Layali Alfi Laila

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Tula

Mitglied
Hallo
Über Sprachen können wir in der Tat anderswo diskutieren, wobei ich nicht glaube, dass man Sprache von Kultur trennen kann. Natürlich gab es in mehreren Zivilisationen Gelehrten- und Kunstsprachen. Es gibt auch Naturvölker, die 100 Worte für die Farbe des Himmels haben. Und man könnte diskutieren, ob man zum Beispiel Gottfried Benn überhaupt übersetzen kann. " Sackluden!"

. in jedem Fall ist es nicht "ihr" Bett, weil es das Bett des Königs ist...
...und Gefäß ist in vielen alt-arabischen lyrischen Werken, eine poetisch angehauchte Wortspielerei für Vagina...
...und Hülle wäre in der Translationen nicht passend und "bedeutungsfremd" aus rein sprachlicher Sicht...

Nun verstehe ich. Wobei du hier ein Beispiel für Verwirrung stiftende Übersetzungen hast. Denn "Gefäß" weckt bei mir als deutscher Leser eben andere Assoziationen, ich dachte an dieser Stelle an die Unberührbarkeit bzw. Unerreichbarkeit des Inneren, der Seele usw.

LG
Tula
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nun verstehe ich. Wobei du hier ein Beispiel für Verwirrung stiftende Übersetzungen hast. Denn "Gefäß" weckt bei mir als deutscher Leser eben andere Assoziationen, ich dachte an dieser Stelle an die Unberührbarkeit bzw. Unerreichbarkeit des Inneren, der Seele usw.

LG
Tula
Ja, das ändert das Gedicht völlig. Sollte man in einer Übersetzung bedenken.

Früher gab es der Lupe öfter mal die berühmte Grotte als Umschreibung von Vagina. Gefäß ist aber doch ungebräuchlich, weil es dann doch eher im Zusammenhang mit dem Gebären gebraucht wird, als Gefäß für das neue Leben etc. Also in einem völlig unerotischen Kontext.
 

Tula

Mitglied
Das Problem ist sicher, dass die meisten Synonyme ordinär wirken, während ich hier von einem eher 'vornehmen Ausdruck' ausgehe. Dahingehend wäre eine Fußnote vielleicht sinnvoller. Ich würde aber 'in' Samt und Seide nehmen, und nicht 'aus'.

Bei 'Euch' ging ich von einer Mehrzahl aus, wie ich verstehe, ist aber nur EINE Eure Hoheit gemeint. Auch könnte unmissverständlicher angedeutet werden.

LG
Tula
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oder man dreht es etwas um :

öffne ich mein samtenes Gefäß

oder

biet ich dar mein samtenes Gefäß
 

Tula

Mitglied
Gefäß ist übrigens im Kontext sehr gut, weil es, wie beabsichtigt, die Frau als Gebrauchsgegenstand herabwürdigt. Den einzigen deutschen Ausdruck, den ich da kenne, wäre 'Dose'.
Wie auch immer, bitte 'in', das beinhaltet das in kostbare Bekleidung gehüllte wertlose Objekt, so wie es sicher ebenfalls gemeint ist, als die körperlichen Eigenschaften des Gefäßes allein.

Ja, ich halt jetzt endlich den Schnabel ... :)
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wenn Du, Mimi,

die notwendigen Erläuterungen, Erklärungen und Fachbegriffsübersetzungen nicht rausrücken willst, muß der Leser halt selbst alles nachschlagen. Warum auch nicht. In Bezug auf den nicht übersetzten Titel des Gedichts habe ich ja schon Vermutungen vorschlagen müssen.
Zwei Dinge fehlen mir noch, und ich sehe, ich muß mir die Arbeit schon selber machen:
1. Die von Dir angegebene, aber nicht zum Vergleich wörtlich mitgegebene Koranstelle:
Dein Zitat:
vielleicht liebt Ihr etwas
während es schlecht für Euch ist
aber vielleicht ist Euch etwas zuwider
während es gut für Euch ist
Leider gibt es zu der Stelle in der "Kuh" (den Surentitel hättest Du ruhig verraten dürfen) keine poetische Fassung von Rückert, man muß also auf unpoetische "Übersetzungen" zugreifen, z.B. Max Henning:
216. (219.) Sie werden dich befragen nch dem Wein und dem Spiel. Sprich: In beiden liegt große Sünde und Nutzen für die Menschen. Die Sünde in ihnen ist jedoch größer als der Nutzen.
Und sie werden dich befragen, was sie ausgeben sollen (als Almosen). 217. Sprich: Den Überfluß.
So macht euch Allah die Zeichen klar. Vielleicht denkt ihr nach 218. (220.) über die irdischen Welt und das Jenseits. Und sie werden dich nach den Waisen befragen. Sprich: Ihnen förderlich sein ist gut.
?

Mmmh.

2. Die angebliche Erzählung aus Alif Lailah wa Lailah (1001 Nacht).
a) aber in Deinem Gedicht finde ich überhaupt gar keine Erzählung
b) und auf welche in jener berühmten Sammlung nimmst Du bezug?

grusz, hansz
 

Mimi

Mitglied
… okay .. ich versuche mich im Erläutern...

Punkt 1...
… es ist meine eigene poetische Fassung der al-Baqara Sure2, Vers 216...
… sowohl in arabischer als auch in deutscher Sprache...
… ein sehr interessantes Thema übrigens...
… ich kann dir da Navid Kermani ( Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran" empfehlen...
… anspruchsvoller aber lesenswert ist auch Az-Zamahsari… ein persischer "Korankommentator"...

Punkt 2...

a) und b)...
… in meinem Gedicht geht es um die Bettszene der beiden Hauptfiguren in der 1. Nacht...
… es beschreibt Schahriyars Grausamkeit.. gegenüber den Frauen.. aus Schahrazads Sicht...
… es handelt sich um die sogenannte Galland-Fassung... der ältesten arabischen Fassung... so um 1422-1437...
… Antoine Gallands Adaption " les mille et une nuits: Contes arabes" hat wenig mit dem arabischen Original zu tun...
… sie ist viel zu bieder … zu angepasst an die damalige französische " Mode "...
… besser finde ich für " Deutschsprachler" " 1001 Nacht " in der Ausgabe von Muhsin Mahdi ins Deutsche von Claudia Ott...
… Claudia Otts Übersetzung ist nah am Original.. ich finde sie gelungen...

… eine Frage hätte ich an dich, Hansz, ... du scheinst dich sehr gut auszukennen, was die arabische Sprache betrifft... beherrschst du sie auch in Wort und Schrift ?...

Viele Grüße

Mimi
 

revilo

Mitglied
Ein schönes Gedicht .. ich habe ein Buch von Sherko Bekas...er ist - so glaube ich - Iraker ... sein Stil erinnert mich an dieses Gedicht ...
 

Tula

Mitglied
Moin
Ich sehe, die Anmerkungen zum 'Gefäß' werden tapfer ignoriert, somit auch, dass das ein Knackpunkt für das Verständnis des Gedichts ist.
Schade
Tula
 

Mimi

Mitglied
... zu deinen interessanten Anmerkungen, Tula...
die Verwendung des Synonyms " Gefäß" im poetischen Sinn mit der Präposition " aus " ist aus
literaturwisschenschaftlicher als auch literaturhistorischer Sicht" trefflicher"...
...erschließt sich so nachdrücklicher die Hervorhebung der im Gedicht poetisch thematisierten Reduzierung der Frau, als ein "Gefäß aus Samt und Seide "...


...zum bessern Verständnis meiner Interpretation der al- Baqara Sure (Vers 216)... hier eine Translation aus dem arabischen Original...

Transliteration:

kutiba 'alaykum I'-qitalu wahua kurhun lakum
wa' asa 'an takrahu say'an wahuwa hayrun lakum
wa'asa 'an tuhibbu say'an wahuwa sarrun lakum
w-allahu ya'lamu wa antum la ta lamun

Vorgeschrieben ist euch zu kämpfen,
(obwohl) es euch zuwider ist.
Aber Vielleicht ist euch etwas zuwider ,
während es gut für euch ist,
und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist,
und Allah weiß, ihr aber nicht.


Viele Grüße
Mimi
 

Tula

Mitglied
Tja Mimi, hätte ich nicht gefragt, wäre wohl niemand über die Stelle gestolpert. Weil das ein deutscher Leser ohne literaturhistorische Vorkenntnisse nicht verstehen kann bzw. sich wundert (weil das Wort Gefäß auf einen festen Aggregatzustand hinweist, der nicht 'aus' Seide sein kann, und weil man es nicht als Synonym für die Scheide gebraucht wird), sollte man hier entweder eine erklärende Fußnote setzen oder eine alternative Übertragung benutzen, die beim Leser die beabsichtigten Assoziationen hervorrufen.

LG
Tula
 



 
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