FrankK
Mitglied
Vorsicht, der Techniker kommt!
Hallo, Tula
Betrifft: Leandro in der Version vom 19.11.2016 01:20
Es wurde schon reichlich kommentiert, einige Hinweise hast Du auch schon umgesetzt.
Erlaube auch mir eine Einschätzung, nicht ganz so spontan, wie von Dir gewünscht, aber ganz ehrlich nach nur einer (1!) Lesung.
Die Story:
Nach einer kurzen Einleitung und einem raschen Einblick in die aktuelle Situation erfolgt zunächst ein Rückblick auf eine vormals vergeblich versuchte Besiedlung des Mars (sogenannter Brückenkopf). Innerhalb dieser Rückblende erfahren wir auch über die Bemühungen Leandro`s, an der Mission teilzunehmen.
Abgebrochen wird dieser Rückblick durch das auftauchen von Titus, wir erfahren, dass Leandro ihn für einen Androiden hält. Titus wurde ausgesperrt und verlangt Einlass. Es erfolgt ein kurzer, verbaler Schlagabtausch.
Wieder erfolgt eine Rückblende, wir erfahren von der Havarie des Schiffes und dass die Hälfte der Besatzung umgekommen sei.
Die Situation stagniert, Leandro fühlt sich im inneren des Schiffes sicher. Titus kann aber doch eindringen. Die Situation klärt sich auf, indem Leandro von Titus – deaktiviert wird.
Basisplot:
Der Kampf gegen die Technik
Prämisse:
Eine Prämisse wage ich bei diesem Stück nicht zu definieren, erscheint mir etwas zu unscharf. Wobei ich erwähnen sollte dass mir die (für eine Prämisse notwendige) Ausgangsmotivation des Hauptcharacters fehlt. Die Ausgangsmotivation ist die Erklärung / der Beweggrund dafür, warum er das tut, was er da tut.
Die einzelnen Szenen (vor allem die beiden Rückblenden) kommen scheinbar auf ganz unterschiedliche Resümees.
Erzählperspektive:
Non-Auktoriale Ich-Perspektive: Leandro. Wird am Ende verlassen, um zum einzigen (Über)lebenden Titus zu wechseln.
Weiter tiefgreifende Analyse ist ohne eine erneute Lesung (aus meiner Position) nicht möglich. Ich würde zum Beispiel noch einmal durchgehen, ob die Perspektive wirklich konstant bei Leandro lag, ob seine paranoiden Verhaltensmuster konstant eskalierten, ob das Konfliktpotenzial und seine Aktivitäts-Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Kleine Auffälligkeiten
Hätte ich zwei Mal lesen dürfen, wäre es vermutlich deutlich mehr geworden. Im Nachhinein bin ich jetzt froh, dass ich es nicht zweimal lesen brauchte.
Ein kleines Wörtchen fehlte.
Derartige Formulierungen machen mich „schmunzeln“.
Eine andere Art der Informationswiedergabe könnte hilfreicher sein, den Lesefluss nicht zu unterbrechen. Andererseits sind diese Informationen nicht unbedingt alle notwendig.
Abkürzungen sind in Erzählprosa auch – nun ja, bestenfalls ungewohnt.
Ein Kryo-System (Kälteschlafkammern) für einen Fünf-Monats-Flug?
Die HUMSYCs sollen (unmotiviert) einen Mord an der restlichen Besatzung begangen haben?
Vielleicht erfolgt ja noch eine bessere Erklärung. Hier habe ich (beinahe) aufgehört zu lesen. Die Auflösung macht es aber nicht wirklich besser.
Autsch, irgendwie fühle ich mich jetzt ein ganz klein wenig hinters Licht geführt. Die vermeintliche „Jugenderinnerung“ und „Ausbildung“ (erste Rückblende) sollen nur eine Programmierung gewesen sein? Dafür wurde „Zeit“ investiert, aber nicht in die Entwicklung einer gescheiten Grundprogrammierung? Ich bin sprachlos und – wenn ich ehrlich sein darf – nicht besonders begeistert.
Vermutlich käme ich – wenn ich mir den Text ein zweites Mal ansähe – auf den Gedanken, diese Stück wäre bewusst so angelegt, um den Leser zu täuschen.
Um mich zu Überzeugen, bedürfte es einiger fein eingestreuten Unstimmigkeiten, die mir als Leser die Chance geben, zumindest einen ungefähren Verdacht zu bekommen, mit Leandro könnte irgendwas nicht stimmen.
Aber in Ordnung, ein absoluter Stresstest für die neue Generation von HUMSYCs, nur leider nicht sehr auf die Sicherheit des (lebenden) Personals ausgelegt. Alleine die Kosten für den Marsflug und das damit verbundene Risiko, einen Totalverlust zu erleiden, erklärt nicht die Notwendigkeit, die Sache auf den Mars auszulagern. Hätte man das Ganze nicht sehr viel günstiger und sicherer in einer hermetisch abgeschlossenen (und dekorierten) „Trainingshalle“ durchführen können?
Der Abschluss – der Ausklang – der Geschichte ist wirklich etwas zu lang geraten, aber ebenso merkwürdig. Wenn Titus die Aufgabe hat, die HUMSYCs zu testen, bleibt ihm doch gar nichts anderes übrig, als „alle“ verfügbaren Androiden (nacheinander) zu aktivieren. Anders überlegt: Es macht keinen Sinn, mehrere „Modelle“ mitzunehmen und auch mehrere zu testen, wenn alle absolut gleich wären, oder? Keine Differenzierungen in den Logiksystemen der Androiden?
Darf ich nun etwas „persönlicher“ auf Dich eingehen? Keine Angst, wird halb so schlimm.
Dein Text beginnt mit einer Schlappe:
Hilfreicher wäre es, wenn der Leser bereits hier etwas von der inneren Unruhe mitbekäme – der Leser könnte sich dann die Frage stellen: Warum hat Leandro Angst vor Titus?
Ein durchaus interessanter Ansatz, dieser Test der HUMSYCs unter Stressbedingungen, ohne dass die Androiden erfahren, dass sie Androiden sind.
Schatten:
Der Spielort auf dem Mars will mir, wie bereits angedeutet, nicht so recht einleuchten.
Leider nur bedingt Lesenswert.
Durch die aufeinanderfolgenden Rückblenden, die noch nicht einmal echt sind, auch nur zähflüssig im Unterhaltungswert.
Der mögliche Spannungsbogen erscheint mir nicht vollständig ausgenutzt.
Die für den Leser notwendigen Informationen aus diesen Rückblenden könnten ebenso gut innerhalb einer angestrengten Diskussion (die ansatzweise ja schon vorkommt) erfolgen.
Titus: „Du weißt, was wir hier draußen machen – es geht um die alte Basis.“
Leandro: „Ich habe selbst als zwölfjähriger vorm Fernseher gesessen und die Katastrophe verfolgt.“
Titus: „Dann lass mich endlich rein! Wir brauchen einander!“
Leandro: „Warum sollte ich dir trauen? Vielleicht brauche ich dich gar nicht! Ich habe mich schließlich seit meiner Jugend auf diese Mission vorbereit!“
Titus: „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“ [hier wäre beispielsweise schon ein Moment, wo der Leser stutzig werden könnte: Mit Leandro ist nicht alles so, wie es sein sollte]
Leandro: „Was soll das heißen? Zweifelst du etwa meine Qualifikation an? Oder setzt du darauf, dass dieses Raumschiff nur von mehreren geflogen werden kann?“ [Leandro bemerkt die Anspielung nicht, vielleicht aber der Leser, zumindest behält der Leser diese Merkwürdigkeit im Hinterkopf und am Ende erinnert er sich daran]
Dies ist jetzt in geraffter Form die Rückblende in das Gespräch eingebaut. Im Gespräch kann daher auch schon der Konflikt zwischen den beiden Kontrahenten nicht nur zu Tage treten, sondern gesteigert werden (die Diskussion wird zum Streit).
Noch ein abschließender Hinweis:
Du begehst einen Serienfehler.
Die drei Punkte […] als Auslassungszeichen liegen direkt am Wort, wenn das Wort nicht vollständig geschrieben wird:
Ist mit dir alles in Ord…?
Ist das vorhergehende (oder nachfolgende) Wort vollständig, werden die Punkte wie ein „Ersatz“ für das fehlende Wort behandelt (also auch mit vorangestelltem bzw. nachfolgendem Leerzeichen):
Ist mit dir … in Ordnung?
Am Ende eines Satzes entfällt der „Schlusspunkt“, wenn dort die Auslassungspunkte stehen:
Wir gehen gemeinsam zum Weihnachtsma…
oder
Wir gehen gemeinsam zum …
Aber:
Wir gehen … zum Weihnachtsmarkt.
Ein Frage- oder Ausrufezeichen wird gesetzt:
Kommst du mit zum Weihnachtsma…?
Kommst du mit zum …?
Irgendwann hattest du auch mal gefragt: „Wie schreibt man eine gute Geschichte?“
Lass mich diplomatisch antworten: Darüber könnte man ein Buch schreiben.
Zumindest aber ein paar theoretische und allgemeine Artikel für das Theorie-Forum, wie Jon auch schon vorgeschlagen hatte. Ich denke mir mal was aus - das wird aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Herzliche aufmunternde Grüße
Frank
Hallo, Tula
Betrifft: Leandro in der Version vom 19.11.2016 01:20
Es wurde schon reichlich kommentiert, einige Hinweise hast Du auch schon umgesetzt.
Erlaube auch mir eine Einschätzung, nicht ganz so spontan, wie von Dir gewünscht, aber ganz ehrlich nach nur einer (1!) Lesung.
Die Story:
Nach einer kurzen Einleitung und einem raschen Einblick in die aktuelle Situation erfolgt zunächst ein Rückblick auf eine vormals vergeblich versuchte Besiedlung des Mars (sogenannter Brückenkopf). Innerhalb dieser Rückblende erfahren wir auch über die Bemühungen Leandro`s, an der Mission teilzunehmen.
Abgebrochen wird dieser Rückblick durch das auftauchen von Titus, wir erfahren, dass Leandro ihn für einen Androiden hält. Titus wurde ausgesperrt und verlangt Einlass. Es erfolgt ein kurzer, verbaler Schlagabtausch.
Wieder erfolgt eine Rückblende, wir erfahren von der Havarie des Schiffes und dass die Hälfte der Besatzung umgekommen sei.
Die Situation stagniert, Leandro fühlt sich im inneren des Schiffes sicher. Titus kann aber doch eindringen. Die Situation klärt sich auf, indem Leandro von Titus – deaktiviert wird.
Basisplot:
Der Kampf gegen die Technik
Prämisse:
Eine Prämisse wage ich bei diesem Stück nicht zu definieren, erscheint mir etwas zu unscharf. Wobei ich erwähnen sollte dass mir die (für eine Prämisse notwendige) Ausgangsmotivation des Hauptcharacters fehlt. Die Ausgangsmotivation ist die Erklärung / der Beweggrund dafür, warum er das tut, was er da tut.
Die einzelnen Szenen (vor allem die beiden Rückblenden) kommen scheinbar auf ganz unterschiedliche Resümees.
Erzählperspektive:
Non-Auktoriale Ich-Perspektive: Leandro. Wird am Ende verlassen, um zum einzigen (Über)lebenden Titus zu wechseln.
Weiter tiefgreifende Analyse ist ohne eine erneute Lesung (aus meiner Position) nicht möglich. Ich würde zum Beispiel noch einmal durchgehen, ob die Perspektive wirklich konstant bei Leandro lag, ob seine paranoiden Verhaltensmuster konstant eskalierten, ob das Konfliktpotenzial und seine Aktivitäts-Möglichkeiten ausgeschöpft wurden.
Kleine Auffälligkeiten
Hätte ich zwei Mal lesen dürfen, wäre es vermutlich deutlich mehr geworden. Im Nachhinein bin ich jetzt froh, dass ich es nicht zweimal lesen brauchte.
Besiedlung – Was sonst, wenn nicht „menschlich“ im Sinne von Erdbewohner. Hühner oder Kühe hatten es nicht bis hinauf geschafft, oder?… endlich eine dauerhafte [blue]menschliche[/blue] Besiedlung auf [red][dem][/red] Mars zu schaffen …
Ein kleines Wörtchen fehlte.
So formuliert könnte man vermuten, es hätte zuvor ein „letztes Ende“ gegeben, dem ein einfaches „Ende“ vorausgegangen war …Über das [blue]allerletzte[/blue] Ende …
Derartige Formulierungen machen mich „schmunzeln“.
Texte in Klammern sind in Erzählprosa immer kritisch, sie fallen sofort auf. Hier ist es die Wiedergabe eines Gedankenganges – wie zum Teufel ‚denkt‘ man in Klammern?… seine persönliche Beteiligung an der Mayflower-II Mission, welche von der PAJOSpAg [blue](Pacific Joint Space Agency)[/blue] und seinen bedeutendsten Mitgliedsländern [blue](China, Japan, USA)[/blue] mit größter Diskretion …
…
… schon weil der als HUMSYC [blue](Humanoid Synthetic Form of Life)[/blue], wie man Androids jetzt vornehmer bezeichnete …
Eine andere Art der Informationswiedergabe könnte hilfreicher sein, den Lesefluss nicht zu unterbrechen. Andererseits sind diese Informationen nicht unbedingt alle notwendig.
Das „vorzeigen“ klingt merkwürdig, eigentlich hieße es „vorführen“ oder „vormachen“ – aber dies könnte mit etwas „good-will“ als Hinweis auf die HUMSYCs gewertet werden.… ich muss Dir die Sache wohl noch einmal [blue]vorzeigen[/blue]...“ [blue]usw. usf.[/blue]
Abkürzungen sind in Erzählprosa auch – nun ja, bestenfalls ungewohnt.
Hier habe ich ein massives Problem mit der Logik.Die Fehlfunktion im kryogenischen System bei der Landung war dann mit höchster Wahrscheinlichkeit kein Unfall gewesen, sondern kaltblütiger Mord an der menschlichen Besatzung, welcher man den fünfmonatigen Flug zum Mars aus verschiedenen Gründen erspart hatte.
Ein Kryo-System (Kälteschlafkammern) für einen Fünf-Monats-Flug?
Die HUMSYCs sollen (unmotiviert) einen Mord an der restlichen Besatzung begangen haben?
Vielleicht erfolgt ja noch eine bessere Erklärung. Hier habe ich (beinahe) aufgehört zu lesen. Die Auflösung macht es aber nicht wirklich besser.
Hier wurde mir klar: Titus ist der einzige Mensch – Leandro ist ebenfalls ein HUMSYC.Titus lachte kurz auf. „Weißt DU mein Freund, dass es gar kein Schwesterschiff gibt?
Autsch, irgendwie fühle ich mich jetzt ein ganz klein wenig hinters Licht geführt. Die vermeintliche „Jugenderinnerung“ und „Ausbildung“ (erste Rückblende) sollen nur eine Programmierung gewesen sein? Dafür wurde „Zeit“ investiert, aber nicht in die Entwicklung einer gescheiten Grundprogrammierung? Ich bin sprachlos und – wenn ich ehrlich sein darf – nicht besonders begeistert.
Vermutlich käme ich – wenn ich mir den Text ein zweites Mal ansähe – auf den Gedanken, diese Stück wäre bewusst so angelegt, um den Leser zu täuschen.
Um mich zu Überzeugen, bedürfte es einiger fein eingestreuten Unstimmigkeiten, die mir als Leser die Chance geben, zumindest einen ungefähren Verdacht zu bekommen, mit Leandro könnte irgendwas nicht stimmen.
Aber in Ordnung, ein absoluter Stresstest für die neue Generation von HUMSYCs, nur leider nicht sehr auf die Sicherheit des (lebenden) Personals ausgelegt. Alleine die Kosten für den Marsflug und das damit verbundene Risiko, einen Totalverlust zu erleiden, erklärt nicht die Notwendigkeit, die Sache auf den Mars auszulagern. Hätte man das Ganze nicht sehr viel günstiger und sicherer in einer hermetisch abgeschlossenen (und dekorierten) „Trainingshalle“ durchführen können?
Der Abschluss – der Ausklang – der Geschichte ist wirklich etwas zu lang geraten, aber ebenso merkwürdig. Wenn Titus die Aufgabe hat, die HUMSYCs zu testen, bleibt ihm doch gar nichts anderes übrig, als „alle“ verfügbaren Androiden (nacheinander) zu aktivieren. Anders überlegt: Es macht keinen Sinn, mehrere „Modelle“ mitzunehmen und auch mehrere zu testen, wenn alle absolut gleich wären, oder? Keine Differenzierungen in den Logiksystemen der Androiden?
Darf ich nun etwas „persönlicher“ auf Dich eingehen? Keine Angst, wird halb so schlimm.
Der Anfang ist immer das schwerste. Ich hatte mal irgendwo etwas über die „ersten fünf Sätze“ gelesen. Damit sollte es dem Verfasser eines Textes gelingen, entweder den Leser neugierig zu machen (ein fliegendes U-Boot – interessant) oder das der Leser sich eine Frage stellt (was hat XY nur vor?).der Anfang sollte doch zum Weiterlesen anregen
Dein Text beginnt mit einer Schlappe:
Der Protagonist hält Ausschau nach Titus – obwohl er ihn erst in zwei Stunden zurück erwartet? Das klingt merkwürdig, insbesondere am Anfang.Leandro stand an einer der Aussichtsluken des Brückenstands und beäugte die öde Marslandschaft, die sich im Halbdunkel bis an den Horizont erstreckte. [blue]Von Titus keine Spur[/blue]... Dennoch brauchte er sich nicht zu sorgen. [blue]Titus würde erst in etwa zwei Stunden zurückkommen[/blue] und dann vergeblich versuchen, sich auf die übliche Weise Zugang in das Schiff zu verschaffen.
Hilfreicher wäre es, wenn der Leser bereits hier etwas von der inneren Unruhe mitbekäme – der Leser könnte sich dann die Frage stellen: Warum hat Leandro Angst vor Titus?
Licht:Von diesem möchte ich gern und in erster Linie einen [blue]spontanen Eindruck[/blue], ob die Erzählung [blue]lesenswert, unterhaltsam und auch spannend genug ist[/blue]. Was fällt auf, Licht und Schatten des Werks usw.
Ein durchaus interessanter Ansatz, dieser Test der HUMSYCs unter Stressbedingungen, ohne dass die Androiden erfahren, dass sie Androiden sind.
Schatten:
Der Spielort auf dem Mars will mir, wie bereits angedeutet, nicht so recht einleuchten.
Leider nur bedingt Lesenswert.
Durch die aufeinanderfolgenden Rückblenden, die noch nicht einmal echt sind, auch nur zähflüssig im Unterhaltungswert.
Der mögliche Spannungsbogen erscheint mir nicht vollständig ausgenutzt.
Die für den Leser notwendigen Informationen aus diesen Rückblenden könnten ebenso gut innerhalb einer angestrengten Diskussion (die ansatzweise ja schon vorkommt) erfolgen.
Titus: „Du weißt, was wir hier draußen machen – es geht um die alte Basis.“
Leandro: „Ich habe selbst als zwölfjähriger vorm Fernseher gesessen und die Katastrophe verfolgt.“
Titus: „Dann lass mich endlich rein! Wir brauchen einander!“
Leandro: „Warum sollte ich dir trauen? Vielleicht brauche ich dich gar nicht! Ich habe mich schließlich seit meiner Jugend auf diese Mission vorbereit!“
Titus: „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“ [hier wäre beispielsweise schon ein Moment, wo der Leser stutzig werden könnte: Mit Leandro ist nicht alles so, wie es sein sollte]
Leandro: „Was soll das heißen? Zweifelst du etwa meine Qualifikation an? Oder setzt du darauf, dass dieses Raumschiff nur von mehreren geflogen werden kann?“ [Leandro bemerkt die Anspielung nicht, vielleicht aber der Leser, zumindest behält der Leser diese Merkwürdigkeit im Hinterkopf und am Ende erinnert er sich daran]
Dies ist jetzt in geraffter Form die Rückblende in das Gespräch eingebaut. Im Gespräch kann daher auch schon der Konflikt zwischen den beiden Kontrahenten nicht nur zu Tage treten, sondern gesteigert werden (die Diskussion wird zum Streit).
Eben, deshalb ist der ANFANG einer Geschichte so wichtig. Wenn es dort schon klemmt und kneift, verliere zumindest ich die Lust, weiter zu lesen. Hier weiß ich, worauf ich mich einlasse – hier geht es um Textarbeit.Der ERSTE Eindruck scheint mir deshalb besonders wichtig.
Ja und Nein – eine gestelzte Sprache (was ist das eigentlich? Ich ahne was du meinst. ) darf vorkommen, wenn es die Szene erlaubt, oder die Story „verlangt“. In einer Geschichte an einem mittelalterlichen Hof wäre „gestelzt“ genau die richtige Wahl.Auch der Leser ist kein Wissenschaftler, er will unterhalten werden und zu gestelzte Texte wirken ermüdend...
Noch ein abschließender Hinweis:
Du begehst einen Serienfehler.
Die drei Punkte […] als Auslassungszeichen liegen direkt am Wort, wenn das Wort nicht vollständig geschrieben wird:
Ist mit dir alles in Ord…?
Ist das vorhergehende (oder nachfolgende) Wort vollständig, werden die Punkte wie ein „Ersatz“ für das fehlende Wort behandelt (also auch mit vorangestelltem bzw. nachfolgendem Leerzeichen):
Ist mit dir … in Ordnung?
Am Ende eines Satzes entfällt der „Schlusspunkt“, wenn dort die Auslassungspunkte stehen:
Wir gehen gemeinsam zum Weihnachtsma…
oder
Wir gehen gemeinsam zum …
Aber:
Wir gehen … zum Weihnachtsmarkt.
Ein Frage- oder Ausrufezeichen wird gesetzt:
Kommst du mit zum Weihnachtsma…?
Kommst du mit zum …?
Irgendwann hattest du auch mal gefragt: „Wie schreibt man eine gute Geschichte?“
Lass mich diplomatisch antworten: Darüber könnte man ein Buch schreiben.
Zumindest aber ein paar theoretische und allgemeine Artikel für das Theorie-Forum, wie Jon auch schon vorgeschlagen hatte. Ich denke mir mal was aus - das wird aber noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.
Herzliche aufmunternde Grüße
Frank