Lästerliches

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Als nicht ganz selbstunkritischer Alter weiß er, dass Geläster von den peinlichen Sonderlichkeiten des jeweiligen Lästerers ablenken kann und zumeist auch soll.
Doch Werner kann es einfach nicht lassen, seine Altersgenossen der Lächerlichkeit preis zu geben, da sie ihm ständig berechtigende Anlässe liefern: Gejammer über ihre Kränkeleien, über ihre alzheimersche Vergesslichkeit, ihre Behauptungen, im Gegensatz zu manchem Mitsenior noch jung zu sein und auf Frauen zu wirken.
Am schlimmsten treiben es selbstverständlich jene, die ständig über ihre Mitalten herziehen, um möglichen anderen Lästerern zu signalisieren, dass diese mit allerübelstem Hohn rechnen müssen, wenn sie es auch nur wagen sollten, über den Lästerer herzuziehen. Dabei geraten sie in regelrechte Wettbewerbe nach dem Motto: Wer kann den großmauligsten Altersgenossen mundtod lästern?
Werner hingegen geht es nur darum, seine weitgehend geschätzten Mitsenioren in möglichst humorvoller Weise auf ihre peinlichen Macken aufmerksam zu machen. Immerhin war er vor seinem Renteneintritt Sozialarbeiter und will – wie seine noch tätigen Berufskollegen natürlich auch - immer nur helfen und ihr Klientel dabei unterstützen, sich realistischer wahrzunehmen.
Bekanntlich lässt das Vermögen zur Selbsterkenntnis von Jahr zu Jahr nach, selbst und gerade wenn Senioren altersstarr behaupten, sich und ihr Leben noch fest im Griff zu haben.

Thomas, einst von Frauen bewundert und gut aussehend, erscheint selbst in seinem Alter von 75 Jahren noch ansehnlich. Ein Zahnarzt, der sein Handwerk verstand, hat ihm ein perfekt moduliertes Keramik-Gebiss eingesetzt, das verglichen mit Jugendfotos keinerlei Lücken und schief stehende Zähne aufweist. Sympathische Lachfalten haben sich in sein ohnehin stets freundliches Gesicht eingegraben. Und mittels Salben, Cremes und Schönheitswässerchen – so gestand er mir in leicht angetrunkenem Zustand - konnte er die Straffheit seiner Haut weitgehend erhalten. Ein wenig Sport, viel Wandern sowie ausreichend Schlaf taten und tun ihr Übriges.
Ja, und tatsächlich, wenn Werner mit ihm durch das Ortszentrum Engelskirchens geht, schauen sich selbst weitaus jüngere Frauen nach ihm um.
Leider können sie sich bei ihren Ortsbegehungen nur wenig unterhalten, da Thomas neben seiner vielen Bewegung auch dazu neigt, viel und gut zu essen. Das hat zu einem ansehnlichen Bauch geführt, den er, sobald sich ihnen eine attraktivere Frau nähert, Luft anhaltend einzuziehen versucht. Das lässt ihn allenfalls stoßseufzend reden .
Seine Brille vergisst der eitle Kurzsichtige ohnehin zu Hause.
Somit schlenderten sie beide kürzlich schweigend nebeneinander her.
Die zwei jungen Damen, die sich ihnen näherten, begannen schon, weit bevor sie an ihnen vorbeigehen konnten, laut zu kichern.
Wenige Schritte vor ihnen blieben sie plötzlich stehen. Die Blonde der Beiden schien sich hinter der Braunhaarigen zu verstecken.
Thomas holte noch einmal Luft, richtete sich auf und wollte lächelnd an den jungen Frau vorbeiziehen.
Da trat die Blonde hinter der Braunhaarigen hervor, stellte sich Thomas in den Weg und küsste ihn auf die Wange. „Hallo, Opa. Bist du schlank geworden.“
Prustend atmete Thomas aus. „Ach, du.“ Und an Werner gewandt, keuchte er: „Darf ich Dir meine Enkelin Kathrin vorstellen?“
Nun atmete auch Thomas hörbar aus, obwohl er gar nicht bemerkt hatte, wie er – vermutlich aus Solidarität - auch die Luft anhielt. Und nachdem Werner wieder eingeatmet konnte, fehlten ihm die Worte.
„Opa, ist das dein Freund, von dem du mir erzählt hast?“ Thomas nickte. Und seine Enkelin grinste Werner an.
Thomas und seine Enkelin unterhielten sich noch kurz über Kathrins Eltern. Dann verabschiedeten sie sich.
„Was hast du denn deiner Enkelin über mich erzählt?“ wollte Werner von Thomas wissen.
„Nur das Beste!“ wich er aus.
Sie kehrten – wie gewohnt – noch ins Café Pütz ein, da Thomas gern schon am späten Vormittag Sahnetorte aß, die ihm dort von einer besonders freundlichen rotblonden Kellnerin serviert wurde, der er dabei gern Arme und Hüfte tätschelte.
Als er Thomas schließlich fragte, was er denn seiner Enkelin von ihm erzählt habe, sah er der wohlgrundeten Kellnerin hinterher und schnalzte unüberhörbar mit der Zunge.
„Ich habe ihr gesagt, dass du sehr eitel bist und dich bei Frauen nur mühsam zurückhalten kannst.“
„Aber…, was fällt dir ein?“
„Nichts. Rein gar nichts. Sollte ich ihr vielleicht sagen, dass Du ein überheblicher Langweiler bist, der sich damit am Leben erhält, über seine Altergenossen herzuziehen?“
 
Als nicht ganz selbstunkritischer Alter weiß er, dass Geläster von den peinlichen Sonderlichkeiten des jeweiligen Lästerers ablenken kann und zumeist auch soll.
Doch Werner kann es einfach nicht lassen, seine Altersgenossen der Lächerlichkeit preis zu geben, da sie ihm ständig berechtigende Anlässe liefern: Gejammer über ihre Kränkeleien, über ihre alzheimersche Vergesslichkeit, ihre Behauptungen, im Gegensatz zu manchem Mitsenior noch jung zu sein und unglaublich auf Frauen zu wirken.
Selbstverständlich hat er auch erkannt, dass es am schlimmsten jene treiben, die ständig über ihre Mitalten herziehen, um möglichen anderen Lästerern zu signalisieren, dass diese mit aller übelstem Hohn rechnen müssen, wenn sie es auch nur wagen sollten, über den Lästerer herzuziehen. Dabei geraten die in regelrechte Wettbewerbe nach dem Motto: Wer kann den großmauligsten Altersgenossen mundtod lästern?
Werner hingegen geht es nur darum, seine weitgehend geschätzten Mitsenioren in möglichst humorvoller Weise auf ihre peinlichen Macken aufmerksam zu machen. Immerhin war er vor seinem Renteneintritt Sozialarbeiter und will selbst jetzt noch – wie seine tätigen Berufskollegen natürlich auch - immer nur helfen und das Klientel dabei unterstützen, sich realistischer wahrzunehmen.
Bekanntlich lässt – Ausnahmen bestätigen die Regel - das Vermögen zur Selbsterkenntnis von Jahr zu Jahr nach, selbst und gerade wenn Senioren altersstarr behaupten, sich und ihr Leben noch fest im Griff zu haben.

Thomas, einst von Frauen bewundert und gut aussehend, erscheint in seinem Alter von 75 Jahren noch sehr ansehnlich. Ein Zahnarzt, der sein Handwerk verstand, hat ihm ein perfekt moduliertes Keramik-Gebiss eingesetzt, das verglichen mit Jugendfotos keinerlei Lücken und schief stehende Zähne aufweist. Sympathische Lachfalten haben sich in sein ohnehin stets freundliches Gesicht eingegraben. Und mittels Salben, Cremes und Schönheitswässerchen – so gestand er Werner in leicht angetrunkenem Zustand - konnte er die Straffheit seiner Haut weitgehend erhalten. Ein wenig Sport, viel Wandern sowie ausreichend Schlaf taten und tun ihr Übriges. Zudem hatte er zwar schneeweißes, aber volles Haar.
Ja, und tatsächlich, wenn Werner mit ihm durch das Ortszentrum Engelskirchens geht, schauen sich selbst weitaus jüngere Frauen nach ihm um.
Leider können sie sich bei ihren Ortsbegehungen nur wenig unterhalten, da Thomas neben seiner vielen Bewegung auch dazu neigt, viel und gut zu essen. Das hat zwangsläufig zu einem ansehnlichen Bauch geführt, den er, sobald sich ihnen eine attraktivere Frau nähert, Luft anhaltend einzuziehen versucht. Das wiederum lässt ihn allenfalls stoßseufzend reden.
Seine Brille vergisst der eitle Kurzsichtige ohnehin zu Hause.
Somit schlenderten sie beide kürzlich – wie so oft - schweigend nebeneinander her.
Die zwei jungen Damen, die sich ihnen näherten, begannen schon, weit bevor sie an ihnen vorbeigehen konnten, laut zu kichern.
Wenige Schritte vor ihnen blieben sie plötzlich stehen. Die Blonde der Beiden schien sich hinter der Braunhaarigen zu verstecken.
Thomas holte noch einmal Luft, richtete sich auf und wollte lächelnd an den jungen Frau vorbeiziehen.
Da trat die Blonde hinter der Braunhaarigen hervor, stellte sich Thomas in den Weg und küsste ihn auf die Wange. „Hallo, Opa. Bist du schlank geworden.“
Prustend atmete Thomas aus. „Ach, du.“ Und an Werner gewandt, keuchte er: „Darf ich Dir meine Enkelin Kathrin vorstellen?“
Nun atmete auch Thomas hörbar aus, obwohl er gar nicht bemerkt hatte, wie er – vermutlich aus Solidarität - auch die Luft anhielt. Und nachdem Werner wieder einatmen konnte, fehlten ihm die Worte.
„Opa, ist das dein Freund, von dem du mir erzählt hast?“ Thomas nickte. Und seine Enkelin grinste Werner an.
Thomas und seine Enkelin unterhielten sich noch kurz über Kathrins Eltern. Dann verabschiedeten sie sich.
„Was hast du denn deiner Enkelin über mich erzählt?“ wollte Werner von Thomas wissen.
„Nur das Beste!“ wich er aus.
Sie kehrten – wie gewohnt – noch ins Café Pütz ein, da Thomas gern schon am späten Vormittag Sahnetorte aß, die ihm dort von einer besonders freundlichen rotblonden Kellnerin serviert wurde, der er dabei gern Arme und Hüfte tätschelte.
Als er Thomas schließlich fragte, was er denn seiner Enkelin von ihm erzählt habe, sah er der wohl gerundeten Kellnerin hinterher und schnalzte unüberhörbar mit der Zunge.
„Ich habe ihr gesagt, dass du sehr eitel bist und dich bei Frauen nur mühsam zurückhalten kannst.“
„Aber…, was fällt dir ein?“
„Nichts. Rein gar nichts. Sollte ich ihr vielleicht sagen, dass Du ein überheblicher Gockel bist, der sich damit am Leben erhält, über seine Altersgenossen herzuziehen?“
In dem Moment begann die Rotblonde ihnen zwei Tassen Schonkaffee zu servieren.
Thomas suchte heimlich und vorsichtig den Weg zu ihren wohl gerundeten Hüften. Geschickt wollte sie ihm ausweichen, während er dabei ungeschickt gegen die Tassen in ihrer Hand stieß und die heiße braune Flüssigkeit über seine hellen Hose schwappte.
„Passen Sie doch auf!“ brüllte Thomas.
Werner grinste. „Wenn Alte zu heiß werden, verbrennen sie sich meistens.“
Galant wollte Werner der Serviererin die Tassen abnehmen, doch ihm glitten beim Zugreifen fast beide Tassen aus der Hand, allerdings so, dass sich der Kaffee über seine nicht minder helle Hose ergoss.
 

Nosie

Mitglied
Deine Geschichte lässt sich nicht sehr flüssig lesen, sie klingt oft sehr bemüht und dadurch umständlich. Auch sind am Anfang die handelnden Personen nicht klar. Ist es ironisch gemeint, dass Werner sich selber nicht zu den Lästerern zu zählen scheint sondern zu den zur Kritik Berechtigten, und soll das der Leser auch tun oder nicht? Das kommt nicht klar heraus.

Folgende Stellen haben sich z.B. quergelegt:

Als nicht ganz selbstunkritischer Alter
ausserdem die Perspektive - wer sieht ihn so?

da sie ihm ständig [strike][red]berechtigende[/red][/strike] [blue] berechtigte[/blue] Anlässe liefern
wieder ist die Perspektive nicht klar

das Ortszentrum [blue] von [/blue]Engelskirchen[strike][red]s[/red]
[/strike]
ein perfekt [red][strike]moduliertes[/strike][/red][blue]modelliertes[/blue] Keramik-Gebiss
wohl gerundete Hüften
wohlgerundet zusammengeschrieben

Die Pointe am Schluss, dass sich beide mit Kaffee anschütten, was will uns die sagen?

Dein Thema ist durchaus interessant, ich kann aber leider nur ahnen, was du erzählen wolltest, klar heraus kommt es für mich nicht.

Liebe Grüße
Nosie
 
Als nicht ganz selbstunkritischer Alter weiß er, dass Geläster von den peinlichen Sonderlichkeiten des jeweiligen Lästerers ablenken kann und zumeist auch soll.
Doch Werner kann es einfach nicht lassen, seine Altersgenossen der Lächerlichkeit preis zu geben, da sie ihm ständig berechtigende Anlässe liefern: Gejammer über ihre Kränkeleien, über ihre alzheimersche Vergesslichkeit, ihre Behauptungen, im Gegensatz zu manchem Mitsenior noch jung zu sein und unglaublich auf Frauen zu wirken.
Selbstverständlich hat er auch erkannt, dass es am schlimmsten jene treiben, die ständig über ihre Mitalten herziehen, um möglichen anderen Lästerern zu signalisieren, dass diese mit aller übelstem Hohn rechnen müssen, wenn sie es auch nur wagen sollten, über den Lästerer herzuziehen. Dabei geraten die in regelrechte Wettbewerbe nach dem Motto: Wer kann den großmauligsten Altersgenossen mundtod lästern?
Werner hingegen geht es nur darum, seine weitgehend geschätzten Mitsenioren in möglichst humorvoller Weise auf ihre peinlichen Macken aufmerksam zu machen. Immerhin war er vor seinem Renteneintritt Sozialarbeiter und will selbst jetzt noch – wie seine tätigen Berufskollegen natürlich auch - immer nur helfen und das Klientel dabei unterstützen, sich realistischer wahrzunehmen.
Bekanntlich lässt – Ausnahmen bestätigen die Regel - das Vermögen zur Selbsterkenntnis von Jahr zu Jahr nach, selbst und gerade wenn Senioren altersstarr behaupten, sich und ihr Leben noch fest im Griff zu haben.

Thomas, einst von Frauen bewundert und gut aussehend, erscheint in seinem Alter von 75 Jahren noch sehr ansehnlich. Ein Zahnarzt, der sein Handwerk verstand, hat ihm ein perfekt modelliertes Keramik-Gebiss eingesetzt, das verglichen mit Jugendfotos keinerlei Lücken und schief stehende Zähne aufweist. Sympathische Lachfalten haben sich in sein ohnehin stets freundliches Gesicht eingegraben. Und mittels Salben, Cremes und Schönheitswässerchen – so gestand er Werner in leicht angetrunkenem Zustand - konnte er die Straffheit seiner Haut weitgehend erhalten. Ein wenig Sport, viel Wandern sowie ausreichend Schlaf taten und tun ihr Übriges. Zudem hatte er zwar schneeweißes, aber volles Haar.
Ja, und tatsächlich, wenn Werner mit ihm durch das Ortszentrum Engelskirchens geht, schauen sich selbst weitaus jüngere Frauen nach ihm um.
Leider können sie sich bei ihren Ortsbegehungen nur wenig unterhalten, da Thomas neben seiner vielen Bewegung auch dazu neigt, viel und gut zu essen. Das hat zwangsläufig zu einem ansehnlichen Bauch geführt, den er, sobald sich ihnen eine attraktivere Frau nähert, Luft anhaltend einzuziehen versucht. Das wiederum lässt ihn allenfalls stoßseufzend reden.
Seine Brille vergisst der eitle Kurzsichtige ohnehin zu Hause.
Somit schlenderten sie beide kürzlich – wie so oft - schweigend nebeneinander her.
Die zwei jungen Damen, die sich ihnen näherten, begannen schon, weit bevor sie an ihnen vorbeigehen konnten, laut zu kichern.
Wenige Schritte vor ihnen blieben sie plötzlich stehen. Die Blonde der Beiden schien sich hinter der Braunhaarigen zu verstecken.
Thomas holte noch einmal Luft, richtete sich auf und wollte lächelnd an den jungen Frau vorbeiziehen.
Da trat die Blonde hinter der Braunhaarigen hervor, stellte sich Thomas in den Weg und küsste ihn auf die Wange. „Hallo, Opa. Bist du schlank geworden.“
Prustend atmete Thomas aus. „Ach, du.“ Und an Werner gewandt, keuchte er: „Darf ich Dir meine Enkelin Kathrin vorstellen?“
Nun atmete auch Thomas hörbar aus, obwohl er gar nicht bemerkt hatte, wie er – vermutlich aus Solidarität - auch die Luft anhielt. Und nachdem Werner wieder einatmen konnte, fehlten ihm die Worte.
„Opa, ist das dein Freund, von dem du mir erzählt hast?“ Thomas nickte. Und seine Enkelin grinste Werner an.
Thomas und seine Enkelin unterhielten sich noch kurz über Kathrins Eltern. Dann verabschiedeten sie sich.
„Was hast du denn deiner Enkelin über mich erzählt?“ wollte Werner von Thomas wissen.
„Nur das Beste!“ wich er aus.
Sie kehrten – wie gewohnt – noch ins Café Pütz ein, da Thomas gern schon am späten Vormittag Sahnetorte aß, die ihm dort von einer besonders freundlichen rotblonden Kellnerin serviert wurde, der er dabei gern Arme und Hüfte tätschelte.
Als er Thomas schließlich fragte, was er denn seiner Enkelin von ihm erzählt habe, sah er der wohl gerundeten Kellnerin hinterher und schnalzte unüberhörbar mit der Zunge.
„Ich habe ihr gesagt, dass du sehr eitel bist und dich bei Frauen nur mühsam zurückhalten kannst.“
„Aber…, was fällt dir ein?“
„Nichts. Rein gar nichts. Sollte ich ihr vielleicht sagen, dass Du ein überheblicher Gockel bist, der sich damit am Leben erhält, über seine Altersgenossen herzuziehen?“
In dem Moment begann die Rotblonde ihnen zwei Tassen Schonkaffee zu servieren.
Thomas suchte heimlich und vorsichtig den Weg zu ihren wohl gerundeten Hüften. Geschickt wollte sie ihm ausweichen, während er dabei ungeschickt gegen die Tassen in ihrer Hand stieß und die heiße braune Flüssigkeit über seine hellen Hose schwappte.
„Passen Sie doch auf!“ brüllte Thomas.
Werner grinste. „Wenn Alte zu heiß werden, verbrennen sie sich meistens.“
Galant wollte Werner der Serviererin die Tassen abnehmen, doch ihm glitten beim Zugreifen fast beide Tassen aus der Hand, allerdings so, dass sich der Kaffee über seine nicht minder helle Hose ergoss.
 
Hallo Nosie,
danke für Deine Hinweise. Leider kann ich nur "moduliertes" als Fehler erkennen.
Dass die Absicht meiner Geschichte nicht ganz erkennbar ist, mag allerdings sein. Ich werde garn daran noch arbeiten...
Herzliche Grüße
Karl
 
Als selbstkritischer Alter weiß Werner, dass Geläster von den peinlichen Sonderlichkeiten des jeweiligen Lästerers ablenken kann und zumeist auch soll.
Doch er kann es einfach nicht lassen, seine Altersgenossen der Lächerlichkeit preis zu geben, da sie ihm ständig berechtigende Anlässe liefern: Gejammer über ihre Kränkeleien, über ihre alzheimersche Vergesslichkeit, ihre Behauptungen, im Gegensatz zu manchem Mitsenior noch jung zu sein und unglaublich auf Frauen zu wirken, sowie ihre Neigung, ständig mit Speisen und Getränken ihre Kleidung zu bekleckern.
Selbstverständlich hat Werner auch erkannt, dass es am schlimmsten jene treiben, die ständig über ihre Mitalten herziehen, um möglichen anderen Lästerern zu signalisieren, dass diese mit übelstem Hohn rechnen müssen, wenn sie es auch nur wagen sollten, über den Lästerer herzuziehen. Dabei geraten diese in regelrechte Wettbewerbe nach dem Motto: Wer kann den großmauligsten Altersgenossen mundtot lästern?
Werner hingegen geht es nur darum, seine weitgehend geschätzten Mitsenioren in möglichst humorvoller Weise auf ihre peinlichen Macken aufmerksam zu machen. Immerhin war er vor seinem Renteneintritt Sozialarbeiter und will selbst jetzt noch – wie seine tätigen Berufskollegen natürlich auch - immer nur helfen und sein Klientel dabei unterstützen, sich realistischer wahrzunehmen.
Bekanntlich lässt – Ausnahmen bestätigen die Regel - das Vermögen zur Selbsterkenntnis von Jahr zu Jahr nach, selbst und gerade wenn Senioren altersstarr behaupten, sich und ihr Leben noch fest im Griff zu haben.

Thomas, einst von Frauen bewundert und sehr gut aussehend, erscheint in seinem Alter von 75 Jahren noch sehr ansehnlich. Ein Zahnarzt, der sein Handwerk verstand, hat ihm ein perfekt modelliertes Keramik-Gebiss eingesetzt, das verglichen mit Jugendfotos keinerlei Lücken und schief stehende Zähne aufweist. Sympathische Lachfalten haben sich in sein ohnehin stets freundliches Gesicht eingegraben. Und mittels Salben, Cremes und Schönheitswässerchen – so gestand er Werner in leicht angetrunkenem Zustand - konnte er die Straffheit seiner Haut weitgehend erhalten. Ein wenig Sport, viel Wandern sowie ausreichend Schlaf taten und tun ihr Übriges. Zudem hat er zwar schneeweißes, aber volles Haar.
Ja, und tatsächlich, wenn Werner mit ihm durch das Ortszentrum von Engelskirchen geht, schauen sich selbst weitaus jüngere Frauen nach ihm um.
Leider können sie sich bei ihren Ortsbegehungen kaum unterhalten, da Thomas neben seiner vielen Bewegung auch dazu neigt, viel und gut zu essen. Das hat zwangsläufig zu einem ansehnlichen Bauch geführt, den er, sobald sich ihnen eine attraktivere Frau nähert, Luft anhaltend einzuziehen versucht. Das wiederum lässt ihn allenfalls stoßseufzend reden.
Seine Brille vergisst der eitle Kurzsichtige ohnehin zu Hause.
Somit schlenderten sie beide kürzlich – wie so oft - schweigend nebeneinander her.
Die zwei jungen Damen, die sich ihnen näherten, begannen schon, weit bevor sie an ihnen vorbeigehen konnten, laut zu kichern.
Wenige Schritte vor ihnen blieben sie plötzlich stehen. Die Blonde der Beiden schien sich hinter der Braunhaarigen zu verstecken.
Thomas holte noch einmal Luft, richtete sich auf und wollte lächelnd an den jungen Frau vorbeiziehen.
Da trat die Blonde hinter der Braunhaarigen hervor, stellte sich Thomas in den Weg und küsste ihn auf die Wange. „Hallo, Opa. Bist du schlank geworden.“
Prustend atmete Thomas aus. „Ach, du.“ Und an Werner gewandt, keuchte er: „Darf ich Dir meine Enkelin Kathrin vorstellen?“
Nun atmete auch Thomas hörbar aus, obwohl er gar nicht bemerkt hatte, wie er – vermutlich aus Solidarität - auch die Luft anhielt. Und nachdem Werner wieder einatmen konnte, fehlten ihm die Worte.
„Opa, ist das dein Freund, von dem du mir erzählt hast?“ Thomas nickte. Und seine Enkelin grinste Werner an.
Thomas und seine Enkelin unterhielten sich noch kurz über Kathrins Eltern. Dann verabschiedeten sie sich.
„Was hast du denn deiner Enkelin über mich erzählt?“ wollte Werner von Thomas wissen.
„Nur das Beste!“ wich er aus.
Sie kehrten – wie gewohnt – noch ins Café Pütz ein, da Thomas gern schon am späten Vormittag Sahnetorte aß, die ihm dort von einer besonders freundlichen rotblonden Kellnerin serviert wurde, der er dabei gern Arme und Hüfte tätschelte.
Als Werner Thomas schließlich fragte, was er denn seiner Enkelin von ihm erzählt habe, sah er gerade der wohl gerundeten Kellnerin hinterher und schnalzte unüberhörbar mit der Zunge.
„Ich habe ihr gesagt, dass du sehr eitel bist und dich bei Frauen nur mühsam zurückhalten kannst.“
„Aber…, was fällt dir ein?“
„Nichts. Rein gar nichts. Sollte ich ihr vielleicht sagen, dass Du ein überheblicher Gockel bist, der sich damit am Leben erhält, über seine Altersgenossen herzuziehen?“
In dem Moment begann die Rotblonde ihnen zwei Tassen Schonkaffee zu servieren.
Thomas suchte heimlich und vorsichtig den Weg zu ihren wohl gerundeten Hüften. Geschickt wollte sie ihm ausweichen. Dabei schwappt die heiße braune Flüssigkeit aus den Tassen über seine helle Hose.
„Passen Sie doch auf!“ brüllte Thomas.
Werner grinste. „Wenn Alte zu heiß werden, verbrennen sie sich meistens.“
Galant wollte Werner der Serviererin die Tassen abnehmen, doch ihm glitten beim Zugreifen beide Tassen aus der Hand und der Kaffee ergoss sich über seine nicht minder helle Hose.
Als sie sich gemeinsam im Vorraum der Herrentoilette am Waschbecken wiederfanden, um die Kaffeeflecken auf ihren Hosen notdürftig zu entfernen, kam ein weitere Alter herein und grinste. „Na, Opas, mal wieder gekleckert?“
 



 
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