PieterVanPittens
Mitglied
Karlotta Knesebeck schaute auf die Uhr. Es war bereits Viertel vor acht am Abend. In 5 Minuten musste sie losfahren, um noch pünktlich auf der Arbeit anzukommen. Vor 2 Jahren war ihr Mann Knut über Nacht spurlos verschwunden. Seitdem hatte sie zwei Jobs, um ihre Rechnungen bezahlen zu können. “Konrad, bist du schon bettfertig?” rief sie, während sie sich ihren Mantel überstreifte. Konrad war ihr 9 Jahre alter Sohn. Am liebsten wäre Karlotta noch nach oben gegangen und hätte Konrad eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Aber es war schon viel zu spät dafür, sie musste jetzt wirklich los. Karlotta öffnete die Haustür und rief hinter sich her: “Schlaf gut, mein Schatz! Und mach nicht mehr so lange!”
Im ersten Stock des Hauses saß Konrad nachdenklich auf seinem Bett. Natürlich hatte er gehört, wie seine Mutter sich verabschiedet und das Haus verlassen hatte. Aber er war viel zu sehr in Gedanken versunken, um ihr antworten zu können. Konrad dachte über die wichtigste Erfindung der Menschheit nach. Konrad war ein Erfinder. Er war überzeugt, eines Tages jedes Problem auf der Welt gelöst zu haben. Genau das war auch der größte Traum seines Vaters gewesen. Und der seines Opas und seines Ur-Opas. An der Wand von Konrads Schreibtisch klebten zahllose Fotos und Zeitungsartikel von den wildesten Erfindungen all seiner Vorfahren. Zum Beispiel hatte sein Ur-Opa Karl Knesebeck das erste Fahrrad mit runden Rädern erfunden. Vorher gab es wohl nur welche mit eckigen Rädern, hatte Papa ihm erzählt. Daneben klebte ein uralter Zeitungsartikel von seinem Opa Klaus Knesebeck mit einem komischen blinkenden Hut auf dem Kopf. Der Hut konnte durch verschiedene Farben anzeigen, welche Laune ein Mensch gerade hatte. Auf dem Foto blinkte der Hut in lila und orange. Konrad war sich sicher, dass das ein Zeichen für gute Laune war. Welche Laune sollte es auch sonst gewesen sein, wenn man gerade für die Zeitung fotografiert wurde?
Seine eigene Laune war aber momentan aber alles andere als lila und orange. Seit Tagen grübelte Konrad darüber nach, welche Erfindung ihn wohl einmal in die Zeitung bringen würde. “Platsch” hörte er wieder hinter sich. Das nervige platschen lenkte ihn ständig ab.
Auf seinem Kopfkissen stand ein blauer Plastikeimer. Über dem Eimer bildete sich langsam ein Wassertropfen, der dann laut platschend in den Eimer fiel. Auf seinem Nachttisch daneben lag ein gelber Regenhut. Der Regenhut sah aus, als würde er einem alten Fischer gehören. “Ich glaube, heute wird das nichts mehr mit meiner Erfindung. Ich gehe lieber ins Bett”, dachte Konrad und setzte sich den gelben Regenhut auf. Er stellte den Plastikeimer auf den Boden und legte sich in sein Bett. “Es könnte das gemütlichste Bett der Welt sein”, dachte Konrad sich, “wenn da nur nicht dieses Loch im Dach wäre!”. Und schon platschte wieder ein Tropfen von der Decke hinab. Dieses Mal traf es nicht den Eimer, sondern Konrads Kopf (oder besser gesagt den Regenhut). Obwohl er schon sehr müde war, versucht Konrad nochmal über die beste Erfindung der Welt nachzudenken. Aber “Platsch” war das Einzige, an was er jetzt noch denken konnte. “Noch ein Platsch und ich werde ich wahnsinnig!”, sagte Konrad laut und richtete sich im Bett auf. “Oh, Moment, mein Kissen”, dachte er sich und legte schnell seinen Regenhut auf das Kissen, damit es beim nächsten Platsch nicht nass werden würde. Konrad beschloss, das Problem mit dem Loch im Dach zu lösen. War das nicht eh sein Ziel gewesen? Jedes Problem der Welt zu lösen? Dazu gehörte dann wohl auch ein undichtes Haus.
Seiner Mama hatte Konrad bisher nichts von dem Loch im Dach erzählt. Er wusste, dass sie sich eine Reparatur eh nicht leisten konnte. Und damit Mama sich nicht schlecht fühlte deswegen, behielt er das Problem lieber für sich.
Zum Glück war Mama auf der Arbeit. Denn so konnte Konrad sich frei im Haus bewegen, auch in den verbotenen Bereichen. Die verbotenen Bereiche des Hauses waren so ziemlich alles außer den beiden Schlafzimmern, dem Badezimmer, Wohnzimmer und Küche. Alle anderen Räume, der Keller, die Garage, die Gartenlaube, ja selbst der Garten selbst, waren früher von Papa für seine Experimente benutzt worden. Alles war voll mit irgendwelchen Geräten, Materialien, Büchern, Notizen, Werkzeugen und wer weiß was noch alles. Mama hatte Konrad verboten irgendwas davon auch nur anzufassen. Sie hatte große Angst davor, dass Konrad genauso ein verrückter Erfinder wie sein Vater und dessen Vater und dessen Vater werden würde. Noch viel mehr Angst hatte sie davor, dass Konrad ebenfalls eines Tages bei einem Experiment verschwinden würde (und von der Mini-Explosion im Keller vor 3 Wochen wagte keiner mehr zu reden).
Konrad guckte auf die Uhr, es war halb neun. “Noch 4 Stunden Zeit das Dach zu reparieren, bis Mama wieder da ist. Nichts leichter als das!”, dachte sich Konrad, als er seinen Helm mit der Kopfleuchte aufzog. Auf dem Weg in die Garage dachte er darüber nach, was er alles brauchen würde. Irgendwie musste er auf das Dach kommen. Und irgendwie würde er das Loch stopfen müssen. In der Garage leuchtete Konrad mit seiner Kopfleuchte umher. Er hatte nicht viel Zeit und musste sich schnell entscheiden. Neben der großen Leiter standen 2 Pümpel. “Das ist es!”, schnellte es aus Konrad hervor. “Die Pümpel klebe ich mir irgendwie an die Füße und laufe einfach die Wand hoch. Und zum Thema kleben fällt mir auch direkt etwas ein!”, dachte Konrad und ging zurück ins Haus, dieses Mal Richtung Kellertür. Im Keller hatte er schon vor einiger Zeit einen Kanister mit einer grünen glibberigen Flüssigkeit gefunden. Auf dem Etikett stand in großen Buchstaben “SUKLEGLIB”. Darunter war ein schwarz-gelbes Warndreieck aufgemalt mit dem Hinweistext “Super-Klebriger Glibber. Sehr glibberig und sehr klebrig.”. Konrad hatte schon lange nach einem Grund gesucht, dieses Zeug mal auszuprobieren.
Mit seinem ganzen Material ging er nach draußen, auf die Rückseite des Hauses. Von den beiden Pümpeln zog er die Holzstiele heraus und klebte sich die Saugglocken mit Panzerband unter seine Hausschuhe. Die Ränder der Saugglocken schmierte er ein bisschen mit Sukleglib ein. Dann setzte er einen Fuß an die Hauswand. Es funktionierte, sein Fuß klebte an der Wand! Mit dem Sukleglib-Kanister unter dem Arm wanderte Konrad die Hauswand hoch, bis er auf dem Dach angekommen war. Auf dem Dach hatte er dank seiner Kopflampe schnell das Loch über seinem Zimmer gefunden. Er öffnete den Kanister und schüttete einen großen Tropfen grünen Glibber auf das Loch. Der Tropfen war wohl ein bisschen zu groß. Der Sukleglib floß langsam am Dach herunter. Konrad wollte zur Seite treten, aber seine Füße rührten sich nicht mehr. Der Glibber unter seinen Saugglocken war wohl schon getrocknet. Vor lauter Schreck verlor Konrad das Gleichgewicht und fiel auf das Dach. Der Kanister landete ebenfalls auf dem Dach. Der komplette Glibber floß jetzt in Zeitlupe das Dach herunter und riß Konrad mit. Das Zeug war so zähflüssig, dass es fast eine Stunde dauerte, bis Konrad überhaupt den Rand vom Dach erreicht hatte. Jetzt hing er kopfüber an der Hauswand und floß auch hier nur in Zeitlupe herunter. Es war bereits fast 10 Uhr. Was würde wohl Mama denken, wenn sie von der Arbeit nach Hause käme und ihr Sohn hätte sich selbst kopfüber an die Hauswand geklebt? Zum Glück stoppte der Fluss nicht. Gute 2 Stunden später war Konrad dann endlich wieder am Boden angekommen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück in sein Zimmer, bevor er Mamas Auto in der Einfahrt hörte.
Problem Nummer 1 in Konrads Welt war gelöst: Das Dach war repariert. Und den grünen Glibber an der Hauswand würde Mama hoffentlich nicht bemerken…
Im ersten Stock des Hauses saß Konrad nachdenklich auf seinem Bett. Natürlich hatte er gehört, wie seine Mutter sich verabschiedet und das Haus verlassen hatte. Aber er war viel zu sehr in Gedanken versunken, um ihr antworten zu können. Konrad dachte über die wichtigste Erfindung der Menschheit nach. Konrad war ein Erfinder. Er war überzeugt, eines Tages jedes Problem auf der Welt gelöst zu haben. Genau das war auch der größte Traum seines Vaters gewesen. Und der seines Opas und seines Ur-Opas. An der Wand von Konrads Schreibtisch klebten zahllose Fotos und Zeitungsartikel von den wildesten Erfindungen all seiner Vorfahren. Zum Beispiel hatte sein Ur-Opa Karl Knesebeck das erste Fahrrad mit runden Rädern erfunden. Vorher gab es wohl nur welche mit eckigen Rädern, hatte Papa ihm erzählt. Daneben klebte ein uralter Zeitungsartikel von seinem Opa Klaus Knesebeck mit einem komischen blinkenden Hut auf dem Kopf. Der Hut konnte durch verschiedene Farben anzeigen, welche Laune ein Mensch gerade hatte. Auf dem Foto blinkte der Hut in lila und orange. Konrad war sich sicher, dass das ein Zeichen für gute Laune war. Welche Laune sollte es auch sonst gewesen sein, wenn man gerade für die Zeitung fotografiert wurde?
Seine eigene Laune war aber momentan aber alles andere als lila und orange. Seit Tagen grübelte Konrad darüber nach, welche Erfindung ihn wohl einmal in die Zeitung bringen würde. “Platsch” hörte er wieder hinter sich. Das nervige platschen lenkte ihn ständig ab.
Auf seinem Kopfkissen stand ein blauer Plastikeimer. Über dem Eimer bildete sich langsam ein Wassertropfen, der dann laut platschend in den Eimer fiel. Auf seinem Nachttisch daneben lag ein gelber Regenhut. Der Regenhut sah aus, als würde er einem alten Fischer gehören. “Ich glaube, heute wird das nichts mehr mit meiner Erfindung. Ich gehe lieber ins Bett”, dachte Konrad und setzte sich den gelben Regenhut auf. Er stellte den Plastikeimer auf den Boden und legte sich in sein Bett. “Es könnte das gemütlichste Bett der Welt sein”, dachte Konrad sich, “wenn da nur nicht dieses Loch im Dach wäre!”. Und schon platschte wieder ein Tropfen von der Decke hinab. Dieses Mal traf es nicht den Eimer, sondern Konrads Kopf (oder besser gesagt den Regenhut). Obwohl er schon sehr müde war, versucht Konrad nochmal über die beste Erfindung der Welt nachzudenken. Aber “Platsch” war das Einzige, an was er jetzt noch denken konnte. “Noch ein Platsch und ich werde ich wahnsinnig!”, sagte Konrad laut und richtete sich im Bett auf. “Oh, Moment, mein Kissen”, dachte er sich und legte schnell seinen Regenhut auf das Kissen, damit es beim nächsten Platsch nicht nass werden würde. Konrad beschloss, das Problem mit dem Loch im Dach zu lösen. War das nicht eh sein Ziel gewesen? Jedes Problem der Welt zu lösen? Dazu gehörte dann wohl auch ein undichtes Haus.
Seiner Mama hatte Konrad bisher nichts von dem Loch im Dach erzählt. Er wusste, dass sie sich eine Reparatur eh nicht leisten konnte. Und damit Mama sich nicht schlecht fühlte deswegen, behielt er das Problem lieber für sich.
Zum Glück war Mama auf der Arbeit. Denn so konnte Konrad sich frei im Haus bewegen, auch in den verbotenen Bereichen. Die verbotenen Bereiche des Hauses waren so ziemlich alles außer den beiden Schlafzimmern, dem Badezimmer, Wohnzimmer und Küche. Alle anderen Räume, der Keller, die Garage, die Gartenlaube, ja selbst der Garten selbst, waren früher von Papa für seine Experimente benutzt worden. Alles war voll mit irgendwelchen Geräten, Materialien, Büchern, Notizen, Werkzeugen und wer weiß was noch alles. Mama hatte Konrad verboten irgendwas davon auch nur anzufassen. Sie hatte große Angst davor, dass Konrad genauso ein verrückter Erfinder wie sein Vater und dessen Vater und dessen Vater werden würde. Noch viel mehr Angst hatte sie davor, dass Konrad ebenfalls eines Tages bei einem Experiment verschwinden würde (und von der Mini-Explosion im Keller vor 3 Wochen wagte keiner mehr zu reden).
Konrad guckte auf die Uhr, es war halb neun. “Noch 4 Stunden Zeit das Dach zu reparieren, bis Mama wieder da ist. Nichts leichter als das!”, dachte sich Konrad, als er seinen Helm mit der Kopfleuchte aufzog. Auf dem Weg in die Garage dachte er darüber nach, was er alles brauchen würde. Irgendwie musste er auf das Dach kommen. Und irgendwie würde er das Loch stopfen müssen. In der Garage leuchtete Konrad mit seiner Kopfleuchte umher. Er hatte nicht viel Zeit und musste sich schnell entscheiden. Neben der großen Leiter standen 2 Pümpel. “Das ist es!”, schnellte es aus Konrad hervor. “Die Pümpel klebe ich mir irgendwie an die Füße und laufe einfach die Wand hoch. Und zum Thema kleben fällt mir auch direkt etwas ein!”, dachte Konrad und ging zurück ins Haus, dieses Mal Richtung Kellertür. Im Keller hatte er schon vor einiger Zeit einen Kanister mit einer grünen glibberigen Flüssigkeit gefunden. Auf dem Etikett stand in großen Buchstaben “SUKLEGLIB”. Darunter war ein schwarz-gelbes Warndreieck aufgemalt mit dem Hinweistext “Super-Klebriger Glibber. Sehr glibberig und sehr klebrig.”. Konrad hatte schon lange nach einem Grund gesucht, dieses Zeug mal auszuprobieren.
Mit seinem ganzen Material ging er nach draußen, auf die Rückseite des Hauses. Von den beiden Pümpeln zog er die Holzstiele heraus und klebte sich die Saugglocken mit Panzerband unter seine Hausschuhe. Die Ränder der Saugglocken schmierte er ein bisschen mit Sukleglib ein. Dann setzte er einen Fuß an die Hauswand. Es funktionierte, sein Fuß klebte an der Wand! Mit dem Sukleglib-Kanister unter dem Arm wanderte Konrad die Hauswand hoch, bis er auf dem Dach angekommen war. Auf dem Dach hatte er dank seiner Kopflampe schnell das Loch über seinem Zimmer gefunden. Er öffnete den Kanister und schüttete einen großen Tropfen grünen Glibber auf das Loch. Der Tropfen war wohl ein bisschen zu groß. Der Sukleglib floß langsam am Dach herunter. Konrad wollte zur Seite treten, aber seine Füße rührten sich nicht mehr. Der Glibber unter seinen Saugglocken war wohl schon getrocknet. Vor lauter Schreck verlor Konrad das Gleichgewicht und fiel auf das Dach. Der Kanister landete ebenfalls auf dem Dach. Der komplette Glibber floß jetzt in Zeitlupe das Dach herunter und riß Konrad mit. Das Zeug war so zähflüssig, dass es fast eine Stunde dauerte, bis Konrad überhaupt den Rand vom Dach erreicht hatte. Jetzt hing er kopfüber an der Hauswand und floß auch hier nur in Zeitlupe herunter. Es war bereits fast 10 Uhr. Was würde wohl Mama denken, wenn sie von der Arbeit nach Hause käme und ihr Sohn hätte sich selbst kopfüber an die Hauswand geklebt? Zum Glück stoppte der Fluss nicht. Gute 2 Stunden später war Konrad dann endlich wieder am Boden angekommen. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück in sein Zimmer, bevor er Mamas Auto in der Einfahrt hörte.
Problem Nummer 1 in Konrads Welt war gelöst: Das Dach war repariert. Und den grünen Glibber an der Hauswand würde Mama hoffentlich nicht bemerken…