Liebe Hannah
Zunächst einmal vielen Dank fürs Kommentieren
Ich hatte, als ich Deine Anmerkung las, das Gefühl, daß Dir mein Text zwar schon zugesagt hat, nur die Ausführung nicht nach Deinem Geschmack war. Ich erinnere mich nur dunkel an einige Werke von Dir. Ich glaube, sie waren auch eher komprimiert und hatten schwerverdauliche Thematiken, na ja, jedenfalls keine „Löffelkost“.
Du bemängelst fehlenden Rhythmus. Ein Rhythmus wäre nur durch zusätzliche Füllwörter herzustellen. Das wollte ich gerade nicht. Es ist ein Thema, „that goes down to the bare bone“. Jedes bißchen “meat to the bone” würde meinem Zweck zuwiderlaufen.
Die ersten beiden Zeilen stellen den Zustand beim Betrachten dar. Die nächsten zwei zeigen Handlung und innere Abläufe. Vier Zeilen einer noch lebenden Person. Solange man lebt, denkt man, man könne noch etwas ändern, eingreifen, ausweichen, umdefinieren.
Die letzten beiden sind, anders als die ersten vier, Klartext, keine Mehrlagigkeit, kein Ausweichen mehr. Wenn der Tod kommt, bleiben nur noch harte Tatsachen. Es gibt nichts mehr zu interpretieren oder falsch zu verstehen. Der Tod ist in seiner Endgültigkeit sehr einfach und klar. Das Ende des Lebens. Im Falle meines Gedichtes so endgültig, daß noch nicht mal ein Teil in einem Nachkommen weiterlebt.
Das Bild des Windes, das die Asche verweht sei abgedroschen. Abgedroschen finde ich in diesem Zusammenhang ein außergewöhnlich gut passendes Wort, allerdings nicht im herkömmlichen Sinn. Beim Abdreschen des Korns bleiben nur noch die leeren Spelzen, die hohle Schale übrig. Das ist genau das passende Gefühl. Hohl, leer und unnutz. Die Asche war mir wegen der Analogie zu „Erde zu Erde, Staub zu Staub“ wichtig.
Es sei zu melodramatisch, daß sich niemand mehr erinnert. Bist Du der Ansicht, daß man das nicht mehr hätte dazusagen müssen, daß der Leser dies sich hätte erschließen können? Warum findest Du es zu melodramatisch? Ist es, weil noch einmal genau das ausgesprochen wird, was man eigentlich nicht hören oder wissen will?
Liebe Grüße
Thylda