Kaffee

4,50 Stern(e) 28 Bewertungen
S

suzah

Gast
hallo ofterdingen,

"Dir verdanke ich übrigens ein erleichtertes Aufatmen, dachte bei deinem Nick zuerst, du seist diese Dummschwätzerin aus einem anderen LitForum, die überall ihren Senf dazugibt. War dann angenehm überrascht, dass es feinen Mokka gab ganz ohne Senf. Danke! Auch an dich einen Sonnenstrahl! Ach was sage ich, an jeden einen! :)"

vielen dank, ich bemühe mich immer um objektive kritik, die ich auch von den anderen lelu-migliedern erwarte und schätze. dass es einen gleichen nick in einem anderen forum gibt, wußte ich nicht, gib mir doch mal einen tipp. evtl muss ich dann meinen nick ändern?

liebe grüße und noch einige sonnige herbsttage,
suzah
 

Ofterdingen

Mitglied
Wie angekündigt zum Abschluss eine zweite Textfassung:


Kaffee


Nachdem der Ober den Cappucino auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus dem Milchschaum taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.

S. hilft dem Tier aus der Tasse, hält es behutsam in der Hand und streichelt es über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober.

Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er vorwurfsvoll und zeigt dem Mann das Küken.

Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt.

Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.

Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.

Sei mir willkommen, Küken, sagt S. und streichelt es sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen?

Hast du einen Garten? fragt das Küken.

Ja, in den Hügeln. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest.

Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen?

Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach, und seine Wände streiche ich dunkelrot, innen und außen.

Gut, sagt das Küken.

Dann schweigen beide. Nach einer Weile sagt S.:

Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss.

Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr.

Copyright Ofterdingen
 

Wipfel

Mitglied
Hallo Ofterdingen,

ich gebe es sofort zu: all die Kommentare habe ich nur oberflächlich gelesen. Daher kann meine Anmerkung eine Doppelung sein:

Nachdem der Ober den Kaffee auf [blue]seinen[/blue] Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus der schwarzen Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.
Der Ober hat einen eigenen Tisch? Und an diesem sitzt S.? Ich meine, hier versteckt sich ein "Bezugsfehelr". Dadurch, dass du noch zwei Sätze brauchst, um zu S. zu kommen, ordne ich dem Ober den Tisch zu. War das so gewollt?

Grüße von wipfel
 
S

suzah

Gast
hallo wipfel,

"Nachdem der Ober den Kaffee auf seinen Tisch gestellt hat"

der ober hat einerseits den kaffee nicht auf "den" (irgendeinen) tisch gestellt, sondern auf "seinen" des prot.

andererseits hat in einem (größeren) café, von dem ich bei der bezeichnung "ober" ausgehe, jeder der kellner "seine" tische, eine bestimmte anzahl, für die er zuständig ist und sein kollege hat auch "seine" tische.

so kann es vorkommen, dass du hörst: "kollege kommt gleich", wenn du etwas beim "falschen" vorübergehenden bestellen willst.

deshalb gehe ich in eine kleine cafébar, da wirst du sofort bedient (und man kennt dich und bringt sofort das richtige getränk), außerdem: der kaffee hat bessere qualität.

liebe grüße aus berlin suzah
 

Wipfel

Mitglied
Hallo suzah,

stimmt, so kann man es auch sehen. Obwohl ich selbst es dennoch anders schreiben würde, einfach auch um solche Dinge auszuschließen - bei solch einem guten Text.

Neulich saß ich in Berlin in einem Café (Neuköln) und dachte, schon schön hier. Und vom Kaffee verstehen die Türken was. Ich mag es, wenn es lebendig ist... Und dennoch, das rumgeobere genieße ich auch gern, ab und zu jedenfalls.

Und dann gibt es noch die Kneipe, in der der Ober (Kelner) tasächlich seinen eigenen Tisch hat (Brot und Tulpen - kennst du den Film?)

Liebe Grüße von wipfel
 
S

suzah

Gast
hallo wipfel,
türk. kaffee ist gut, trinke ich auch gern.
den film kenne ich nicht.
lg suzah
 
O

Open Mike

Gast
Die neue ist besser als die alte Version.

Nachdem der Ober den Cappucino auf seinen Tisch gestellt hat
→ Cappuccino
Kommt von cappuccio (Kapuze). Anders als Chococino.

Oder → Capuchino, wie er sich, wenn ich mich recht entsinne, in Spanien schreibt.

om
 
S

suzah

Gast
hallo open mike,

das ist bestimmt ein tippfehler, denn

hallo ofterdingen!
(diese version gefällt mir gut)

er weiß, wie man cappuccino schreibt, kam ja schon etliche male zu beginn im text vor.

liebe grüße aus berlin suzah
 
O

Open Mike

Gast
Keine Sorge, denn

dass ich weiß, dass er dies weiß, weiß er sicher auch.

om
 

Muffinman

Mitglied
Hallo Ofterdingen,

ich muss gestehen, dass ich nach dem ersten Lesen nicht viel mit dem Schluss anfangen konnte. Als ich in einer ruhigen Minute aber nochmal etwas Zeit hatte, fand ich eine für mich sehr schöne Deutung. :) Ob es die ist, die der Autor im Sinn hatte? Man weiß es nicht, aber es ist auch nicht so wichtig oder?

Ich habe noch ein paar persönliche Anmerkungen zum Text an sich.

I.

..., und aus der schwarzen Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken.
Ich finde der Fluss wird durch diese kurzen Sätze unterbrochen, speziell durch die Wiederholung des "Kopfes". Auch wenn es Stilmittel sein soll finde ich es eher schädlich als nützlich. Irgendwie wirkt es, als hätte jemand die Notbremse gezogen, da in dem kleinen Stück vorher recht schnell mit der Erzählung vorangeschritten wurde.

Mir würde es wohl besser gefallen, wenn es etwas in der Form wäre (nicht unbedingt genau das, aber in diese Richtung):

"..., und aus der schwarzen Brühe taucht plötzlich ein kleines Köpfchen mit Schnabel auf. Ein Küken."

II.

Warum passiert mir das nicht? [blue]unterbricht sie[/blue] [strike][red]fragt[/strike][/red] ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. [strike][red]Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. [/red][/strike]Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.
Diese Passage würde ich streichen, nicht weil der Prot die Geschichte dann auch kennen müsste, wie es schonmal angemerkt war. Sondern weil es meiner Ansicht nichts zur Sache tut und stört.

III.

Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich[blue]en[/blue] [strike][red]spektakulären [/strike][/red]Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.
In der Geschichte ist es nicht spektakulär! Vielleicht selten, aber nicht spektakulär. Von daher würde ich dieses Wort einfach streichen und dem Leser entscheiden lassen, was er davon zu halten hat :)

Insgesamt aber ein wirklich schöner und nachdenklicher Text :)

VG, der Muffinman
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Flammarion, Wipfel, suzah, Old Mike und Muffinman,

Dank an euch alle für das aufmerksame Lesen und überhaupt. Natürlich weiß der Verfasser, wie man Cappuccino schreibt, das muss der Vertippteufel gewesen sein (Oder heißt der in der augenblicklich geltenden Rechtschreibung - oder rächt Schreibung?? - womöglich Täufel? So wie Stängel von Stange?). Die beeindruckendste Ausprägung des Worts fand ich bisher in Irmtraut Morgners Trobadora Beatriz, wo die Protagonistin im Café einen "Kapuziner" bestellt: genial knapp auf den Punkt gebracht der real existierende Sozialismus mit seinem Mangel an kapitalistischen Konsumwaren und Reisemöglichkeiten.

Trotz makkaronischer Schreibweise nicht weniger scheußlich die niedersächsische Variante ohne geschäumte Milch, dafür mit fett Schlagsahne und, ohne dass man gefragt wird, Kakao. Bei den Pommes frites lassen sie einem wenigstens noch die Wahl, ob man Ketchup oder Majo dazu will. Beim "Cappuccino" fragt keiner; da muss man vermutlich schon froh sein, wenn sie einem außer Kakao nicht auch gleich noch Majo und Ketchup dazu schütten.

Ich habe alle eure Anmerkungen interessiert gelesen, besonders deine, Muffinman, bin aber nicht sicher, ob ich den Text noch einmal verändern möchte. Danke jedenfalls!

LG an alle,
Ofterdingen
 
I

Ivor Joseph

Gast
Scheinbar ist zu diesem zauberhaften Text schon alles gesagt worden, zumeist das Unwichtige.

Was die Stimmungslage anbelangt, so offen wie die Geschichte geblieben ist, hinterlässt sie bei mir - ich weiß nicht warum - den melancholischen Geschmack des "Kleinen Prinzen".

Liebe Grüße, Ivor
 
H

Heidrun D.

Gast
Diese Geschichte passte in viele Anthologien *lächel.
Und sie gefällt mir sehr.


Als Lyrikerin bin ich (hoffentlich ;) ) auf Verdichtung und Genauigkeit geschult; deshalb sind mir vier Winzigkeiten aufgefallen, die du verändern solltest, wenn du denn magst.

Kaffee


Nachdem der Ober den Kaffee auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus der schwarzen Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.

S. hilft dem Tier aus dem heißen Wasser, hält es behutsam in der Hand und streichelt [strike]es[/strike] über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober.

Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er vorwurfsvoll und zeigt dem Mann das Küken.

Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt.

Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er [strike]hat[/strike] zeigt (?) ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.

Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.

Sei mir willkommen, Küken, sagt S. und streichelt [strike]es[/strike] sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen?

Hast du einen Garten? fragt das Küken.

Ja, in den Hügeln hier in der Nähe. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest.

Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen?

Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach (kein Komma) und seine Wände streiche ich dunkelrot, innen und außen.

Beide schweigen. Nach einer Weile sagt S.: Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss.

Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr.
Hoffentlich nimmst du mir meine Mäkelei nicht über, aber der "es(se)" ;) gibt es m. E. zu viele. Das häufige "hat" empfinde ich ähnlich störend.

Ansonsten bin ich von deinem Stil sehr angetan, der spröde, doch ungemein aussagestark, Fantastisches völlig real erscheinen lässt.

Glückwunsch!

Heidrun
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Heidrun,

"Diese Geschichte passte in viele Anthologien *lächel."

Mag sein. Sie passt auch in ein Buch mit mehr Geschichten dieser und ähnlicher Art, und dieses Buch wird innerhalb der nächsten zwei Wochen erscheinen.

"Und sie gefällt mir sehr."

Danke für die Blumen. Da ich nicht übermäßig eitel bin, interessieren mich deine kritischen Anmerkungen mehr als dein Lob, denn vor allem solche bringen mich weiter. Ich habe sie sehr aufmerksam gelesen und will sehen, was ich daraus mache. Vielen Dank jedenfalls! Mir scheint, wir zwei könnten Freunde fürs Leben werden.

LG,
Ofterdingen
 

Wurzelgnom

Mitglied
Hier möchte ich mich gerne abseits meines gewohnten Sprachgebrauchs ausdrücken:
Wie geil ist das denn!​

Tatsächlich bin ich entzückt. Eine Szene, klein, aber mit wohlgesetzten Worten fein gezeichnet.
Die nachfolgende Diskussionen habe ich nachgelesen, aber mir erschienen die aufgeworfenen Fragen nach Ausdruck, Wortwahl oder innerer Logik der Wohnortangabe allesamt akademisch.

Für mich ist dieser Text fertig, rund und rundum gelungen. Seine Wirkung bezieht Dein Text, nach meiner Auffassung, aus der Summe seiner Teile. Egal, welche (An-)Teile möglicherweise jemand zu bemängeln bzw. zu verbessern hielte, ich glaube, eine Änderung würde wahrscheinlich die Wirkung des Textes abschwächen.

Komisch, aber manchmal ist ein Texte gut so, wie er ist, einfach nur gut.

Fröhliche Grüße
Wurzelgnom
 

dicke Olga

Mitglied
Erstmalig habe ich einen Text mit mehrseitigen Kommentaren komplett gelesen (bin erst einen Tag jung hier).
Ich bin doch was verwundert, dass letztendlich die konstrukrive Kritik immer weiter ins Abseits rutschte. (Schräge Töne untereinander ignoriere ich jetzt mal komplett.)
Geht es hier im Forum denn darum, dass wir einander jenen Makel ins Gesicht reiben oder unsere eigene Schreibweise dem anderen aufdücken wollen?
Anregung, konkrete Vorschläge find ich gut, Begründungen und Ansichten ebenfalls. Aber hier hatte ich zunehmend das Gefühl, der Text wird zu Matsch zerredet und kaputt gemacht.
Schade drum, denn ich finde ihn klasse, unglaublich real beschrieben obwohl er einfach nur skurril ist.
Gruß von Olga die das dicke im Namen nicht mehr löschen kann.
 

Ofterdingen

Mitglied
Café


Nachdem der Ober den Cappuccino auf seinen Tisch gestellt hat, hört die Flüssigkeit in der Tasse nicht auf, sich zu bewegen. Im Gegenteil, sie schwappt heftiger, und aus der duftenden Brühe taucht ein Kopf auf. Der Kopf hat einen Schnabel. Es ist ein Küken. Seine Flaumfedern sind kaffeebraun durchgefärbt.

B. hilft dem Tier aus dem heißen Wasser, hält es behutsam in der Hand und streichelt es über seinen zitternden Flaum. Dann ruft er den Ober.

Das habe ich in meiner Kaffeetasse gefunden, sagt er laut und zeigt dem Mann das Küken.

Ein Küken im Kaffee, sagt der silberhaarige Ober mit so etwas wie Aufleuchten und Verehrung in der Stimme, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Der letzte, der ein Küken in seinem Kaffee gefunden hat, war ein Student. Er wurde danach in allerkürzester Zeit Professor und eine überragende Kapazität auf seinem Gebiet. Heute ist er weltberühmt.

Warum passiert mir das nicht? fragt ein Herr am Nebentisch. Er hat ein hartes Gesicht und einen freudlosen Mund. Wie jeder hier kenne ich die Geschichte von dem Studenten. Tag für Tag besuche ich dieses Café, aber aus meiner Tasse ist noch nie ein Küken aufgestiegen.

Wir suchen das nicht aus, sagt der Ober. Allein das Küken entscheidet. Es erscheint, wenn der Richtige zu uns kommt, und das ist selten genug. Ich bin schon vierzig Jahre hier und erlebe es jetzt erst zum zweiten Mal. Vor jenem Studenten damals soll es noch einen ähnlich spektakulären Fall gegeben haben, aber das war lange vor meiner Zeit.

Sei mir willkommen, Küken, sagt B. und streichelt es sanft über sein Köpfchen. Wirst du bei mir wohnen?

Hast du einen Garten? fragt das Küken.

Ja, in den Hügeln hier in der Nähe. Von dort wirst du das Meer sehen können, zwar nur an besonders klaren Tagen, aber ich werde mit dir zum Strand hinabsteigen, so oft du es möchtest.

Wirst du mir in deinem Garten einen Tempel bauen?

Ja, ich habe noch ein paar Bretter vom Baumarkt. Wahrscheinlich wird er aussehen wie ein Hühnerstall, aber er bekommt ein geschwungenes Dach, und seine Wände werde ich dunkelrot streichen, innen und außen.

Beide schweigen. Nach einer Weile sagt B.: Jetzt fehlt dieser Geschichte nur noch ein Schluss.

Nein, sagt das Küken. Jetzt fehlt nichts mehr.
 



 
Oben Unten