jenseits der sieben berge

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
jenseits der sieben berge


der captain ist ein gerissener hund
er will den bord com puter beiszen
der kurze schluss verschmelzt im mund
dusz monts die wie aphrodi sündu kusch heiszen

ein schöner tod – der die wache hielt sagte
er habe am morgen nen schatten gesehn
durchfressen von bleiglanz und zinn als es tagte
gerissen der sittiche schrei vom verstehn –

das war diese dunkle materie lacht
der dockter der mannschaft der heiler der meute
der leiter der heute den schlaf dienst macht
scheucht leicht von der träume leiter die leute:

ein glas dem lichte wie gasenichts dicht
der klasse der massen gilt schwer deren schuld
verschämt verschleiert die nacht ihr gesicht
den schatten von schwarz brot krusten ok kult
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Der Leser macht das Gedicht.

Der Leser allerdings, der hier anonym einen nackten Einser gegeben hat, liest es als "zu konstruiert". Ich denke, er kann noch ein wenig üben.

Ich, als unbefangener Leser, lese es locker, es ist nicht einmal in der Erzählung straff gefügt, die Metaphern hängen so lose aneinander, daß sie sich fast verselbständigen. Ich finde dennoch einige Zusammenhänge, die bis in die Selbstbezüglichkeit des Gedichtes reichen, dessen "dunkle materie" hier ironisiert wird.

Das tanzt so locker übers Glatteis, - nun ja, es ist wie beim Eiskunstlauf: manche Juroren fremdeln. Sie frieren, sie bibbern, denn sie tanzen nicht mit.
 

L'étranger

Mitglied
Hallo Mondnein,

das Gedicht ist völlig o.k., und die 1 natürlich nicht wirklich angemessen, aber eben eine mögliche Reaktion.

Nur eines nehmen wir einem Autor nicht ab, nämlich dass er unbefangen ist.

Lé.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wieso, liebe Lé,
sollte ich als Leser nicht unbefangen sein?
Es gehört zum Dichten, sich völlig aus sich herauszusetzen und die Position eines absolut unbefangenen Hörers einzunehmen, dem ein gleichfalls unbefangener Leser das Lied vorsingt.
Das wird in diesem Fall dadurch erleichtert, daß die Lieder, die ich zur Zeit in der Lelu einbringe, schon seit zwei Jahren in der Schublade liegen. Ich könnte sie heute nicht mehr neu schreiben, ich könnte sie auch nicht aus dem Gedüchtnis wiederholen, ich habe sie vergessen.
Es kommt vor, daß ich einzelne Stellen nicht spontan verstehe und mit Phantasie hineinsteigen muß in die verkofferten Metaphern. Da entdecke ich dann einiges. So wie jeder andere Leser auch. Ob da eine Geschichte drin steckt, die kommunikativ zwischen Captain und Schiffsarzt hin und herspielt, unbewußt geklaut aus der Startrek-Picardie oder unbekannten Babylonesome Five Folgen?
Allerdings macht es mir viel Spaß, in den alten Versen auf Reisen zu gehen. Bonbons zu lutschen wie die doucements und aphrodisiaka der ersten Strophe.

Es besteht natürlich keine Notwendigkeit, schöne Gedichte in der Lelu zu veröffentlichen. Ich kann die Dinger auch alleine verspeisen. Ich habe weder Verlag noch Wettbewerbspreise. Ab und zu erinnert mich wieder mal der eine oder der andere Sympoiet daran, daß ich am Niedergang der deutschen Lyrik mitschuld bin. Oder daß ich hier nicht hingehöre. Das ist natürlich Quatsch, denn ich habe noch etwa drei schulterklopfende Leser, früher waren es fünf, sechs. Die schauen manchmal rein und schenken mir eine mitleidige Vier. Nicht immer. Ich schreibe dann eine Erklärung, einen Geheimnisverrat, aber das ist dann meistens zu spät.

und wenn sonst keiner sich meiner erinnert
ich dresch meinen reim durchs vergessen der zeiten

grusz, hansz
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Hansz,

wie so oft erschliessen sich Deine Gedichte mir am besten, wenn ich sie laut lese. Es sind wundersame Gesänge, die gesprochen immer neue Klang- und Inhaltswelten öffnen. :)

Hier könnte ich mir auch statt "verschmelzt" ein "verschmilzt" vorstellen.

Herzliche Grüße

Herbert

PS: Die 1 ist hier eine unmögliche Note.... meiner Meinung nach.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Herzlichen Dank, HerbertH!

Ja, über den Unterschied von "verschmilzt" und "verschmelzt" hat der Schreiber gewiß nachgedacht: Isoliert man den Vers, habern wir intransitives "verschmilzt"; das transitive "verschmelzt" verlangt ein Objekt, und das sind die Süßigkeiten, die doucements, des unmittelbar angeschlossenen Verses. die aber aufgebrochen sind, so daß mit den "monts" die Berge des Hindukusch vorbereitet werden.
Etwas freie Metaphern, fast schon absolut.

Der Zusammenhang ist traumhaft, mit einer Art immanenter Gedankenkontrolle durch den Schiffsarzt. Das sind diese Intelligenzvertreter der Autoren, ich denke da an den Doc in Stevensons "Schatzinsel", oder den im Film "Master and Commander".

Warum da eine Anspielung auf die marxistische "klasse der massen" steht, weiß ich nicht mehr. Vielleicht wollte ich Margot Honecker ärgern.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich rätsle noch immer darüber rum, was an diesem lockeren Reflexionsgeschwanke "konstruiert" sein soll. Zumal "Konstruktion" jedem Statiker, der die Balancen der Metaphern und Metren erwägt, als Rückgrat und Gefüge tragender Säulen gilt. Zum Beispiel die alkäischen Strophen bei Horaz und Hölderlin.
 



 
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