von deinem knurrenden Bauch geweckt würdest.“
Jetzt lachte Jan kurz und aß sein Abendbrot. Danach räumte er mit dem Vater den Tisch ab und setzte sich mit ihm ins Wohnzimmer aufs Sofa. Der Vater blinzelte ihm zu.
Jan seufzte noch einmal leise und begann: „Ich will morgen nicht in die Schule.“
Der Vater räusperte sich:“ Hör mal, Jan, erzähl mir doch, was passiert ist. Wenn du jedes Mal nur einen Satz sagst, sitzen wir noch um Mitternacht auf dem Sofa.“ Der Vater strich ihm über den Arm und Jan begann: „Wir machen morgen in der Schule ein Projekt, pflanzen Blumen in den Schulgarten und ich muss das mit Adem machen. Der hat heute mein Federmäppchen durchs Klassenzimmer geschmissen und Anna an ihrem Zopf gezogen. Jeden Tag fällt ihm was Blödes ein. Niemand will bei Adem sitzen und niemand will mit ihm Blumen pflanzen. Da hat der Lehrer gesagt, dass ich das machen muss. Warum ausgerechnet ich?“ Jan lehnte sich an den Vater
„Und jetzt willst du kneifen“? fragte der.
„Ja, schon, er ist wirklich ein Schlimmer, hat gesagt, dass er mir die Blumenerde an den Kopf werfen will. Ich habe das dem Lehrer erzählt, aber er hat nur gemeint, dass Adem sich auch benehmen kann. Es ist jetzt meine Aufgabe und Adems Aufgabe die Blumen im Garten ordentlich zu pflanzen. Basta! Aber ich will nicht! Nicht mit Adem.“
„Wäre es dir lieber, Anna würde mit Adem pflanzen?“
„Nein, natürlich nicht, aber der Lucas! Der ist doch viel stärker als ich.“
„Es kommt nicht auf die Stärke an, sondern ob du dir zu helfen weißt. Du willst dich vor einer Aufgabe drücken. Pass auf Jan, ich erzähl dir mal eine Geschichte von meinem Großvater Hannes.
Vor langer Zeit, als Hannes ein Kind war, musste er seinem Vater helfen. Das tat er gern. Hannes durfte die Beeren pflücken und auf den Kirschbaum steigen, um von ganz oben die süßen Früchte zu holen. Außerdem half er bei der Apfelernte.
Eines Tages jedoch trug ihm der Vater auf, er solle vier Brote und einen Streuselkuchen in den Laden zu Frau Rabniz bringen. Der Vater arbeitete zwar bei der Eisenbahn, doch er war auch ein Bäcker und buk einmal in der Woche Brot und Streuselkuchen. Aber Hannes war noch nie allein in diesem Laden, er fürchtete sich zu sehr vor dem großen Hund, der stets wachsam vor dem Geschäft lag. Er fragte den Vater, ob er das wirklich tun musste, er könnte doch keine vier Brote und einen Kuchen tragen. Und neben der Ladentüre wachte der große Hund. Der würde ihn sicher nicht in den Laden lassen. Der Vater zog die Augenbrauen hoch und sagte: „Du kommst bald in die Schule, da wirst du dir mit dem Hund schon zu helfen wissen. Brot und Kuchen habe ich dir in den Leiterwagen gelegt.“
Hannes lief zuerst zu seinem Freund Franz und bat ihn, mit zu kommen. Aber Franz hatte keine Zeit. Nun ärgerte sich Hannes, diesen Umweg hätte er sich sparen können. Schweren Herzens zog er den Wagen bis kurz vor den Laden. Der Wachhund stand auf und schaute ihm entgegen. Hannes blieb stehen. Eine ganze Weile. Dann holte er tief Luft und rief, so laut er konnte: „Frau Rabniz.“ Diese kam auch sogleich hinaus. Mit ihr zusammen zog Hannes den Wagen nahe an den Laden. Sie riet ihm ruhig zu bleiben, nicht zu rennen und den Hund nicht zu beachten. Er läge an der Leine und käme nicht zu Hannes. Im Nu brachte sie mit Hannes das Gebäck in den Laden.
Sie schenkte ihm noch ein Himbeerbonbon. Während Hannes den leeren Leiterwagen nach Hause brachte, fragte er sich, warum er sich so vor dieser Aufgabe gefürchtet hatte. So war das damals.“
Jan hatte zugehört, ohne den Vater zu unterbrechen. Dann fragte er: „Hatte Hannes keine Angst mehr vor dem Hund?“
„Doch, noch eine ganze Weile“, sagte der Vater. „Trotzdem hat er immer wieder einmal Kuchen und Brot zu Frau Rabniz gefahren. Er wusste ja nun, wie er ohne Gefahr am Hund vorbei kam.“
„Du meinst, ich soll mir morgen was einfallen lassen und mit Adem pflanzen?“
„Ja“, sagte der Vater, es ist deine Aufgabe. Wenn du Schwierigkeiten bekommst, findest du jemand, an den du dich wenden kannst.“
Jan Bauchschmerzen waren verschwunden. Sein Vater und der Lehrer fanden, dass er diese Aufgaben gut lösen würde. Jan kicherte und sagte dann: „Ich rufe einfach Frau Rabniz.“
Der Vater nahm Jan in die Arme, lachte mit ihm und flüsterte: „Nun schlaf gut, Jan. Ich denke morgen an dich.“
©M.Rieger
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Was meint ihr Kinder, haben Jan und Adem ihre Aufgabe gut gemacht?
Ja, es hat geklappt. Soviel kann ich euch verraten. Sie haben Sonnenblumen gepflanzt. Doch das ist wieder eine ganz neue Geschichte.
Jan saß am Tisch beim Abendbrot. Er hatte keinen Hunger, der Bauch tat ihm weh und der Kopf auch. Denn Jan dachte an die Schule. Nein, er wollte nicht dahin, jedenfalls nicht morgen.
Jan zuckte zusammen als der Vater sagte: „Junge, warum schüttelst du den Kopf? Warum isst du nichts?“
Jan seufzte. „Ich habe keinen Hunger!“
„Wenn wir gegessen haben, erzählst du mir, warum du keinen Hunger hast. Trink wenigstens vom Tee, die Nacht ist lang und es wäre doch schrecklich, wenn du mitten im Schlaf von deinem knurrenden Bauch geweckt würdest.“
Jetzt lachte Jan kurz und aß sein Abendbrot. Danach räumte er mit dem Vater den Tisch ab und setzte sich mit ihm ins Wohnzimmer aufs Sofa. Der Vater blinzelte ihm zu.
Jan seufzte noch einmal leise und begann: „Ich will morgen nicht in die Schule.“
Der Vater räusperte sich:“ Hör mal, Jan, erzähl mir doch, was passiert ist. Wenn du jedes Mal nur einen Satz sagst, sitzen wir noch um Mitternacht auf dem Sofa.“ Der Vater strich ihm über den Arm und Jan begann: „Wir machen morgen in der Schule ein Projekt, pflanzen Blumen in den Schulgarten und ich muss das mit Adem machen. Der hat heute mein Federmäppchen durchs Klassenzimmer geschmissen und Anna an ihrem Zopf gezogen. Jeden Tag fällt ihm was Blödes ein. Niemand will bei Adem sitzen und niemand will mit ihm Blumen pflanzen. Da hat der Lehrer gesagt, dass ich das machen muss. Warum ausgerechnet ich?“ Jan lehnte sich an den Vater
„Und jetzt willst du kneifen“? fragte der.
„Ja, schon, er ist wirklich ein Schlimmer, hat gesagt, dass er mir die Blumenerde an den Kopf werfen will. Ich habe das dem Lehrer erzählt, aber er hat nur gemeint, dass Adem sich auch benehmen kann. Es ist jetzt meine Aufgabe und Adems Aufgabe die Blumen im Garten ordentlich zu pflanzen. Basta! Aber ich will nicht! Nicht mit Adem.“
„Wäre es dir lieber, Anna würde mit Adem pflanzen?“
„Nein, natürlich nicht, aber der Lucas! Der ist doch viel stärker als ich.“
„Es kommt nicht auf die Stärke an, sondern ob du dir zu helfen weißt. Du willst dich vor einer Aufgabe drücken. Pass auf Jan, ich erzähl dir mal eine Geschichte von meinem Großvater Hannes.
Vor langer Zeit, als Hannes ein Kind war, musste er seinem Vater helfen. Das tat er gern. Hannes durfte die Beeren pflücken und auf den Kirschbaum steigen, um von ganz oben die süßen Früchte zu holen. Außerdem half er bei der Apfelernte.
Eines Tages jedoch trug ihm der Vater auf, er solle vier Brote und einen Streuselkuchen in den Laden zu Frau Rabniz bringen. Der Vater arbeitete zwar bei der Eisenbahn, doch er war auch ein Bäcker und buk einmal in der Woche Brot und Streuselkuchen. Aber Hannes war noch nie allein in diesem Laden, er fürchtete sich zu sehr vor dem großen Hund, der stets wachsam vor dem Geschäft lag. Er fragte den Vater, ob er das wirklich tun musste, er könnte doch keine vier Brote und einen Kuchen tragen. Und neben der Ladentüre wachte der große Hund. Der würde ihn sicher nicht in den Laden lassen. Der Vater zog die Augenbrauen hoch und sagte: „Du kommst bald in die Schule, da wirst du dir mit dem Hund schon zu helfen wissen. Brot und Kuchen habe ich dir in den Leiterwagen gelegt.“
Hannes lief zuerst zu seinem Freund Franz und bat ihn, mit zu kommen. Aber Franz hatte keine Zeit. Nun ärgerte sich Hannes, diesen Umweg hätte er sich sparen können. Schweren Herzens zog er den Wagen bis kurz vor den Laden. Der Wachhund stand auf und schaute ihm entgegen. Hannes blieb stehen. Eine ganze Weile. Dann holte er tief Luft und rief, so laut er konnte: „Frau Rabniz.“ Diese kam auch sogleich hinaus. Mit ihr zusammen zog Hannes den Wagen nahe an den Laden. Sie riet ihm ruhig zu bleiben, nicht zu rennen und den Hund nicht zu beachten. Er läge an der Leine und käme nicht zu Hannes. Im Nu brachte sie mit Hannes das Gebäck in den Laden.
Sie schenkte ihm noch ein Himbeerbonbon. Während Hannes den leeren Leiterwagen nach Hause brachte, fragte er sich, warum er sich so vor dieser Aufgabe gefürchtet hatte. So war das damals.“
Jan hatte zugehört, ohne den Vater zu unterbrechen. Dann fragte er: „Hatte Hannes keine Angst mehr vor dem Hund?“
„Doch, noch eine ganze Weile“, sagte der Vater. „Trotzdem hat er immer wieder einmal Kuchen und Brot zu Frau Rabniz gefahren. Er wusste ja nun, wie er ohne Gefahr am Hund vorbei kam.“
„Du meinst, ich soll mir morgen was einfallen lassen und mit Adem pflanzen?“
„Ja“, sagte der Vater, es ist deine Aufgabe. Wenn du Schwierigkeiten bekommst, findest du jemand, an den du dich wenden kannst.“
Jan Bauchschmerzen waren verschwunden. Sein Vater und der Lehrer fanden, dass er diese Aufgaben gut lösen würde. Jan kicherte und sagte dann: „Ich rufe einfach Frau Rabniz.“
Der Vater nahm Jan in die Arme, lachte mit ihm und flüsterte: „Nun schlaf gut, Jan. Ich denke morgen an dich.“
©M.Rieger
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Was meint ihr Kinder, haben Jan und Adem ihre Aufgabe gut gemacht?
Ja, es hat geklappt. Soviel kann ich euch verraten. Sie haben Sonnenblumen gepflanzt. Doch das ist wieder eine ganz neue Geschichte.
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