Katzenjammer (1)

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Asfariel

Mitglied
Ich träume einen wunderschönen Traum … von Mäusen und Vögeln, Wollknäueln und Wäschekörben voller unbenutzter, frisch gewaschener Wäsche. Schnurrend, zu einer kleinen Fellkugel zusammen gerollt, liege ich da und schlafe den Schlaf der Gerechten. Ein sonores und wohliges Schnurren lässt meinen Körper vibrieren und verbreitet zusätzlich zu den Bildern in meinem Geiste eine Aura des Glücks und der absoluten, niemals enden wollenden Zufriedenheit. Ich bin mit dem Universum im Einklang und das Universum ist es mit mir.

„CARLO!“

Zu früh gefreut! Das Universum löst sich wieder von mir, speit mich aus in die düstere, kalte Realität meines irdischen Daseins! Dieses eine kurze - und für meinen Begriff viel zu laut gebrüllte - Wort verscheucht von einem auf den anderen Augenblick jedwedes behagliche Wohlgefühl. Das Schnurren erstirbt wie die Traumbilder in meinem Kopf und Panik macht sich in mir breit. In dem Wissen was nun folgen wird, harre ich dem Unausweichlichen.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht auf meiner frisch gewaschenen und gebügelten Wäsche schlafen sollst!“

Gute Frage eigentlich. Oft vermutlich! Was ist mehr als oft? Aber mach das mal einem Menschen klar. Da wird einem Kater wie mir ein wunderbarer Wäschehaufen praktisch direkt vor die Pfoten gelegt, weich und flauschig, so gut duftend und behaglich. Und dann meint das lange Elend auf zwei Pfoten doch tatsächlich, dass ich mich da nicht breitmachen darf. Doch Protest ob der mangelhaften Logik der Zweibeiner ist hier nicht angebracht, dass weiß ich mittlerweile. Stattdessen greife ich zu einem uralten Katzentrick, welcher schon seit Urzeiten kleinen Kätzchen von ihren Müttern immer wieder aufs Neue eingebläut wird: setz einen möglichst dümmlichen und naiven Gesichtsausdruck auf und beginne so laut wie du nur kannst zu schnurren.Gesagt, getan. Gesichtsmuskeln entspannen, die Schnurrhaare betont unschuldig hängen lassen, am besten noch die Zungenspitze etwas grenzdebil raushängen lassen und den Motor anwerfen. Gerade noch rechtzeitig übrigens. Schon packen mich zwei eiskalte, felllose Hände und heben mich empor, drehen mich und plötzlich werde ich von zwei blutunterlaufenen, müden Augen mit zornigem Blick durchbohrt. OK, da muss ich wohl das Schnurren verstärken bei der vorherrschenden frühmorgendlichen Miesepeterlaune (und das obwohl zweifelsohne ja ICH durch einen barbarischen Urschrei aus einem wunderbaren Traum gerissen worden bin und nicht mein Mensch!).

Aber egal, mittlerweile hole ich wirklich alles an Schnurren heraus was möglich ist. Meine Augen weiten sich, die Barthaare senken sich noch ein wenig, die Zungenspitze wird noch einen Tick nach vorne geschoben (vorher noch grenzdebil, jetzt schon eindeutig diese Grenze überschreitend) und … tatsächlich, der Blick meines Menschen wird entspannter und dem Zorn weicht bloße Müdigkeit.

„Ach Carlo. Was soll ich bloß mit dir machen? Heute habe ich doch einen wichtigen Termin bei einem großen, neuen Kunden. Das hab ich dir doch mehrfach erklärt! Und was machst du? Du haarst mein schönes Hemd voll. Wie soll ich das bloß auf die Schnelle wieder sauber bekommen?“

Mach dich am besten selbst mal sauber. Du stinkst wie ein … wie ein … wie ein Mensch eben. Noch nie was von Katzenwäsche gehört, was? Und meine Fellhaare bitteschön, wirken wunderschön auf diesem, wie hat er das noch gleich genannt, Hemd! Pfffff!!!! Aber da Schönheit im Auge des Betrachters liegt - und das hoffe ich für meinen Menschen, da er sonst wohl nie ein Weibchen finden wird – lasse ich es bei der Sache bewenden und blicke ihn möglichst treuherzig an. Übrigens einer meiner leichtesten Übungen aus meinem schier überbordenden Reservoir an Manipulationsmöglichkeiten beim Menschen. Naivität hat einen Namen, oder sollte ich sagen eine Gattungsbezeichnung?

Ich spüre, wie die Anspannung bei meinem zweibeinigen Freund etwas nachlässt und jetzt können wir uns endlich – nach der kleinen Wäscheeskapade – um wesentliches kümmern. FUTTER! Dem treuherzigen Blick weicht nun ein fast schon verzweifelt wirkender. Nicht zu übertrieben natürlich, mein Mensch soll mich ja nicht gleich zum Tierarzt bringen (Worst Case Szenario, ganz übel!). Er bemerkt nun die missliche Lage, in welche mich mein Hungergefühl manövriert hat. Nun ist es Zeit für den zweiten Teil von Operation „Gähnende Leere im Magen!“. Ich atme tief ein, befülle meine Lungen mit einem Maximum an Luft und lasse ein mitleiderregendes Miauen durch die Hallen meines Reiches erschallen, welches einem Löwen zu Ehren gereicht hätte. Man kann ja meinem Gegenüber ja vieles vorwerfen, diese Aufforderung hat er noch ein jedes Mal verstanden. Vorsichtig setzt er mich auf den Boden und gekonnt streiche ich um seine Beine, während er in die Küche schlurft (das Paradies, das gelobte Land). Die Kunst bei diesem Spiel ist es nun, den Menschen beim Gehen gerade so viel zu behindern, dass er zwar einige Male beinahe über mich stolpert, aber natürlich nicht tatsächlich zu Fall kommt. Dies ist mir einmal passiert und dieser Fauxpas hatte damals dazu geführt, dass ich einen ganzen Tag nichts zu essen bekommen habe. Der Tollpatsch musste dann wohl auch zum Tierarzt und es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Fütterung nachgeholt werden konnte. Seit diesem Vorfall bin ich etwas vorsichtiger zu Gange, ganz aufgeben will ich mein Lieblingsspiel mit meinem Menschen allerdings dann doch nicht.
Die Spannung steigt auf einen unglaublichen Höhepunkt, mein Herz rast als mein Mensch in einen der Schränke greift und das Wasser beginnt mir im Maul zusammen zu laufen. Noch kann ich nicht erkennen, was mir heute für eine Gaumenfreude winkt, er steht noch mit dem Rücken zu mir. Grazil dreht er sich langsam wieder zu mir um und …

TROCKENFUTTER! Und dann auch noch das Grüne. Bei allen Katzengottheiten, wie kann man nur annehmen, dass jemanden so etwas schmecken kann? Halloooooo…. Das Zeug ist staubtrocken, macht eine verfilzte Zunge und erzeugt einen solchen Durst, dass alle Toiletten dieser Welt aneinandergereiht nicht ausreichen würden um diesen zu löschen. Man nehme das Wort schlimm, packe Kopfschmerzen drauf, eine große Dogge die einen verfolgt … das ist Trockenfutter. Kein Baum dazu in der Nähe … Trockenfutter aus der grünen Packung!
Kraftlos sinke ich zu Boden und Erschöpfung bemächtigt sich meiner. Wie ein nasser Sack kippe ich zur Seite und rolle auf den Rücken, alle vier Pfoten von mir gestreckt. Schwerer Fehler, denn eine solche Reaktion bietet reichlich Platz für humane Fehlinterpretationen. Anstatt mit anständigem Futter meiner angeschlagenen Psyche wieder auf die Beine zu helfen, wird mir nun mein leerer, laut protestierender Bauch gekrault. Toll! (das Wort Sarkasmus muss ich jetzt wohl nicht extra erwähnen, oder?)

Mein menschlicher Widerpart erhebt sich wieder und greift tatsächlich wieder nach der Packung Antinahrung. Aber jetzt kommt für mich das immer Unverständlichste. Er nimmt die Packung, hält sie mit gestreckter Hand in etwa ein Meter Höhe über den Boden und sagt: „Mietz, mietz, mietz! Komm schon. Mietz, mietz, mietz!“

Ich lebe jetzt mittlerweile fünf Jahre mit dieser angeblichen Krone der Schöpfung zusammen und bis heute habe ich keinen Plan wer Mietz ist. Aber ich weiß zumindest was von meiner Seite in einem solch perfekten Moment der Peinlichkeit verlangt wird. Ich stelle mich auf die Hinterpfoten, schnuppere an der Verpackung und heuchle Vorfreude. Selbst bei dem guten Zeug kann ich maximal das Metall der Dose erschnuppern. Keine Ahnung welche überirdischen Fähigkeiten mein Mensch meiner Nase andichtet. Aber hier geht’s ums Fressen. Da muss man eben manchmal den Clown mimen und mitspielen. Für die gute Sache darf man sich zu nichts zu schade sein. Nach getaner Arbeit (and the Oscar goes to CARLO!) bequemt sich der Herr des Futters endlich dazu, meinem Kaloriendefizit den Garaus zu machen. Das Rascheln des Futterersatzmittels (hässliches Wort, aber ein Treffenderes will mir partout nicht einfallen) wie es in meine Futterschüssel purzelt lässt meine Nackenhaare zu Berge stehen. Nach dem der Auffüllprozess abgeschlossen ist, lässt ein heller Strahl freudiger Glückseligkeit (in Form eines Strahls von Milch welcher sich in die zweite Schüssel ergießt) die Tristesse dieses Morgens weit weniger schlimm erscheinen. Weihnachten? Wurftag? Milch gibt es ganz selten. Ich vermute mal, das Urteil des Hexendoktors, auch Tierarzt genannt, über meine Leibesfülle hat das ihre dazu beigetragen. Weißes Gold ist rar in diesen Zeiten, umso erfreuter nehme ich es zur Kenntnis und meine Laune steigt proportional zum Milchspiegel in der Schüssel. Interessantes Detail am Rande: Milch lässt uns Katzen nicht fett werden, Trockenfutter hingegen schon. Das Wort Ironie ist ein viel zu schwaches um das Dilemma auszudrücken, in dem ich stecke. Doch mein gerechter Unmut gegenüber meinem Menschen schwindet genauso schnell, wie das weiße und schmackhafte weiße Nass meine Kehle hinunterläuft und ein warmes und angenehmes Gefühl bemächtigt sich meiner. Als mein Mensch mir über den Kopf streicht, bemerke ich das kaum, zu sehr bin ich in den weißen Tiefen der Glückseligkeit eingetaucht. Das „Mach es gut Carlo und sei artig!“ höre ich kaum, da ich – oder besser gesagt meine Zunge – viel zu tief in der weißen Glückseligkeit der Milch versunken bin. Stille kehrt wieder ein in mein Reich, der Mensch ist wohl schon zur Arbeit gegangen. Der hätte sich aber auch verabschieden können. Keine Manieren!

Müdigkeit macht sich plötzlich in mir breit und traumwandlerisch begebe ich mich ins Wäschezimmer, wo ein prallgefüllter Wäschekorb schon auf mich wartet. Irgendetwas war doch immer mit diesen Wäschekörben … ich zermartere mir kurz mein Gehirn, aber da ist nichts. Ich mache es mir bequem, dieses Hemd ist ja wirklich unglaublich bequem, und meine Augen werden zuerst ganz schwer, bis sie nach wenigen Augenblicken ganz zufallen und ich zufrieden einschlafe.

Ich träume einen wunderschönen Traum … von Mäusen und Vögeln, Wollknäueln und Wäschekörben voller unbenutzter, frisch gewaschener Wäsche. Ein sonores und wohliges Schnurren lässt meinen Körper vibrieren und verbreitet zusätzlich zu den Bildern in meinem Geiste eine Aura des Glücks und der absoluten, niemals enden wollenden Zufriedenheit. Ich bin mit dem Universum im Einklang und das Universum ist es mit mir.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Asfariel, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von DocSchneider

Redakteur in diesem Forum
 

Asfariel

Mitglied
Ich träume einen wunderschönen Traum … von Mäusen und Vögeln, Wollknäueln und Wäschekörben voller unbenutzter, frisch gewaschener Wäsche. Schnurrend, zu einer kleinen Fellkugel zusammen gerollt, liege ich da und schlafe den Schlaf der Gerechten. Ein sonores und wohliges Schnurren lässt meinen Körper vibrieren und verbreitet zusätzlich zu den Bildern in meinem Geiste eine Aura des Glücks und der absoluten, niemals enden wollenden Zufriedenheit. Ich bin mit dem Universum im Einklang und das Universum ist es mit mir.

„CARLO!“

Zu früh gefreut! Das Universum löst sich wieder von mir, speit mich aus in die düstere, kalte Realität meines irdischen Daseins! Dieses eine kurze - und für meinen Begriff viel zu laut gebrüllte - Wort verscheucht von einem auf den anderen Augenblick jedwedes behagliche Wohlgefühl. Das Schnurren erstirbt wie die Traumbilder in meinem Kopf und Panik macht sich in mir breit. In dem Wissen was nun folgen wird, harre ich dem Unausweichlichen.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht auf meiner frisch gewaschenen und gebügelten Wäsche schlafen sollst!“

Gute Frage eigentlich. Oft vermutlich! Was ist mehr als oft? Aber mach das mal einem Menschen klar. Da wird einem Kater wie mir ein wunderbarer Wäschehaufen praktisch direkt vor die Pfoten gelegt, weich und flauschig, so gut duftend und behaglich. Und dann meint das lange Elend auf zwei Pfoten doch tatsächlich, dass ich mich da nicht breitmachen darf. Doch Protest ob der mangelhaften Logik der Zweibeiner ist hier nicht angebracht, dass weiß ich mittlerweile. Stattdessen greife ich zu einem uralten Katzentrick, welcher schon seit Urzeiten kleinen Kätzchen von ihren Müttern immer wieder aufs Neue eingebläut wird: setz einen möglichst dümmlichen und naiven Gesichtsausdruck auf und beginne so laut wie du nur kannst zu schnurren. Gesagt, getan. Gesichtsmuskeln entspannen, die Schnurrhaare betont unschuldig hängen lassen, am besten noch die Zungenspitze etwas grenzdebil heraushängen lassen und den Motor anwerfen. Gerade noch rechtzeitig übrigens. Schon packen mich zwei eiskalte, felllose Hände und heben mich empor, drehen mich und plötzlich werde ich von zwei blutunterlaufenen, müden Augen mit zornigem Blick durchbohrt. OK, da muss ich wohl das Schnurren verstärken bei der vorherrschenden frühmorgendlichen Miesepeterlaune (und das obwohl zweifelsohne ja ICH durch einen barbarischen Urschrei aus einem wunderbaren Traum gerissen worden bin und nicht mein Mensch!).

Aber egal, mittlerweile hole ich wirklich alles an Schnurren heraus was möglich ist. Meine Augen weiten sich, die Barthaare senken sich noch ein wenig, die Zungenspitze wird noch einen Tick nach vorne geschoben (vorher noch grenzdebil, jetzt schon eindeutig diese Grenze überschreitend) und … tatsächlich, der Blick meines Menschen wird entspannter und dem Zorn weicht bloße Müdigkeit.

„Ach Carlo. Was soll ich bloß mit dir machen? Heute habe ich doch einen wichtigen Termin bei einem großen, neuen Kunden. Das hab ich dir doch mehrfach erklärt! Und was machst du? Du haarst mein schönes Hemd voll. Wie soll ich das bloß auf die Schnelle wieder sauber bekommen?“

Mach dich am besten selbst mal sauber. Du stinkst wie ein … wie ein … wie ein Mensch eben. Noch nie was von Katzenwäsche gehört, was? Und meine Fellhaare bitteschön, wirken wunderschön auf diesem, wie hat er das noch gleich genannt, Hemd! Pfffff!!!! Aber da Schönheit im Auge des Betrachters liegt - und das hoffe ich für meinen Menschen, da er sonst wohl nie ein Weibchen finden wird – lasse ich es bei der Sache bewenden und blicke ihn möglichst treuherzig an. Übrigens einer meiner leichtesten Übungen aus meinem schier überbordenden Reservoir an Manipulationsmöglichkeiten beim Menschen. Naivität hat einen Namen, oder sollte ich sagen eine Gattungsbezeichnung?

Ich spüre, wie die Anspannung bei meinem zweibeinigen Freund etwas nachlässt und jetzt können wir uns endlich – nach der kleinen Wäscheeskapade – um wesentliches kümmern. FUTTER! Dem treuherzigen Blick weicht nun ein fast schon verzweifelt wirkender. Nicht zu übertrieben natürlich, mein Mensch soll mich ja nicht gleich zum Tierarzt bringen (Worst Case Szenario, ganz übel!). Er bemerkt nun die missliche Lage, in welche mich mein Hungergefühl manövriert hat. Nun ist es Zeit für den zweiten Teil von Operation „Gähnende Leere im Magen!“. Ich atme tief ein, befülle meine Lungen mit einem Maximum an Luft und lasse ein mitleiderregendes Miauen durch die Hallen meines Reiches erschallen, welches einem Löwen zu Ehren gereicht hätte. Man kann ja meinem Gegenüber ja vieles vorwerfen, diese Aufforderung hat er noch ein jedes Mal verstanden. Vorsichtig setzt er mich auf den Boden und gekonnt streiche ich um seine Beine, während er in die Küche schlurft (das Paradies, das gelobte Land). Die Kunst bei diesem Spiel ist es nun, den Menschen beim Gehen gerade so viel zu behindern, dass er zwar einige Male beinahe über mich stolpert, aber natürlich nicht tatsächlich zu Fall kommt. Dies ist mir einmal passiert und dieser Fauxpas hatte damals dazu geführt, dass ich einen ganzen Tag nichts zu essen bekommen habe. Der Tollpatsch musste dann wohl auch zum Tierarzt und es hat eine ganze Weile gedauert, bis die Fütterung nachgeholt werden konnte. Seit diesem Vorfall bin ich etwas vorsichtiger zu Gange, ganz aufgeben will ich mein Lieblingsspiel mit meinem Menschen allerdings dann doch nicht.
Die Spannung steigt auf einen unglaublichen Höhepunkt, mein Herz rast als mein Mensch in einen der Schränke greift und das Wasser beginnt mir im Maul zusammen zu laufen. Noch kann ich nicht erkennen, was mir heute für eine Gaumenfreude winkt, er steht noch mit dem Rücken zu mir. Grazil dreht er sich langsam wieder zu mir um und …

TROCKENFUTTER! Und dann auch noch das Grüne. Bei allen Katzengottheiten, wie kann man nur annehmen, dass jemanden so etwas schmecken kann? Halloooooo…. Das Zeug ist staubtrocken, macht eine verfilzte Zunge und erzeugt einen solchen Durst, dass alle Toiletten dieser Welt aneinandergereiht nicht ausreichen würden um diesen zu löschen. Man nehme das Wort schlimm, packe Kopfschmerzen drauf, eine große Dogge die einen verfolgt … das ist Trockenfutter. Kein Baum dazu in der Nähe … Trockenfutter aus der grünen Packung!
Kraftlos sinke ich zu Boden und Erschöpfung bemächtigt sich meiner. Wie ein nasser Sack kippe ich zur Seite und rolle auf den Rücken, alle vier Pfoten von mir gestreckt. Schwerer Fehler, denn eine solche Reaktion bietet reichlich Platz für humane Fehlinterpretationen. Anstatt mit anständigem Futter meiner angeschlagenen Psyche wieder auf die Beine zu helfen, wird mir nun mein leerer, laut protestierender Bauch gekrault. Toll! (das Wort Sarkasmus muss ich jetzt wohl nicht extra erwähnen, oder?)

Mein menschlicher Widerpart erhebt sich wieder und greift tatsächlich wieder nach der Packung Antinahrung. Aber jetzt kommt für mich das immer Unverständlichste. Er nimmt die Packung, hält sie mit gestreckter Hand in etwa ein Meter Höhe über den Boden und sagt: „Mietz, mietz, mietz! Komm schon. Mietz, mietz, mietz!“

Ich lebe jetzt mittlerweile fünf Jahre mit dieser angeblichen Krone der Schöpfung zusammen und bis heute habe ich keinen Plan wer Mietz ist. Aber ich weiß zumindest was von meiner Seite in einem solch perfekten Moment der Peinlichkeit verlangt wird. Ich stelle mich auf die Hinterpfoten, schnuppere an der Verpackung und heuchle Vorfreude. Selbst bei dem guten Zeug kann ich maximal das Metall der Dose erschnuppern. Keine Ahnung welche überirdischen Fähigkeiten mein Mensch meiner Nase andichtet. Aber hier geht’s ums Fressen. Da muss man eben manchmal den Clown mimen und mitspielen. Für die gute Sache darf man sich zu nichts zu schade sein. Nach getaner Arbeit (and the Oscar goes to CARLO!) bequemt sich der Herr des Futters endlich dazu, meinem Kaloriendefizit den Garaus zu machen. Das Rascheln des Futterersatzmittels (hässliches Wort, aber ein Treffenderes will mir partout nicht einfallen) wie es in meine Futterschüssel purzelt lässt meine Nackenhaare zu Berge stehen. Nach dem der Auffüllprozess abgeschlossen ist, lässt ein heller Strahl freudiger Glückseligkeit (in Form eines Strahls von Milch welcher sich in die zweite Schüssel ergießt) die Tristesse dieses Morgens weit weniger schlimm erscheinen. Weihnachten? Wurftag? Milch gibt es ganz selten. Ich vermute mal, das Urteil des Hexendoktors, auch Tierarzt genannt, über meine Leibesfülle hat das ihre dazu beigetragen. Weißes Gold ist rar in diesen Zeiten, umso erfreuter nehme ich es zur Kenntnis und meine Laune steigt proportional zum Milchspiegel in der Schüssel. Interessantes Detail am Rande: Milch lässt uns Katzen nicht fett werden, Trockenfutter hingegen schon. Das Wort Ironie ist ein viel zu schwaches um das Dilemma auszudrücken, in dem ich stecke. Doch mein gerechter Unmut gegenüber meinem Menschen schwindet genauso schnell, wie das weiße und schmackhafte weiße Nass meine Kehle hinunterläuft und ein warmes und angenehmes Gefühl bemächtigt sich meiner. Als mein Mensch mir über den Kopf streicht, bemerke ich das kaum, zu sehr bin ich in den weißen Tiefen der Glückseligkeit eingetaucht. Das „Mach es gut Carlo und sei artig!“ höre ich kaum, da ich – oder besser gesagt meine Zunge – viel zu tief in der weißen Glückseligkeit der Milch versunken bin. Stille kehrt wieder ein in mein Reich, der Mensch ist wohl schon zur Arbeit gegangen. Der hätte sich aber auch verabschieden können. Keine Manieren!

Müdigkeit macht sich plötzlich in mir breit und traumwandlerisch begebe ich mich ins Wäschezimmer, wo ein prallgefüllter Wäschekorb schon auf mich wartet. Irgendetwas war doch immer mit diesen Wäschekörben … ich zermartere mir kurz mein Gehirn, aber da ist nichts. Ich rolle mich zu einer perfekten Kugel zusammen, dieses Hemd ist ja wirklich unglaublich bequem, und meine Augen werden zuerst ganz schwer, bis sie nach wenigen Augenblicken ganz zufallen und ich zufrieden einschlafe.

Ich träume einen wunderschönen Traum … von Mäusen und Vögeln, Wollknäueln und Wäschekörben voller unbenutzter, frisch gewaschener Wäsche. Ein sonores und wohliges Schnurren lässt meinen Körper vibrieren und verbreitet zusätzlich zu den Bildern in meinem Geiste eine Aura des Glücks und der absoluten, niemals enden wollenden Zufriedenheit. Ich bin mit dem Universum im Einklang und das Universum ist es mit mir.
 

Ji Rina

Mitglied
Hi Asfariel!

Als absolute Tiernarrin, mag ich Tiergeschichten sehr gern. Es ist schon so viel geschrieben worden, aber ein Schmunzeln entlocken sie mir jedesmal – so auch dieser 'Katzenjammer'.

Du hast Carlo richtig gut beschrieben und ihn lebendig gemacht, gemütlich, cool, bisschen frech aber sooo lieb! (Ab "Welches einem Löwen zu Ehren gereicht hätte": ein paar Tip-Fehler. Mit Grammatik kann ich nicht helfen - aber wenigstens Tip-Fehler sehe ich....)

Eine liebvolle, kleine Story, die ich gern gelesen habe: The Oscar goes to Carlo!
Mit katerlichem Gruss,
Ji
 

Asfariel

Mitglied
Hallo Ji Rina.

Danke für die netten Worte. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat. Deinem Ratschlag, den Text noch einmal wegen etwaiger Tipp- und/oder Grammatikfehler zu überarbeiten, werde ich natürlich gerne nachkommen.

Ich wünsch dir noch einen schönen Abend.

Grüße, Asfariel
 
Hallo Asfariel

deine Geschichte läßt sich flüssig lesen und entwickelt sich gut. Die Wortwahl aber ist ein wenig schlicht, also wenig kunstvoll.
Ich persönlich halte das für okay. Die Ansprüche der Menschen an Texte sind unterschiedlich. Manche lesen gerne überladene klassische Literatur, andere Kurzweiliges in zB Frauenzeitungen.

Norbert
 



 
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