hallo oli,
ich sehe hier zwei stücke. das eine ist der wirkliche teil.
(strophe 1). das andere ist der empfundene teil(strophe 2 und 3)
ich empfehlte in strophe eins mit dem wichtigsten zu beginnen.
Das ist für mich die fortbewegung, also „du joggst“.
Abseits aller sportlichen betrachtungen ist das joggen eine interessante
art sich zwischen a und b zu bewegen.
Wer joggt will nicht ankommen die bewegung als solche ist
in sich der sinn der handlung.
Ein jogger bewegt sich in der regel kreisförmig und anfangs und endpunkt
fallen zusammen!
Der weiterhin beschriebene teil in strophe eins ist eine winterlandschaft.
Hier könnte man adjektivisch mit sicherheit etwas reduzieren.
( zum „sengenden gefriermorgenlicht“ schrieb ich dir schon etwas...
interessant ist hier für mich der „raspelnde himmel“ vor allem in bezug auf
den titel „jenseits“.
„jenseits“ ist einerseits eine „befindlichkeitsbeschreibung“ im kausal örtrlichen
sinne, zum anderen aber auch ein eschatologischer begriff ein ort der letzten dinge,
ein ort hinter der wirklichkeit, also jetzt wieder, „jenseits“ der kausalen zusammenhänge.
Dieses „jenseits“ wird in strophe zwei wider aufgenommen:
„überholst du die wirklichkeit“
während das lyrich also einen kreis läuft, überholt es die wirklichkeit
und befindet sich jenseits davon..
dies ist „der moment“ ( strophe drei)
und wir stehen staunend davor, denn er lässt sich nicht „nachdenken“.
Der „kompass der stille“ ( com passo: der zirkelweg, das umschreiten- siehe „joggen als kreisbewegung)
führt lyrich zur vokabel( zum fremdwort!!) des seins.
Es liesse sich über das „fahrlässig“ kräftig streiten.
deutet es doch an, das lyrich billigend den verlust in kauf nimmt!
vielleicht ist es vieleher so, dass das „lässige“ eher unsere haltung dem gegenüber ausdrückt , was wir
in äußerst seltenen momenten erleben, und weil es uns inellektuell überragt, zucken wir nur mit den achseln.
so bleibt das konjugieren des momentes eine geistige tat, die dem ziel der erkenntnis, nicht näher kommen hilft ( konjugare – verbinden).
wir beugen(flexion) die worte.
aber wir erreichen nicht mehr den moment im „jenseits“
der weg ist versperrt und doch liegt er irgendwo in
„der tonlosen bestenden landschaft“.
Vielleicht zwischen den schritten... wer weiß?
Also:
jenseits
du joggst im sengenden
gefriermorgenlicht
durch tonlose vor kälte
berstende landschaft
der himmel raspelt flirrenden schnee
unter den füßen:
ein kompass der stille -
mit knirschenden schritten
überholst du die wirklichkeit
später
wirst du diesen moment immer
und immer wieder konjugieren
wie eine fahrlässige vokabel
deren bedeutung dir ständig
entfällt
lg
ralf