Hallo Ahorn,
das hast Du sehr schön geschrieben. Ich glaube, ich kann viel von Euch lernen.
Dann vertraue ich Dir und Rainer mal folgenden Text an:
Und keine Angst, die Geschichte wird noch gefährlich. Ich beginne halt immer sehr harmlos, da meine Helden ganz normale Menschen sind.
"Oh Melly, ich muss mich mal ausruhen!" Die Kleine zog ein Schnütchen. "Och, Opa Horst, nur noch ein bisschen Hoppe-Reiter bitte!"
Vicky deckte gerade den Tisch. Sie lächelte zu Melly und Opa Horst hinunter. Wie gut war das, wenn man einen Opa hatte. Aber es war Zeit, ihn etwas zu schonen.
"Melly, Schätzchen, lass den Opa Horst doch mal ausruhen. Er kann Dir ein Buch vorlesen, ein wenig Ruhe würde Dir auch gut tun."
"Na schön!" Melly stieg von Opas Rücken herunter und Horst kämpfte sich wieder auf die Füße. Wie gut, dass er noch fit genug für solche Dinge war. Er konnte kaum durchatmen, da war der kleine Wirbelwind schon wieder da. Mit einem Buch in der Hand ließ sie sich auf den Schoß heben.
Marc fuhr mit seinem Feuerwehrauto immer hin und her zwischen Kinderzimmer und Wohnzimmer. "Hnnnn ...", ahmte er das Motorengeräusch nach. Er war 1 1/2 und sprach noch wenig, während Melinda, kurz Melly genannt, mit ihren vier Jahren eine wahre Quasselstrippe war.
"Opa Horst! Warum ist denn das Entchen in den See gefallen? Hat da die Mama nicht aufgepasst?"
"Du fragst Dinge, Melly! Das Entchen gehört doch in den See."
Aber mein Bruder schwimmt auch nicht im Wasser und Mama sagt immer, er ist ihr Baby.
Das ist doch genauso, wie bei dem Entenbaby, oder Opa Horst?"
Diese großen blauen Augen sahen ihn ganz ernsthaft an. Horst musste sich das Lachen verkneifen. "Aber Marc ist doch ein Menschen-Baby, er lebt im Kinderzimmer. Während die Enten-Babys im Wasser leben.
"Oder auch mal an Land!", verbesserte ihn die Kleine.
Horst nickte, "ja, manchmal."
Vicky schaltete sich ein, da Horst schon etwas ermüdet wirkte.
"Melly, geh doch mal den Andreas rufen. Sag ihm, es gibt etwas Gutes zu essen. Aber bleib weg von seinen Bonbons!"
"Ok, Mama! Melly öffnete die Haustür und hüpfte einige Schritte zur Nachbartür. Dann trat sie mit dem Fuß dagegen und rief "Andreas, Mama sagt, Du sollst zum Essen kommen! Aber ich darf keine Bonbons!"
Die Tür öffnete sich und ein schmales Gesicht mit Brille erschien. "Ist es wieder soweit?"
Melly nickte ganz ernsthaft. „Das Essen riecht lecker. Aber Mama sagt, ich muss jetzt ins Bett und Marc auch!"
"Na dann, lass Dich nicht aufhalten, kleine Dame!"
Und zack schloss sich die Tür wieder.
Melly hüpfte in die Wohnung.
"Er hat die Tür zugemacht, Mama und hat gar nicht Danke gesagt!"
"Ja, das vergisst er manchmal, aber er wird gleich kommen. So, für Euch ist jetzt Schluss. Sagt Opa Horst gute Nacht.“
"Gute Nacht, Opa Horst!" Melly drückte ihm ein nasses Küsschen auf die Wange und Vicky sammelte Marc und sein Auto ein. „Ich bringe nur die beiden ins Bett, dann können wir essen.“
Horst nutzte die Ruhezeit ein wenig, um die Augen zu schließen. Melly war süß, aber auch anstrengend.
Gerade hatte er es sich auf dem Sofa bequem gemacht, da klingelte es. Außer ihm war niemand hier, also musste er aufstehen. Mühsam hievte er sich hoch.
Vor der Tür stand Mike. Er hatte eine Weinflasche in der einen Hand und etwas Gebäck in der anderen.
"Hallo, Horst, wie geht´s?"
"Hallo, Mike, alles in Ordnung. Komm rein!"
Mike zog Jacke und Schuhe aus und ließ sich ebenfalls auf dem Sofa nieder.
"Sind die Kinder schon im Bett?"
"Ja, ein Glück. Heute musste ich Pferdchen spielen!"
Mike lachte.
Sie genossen die Stille, bis Vicky wieder kam. Sie sah etwas gestresst aus und wischte sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Ihr Lächeln war umwerfend.
"Hallo, Mike, schön, dass Du da bist. Wir können gleich essen!
"Hier, Vicky, das kannst Du uns einschenken. Soll ein guter Tropfen sein!"
Vicky sah sich das Etikett an, es sah teuer aus. "Wow, hast Du eine Gehaltserhöhung bekommen oder einen Weinladen überfallen?", scherzte sie.
Mike grinste. "Heute nicht, ganz legal bezahlt!"
Wieder klingelte es, das musste Andreas sein. Er war stets der Letzte im Bunde und zierte sich immer. Dabei würde er auf keinen Fall auf das gute Essen und die netten Kerle verzichten.
Vicky öffnete die Tür und ließ den letzten im Bund herein.
Nun waren sie komplett.
Alle nahmen Platz und Horst schenkte den Wein aus. Vicky holte den Braten aus dem Ofen, stellte die Schüssel mit Kartoffeln auf den Tisch, die Sauciere und die Karotten.
Es duftete himmlisch.
Horst durfte den Braten schneiden, während Vicky die Stücke verteilte. Mike häufte sie gleich zwei Fleischscheiben auf den Teller, er konnte ordentlich essen.
"Mit was hast Du Dich heute beschäftigt?, wandte sich Vicky an Andreas. „Lernst du noch für die Prüfung?“
Andreas nickte. "Ja, Mathe macht mir zu schaffen!“
„War auch nie mein Lieblingsfach!“, murmelte Vicky.
„Und wie war Dein Tag, Mike?“
Mike musste erst mal schlucken. "Ich habe einen Lkw nach Koblenz gefahren, dann gleich wieder zurück. Bin gerade erst angekommen.“
"Und was habt Ihr so gemacht?", wollte Mike wissen. Dabei sah er Vicky und Horst an.
"Wir waren mit den Kindern auf dem Spielplatz, dann hat Horst meinen PC repariert. Und mehr ist heute nicht passiert!"
"Das ist doch gut, oder?" Andreas sah von einem zum anderen. "Ich meine, keine Katastrophen, Unfälle, Krankheiten."
"Wie man es nimmt!", erwiderte Vicky. Natürlich brauche ich keine Katastrophen, Unfälle oder Krankheiten. Aber Tage, die immer nach dem gleichen Schema laufen, finde ich sehr langweilig. Aufstehen, waschen, anziehen, kochen, auf den Spielplatz gehen und abends wieder anders herum. Ich freu mich jedes Mal, wenn Ihr kommt und etwas frische Luft mitbringt."
"Ich freu mich auch!", ergänzte Mike. Horst gehörte ja praktisch zur Familie.
"Also ich müsste es nicht jede Woche haben!", meldete sich Andreas zu Wort. Manchmal muss ich auch noch lernen!"
Vicky lachte. "Als ob Du nicht den ganzen Tag lernen würdest! Ohne uns würdest Du ja hoffnungslos vereinsamen. Ich denke, Du freust Dich genauso auf unsere Freitag-Abende, wie wir!"
Andreas winkte ab. Es glaubte ihm ja doch niemand. Die Runde war nett, Vicky war herzlich, das Essen war klasse. Aber manchmal fühlte er sich überfordert. Vicky wollte ihn ständig zum Essen einladen, dafür trat Melly andauernd an seine Tür. Sie dachten, er wäre einsam, aber er war manchmal ganz gern allein. Er gehörte nicht zu denen, die ständig Leute um sich herum brauchten. Manchmal wollte er einfach mal allein sein.
Doch gegen Vicky und Horst kam man nicht an. Sie hatten ihn in diese Runde hineingezogen, weil sie es furchtbar fanden, dass er Tag für Tag allein zuhause rumsaß und lernte. Und so, wie es aussah, kam er aus dieser Nummer auch nicht mehr heraus.
Naja, das Essen war jedenfalls immer spitze, der Braten schmeckte vorzüglich. Eins musste man Vicky lassen, kochen konnte sie.
"Wollen wir nachher wieder spielen?“, fragte Andreas mit vollem Mund.
Vicky nickte. "Oh ja, ich habe ein neues Spiel ausgeliehen, das wird Euch gefallen!"
"Wie heißt es denn?", murmelte Mike zwischen zwei Bissen.
"Alhambra!"
"Ist das was Orientalisches?", wollte Andreas wissen.
"Eine maurische Festung in Spanien. Es wurde mir empfohlen.", erklärte Vicky. Wir müssen Paläste und Gärten bauen und sie strategisch einsetzen!“
"Das hört sich doch gut an!“, meinte Horst. „Endlich mal kein Monopoly!“
„Nee, das habe ich auch satt!“, bekräftigte Mike. „Ich möchte freitags nie wieder über Los gehen!“