Lament des verkarsteten Weibes (gelöscht)

L

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Gast
Liebe thylda

ein eindrucksvoller Text, bei dem zusätzliche Tiefe durch den Bedeutungsspielraum der Worte geschaffen wird, ohne unklar zu werden.

z.B. Abendrot kann tatsächliches Abendrot oder der Abend des Lebens sein
trockene Wangen - nicht tränennass oder Greisenhaut

Was andere Texte an Länge, um soviel Inhalt zu transportieren haben/brauchen, ist hier unverbrämt durch die Tiefe ausgedrückt

beeindruckt
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Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Thylda,

es freut mich, dass Du Dich mit der Kritik auseinander setzt.

Du bemängelst fehlenden Rhythmus. Ein Rhythmus wäre nur durch zusätzliche Füllwörter herzustellen. Das wollte ich gerade nicht. Es ist ein Thema, „that goes down to the bare bone“. Jedes bißchen “meat to the bone” würde meinem Zweck zuwiderlaufen.
Du hast meine Affinität zu Dichte und Verkürzung angesprochen. Vor diesem Hintergrund möchte ich Dir heftig widersprechen: Ich finde, man kann durchaus rhythmisch schreiben ohne Fullwörter zu gebrauchen.

Es sei zu melodramatisch, daß sich niemand mehr erinnert. Bist Du der Ansicht, daß man das nicht mehr hätte dazusagen müssen, daß der Leser dies sich hätte erschließen können?
Weglassen vielleicht nein, anders ausdrücken ja.

Warum findest Du es zu melodramatisch? Ist es, weil noch einmal genau das ausgesprochen wird, was man eigentlich nicht hören oder wissen will?
Nein, das ist ganz sicher nicht mein "Problem" ;). Du schreibst selbst:
Ich glaube, sie waren auch eher komprimiert und hatten schwerverdauliche Thematiken, na ja, jedenfalls keine „Löffelkost“.
Ich finde einfach, dass man für den Schluss andere Worte finden kann, Worte die feiner und weniger angenutzt klingen. Aber das ist wirklich mein persönlicher Geschmack.

Liebe Grüße
Hannah
 

Thylda

Mitglied
Liebe Hannah

Etwas Feineres für die letzte Zeile hört sich gut an. Schwebt Dir etwas Bestimmtes vor oder hast Du eine Idee? Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Liebe Grüße
Thylda
 

doro

Mitglied
Hallo Thylda,
höre ich da heraus, dass du das Mutter sein als höchstes Gut betrachtest? Mutter sein ist zwar ganz schön, schränkt Frauen aber auch sehr ein. Es gibt da doch noch andere Werte, z.B. geistige. Sonnst müssten ja alle Nonnen diesen Schmerz empfinden. Das glaube ich aber nicht.

Ich habe das Gedicht übrigens überhaupt nicht mit Fruchtbarkeit oder gar Alkoholismus assoziiert.
Ich dachte dabei eher an Gebrechlichkeit im Alter. Da zeigen sich ähnliche Symptome.
Liebe Grüße
Doro
 

Thylda

Mitglied
Lieber Lapismont

Leider wächst aus verbrannter Erde kein Klee. Dies ist keine Pionierpflanze. Aber Unkraut vergeht nicht ;-)


Liebe Doro

Ich meinte nicht das Muttersein in der konkreten Situation des Erziehens und Kinderbetreuens. Das ist tatsächlich mühsam und beschränkt die Möglichkeiten des Individuums Mutter.
Mein Anliegen betrifft das größere Bild. Jedes Lebewesen kämpft mit seinem Überleben darum, seine Gene an seine Nachkommen weiterzugeben. Wir meinen, wir seien davon frei. Jeder hätte die Wahl. Aber die Entscheidung gegen die Nachkommen nimmt dem Einzelnen die Zukunft, es endet dort. All die Generationen , die sich Jahrhunderte lang durch schlimmste Unbill gequält haben, scheitern mit dieser Entscheidung in einer Sackgasse. All die Mühe, die über das reine Überleben hinaus geleistet wurde, vergeblich. Ein Schlag ins Gesicht der Vorfahren für die eigene Bequemlichkeit.
Alkoholismus als Krankheit kommt in meinem Gedicht nicht vor, sondern lediglich auch Alkoholgenuß. Gären kann mehr als das, was am Ende Alkohol wird.
Das Ende der Fruchtbarkeit kommt für viele Frauen als Schock, speziell, wenn sie aus welchen Gründen auch immer keine Kinder haben.
Dies ist kein Aufruf möglichst viele Kinder in die Welt zu setzen. Es ist nur sinnvoll nachzudenken, ob man damit leben kann, keine zu haben, wenn man sich noch dafür entscheiden könnte. Denn diese Entscheidung läßt sich irgendwann nicht mehr umkehren.


Liebe Grüße Euch beiden
Thylda
 

Walther

Mitglied
Die Frage, lieber Lapi, ist, welche Erde hier verbrannt wurde. Wenn man Pech hat, wächst nach dem Feuer nämlich gar nichts mehr, auch keine Pioniere.
Gruß W.
 



 
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