Kein Ort

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Toliener waren ja wirklich gastfreundlich und die Feier war wunderbar, aber vorbei. Wir haben uns verabschiedet und sind im Hotel angelangt.
Ich habe ein schönes Zimmer mit Ausguck auf die Winterberge.
Aber ich habe auch ein Problem.
Essen und Trinken waren wirklich gut gewesen. Und ich war vollauf glücklich, wenn auch die Plilatschen etwas ungewohnt schmeckten, auch mußte ich mich erst daran gewöhnen, daß sie ihre Zentakeln krümmten, wenn man sie verspeiste.

Mein Problem: es gibt keinen Ort. Keinen stillen. Zumindest kann ich keinen finden. Nirgends.

Ich kann auch niemanden fragen, denn alle sind schon in ihren Zimmern und es ist TABU, jemanden nachts zu stören.

Die Toliener selbst, als kriechende Pflanzen, haben diesbezüglich keine Bedürfnisse. Sie scheiden ihre Abfälle über die Wurzeln aus, das meiste aber wird in einer Art Photosynthese verbrannt oder in den Klugeln gespeichert.

Ich fühle mich nicht mehr wohl. Wo nur, wie nur, der Druck in der Blase nimmt ständig zu.

In der Ferne plätschert ein Bach. Wo kommt dieses Geräusch nur her? Keine Ahnung. Gemein.

Nach draußen kann ich nicht gehen, die Vorschriften sind streng, sehr streng, und die Toliener haben uns, nebenbei, auf Menschenfressende Großlangpilze hingewiesen, die hier in Hülle und Fülle wachsen. (Mich hätten sie gerne als Füllung, glaube ich.)

Ich platze fast.

Halt lege ich mich hin.

Das Bett ist bequem, zu bequem. Ich liege und kann nicht schlafen, der Druck nimmt zu.

Und jetzt ist es zu spät, gel.

Da ist sie, die Pfütze.

Aus dem Boden ringeln sich Sprossen.
Gelbe Blüten liebkosen mich.

Danke, soll das heißen.

Ich habe begriffen.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Bernd,

einfach Klasse! Ich habe überlegt, ob dieses Werk unter Satire nicht besser aufgehoben wäre. Aber nee, ich denke, auch dieser Rubrik tut es gut, wenn man hier mal was zum Schmunzeln (in diesem Falle sogar zum herzhaften finalen Lachen) findet.

Gruß Ralph
 

Andrea

Mitglied
8 von 10 Punkten

Die Geschichte ist echt süß. Fast wäre ich ja versucht, auch meinen Pflanzen was gutes zu tun, aber ich benutzt doch lieber weiter die Gießkanne..

Ich finde übrigens auch, daß solche Geschichten in dieser Rubrik allerbestens aufgehoben sind! Ist halt phantastische Satire.. ;)

ABER, lieber Bernd, ich kann's nicht lassen: Korrektur lesen wäre nett gewesen..

Grúß
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielen Dank für die Kommentare.

Ich habe jetzt noch mal nachgelesen und zwei Fehler eliminiert.
Mehr finde ich nicht.
"Klugeln" und "Zentakeln" ist richtig geschrieben, die haben dort sowas.


Danke für den Hinweis auf Fehler, Andrea.
die unterlaufen, zum Glück kann man sie korrigieren.
Für weitere Hinweise bin ich dankbar.

Ich kann's jetzt auch nicht lassen. Eine kleine Frage:

was ist ein "Grúß"?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
auch

ich habe mich köstlich amüsiert. danke für die geschichte.
du hast zwar nicht mich gefragt, aber ich weiß die antwort: ein grüß ist ein bekannter von mir. er heißt tatsächlich mit familiennamen grüß. lg
 



 
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