Klappern und seine Funktion

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Redaktioneller Hinweis:


Hallo, ich habe dieses Thema von der Diskussion zu
Es geht mir gut (Sonett) Es geht mir gut (Sonett) | Leselupe.de - dichter am text!
abgespaltet und es in Theoretisches verschoben, da es einen eigenen Faden verdient.


Bernd


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kann mir einer mal erklären, was für einer poetischen Kategorie das Wort "klappern" zuzuordnen ist?
Hallo, Mondnein.

Einer handwerklichen. Prosodie, Rhythmik und Intonation. Manchmal wird es pejorativ verwendet, oft aber beschreibend.
Denn Klappern gehört zum Handwerk, wie das Sprichwort sagt. Es ist also eine künstlerische Technik oder eine künstlerische Wirkung.

Ich denke, das müsste es verständlich machen im hier verwendeten Kontext. Nicht ganz aber fast synonym ist die Wirkung beim Skandieren. Viele Grüße von Bernd
 
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mondnein

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der ABBA-ABAB-Wechsel der Reime
pardon, ich habe mich verlesen bzw. verschrieben: da ist ja kein "umarmender Reim" (ABBA) in der linken Hälfte, sondern es sind paßgang-keknittelte - - Klappern? Dromedare? Trampeltiere?

Nein, wesentlich bleibt mein innerlich gelöstes Rhythmus-Empfinden: daß eben durch den Wechsel von den einen zwei Reimtypen links zu den anderen zwei Reimtypen rechts einen wunderbaren ästhetischen Bogen spannt: Das Geklapper (?) der Knittelverse verschwindet so "offenhörig" dem mitsprechenden, mitsingenden, mittanzenden inneren Ohr, daß ich nicht einmal mehr weiß, was dieses "Klappern" überhaupt sein und bedeuten soll.
Also natürlich links AABB gegenüber rechts ABAB in jedem der beiden Quartette.

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
aber welche von den unendlich vielen?
Hallo, Mondnein, die meisten sehen es, ich erkläre es Dir aber genauer. Ich tue also so, als sei es keine rhetorische Frage (Das war mein erster Eindruck).

Man kann es nicht genau sagen, denn wie Du andeutest, ist es ein Kontinuum. Fast. Unendlich viel, aber nicht gleichmäßig verteilt.
Es ist die Technik der rhythmischen Wiederholung, die zu Gleichförmigkeit führt. Die künstlerische Wirkung kann unterschiedlich sein und hängt vom Kontext ab. Es ist ein sich relativ genau wiederholender Takt, der aber Störungen und Überlagerungen haben kann.
 

mondnein

Mitglied
Hallo, Bernd!
Es ist die Technik der rhythmischen Wiederholung, die zu Gleichförmigkeit führt
seit wann ist denn "Metrik" eine "Technik"? Sie ist ja die Matrix aller rhythmischen Wiederholung, genau so wie bei der Musik. Leonard Bernstein hat in "Musik - die offene Frage" (o.ä.) darauf hingewiesen, daß die Struktur von Musik mit Wiederholungen arbeitet, angefangen von der Schwingungswiederholung in jedem Ton über die variierenden Wiederholungs-Treppen der Motive, aber ich würde betonen, daß das Durchbrechen dieser Wiederholungen, das jeweils Neue, die interessante Mitteilung des "Anderen" im Verhältnis zum bloß Wiederholten das Eigentliche und Entscheidende ist, was wir mit Aufmerksamkeit aufnehmen, gern hören.
Aber eben genau das ist das Metrum eines klassischen Alexandriners: durchgängig iambisch, mit genau durchgezählten Hebungen in der zweiten Silbe jedes Iambus, und es ist eben die Strophenform des Sonetts, wo wir Reime haben, die das Klang-Ende der Verse in bestimmten Mustern wiederholen, seien sie wie hier paargereimt, kreuzgereimt oder wie in den meisten anderen Sonetten umarmend gereimt (ABBA). In allen drei Fällen sind Wiederholungen die Matrix der Metrik.
Das hieße doch: alle Metrik klappert,
außer der Metrik der freien Prosa.
Die Metrik eines Romans wiederholt nicht so viel, bleibt aber dennoch "Metrik".
Es macht keine Mühe, die wild aneinanderhängenden Iamben, Daktylen und weiß der Himmel noch welche Versfüße auszuzählen.
Mit der gefühlsfarbenen Melodie des Satzbogens, natürlich ist das auch alles Dichtung.
Heißt: es ist Sache des Hörers, ob er ein aus Silben und Sätzen gebautes Kunstwerk, oder auch Nichtkunstwerk wie den Straßenlärm oder den lauten Stammtisch, auf musikalische Weise hört, solange die Hintergrundmusik ihn nicht stört. Kann er natürlich auch hörend integrieren, den Schlager im Raum in die undeutlichen Wortfetzen vom Nachbarstisch, oder umgekehrt. Ist alles Dichtung. Denn der Hörer macht die Dichtung, angefangen vom ersten Hörer und selbstgeschaffen noch vom letzten.

In den Psalmen scheint das Metrum zu fehlen, klingt alles wie moderne Prosa, frei von Verfüßen. Aber da ist Wiederholung das Prinzip jedes einzelnen Verses: es wird alles zweimal gesagt, mit origineller Variation des vorherigen Verses bzw. der erstem Vershälfte (in der Formulierung des den "erstem" Gedanken variierenden zweiten). Aber dann erweitert sich die Dichtung in die gleichfalls parallelistischen Doppelverse der Propheten (z.B. die Immanuel-Lieder im Jesajah) und der ebenso parallel-verdoppelten Spruchweisheiten, als deren Dichter Salomon (Schlomo) galt.

Ich vermute, mit "Klappern" ist die Dichtung gemeint, in der Versfüße sich regelmäßig wiederholen,
also z.B. ein Sonett wie dieser Alexandriner hier oben.
Oder wie in "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp", diese Iamben, wahrscheinlich ist das in der ersten Verszeile des populären Liedes selbstabbildend gemeint, ein schelmischer Wink des Volkslieddichters, zu zeigen, daß es bei ihm halt klappert, weil es aus puren Iamben, metrischen Wiederholungen besteht,
oh wie schön: es klappert formal wie inhaltlich,
welch ein Klappergreis-Gerippe!

grusz, hansz
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Bernd!

seit wann ist denn "Metrik" eine "Technik"? ...

grusz, hansz
Hallo, Hansz,
bitte stelle vollständige Fragen statt Fragmente.

Der gesamte Satz von mir war:
Denn Klappern gehört zum Handwerk, wie das Sprichwort sagt. Es ist also eine künstlerische Technik oder eine künstlerische Wirkung.
Deine Frage: aber welche von den unendlich vielen?

Das habe ich beantwortet.

Trotzdem zu Deiner neuen Frage: "seit wann ist denn "Metrik" eine "Technik"?

Metrik ist das Ergebnis von (künstlerischer) Technik. Eigentlich müsstest Du das wissen.
 
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James Blond

Mitglied
(Ups,
das geht hier ja Schlag auf Schlag (mit dem Kommentieren). Ich komme kaum noch mit den Lesen hinterher, hatte gestern noch Dank und Antwort an sufnus verfasst und leider vergessen, diese abzuschicken.Ist jetzt längst überholt, die Diskussion fokussiert sich inzwischen mehr und mehr auf das "Klappern", was mich sehr freut.)

Toll, was hier los ist! :)

Vielen Dank an sufnus, mondnein und Bernd, für eure Beiträge, eure Anerkennung und auch für eure Erörterungen des lyrischen Klapperns.

Ich muss bei diesem Klapper-Thema an unseren alten Deutschlehrer denken, der eine tiefreichende Klapper-Aversion hatte. Sobald in seinem Unterricht ein lyrischer Vortrag in einen gleichmäßigen, monotonen "Singsang" verfiel, unterbrach er diesen mit einem moderaten Wutanfall: "Hören Sie (es war bereits in der Oberstufe) sofort mit diesem entsetzlichen Geklapper auf!"

Dabei klappern zunächst alle Kinder und Schüler mit jeglicher Poesie. Mir scheint dieses noch immer die Wurzel und Essenz jeglicher Lyrik: Die Rhythmik. Rhythmus basiert in der deutschen Lyrik auf einer erkennbaren Wiederholung einer Figur aus unbetonten und betonten Silben ähnlich der Reihung von Noten in einem Musikstück. Seltsamerweise scheint in der Musik niemanden dies durchgehende Geklapper zu stören. Im Gegenteil - es wird geliebt, ansonsten wäre Ravels Bolero längst in der Klappergrube versenkt worden. Ostinate Wiederholungen mit sparsam dosierten Variationen sind das Geheimnis vieler musikalischer Leckerbissen.

Trotz (oder wegen) meines Deutschlehrers ist mir als Musiker die Klapperkritik an den lyrischen Texten noch immer nicht richtig nachvollziehbar. Liegt's vielleicht daran, dass ich das bessere Haftpulver für die Dritten benutze? ;)
Ich verstehe zwar den Ansatz an sufnus Kritik, wie er hier ausführt:

"Ich bin mein lieber Freund ..... sehr glücklich dich zu sehen."
und
"Gewiss, mein Freund ich bin ... sehr glücklich dich zu sehen."

sind metrisch identische Zeilen, aber die "klassische" Variante 1 bedingt, wenn sie im Einstieg über viele Zeilen durchgezogen wird, eine größere Klapprizität als ein Aufbau mit wechselnden rhythmischen Einstiegen.
Verallgemeinert liegt dem die Annahme zugrunde, dass das ständige Aufeinanderfallen von Metrums- und Wortgrenzen die Klapperitis begünstigt, wie z.B. in diesem Sonett mit den Jamben, die nun als auftaktige Trochäen gesehen werden:
Der unter rhythmischen (nicht: metrischen) Gesichtspunkten immer gleiche Angang jeder Zeile (wie gesagt mit Ausnahme der letzten) erzeugt (so denke ich jetzt) diese Monotonie, die eine gewisse Klapprigkeit bedingt: ich, und, auch, so, die, sie, die, die, du, doch, es, ein, man - jede der Zeilen nimmt rhythmisch quasi dieselbe Auffahrt. Insofern könnte man hier wirklich mal (wenn man das will) von einem auftaktischen Trochäus (anstelle des üblicherweise anzusprechenden Jambus) reden.
Ich teile diese Auffassung jedoch nicht, weil sie nicht berücksichtigt, dass Wortgrenzen zwar orthografischen Regeln folgen, nicht aber den phonetischen Bedingungen eines Vortrags. Worte werden in der Regel ohne Pausen verkettet ausgesprochen, erst am Versende oder nach einem Satzzeichen pausiert der natürliche Sprechvorgang. Für einen angehenden Fremdsprachler ist es daher oft sehr schwer, die Sätze in ihre Wortbestandteile herunterzubrechen.

Dazu ein einfaches Beispiel für die Künstlichkeit der orthografischen Worttrennung:

A. "Soviel ich mich auch müh', mir folgen nicht mal Küh'"
versus
B. "So viel wie einst erhofft, kommt leider nicht sehr oft."

Ebenso künstlich ist auch die Einteilung in metrische Einheiten, sofern man zusätzliche "Auftakte" verwendet: So wird eine Kette von Jamben leicht zu einer Folge von Trochäen, mit der Konsequenz dass im selben Vers die Worte das Metrum einmal überbrücken oder mit ihm zusammenfallen.

Wenn man in Jamben dichtet, dann folgt daraus natürlich auch ein rhythmisch gleicher Angang aller Verse und eine gewisse Monotonie. Doch bleibt es dem Vortragenden überlassen, diese Monotonie durch Zwischenbetonungen, kleinste Pausen, Stimmhebungen und -senkungen zu entschärfen oder sie - was ich mir in diesem Fall wünschen würde - besonders herauszustellen.

Dies hat mit der gestalterischen Absicht zu tun, welche das Sonett durchzieht: optisch, inhaltlich, klanglich und auch rhythmisch. Es geht hier offensichtlich um die Trennung eines Paares. Die beiden sind durch äußere Bedingungen gezwungen, an verschiedenen Orten zu wohnen und korrespondieren nun (auf sehr altmodische Weise) per Brief.

Das Sonett liest sich daher wie ein Antwortbrief, der die Monotonie des Alltagslebens und die zwangsläufige Abkühlung der Beziehung nur notdürftig verschleiern kann. Der "Riss" ist bereits vorhanden und zieht sich durch alle Zeilen, jeder Teil hat seinen eigenen Reim. Der Schlussvers ist zugleich Titel und Thema: "Mir geht es gut" als euphemistische Offenbarung eigener Ratlosigkeit, der Hut als Reminiszenz einer sachlichen Romanze.

Ich schreibe dies nur, weil ich verdeutlichen möchte, dass es in Gedichten nicht immer nur um Klangwunder aus kunstvollen Sprachkapriolen gehen muss. "Klappernde Monotonie" gehört ebenso zu den Ausdrucksmitteln, die auch weit jenseits einer spöttisch-ironischen Verwendung ihre sinnvolle Aufgabe finden können, ohne dadurch in den Verdacht eines dilettantischen Dichtens zu geraten.

Vielen Dank euch Dreien für eure aus- und ergiebigen Betrachtungen! :)
Gern geantwortet.

Gruß
JB
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr!

Nur noch mal zum Klapperthema: Ich persönlich verstehe (auf der Linie von Heinrich Heine*) unter "Klappern" kein Synonym für einen übertrieben skandierenden Vortragsstil traditioneller deutschsprachiger Lyrik (so scheint es James' Deutschlehrer benutzt zu haben) und ich bezeichne damit auch nicht generell eine metrisch regelmäßig gestaltete Lyrik in unserer Sprache (der Sprachverweis hat damit zu tun, dass in anderen Sprachen die lyrischen Spielregeln teilweise so andersartig sind, dass eine sprachübergreifende, definitorische Aussage zum Thema Klappern fast immer falsch oder unsinnig ist).

Was ich (stark vereinfacht gesagt!) darunter verstehe hat James aber dankenswerterweise bereits umrissen und zugleich (worüber ich mich im Sinne des Pluralismus sehr freue) widersprochen:

Verallgemeinert liegt dem die Annahme zugrunde, dass das ständige Aufeinanderfallen von Metrums- und Wortgrenzen die Klapperitis begünstigt, wie z.B. in diesem Sonett mit den Jamben, die nun als auftaktige Trochäen gesehen werden [...]

Ich teile diese Auffassung jedoch nicht, weil sie nicht berücksichtigt, dass Wortgrenzen zwar orthografischen Regeln folgen, nicht aber den phonetischen Bedingungen eines Vortrags. Worte werden in der Regel ohne Pausen verkettet ausgesprochen, erst am Versende oder nach einem Satzzeichen pausiert der natürliche Sprechvorgang.
In Teilen würde ich hier zunächst James' Widerspruch widersprechen.
Ich denke, es ist im Deutschen schon so, dass zwischen zwei Wörtern tendenziell (Ausnahmen bestätigen die Regel) eine minimal spürbarere Pause eingelegt wird als zwischen den Silben innerhalb eines Wortes, wobei Komposita i. d. R. nicht als ein Wort zählen. Bei z. B standarddeutsch gesprochenem "Spinatpüree" handelt es sich klappertechnisch um zwei Wörter und die Pause zwischen Spinat und Püree ist, wenn man relativ entspannt redet und sich nicht zu sehr auf die Pausen konzentriert, normalerweise um ein Mü länger als die zwischen Spi und nat oder zwischen pü und ree.

Dementsprechend merkt man, wenn man sich ein bisschen drauf einlässt, m. E. auch dass in deutschsprachiger, akzentuierender Metrik Verse mit weitgehend übereinstimmenden Wort- und Metrumgrenzen irgendwie unlebendiger klingen als (metrisch genauso regelmäßig!) gebaute Verse, bei denen das Metrum über Wortgrenzen springt:

Bsp. 1
Ojeh! Der Koch serviert dem Gast partout
Spinatpüree zu dem Gehirnragout.

***

Bsp. 2
Ojeh! Die Köchin schnibbelt ans Ragout
püriertes Ochsen-Hirn als krassen Clou.


In beiden Reimpaaren handelt es sich um regelmäßige fünfhebige Jamben, aber bei Beispiel 1 hat man (oder?) das Gefühl, dass die Zeilen irgendwie zu lang sind, es klingt relativ mechanisch und umständlich. Demgegenüber lässt sich das zweite Beispiel tendenziell "flotter" und lebendiger lesen.
Bsp. 1 klappert daher für mich, Bsp. 2 nicht.
Das hängt nun nur zum Teil an der Häufung jambischer Wortfüße (Ojeh, serviert, partout, Spinat [nicht sächsisch ausgesprochen!], -püree, Gehirn, -ragout) in Bsp. 1 vs. Bsp. 2 (Ojeh, Ragout); es hat auch was mit der Vokalstruktur und dem Überangebot bestimmter Artikel in Bsp. 1 zu tun. Dennoch ist, wenn man regelmäßige Metren ohne Geklapper verwenden will, zumindest eine (neben anderen) Antiklapper-Technik, die betonten und unbetonten Silben etwas über die Wortgrenzen hüpfen zu lassen, was z. B. durch das Einstreuen dreisilbiger Wörter schon mal ganz gut und rel. einfach machbar ist. :)

LG!

S.

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* "Die metrischen Mängel bestehen nemlich darinn, daß die Worte und die Versfüße immer zusammen klappen, welches bey 4-füßigen Trochäen immer unerträglich ist, nemlich wenn nicht just das Metrum sich selbst parodiren soll, welches im Tulifäntchen oft Ihre Absicht ist. Sie verstehen: ich meine daß da wo das Wort sich endet auch immer der Versfuß (– ⌣) sich bey Ihnen endigt." (H. Heine in einem Brief an einen Dichterkollegen).
 

James Blond

Mitglied
Lieber sufnus,

ich freue mich, dass du so schnell nicht die Flinte ins Korn wirst und mich als unverbesserlichen Rechthaber auf deine Ignore-Liste setzt. ;)
Dieses Forum lebt von solchen Diskussionen, zumal es hier nicht um des Kaisers Bart oder gespaltene Haare geht, sondern um grundlegende Frage einer lyrischen Ästhetik. Ich denke auch, dass wir uns darin einig sind.

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich daher deine Beispielsverspaare (1. und 2.) gelesen. Leider kann ich die von dir behauptete Wirkung (1. klappert, 2. klappert nicht) so nicht bestätigen. Was mir in 1. vor allem unangenehm auffällt, ist das wiederholte "dem", welches zudem in den Jambus hineingepresst wird. Das ist aber eine ganz andere Baustelle.
Wie wenig eine Klapperitis auf dem Zusammenfall von Metrums- und Wortgrenzen beruht, zeigt folgendes Beispiel. Ich nehme dazui dein 1. Bsp. ...

Ojeh! Der Koch serviert dem Gast partout
Spinatpüree zu dem Gehirnragout.


...und markiere die Stellen, wo der Jambus auf einem Wortanfang beginnt (Komposita werden getrennt) , mit einen fetten "x". Es ergeben sich demnach 10 Stellen im Verspaar.

xX x X xX x X xX
xX xX x X xX xX


Nun wandele ich das Metrum von Jambus in Trochäus durch Ersetzen der 1. unbetonten Silbe in jedem Vers:

Dieser Koch serviert dem Gast partout
Matschpüree zu dem Gehirnragout.


... und markiere die Stellen, wo der Trochäus auf einem Wortanfang beginnt ((Komposita werden getrennt)), mit einen fetten "x"

Xx X xX x X xX
X xX x X xX xX

Und siehe, jetzt erhalten wir nur 5 Klapperstellen insgesamt, obwohl sich am Klang, am Leseduktus und am Leseeindruck nichts geändert hat, weil es ja immer noch die gleichen Verse sind.

Durch das Hinzufügen oder die Wegnahme einer einzigen Silbe am Versbeginn wird diese Klappertheorie selbst ziemlich klapprig. Da hilft auch kein Harry Heine weiter ;)

Ich schrieb ja bereits, dass die Wortgrenzen häufig nur orthografische Ursachen haben, die beim Vortragen nicht zum Ausdruck kommen. Komposita sind dafür nur ein Beispiel.


Ich denke, es ist im Deutschen schon so, dass zwischen zwei Wörtern tendenziell (Ausnahmen bestätigen die Regel) eine minimal spürbarere Pause eingelegt wird als zwischen den Silben innerhalb eines Wortes, wobei Komposita i. d. R. nicht als ein Wort zählen
Leider schreibst du nicht, was dich so solchem Gedenke veranlasst hat. Ich hatte bisher angenommen, der flüssige, nahtlose Sprachfluss über die Wortgrenzen hinweg ist ein Kennzeichen fast aller Sprachen, auch des Deutschen - und Schuld daran, dass den Fremdsprachlern das Verständnis natürlich gesprochener Fremdsprachen meist sehr schwer fällt. Das Herunterbrechen in einzelne Worte lernen alle Muttersprachler bereits in frühester Kindheit, nur daher gelingt es später scheinbar mühelos. Der Fremdsprachenlehrer weiß um dieses Problem und formuliert seine Übungssätze daher in einzelnen Wortpaketen, um es seinen Schülern leichter zu machen. Auch die frühen Leseprogramme der PCs, die bereits Text in Sprache wandeln konnten, besaßen die Eigenschaft der künstlichen Worttrennung.
Doch "natürlich" hört sich so etwas nicht an, das "klappert" gehörig und klingt in der Tat mechanisch. Aber es beruht auf der Vortragsweise, nicht auf dem Text selbst (wie ich bereits schrieb).

Gibt es auch Pausen in natürlich gesprochener Sprache zwischen den Wörten?
Ich habe Google dies mehrfach gefragt und die "KI" hat mir geantwortet:

Meine Frage: Lassen sich Wortgrenzen beim Sprechen hören?

Google-KI: "Nein, Wortgrenzen sind beim natürlichen Sprachfluss meist nicht direkt als Pausen oder dergleichen hörbar, sondern erschließen sich eher durch die Bedeutung der Wörter und die Sprachmelodie (Intonation). [...] Beim natürlichen Sprechen werden Wörter oft fließend aneinandergereiht, ohne deutliche Pausen zwischen ihnen."

Nochmals nachgefragt: Wie lassen sich Wortgrenzen in gesprochener Sprache erkennen?

Google-KI: "Wortgrenzen in gesprochener Sprache zu erkennen ist schwierig, da im Gegensatz zur geschriebenen Sprache, wo Leerzeichen verwendet werden, gesprochene Sprache oft eine zusammenhängende Rede ist. Die Erkennung beruht auf phonologischen Merkmalen wie dem glottalen Verschlusslaut bei Vokalen oder auf Prosodie, also der Betonung und Melodie, und erfordert Übung.

Merkmale, die bei der Erkennung helfen:
Phonologische Pausen:
Manchmal ist eine minimale Pause zu hören, die eine Wortgrenze markiert.
Glottaler Verschlusslaut:
Bei einem Vokal, der ein Wort einleitet, kann ein glottaler Verschlusslaut hörbar sein, der eine klare Trennung von Wörtern signalisiert.
Prosodie (Tonhöhe und Betonung)."


Zusammenfassend: Es können phonetische Hilfestellungen zur Erkennung von Wortgrenzen vorliegen, garantiert ist dies jedoch nicht und wird auch nicht durch einen vorgelesenen Text vorgegeben, sondern hängt vor allem vom Vortragenden ab.

Nun aber bin ich auf eine wissenschaftliche Untersuchung gestoßen: Konsonanten am Wortanfang sind etwa 13 Millisekunden länger als Konsonanten innerhalb der Wörter, was ein universaler Effekt (in fast allen Sprachen) zu sein scheint. Es wird zwar vermutet, dass dieser Effekt zur Worterkennung beiträgt, es könnte sich aber auch um einen Artefakt des Sprechakts handeln (den "ähms" ähnlich), wenn das Gehirn aus Wörtern Satzketten erzeugt. Unterschiede im Millisekundenbereich können - jenseits einer bewussten Wahrnehmung - vom Gehirn zur Richtungsortung ausgewertet werden (z. B. beim Stereoeffekt), aber sie erklären kaum einen Klappereffekt, der ja häufig als ästhetisch desaströs beschrieben wird.

Interessantes Gebiet wie ich finde. Ich bin immer noch überzeugt, die "Klappermühle" ohne Geklapper vortragen zu können:
"Esklappertdiemühle amrauschendenBach"

Und ich denke, man kann da auch mit unterschiedlichen Auffassungen leben: We agree to disagree. :)

Gern geantwortet.

Grüße
JB
 

mondnein

Mitglied
Oder wie in "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp", diese Iamben, wahrscheinlich ist das in der ersten Verszeile des populären Liedes selbstabbildend gemeint, ein schelmischer Wink des Volkslieddichters, zu zeigen, daß es bei ihm halt klappert, weil es aus puren Iamben, metrischen Wiederholungen besteht,
was habe ich denn da geschrieben?
sind doch Daktylen, mit dem unbetonten Auftakt heißen diese Versfüße Amphibrachyen, sind jedenfalls keine Iamben,
außer am Ende "...den Bách, klipp klápp, kurze Wurzel des lautmalerischen Klapperns der Mühle.
Heine schreibt etwas vom Klappen einer Versfuß-Gleichfömigkeit, jedenfalls in den von Dir, sufnus, zitierten Worten, Da steht eindeutig "klappen"

Amphibrachyen - klappen auch ganz gut

grusz, hansz
 
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James Blond

Mitglied
Nu jo,

der liebe Heinrich Heine spricht hier tatsächlich von "klappen", nicht vom Klappern. Das ist auch kein Schreibfehler. Ich habe mir das Zitat aus einer Quelle noch einmal angeschaut, dort heißt es [Hervorhebung von mir] :

"Liebster Immerman. Ihr Tulifäntchen liegt seit 10 Tagen auf meinem Tische (Ich glaube nicht daß Sie dieses ungerne hören, obgleich Sie mich nicht beson-
ders dazu berechtigt es zu lesen) und ich würde Ihnen schon vor 8 Tagen darüber geschrieben haben, wenn ich nicht so halb und halb Brief von Ihnen
erwarten konnte oder erwarten wollte. Aber jetzt drängt mich Campe Ihnen zu schreiben, ich sprach ihm gestern von der Freude womit ich Ihr Gedicht gelesen
und daß ich nur einige Kleinigkeiten daran auszusetzen hätte. Dies, wollte er nun, solle ich Ihnen schreiben, und in der That, lieber Immerman, ich habe zu sehr die innere Verpflichtung Ihnen die Wahrheit zu sagen als daß ich Ihnen etwas verschweigen dürfte was Ihnen vielleicht mißfallen könnte. Ich will den
Mitteilung zu: dann bittern Tadel voraus schicken: ich tadle an Tulifäntchen einige Longeurs u dann hie und da das Metrische. Beides ließe sich leicht verbessern, ersteres durch Streichen, das andre durch einige Wortversetzungen und Vertauschungen einiger Worte. Die metrischen Mängel bestehen nemlich darinn, daß die Worte und die Versfüße immer zusammen klappen, welches bey 4füßigen Trochäen immer unerträglich ist, nemlich wenn nicht just das Metrum sich selbst parodiren soll, welches im Tulifäntchen oft Ihre Absicht ist. Sie verstehen: ich meine daß da wo das Wort sich endet auch immer der Versfuß
( —◡) sich bey Ihnen endigt. Wie leicht läßt sich dem meistens abhelfen, mit einer einzgen Partikelverändrung wird der metrischen Einförmigkeit einer
ganzen Strophe abgeholfen.
"

Nun sollte man berücksichtigen, dass Heine hier den Klappenfall nur bei '4füßigen Trochäen' kritisiert und seine Kritik zugleich wieder relativiert, weil es sich bei Karl Immermanns "Tulifäntchen" um eine satirische Dichtung handelt, für welche die Unerträglichkeitswirkung der montonen Wortmetrumsklappe akzeptabel sein soll.

Ja, wieso eigentlich? Heine verzichtet hier gänzlich auf phonetische Ausdeutungen der "Klappen-Problematik". Mein Eindruck ist, dass es ihm darum geht, den Eindruck einer monotonen, kunst- und einfallsarmen Dichtung zu vermeiden, da sie so ganz unverblümt die ursprünglichesten Grundlagen metrischer Dichtung offen legt. Kinderreime sind in der Regel so gebaut und welcher Dichter möchte sich auf solch ein infantiles Niveau herablassen? Es sei denn, er präsentiert eine ironisierende Dichtung, die sich selbst auf den Arm nimmt. ;)

Ich kenne aber einen, der gewöhnlich zu den ganz Großen gezählt wird und habe dort etwas anderes "gefunden":
"
Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grubs mit allen
Den Würzlein aus,
Zum Garten trug ichs
Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

"
Ich überlasse es den geneigten Lesern, hier nicht nur das Klappen des aufgetakteten Trochäus, sondern auch einmal die Silbenzahl der Worte am Versbeginn zu ermitteln. (Was nicht besonders schwer fallen sollte.) Und richtig ist: Das Gedicht wirkt naiv! Es zeigt auch metrisch einen kindlichen Blick in die Welt, der das Thema wunderbar umrahmt. Es muss also nicht immer nur Spott oder Spaß sein, wenn's Klappe(r)n darf. :)

Liebe Grüße an alle, die noch immer mitlesen! :)

JB
 

sufnus

Mitglied
Moin!

Erstmal keine Sorge, lieber James, bzgl. einer Ignorierung! Vielmehr lese ich Deine Beiträge in der letzten Zeit sogar mit großem Amüsement. :)

Was nun die Klapperdiskussion angeht, so komme ich mir mittlerweile etwas wie ein überenthusiastischer Deutschlehrer vor, der entgegen der sonstigen Üblichkeit seines monologischen Unterrichtdaseins auf eine Klasse mit zwei aufmüpfigen Schülern gestroßen ist.
Während der eine der beiden, in der typischen Manier des Klassenflegels seine Lust am (höflich formuliert: wirren bis inhaltsarmen) Widerspruch hauptsächlich aus der häufigen Paarung von Ignoranz und gekränkter Eitelkeit gewinnt, ist bei dem anderen Kontrageber einfach eine grundsätzliche Aversion gegenüber Autoritäten am Start und diese Eigenschaft wirkt auf den Eleven offensichtlich höchst motivierend und produktiv - natürlich ist der Letztgenannte daher der Lieblingsschüler unseres rein fiktiven Lämpels. :)
Wenn ich mich nun also in den Pauker hineinfühle, so könnte der - so scherzhaft wie liebevoll - seinem Schülerfavoriten mit dem Finger drohen, er möge sich doch an der sachfernen Antihaltung des Flegels kein Beispiel nehmen: Insofern der Heine für den inhaltlichen Zugang zum Thema des Klapperns Pate stehe, sei es doch wohl wenig erheblich, ob er dabei zugleich den konkreten Terminus Technicus für diesen Vorgang gebrauche. Oder wolle der Schüler etwa andeuten, dass der Begriff des Klapperns in der entsprechenden Bedeutung gar von niemandem außer unserem Lehrer selbst gebraucht werde? Ob dieser also wirklich die Einlassung einer Fachautorität zu dieser Begrifflichkeit herbeizuzitieren für nötig erachte?

Vielleicht habe ich den Beruf verfehlt. :)

Und zu dem Fundstück… der Geheimrat ist uns Normalsterbliche gerade in Sachen Sprachrhythmus derart entrückt, dass er als didaktisches Beispiel nur unzureichend taugt.
Bei dem zitierten Blümchengedicht hat er es doch glatt geschafft, den Erstanschein naiver Klapprizität zu erwecken, in Wahrheit aber ein gänzlich zweideutiges Metrum aus dem Hut zu zaubern. Es ist zum Verzweifeln.

LG!

S.
 
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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn wir die Wörter "klappern" und "klappen" im gegebenen Kontextkreis betrachten, ist "klappen" in heutigem Deutsch ein Vorgang, der einzeln erfolgt, und zum Geräusch führt, wie das Klappen einer Tür, Klappern ist dagegen mehrmalig bis häufig. Regelmäßig, fast regelmäßig oder unregelmäßig aufgebaut. In beiden gibt es klare - aber dumpfe - Lautstärkespitzen, im Gegensatz zum Rauschen und zum Klingeln. Beim Klingeln vs. Klingen übernimmtr die Rolle der Wiederholungsanzeige das "l".

Klappen – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
  1. 2. (durch Öffnen oder Schließen) ein leichtes, hartes Geräusch hervorbringen

Das Klappen ist also jeder einzelne "Schlag" in diesem Zug, das Klappern ist aufeinanderfolgendes Klappen. Wenn es sich auf Lautmalerei bezieht, bei Gedichten, kann man beides verwenden, denke ich. Aber mit leicht verschiedenen Konnotationen.

Klappern – Schreibung, Definition, Bedeutung, Etymologie, Synonyme, Beispiele | DWDS
1. durch rasches, wiederholtes Aneinanderschlagen zweier oder mehrerer harter Gegenstände ein Geräusch hervorbringen​
Ich denke, beides ist lautmalend. Aber nicht eindeutig zu den Formen.

Jeder Jambus stellt ein Klappen dar. Fast jeder entsprechend gesprochene Vers mehrmaliges Klappen und damit klappern in gewissem Sinne.

Voneinander unabhängiges mehrfaches Klappen ist dabei kein Klappern. Klappern setzt Zusammenhang voraus.
 

James Blond

Mitglied
Ich danke dir, @Bernd,

für deinen Beitrag zu den Bedeutungsunterschieden von "klappen" und "klappern". Gemeinsam ist beiden Begriffen das phonetische Ereignis einer kurzzeitigen, akzentuierten Geräuschhervorbringung. Heine hat im lyrischen Bezug allerdings von Trochäen gesprochen, nicht von Jamben, genauer gesagt von vierfüßigen Trochäen. Da es sich dabei um eine periodische Wiederholung handelt, wäre "klappern" dann wohl der passendere Begriff.

@klausKuckkuck hat allerdings in #4 einen anderen Begriff benutzt: "leiern"
Die Punktierung verleitet, ja, zwingt beim Lesen und Vortrag geradezu: draufloszuleiern, wie es schlimmer eigentlich gar nicht mehr geht.
[...]
Niemand hier im Forum ist nach meiner Einschätzung talentiert oder ausgebildet genug, um mit einem Leierkasten dieser Größenordnung souverän umgehen zu können, um über die Punkte hinwegzureden, sie in den Vortrag gestaltend einzubeziehen, sie (wörtlich) zu übergehen.
Er sieht demnach in den punktierten Versen den Schuldigen für dieses Effekt, räumt aber zugleich einem gestaltenden Vortrag die Möglichkeit des Übergehens ein.

Das unterscheidet ihn von @sufnus,
der dem "Klappern des Versfußes" in seiner Versfußlehre eine gebührende Be(tr)achtung eingeräumt hat, die sich jedoch nicht mit den Möglichkeiten eines gestaltenden Vortrags befasst. Allerdings frage ich mich zunehmend nach dem Wert einer solchen Theorie, wenn sich ihre Aussagen von einem geeigneten Versauftakt oder Dichterfürsten so leicht widerlegen lassen. Vielleicht sind es doch eher Tipps für Anfänger? ;)

Lieber sufnus,
ich gestehe mir gern eine grundsätzliche Aversion Skepsis gegenüber Autoritäten - mehr noch ihren Theorien - zu und ziehe in der Tat ein gehöriges Maß an Motivation daraus, sie zu auf ihren Gehalt überprüfen. So lernt man ... zumindest das selbstständige Denken. :)

Liebe Grüße
JB
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Klappen erfordert einzelnes. Das wäre bei Trochäen auch der Fall, wenn man die Pausen und klare Trennung sieht. Bei Klappern habe ich eher einen Eindruck von unregelmäßigen gestörten Rhythmus, der relativ monoton ist, als Konnotation.
Eben Vergleich: Mühle vs. Schmiedehammer.

Bei Heine: entweder er verwendet es anders (Sprachwandel) - oder er vergleicht verschiedene Aspekte.

Ich denke jedoch, wir verstehen es untereinander ähnlich.

Und man muss es als onomatopoetisch (lautmalend) betrachten.
 

James Blond

Mitglied
Eine Klappe macht: "klapp.". Danach ist sie zugeklappt und ein weiteres Klappen klappt erst, nachdem die Klappe wieder geöffnet wurde.

Die Klapper macht "klapp - klapp - klapp" und fährt damit fort, sofern sie nicht daran gehindert wird.
(Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.) ;)

Ein Trochäus macht "klapp - " .
Mehrfüßige Trochäen machen "klapp - klapp - klapp - ", solange sie durch ein Versende (oder Satzzeichen) nicht daran gehindert werden.
:)

Lautmalerisches ( onomatopoetisch ) Klappern klappt nur bei stimmlosen Verschlusslauten (p, t, k: sog. Plosive), insofern kann eine Strophe wie

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.


auch nicht klappern, weil da ja nichts klappt. :)

Da bleibt dann höchstens das "Leiern" als gleichmäßig sich wiederholende Folge betonter und unbetonter Silben.

Ich gebe zu: Ein entsprechender Text (mit durchgehendem Metrum) kann im Vortrag zum Leiern verleiten. Das geht aber nicht zwangsläufig zu Lasten des Textes, sofern es dem Sprecher gelingt, diese Gleichmäßigkeit durch eine Dynamik seines Vortragens abzufangen. Tempoänderungen und abgestufte Betonungen können hier Entsprechendes bewirken.

Grüße
JB
 

mondnein

Mitglied
Da bleibt dann höchstens das "Leiern" als gleichmäßig sich wiederholende Folge betonter und unbetonter Silben.
Als was bleibt es?
Als das Gleiche, was gelegentlich von Metrik-Beckmessern als "Klappern" bezeichnet worden ist?
Meinem nichtfachmännischen Eindruck nach wird der Vorwurf des "Leierns"
(offensichtlich mit peiorativer Vorurteils-Wertung, nicht wirklich etymologisch von "Lyra" und "Drehleier" abgeleitet)
gegenüber ausnahmslos jeder metrisch geordneten Dichtung erhoben.
Ich habe von Deutschlehrern gehört, die einen Vortrag, der dem regelmäßigen Metrum eines vormodernen Gedichtes folgt, als "fehlerhaft" bewerten: Der Schüler darf keine Pausa am Ende des Verses lesen. Obwohl gerade die "anceps"-Silben am Ende eines Hexameters z.B. eine Pausa erwarten. Verse, die "weiblich" ausklingen, brauchen eine Pausa, wenn der folgende Vers iambisch loslegt, wenn keine Doppelunbetonte den Fluß daktylisch aufbrechen soll.
Auffällig ist, daß eben dieselben Deutschlehrer
(ich habe keine Statistik, ich mutmaße hier wild drauflos)
den Hölderlin, der früher gerne neben Goethe und Schiller als heilige Taube der "klassischen" Trinität vom Himmel fiel, vermeiden wie den Gottseibeiuns, - ganz einfach, weil die keine "asklepiadeischen Verse" lesen können (Maecenas atavis edite regibus) und wohl kaum wissen, was das überhaupt ist.
Daher auch das alte Mißverständnis, die "Oden" des Horaz wären freie Metren gewesen, das sind die Lieder, die die strengen metrischen Vorgaben der sapphischen, alkäischen und - s.o. - asklepiadeischen Strophen bedienen, und die natürlich nicht wie Prosa heruntergenudelt werden sollten.
"Pauker" können keine Pauken schlagen, nicht einmal die stur-doofe Punk-Pauke, schon gar nicht komplizierte Jazz-Synkopen-Spielereien. Sie können halt nicht auf "hi-hat-besen" fliegen https://www.leselupe.de/beitrag/meiner-meisterin-sonett-vierhebig-drastisch-163620/, diese Muggel. Nicht einmal, wenn das in einem Sonett durch-gepulst werden sollte.

grusz, hansz
 
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