kippen

5,00 Stern(e) 4 Bewertungen

revilo

Mitglied
ich lungerte gerne im stadtpark herum
direkt neben dem teufelsrad stand eine
bank mit nem goldfarbenen schild
gestiftet von der stadtsparkasse
da saß sabine aus der siedlung
in der man besser nicht wohnen sollte
für 3 kippen zeigte sie den jungs ihre
titten und für 6 noch viel mehr

ich klaute meinem vater
3 fluppen aus der packung
die lag immer auf dem klavier
sabine lachte und sagte kleiner
ich geb dir kredit

später hockte ich mit
meinem kumpel im gebüsch
neben dem fußballplatz
wir pafften ne juno
das leben hätte nicht
besser sein können

12.01.2023
 
G

Gelöschtes Mitglied 27550

Gast
Lieber Oliver,
total Klasse, Deine Reise in die Vergangenheit...
Liebe Grüße
Sue
 

Johnson

Mitglied
Natürlich hat Revilo schon sprachlich bessere Dinger gedreht. ich verstehe auch nicht ganz, wie die beiden etwas sehen konnten von ihr für die drei Kippen, aber selber dann noch eine qualmen können…. Woher kommen die Kippen…ist auch egal

Aber hier steht etwas was so gut wie nie anzutreffen ist:
Ökonomische Unterschiede
 

MarcL

Mitglied
Hallo Oliver,

dein kippen-Gedicht habe ich natürlich zur Kenntnis genommen. Die Szenerie hat sich mir auch gefühlsmäßig erschlossen.
Nur ist es so, dass ich mich aktuell mit jener Art Lyrik (Änderungen sind nie auszuschließen!) schwertue. Mir gefällt durchaus, dass sich hierbei Konkretes den Lesern mitteilt, nicht rein Abstraktes, Gekünsteltes etc., wobei auch jene Werke sehr intensiv sein können. Jedoch fehlt mir (das ist rein subjektiv) hier eine gewisse Lasur "Kunst", die natürlich nicht zu dick sein darf. Denn Authentizität war schon immer die Kraft in literarischen Werken, die sich vielen, auch mir, unmittelbar und ohne Umwege, ohne Lexika und ohne eitle Schwellen, die zu überbrücken sind, vermitteln konnte, die schlussendlich ins Mark geht und nachwirkt, wie auch immer. Da gehört zweifelsohne auch Bukowski dazu, dessen Shortstories und Gedichte ich ein paar Jahre entdecken und schätzen lernte, bis zu einem gewissen Punkt, auf welchen ich später eingehen möchte. Mein absoluter Favorit in seiner Lyrik ist das Gedicht BORN INTO THIS (konnte mangels Kompetenzen in Sachen Englisch nur auf die deutsche und bestimmt sehr gelungene Übersetzung von Carl Weissner zurückgreifen - Buk´s Werk im Original lesen zu können, ist bestimmt -vom Klang her- nochmal eine andere Erfahrung; du siehst, dass ich auch etwas klang-affin bin). Und bei eben diesem Gedicht spürte ich eine unteilbare poetische Power, kein anderes Gedicht von ihm konnte mir das ebenso nachhaltig ins Fleisch schreiben. Beispielsweise Thomas Brasch, der übrigens Hank und Linda in den 1980ern besuchte, wurde einmal gefragt, wie viele seiner Gedichte bleiben werden, quasi "Ewigkeitscharakter" enthalten; er meinte, wenn ich mich nicht irre, fünf. Bei BUK, schätze ich, wird das auch nicht anders sein. Bei allen, die Lyrik verfassen, wird es sich bestimmt ähnlich verhalten.
Ja, Oliver, es gab, was Bukowski betrifft, auch einen Auslöser, mit ihm zu brechen - was sicher auch mit meinem Wesen zu tun haben mag. Ich besaß damals eine Leinenausgabe von Kurzgeschichten (KIWI Verlag?) und las mit Feuereifer darin, bis eine Story mir das Ganze irgendwie verübeln konnte: da ging es um ein Pärchen, das einen jungen Typ mitnahm, im Auto wurde gekifft, Fellatio inbegriffen usw. Irgendwann kamen die Drei an, irgendwo im Grünen; es wurde weiter getrunken etc., und als der junge Mann so hinüber war (es war System im Spiel) - wurde dieser am Anus wie ein Spanferkel aufgespießt, Da ging mir auf, nee, das geht mir einfach zu weit!
Und da ich wusste, dass Bukowski auch von Louis-Ferdinand Celine (seine Schuld während der deutschen Besetzung mal ganz außen vor gelassen) inspiriert war, ging ich ans Werk, diesen Autor unter die Lupe zu nehmen. Und mir fiel auf, dass sein Stil, neben derben Sprüchen und Tiraden, in gewisser Weise aber auch jene von mir am Anfang benannte stilistische Lasur hatte; bin übrigens schon gespannt auf das 2023 bei Rowohlt erschienene Werk "Krieg", dessen Manuskript erst vor wenigen Jahren zufällig entdeckt wurde, das im Regel schon wartet, gelesen zu werden.

Und da komme ich jetzt endlich zum Punkt: Lyrik, die sowohl Bodenständigkeit (Authentizität) als auch eine gewisse sprachliche Raffinesse aufweisen kann, spricht mich (derzeit) am meisten an.

Übrigens sollten dich diese Zeilen per Unterhaltung erreichen, funktionierte leider nicht.

Herzliche Grüße an Dich!
Marc
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 28334

Gast
hier eine gewisse Lasur
Ja, ich sehe das wie du. Ergänzend möchte ich hinzufügen: Das Problem mit Texten wie denen von Oliver liegt darin, dass sie, wenn sie vollständig transparent sind, die Verpflichtung haben, etwas zu vermitteln. Es kann eine künstlerische Botschaft sein oder eine tiefgründige Aussage, die ein Thema bis in seinen Kern enthüllt.
Dieser Hunger nach einer Botschaft ist besonders bei klaren und formfreien Gedichten größer, da sie mehr Ausdrucksmöglichkeiten bieten als Gedichte in strenger Form, die an ein Metrum gebunden sind. Bleiben sie jedoch auf der Ebene anekdotischer Erzählungen, überwinden solche Zeilen nur selten den Geist eines Tagebucheintrags, der nicht mehr als ein Fragment vergangenen Papiers faltet. In diesem Fall wird die Erinnerung ja auch nicht reflektiert, sondern lediglich erzählerisch heruntergeleiert. Am Ende fragte ich mich: "Okay, und jetzt? What's the matter here?" Sabine, die für drei Kippen ihre Titten zeigt und zwei junge Typen, die im Gebüsch hocken und eine Juno paffen. Das ist alles ist nicht falsch, funktioniert sehr gut als Tagebucheintrag. Als Gedicht, aus meiner Sicht, eher nicht. Doch welche Botschaft hat das Gedicht? "Hach, damals war es geil". Ich glaube, dass das sehr viele Menschen so sehen und das auch der Grund ist, warum es geschrieben wurde. Und das merke ich.

Hier hätte ich mir mehr Individualität und ein tieferes Gefühl für die Erinnerung gewünscht. Ich-Bezüge hervorheben, all die Kämpfe, die das lyrische Ich ausgetragen hat, oder all die erfreulichen Momente, die man künstlerisch hätte herausarbeiten können, schöne und einprägsame für sich selbst stehende Metaphern und eine Botschaften, die für dich und fürs weitere Leben Bedeutung hat.

das leben hätte nicht
besser sein können
Wilde Vögel singen von Freiheit.



Logi
 
G

Gelöschtes Mitglied 27550

Gast
ja.....Dein Zwinkern lässt mich amüsiert zurück...schönes Wochenende...Sue
 

revilo

Mitglied
Hallo Oliver,

dein kippen-Gedicht habe ich natürlich zur Kenntnis genommen. Die Szenerie hat sich mir auch gefühlsmäßig erschlossen.
Nur ist es so, dass ich mich aktuell mit jener Art Lyrik (Änderungen sind nie auszuschließen!) schwertue. Mir gefällt durchaus, dass sich hierbei Konkretes den Lesern mitteilt, nicht rein Abstraktes, Gekünsteltes etc., wobei auch jene Werke sehr intensiv sein können. Jedoch fehlt mir (das ist rein subjektiv) hier eine gewisse Lasur "Kunst", die natürlich nicht zu dick sein darf. Denn Authentizität war schon immer die Kraft in literarischen Werken, die sich vielen, auch mir, unmittelbar und ohne Umwege, ohne Lexika und ohne eitle Schwellen, die zu überbrücken sind, vermitteln konnte, die schlussendlich ins Mark geht und nachwirkt, wie auch immer. Da gehört zweifelsohne auch Bukowski dazu, dessen Shortstories und Gedichte ich ein paar Jahre entdecken und schätzen lernte, bis zu einem gewissen Punkt, auf welchen ich später eingehen möchte. Mein absoluter Favorit in seiner Lyrik ist das Gedicht BORN INTO THIS (konnte mangels Kompetenzen in Sachen Englisch nur auf die deutsche und bestimmt sehr gelungene Übersetzung von Carl Weissner zurückgreifen - Buk´s Werk im Original lesen zu können, ist bestimmt -vom Klang her- nochmal eine andere Erfahrung; du siehst, dass ich auch etwas klang-affin bin). Und bei eben diesem Gedicht spürte ich eine unteilbare poetische Power, kein anderes Gedicht von ihm konnte mir das ebenso nachhaltig ins Fleisch schreiben. Beispielsweise Thomas Brasch, der übrigens Hank und Linda in den 1980ern besuchte, wurde einmal gefragt, wie viele seiner Gedichte bleiben werden, quasi "Ewigkeitscharakter" enthalten; er meinte, wenn ich mich nicht irre, fünf. Bei BUK, schätze ich, wird das auch nicht anders sein. Bei allen, die Lyrik verfassen, wird es sich bestimmt ähnlich verhalten.
Ja, Oliver, es gab, was Bukowski betrifft, auch einen Auslöser, mit ihm zu brechen - was sicher auch mit meinem Wesen zu tun haben mag. Ich besaß damals eine Leinenausgabe von Kurzgeschichten (KIWI Verlag?) und las mit Feuereifer darin, bis eine Story mir das Ganze irgendwie verübeln konnte: da ging es um ein Pärchen, das einen jungen Typ mitnahm, im Auto wurde gekifft, Fellatio inbegriffen usw. Irgendwann kamen die Drei an, irgendwo im Grünen; es wurde weiter getrunken etc., und als der junge Mann so hinüber war (es war System im Spiel) - wurde dieser am Anus wie ein Spanferkel aufgespießt, Da ging mir auf, nee, das geht mir einfach zu weit!
Und da ich wusste, dass Bukowski auch von Louis-Ferdinand Celine (seine Schuld während der deutschen Besetzung mal ganz außen vor gelassen) inspiriert war, ging ich ans Werk, diesen Autor unter die Lupe zu nehmen. Und mir fiel auf, dass sein Stil, neben derben Sprüchen und Tiraden, in gewisser Weise aber auch jene von mir am Anfang benannte stilistische Lasur hatte; bin übrigens schon gespannt auf das 2023 bei Rowohlt erschienene Werk "Krieg", dessen Manuskript erst vor wenigen Jahren zufällig entdeckt wurde, das im Regel schon wartet, gelesen zu werden.

Und da komme ich jetzt endlich zum Punkt: Lyrik, die sowohl Bodenständigkeit (Authentizität) als auch eine gewisse sprachliche Raffinesse aufweisen kann, spricht mich (derzeit) am meisten an.

Übrigens sollten dich diese Zeilen per Unterhaltung erreichen, funktionierte leider nicht.

Herzliche Grüße an Dich!
Marc

warum das per pn nicht funktioniert, kann ich dir nicht sagen......ich habe an den einstellungen nichts geändert, las aber, dass es wohl ein generelles problem sei....vielleicht kann sich die technik einmal bitte darum kümmern.....

ich will im moment keine gedichte mit einer " lasur kunst" veröffentlichen, weil ich selbst genügend davon geschrieben habe.........ich bin im moment der LL ein wenig überdrüssig, weil hier (fasst) nur noch gedichte mit vermeintlichem tiefgang,bombastischen metaphern oder furchtbaren beziehungsdramen veröffentlicht, besprochen und besternt werden......textarbeit findet hier (fast) nicht mehr statt, an stelle dessen lese ich - oder besser gesagt lese ich nicht mehr-haufenweise verquastes germanistengewäsch, was sich regelmäßig meilenweit vom text entfernt und auch von den redakteuren geduldet wird.......das war früher nicht so......früher wurde wert darauf gelegt, bei kommentaren "hart am wind zu segeln", ansonsten "drohte" verschiebung........das ist bei der jetzigen redaktion -leider- nicht der fall, ganz im gegenteil: es wird nicht nur geduldet, sondern auch - vor allem von einem, dessen namen ich nicht nennen will -, gefördert........daher habe ich mir vorgenommen, nur noch "einfache" sachen zu veröffentlichen, obwohl ich auch - und das sage ich ganz unbescheiden - einige auf lager habe, die sicherlich die kriterien des derzeitigen mainstreams mehr als erfüllten..........

dein erstes gedicht war für mich mehr als ein lichtblick, dem zweiten fehlte - obwohl hervorragend geschrieben - die leichtigkeit und lässigkeit......

ich kann deine vorbehalte gegen buk gut verstehen....ich empfehle dir die sammlung "liebe" zusammengestellt von debritto.......das ist buk unverfälscht....es lohnt sich zu diesem buch sekundärliteratur zu lesen.......seine sensible seite zeigt er in "das weingetränkte notizbuch" und "held außer betrieb"......gib ihm noch eine chance....er hat als 17 jährigen bengel voll auf die zwölf getroffen......war übrigens ein tipp von meinem vater...ich habe 52 bücher von ihm und mich noch nicht immer sattgelesen.....

ich danke dir recht herzlich für deine anmerkungen....
 

revilo

Mitglied
Ja, ich sehe das wie du. Ergänzend möchte ich hinzufügen: Das Problem mit Texten wie denen von Oliver liegt darin, dass sie, wenn sie vollständig transparent sind, die Verpflichtung haben, etwas zu vermitteln. Es kann eine künstlerische Botschaft sein oder eine tiefgründige Aussage, die ein Thema bis in seinen Kern enthüllt.
Dieser Hunger nach einer Botschaft ist besonders bei klaren und formfreien Gedichten größer, da sie mehr Ausdrucksmöglichkeiten bieten als Gedichte in strenger Form, die an ein Metrum gebunden sind. Bleiben sie jedoch auf der Ebene anekdotischer Erzählungen, überwinden solche Zeilen nur selten den Geist eines Tagebucheintrags, der nicht mehr als ein Fragment vergangenen Papiers faltet. In diesem Fall wird die Erinnerung ja auch nicht reflektiert, sondern lediglich erzählerisch heruntergeleiert. Am Ende fragte ich mich: "Okay, und jetzt? What's the matter here?" Sabine, die für drei Kippen ihre Titten zeigt und zwei junge Typen, die im Gebüsch hocken und eine Juno paffen. Das ist alles ist nicht falsch, funktioniert sehr gut als Tagebucheintrag. Als Gedicht, aus meiner Sicht, eher nicht. Doch welche Botschaft hat das Gedicht? "Hach, damals war es geil". Ich glaube, dass das sehr viele Menschen so sehen und das auch der Grund ist, warum es geschrieben wurde. Und das merke ich.

Hier hätte ich mir mehr Individualität und ein tieferes Gefühl für die Erinnerung gewünscht. Ich-Bezüge hervorheben, all die Kämpfe, die das lyrische Ich ausgetragen hat, oder all die erfreulichen Momente, die man künstlerisch hätte herausarbeiten können, schöne und einprägsame für sich selbst stehende Metaphern und eine Botschaften, die für dich und fürs weitere Leben Bedeutung hat.



Wilde Vögel singen von Freiheit.






Logi

danke für deine anmerkungen.....ich weiß, das dir solche gedichte nicht gefallen, weil sie in deiner lesart zu einfach sind und auch keine botschaft haben....gedichte mit botschaften lese ich hier in der letzten zeit zu hauf........und ja.....das war ein "hach, war das geil" gedicht.......genauso wie das wunderbare amsterdam von stadtgeflüster....und was ist daran so schlimm?........aber ich respektiere deine krtitik selbstverständlich, muss aber auch ein wenig schmunzeln, weil es sich phasenweise wie eine retourkutsche liest.......LG
 

revilo

Mitglied
ja.....Dein Zwinkern lässt mich amüsiert zurück...schönes Wochenende...Sue
das kann ich mit gut vorstellen.........das gedicht war gewissermaßen eine replik auf dein formidables amsterdam........das ist mir total ans herz gegangen, weil ich gedanklich sofort wieder auf dem fahrrad on my way to amsterdam gesessen habe......die absolute freiheit.......
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
warum das per pn nicht funktioniert, kann ich dir nicht sagen......ich habe an den einstellungen nichts geändert, las aber, dass es wohl ein generelles problem sei....vielleicht kann sich die technik einmal bitte darum kümmern.....
Ich gebe das mal an die Technik weiter.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
Oben Unten