Kalle in Bretten (Schüttlerick) (gelöscht)

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

toll, das ist extremst schwierig und die Bilder passen auch noch! Einziger Wermutstropfen: Die Betten (Plural)... wohl unvermeidlich.

Gruss

J.
 
Hallo JoteS,

ich danke fürs Lesen und Kommentieren, auch für die gute Bewertung, obwohl ich, wie du weißt, von solchen arithmetischen Bewertungen nicht allzu viel halte. Mir würde ein "Gut gemacht" schon reichen.

Limericks in Schüttelreimen (Schüttlericks) zählen in unserer Zunft zur Königsdisziplin. Dabei werden zwei Kategorien unterschieden:

Der einfach geschüttelte Limerick: (Benötigt schüttelbaren Ortsnamen)

Bekanntes Beispiel:

Es klagte ein Gast jüngst in Lermoos:
"Läg Lermoos am Meer, wäre mehr los.
Ich pfeif auf das Moss-Flair,
mir nützte ein Floß mehr,
dann surfte ich gleich auf dem Meer los.

Bei Limericks dieser Kategorie ist es logisch, dass nur die Zeilen 1-4 Schüttelreime enthalten können. Die Reimvariante in Zeile 5 kommt dadurch zustande, dass die Reimwörter phonetisch gleich sind, aber durch den Zusammenhang eine andere Bedeutung erlangen. Will man an der Forderung nach einem Ortsnamen in der ersten Zeile festhalten, kommt es darauf an, schüttelbare Ortsnamen zu finden, die geschüttelt verschiedene Bedeutung haben können.

Der durchgeschüttelte Limerick:

Beispiel von oben:

Es legten jüngst Kalle in Bretten
zwei Damen, recht pralle, in Ketten.
Von Fetten gekesselt,
an Ketten gefesselt,
schlug Kalle die Kralle in Betten.

Die ersten vier Zeilen bilden wieder normale Schüttelreime, während die fünfte Zeile dadurch entstanden ist, dass aus der ersten Zeile das ,r’ im Reimwort Bretten nun zur ersten Reimsilbe "Kal" hinübergescheift ist. Man spricht hier von einem schweifenden Konsonanten. Man kann die Zeile 5 aber auch so verstehen, dass sie aus der Zeile 2 durch normalen Austausch der anlautenden Konsonanten entstanden ist.

Der Plural "Betten" in der letzten Zeile offenbart in der Tat eine Schwäche. Allerdings könnte sich der Leser auch vorstellen, dass da noch mehr Betten rumstanden, in die Kalle die Kralle geschlagen hat.

Das Beispiel zeigt, dass der durchgeschüttelte Limerick der interessantere, aber auch anspruchsvollere ist. Er bietet den Vorteil, dass der Ortsname nicht schüttelbar sein muss, verlangt aber stattdessen, dass die eingeschlossenen Präpositionen - im Beispiel - "in" bei den Schüttelreimen erhalten bleiben müssen.

LG Friedhelm
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Friehelm,

ich vermisse ohnehin noch einen guten Artikel über das Schüttel-Handwerk in Schreibwerkstatt/Theoretisches. Wenn Du magst darfst Du dort gerne einen Artikel über den Schüttelreim im allgemeinen und/oder den Schüttlerick im besonderen einstellen.

Ich und Generationen von Dichtern nach uns würden es Dir danken.

Gruss

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was die Ortsnamen betrifft: Sehr viele Limericks haben sie, aber obligatorisch sind sie nicht. Es können zum Beispiel auch Personennamen sein.

Und es kann auch ein Ort sein. Zum Beispiel könnte ein Limerick losgehen:
Der Karl ging am Abend zu Bette,
...

oder
Mathilde betrat mal ein Haus,
...

oder
Im Kubhaus erschien einst Beate,
...


Ein Werk über Schüttelreime ist im Projekt "Gutenberg":
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3147/1
Julius Stinde: Die Kunst des Schüttelreimens
 
Hi!

JoteS,

ich entnehme dem Kommentar von Bernd den Hinweis, dass es einer Beschreibung des Schüttelreimens nicht bedarf, da solche Hinweise in Fülle dem Internet zu entnehmen sind.

Das Gutenberg-Projekt zitiert eine Quelle, die bereits historisch zu nennen ist, nämlich den Allgemeinen Deutschen Reimverein, der 1882 gegründet, dem Schüttelreim nicht nur seinen Namen gab, sondern auch zur Blüte verhalf. Seine tüchtigsten Hausgenossen waren Julius Stinde, Johannes Trojan und, vor allem, Heinrich Seidel. Er war übrigens der legendäre Johannes Köhnke, der im Artikel von Julius Stinde gepriesen wird.

Im Artikel über Julius Stinde - der mit hochtrabenden Titeln versehene Autor Theophil Ballheim ist kein anderer als Stinde selber - wird an Hand von Beispielen erläutert, wie ein Schüttelreim zustande kommt, nämlich durch Austausch der anlautenden Konsonanten der Wortpaare. Spätere Schulen für Schüttelschüler gehen über die Beschränkung auf den Konsonantischen Schüttelreim hinaus und beschreiben entsprechend der Entwicklung in der Zunft auch das Schütteln mit Konsonantengruppen, das Schütteln mit gleichen Anfangskonsonanten, das Schütteln der Binnenkonsonanten, das der Endkonsonanten sowie das vokalische Schütteln, das erst den Doppelschüttelreim ermöglicht.

Interessant fand ich in dem Artikel den Hinweis auf die Zahl möglicher Schüttelreime. Mir schien sie mit 2,5 Mio maßlos übertrieben. Ich habe mich deshalb an Jürgen Rehm gewandt. Er hat mir aus seinem Buchbestand eine Abhandlung von KLEN geschenkt, in dem dieser mit mathematischen Mitteln die Zahl möglicher Schüttelreime auf 10 Millionen berechnet.

Info über KLEN

Bernd,
es ist richtig, dass Ortsnamen in Limericks nicht zwingend sind, aber sie werden doch in weiten Kreisen nach meiner Erfahrung als obligatorisch erwartet. Ich habe einige Jahre Limericks für Rundfunksendungen geschrieben. Da hat man mir Limericks ohne Ortsnamen mit dem Hinweis zurückgeschickt, dass Hörer in Zuschriften das Fehlen von Ortsnamen in Limericks als fehlerhaft gerügt hätten.

LG Friedhelm
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Friedhelm,

was ist schon nötig... Jede Information lässt sich auch irgendwo im Netz finden. Nichts desto trotz haben wir hier in der Schreibwerkstatt eine extra Rubrik für Technisches, in der so manches Thema erörtert wird.
Ich habe keine Ahnung, wer was wie oft dort nachschlägt, ich finde es aber gut, dass wir unsere User nicht in die Weiten des www schicken müssen, sondern sie auch hier gute Informationen finden.

Gruss

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Den Hinweis habe ich auch so nicht gemeint, sondern als eine mögliche Informationsquelle. JoteS hat also ganz recht.
Im Theoretischen Bereich wäre ein eigener Artikel nicht schlecht, zumal der angegebene schon ziemlich alt ist.
 
Im Theoretischen Bereich wäre ein eigener Artikel nicht schlecht, zumal der angegebene schon ziemlich alt ist.
Wo ist der, ich kann ihn nicht finden. Vielleicht müsste man ihn bloß ergänzend überarbeiten. Das käme mir entgegen, denn ich kann wegen meiner Behinderung leider nur mit der linken Hand schreiben.

LG Friedhelm
 

Walther

Mitglied
das worten "betten" geht als mehrzahl, da es ja die "federbetten" und die kopfkissen umfassen kann.

grüße w.
 
Walther

das worten "betten" geht als mehrzahl, da es ja die "federbetten" und die kopfkissen umfassen kann.

grüße w.
__________________
Walther

Lieber Walther,

ich danke für den Hinweis, der ja auch einleuchtend ist. Damit ist die auch von mir eingeräumte Schwäche keine mehr.

orlando

Trotz und wegen aller Theorie:
Ein genialer Schüttlerick!
LG, orlando
Lieber orlando,

ein schönes Lob, für das ich auch danke.

LG Friedhelm
 
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