lichtes all (sternenlied I)

HerbertH

Mitglied
lichtes all

eng ist es nur selten
und selbst dort gähnt leere

und doch ist überall etwas
der hintergrund strahlt

der rest der blieb
nach dem knall und dem stöhnen

im raum gefunden nach all
den milliarden von jahren

als rauschen
in der schüssel

mikro wellen eben
nicht mehr

und die strahlenden kugeln
sind vergleichsweise winzige klumpen

und wir nebendran
erst recht noch viel kleiner
 

HerbertH

Mitglied
die sterne

sind einzelgänger
einsam als wanderer

kaum umhüllt
außer von licht
selbst abgestrahltem

und von leere
knapp über dem
vakuum zustand

anregungen sind
selten und kaum erregend
denn selbst die leere

findet nur den
horror vacui
 

Tula

Mitglied
Hallo Herbert
Gut, dass du auf deiner Umlaufbahn mal wieder vorbei-saust :)

Wenn du mir eine inhaltliche Kritik erlaubst: Sterne sind nicht immer bzw. alle Einzelgänger, d.h. als Verallgemeinerung klingt es irgendwie zweifelhaft. Bei den Menschen-Sternen jeder Art würde ich das auch bezweifeln, manche sind ausgesprochen gesellig und 'ausschweifend'.

Warum nicht umgekehrt? - als Einzelgänger im Titel und dann schrittweise ins astronomische Gegenbild, so dass man darauf kommt, dass es sich eigentlich um ein bemerkenswertes Gestirn handelt (welches leider seinen Haufen nicht findet)?

Nichtsdestotrotz ist ein interessanter Vergleich. Ich kam irgendwann mal auf ein altes Doppelstern-System, dem zwar die Protuberanzen ausgegangen waren, die aber noch immer in inniger Umkreisung aufs schwarze Loch warteten :)

LG
Tula
 

HerbertH

Mitglied
Ja die Doppelsterne - verhältnismäßig dicht beisammen meistens - nicht dass nicht noch einige unserer Planeten zwischen ihnen Platz fänden.

und selbst doppelt tauschen sie sich selten miteinander aus und wenn dann meistens dünne gase oder saugen sich gegenseitig aus ...

etwas dichter geht es vielleicht in Kugelsternhaufen zu.

Nur ganz im Innern der Neutronensterne wird es eng - soweit man weiss.

Und andere schotten sich naturgedrungen ab - hinter dem ereignishorizont wird es wohl richtig schwarz...


Trübe Gedanken zur mitternächtlichen Morgenfrühe :)

Herzliche Grüße

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Habe gerade gestern noch, lieber HerbertH,

versucht, mich durch mehr als die ersten Seiten von "Das Universum in der Nussschale" von Stephen Hawking hindurchzuarbeiten. Ist mir leider mißlungen: Die Fragen verschlingen die Antworten mit einem Happs. Und die leider völlig danebengeratene Kurzfassung von Immanuel Kant, die der von mir sonst hochgeschätzte New-Newer-Newest-ton aus seiner Kurzen Geschichte der Zeit übernommen hat, verdirbt mir beinahe die Binnendiskussion, die ich als Leser gerne pflege.

Ja, das ist doch wichtig, groß, bedeutend, dringlich: Sich mit dem Verhältnis von Raum und Substanz auf genauest-wissenschaftliche Weise zu beschäftigen. In Gedichten.

In den letzten Tagen tauchte Graham Green in ZDF-info- Wiederholungen auf, dessen großpauschalige Thesen vor längerer Zeit im Spiegel aufgetaucht sind (um die witzige Szene in Chuck Norres "Big Bang Theorie", wo Dr.Dr. Sheldon Cooper ihn kurz und knapp erledigt, zu übergehen), worüber ich einen Leserbrief an den Spiegel geschrieben habe (unveröffentlicht), den ich dann meiner Netzedition von Kants Transzendentaler Ästhetik ("Vom Raum", Kritik der reinen Vernunft) angehängt habe:

Aber das, was die Leere bis tief in die Elementarteilchen-Stäube (Plural von Staub?, wurde gerade gestern von blackout und James Blond anläßlich eines Sonetts von Bernd verboten, das Sonett dieses Plurals wegen verrissen ...) angeht, will ich ganz unbescheiden daran erinnern, daß mein Debut-Gedicht in der Leselupe ein Sonett (schon wieder!) gewesen ist, das eben diese Leere ins Verhältnis zu unserer räumlichen und zeitlichen Verlorenheit gesetzt hat. Es verschwand übrigens irgendwie irgendwo nirgendwann im Nirgendwie, Nirgendwo, Nirgendwann, und ich habe es dann einfach wieder eingebracht. (Als ob das was nützte.)

Aber das ist alles Schnee von Gestern.

Zur Zeit denke ich noch über das Universum in der Nussschale nach. Der Raum erscheint, wie ich es in dem Zusammenhang zu verstehen suche, nicht eigentlich als nahezu unendliche Leere, sondern als drei-vier-meinetwegen-elf-bis-siebzehnfache Dimensionen-Erscheinungsseite der unscharfen Wabbelmassen. Die verlieren sich dann nicht im Raum, sondern der Raum in ihnen.

(Bei Kant verlor sich der Raum im Bewußtseins-Selbstverhältnis des Ich. Aber das Faß will ich hier nicht aufmachen.)

Großes Thema in der Nussschale eines Gedichts.

grusz, hansz
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Hansz,

der Begriff Nussschale - ich liebe dieses sss ;) - ist dem Gefühl angemessen, das mich bei Sternbetrachtungen oft überfällt, dieses kleine ich in den fast unendlichen Weiten des Alls.

Selbst auf unserem Globus muss man wandernd die Distanzen sich erlaufen, bis man ihre Größe auch nur halbwegs erfasst.

Mich wundert immer wieder, dass man mit relativ wenigen Formeln schon so viele Aspekte des Universums beschreiben kann - ein wahres Wunder angesichts der all-gegenwärtigen Komplexität der Phänomene.

Die Schönheit liegt auch hier im Auge des Betrachters :)

Herzliche Grüße

Herbert
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
William Blake:

To see a World in a Grain of Sand​
And a Heaven in a Wild Flower​
Hold infinity in the palm of your hand​
And Eternity in an hour​
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Als ich gestern zu einem Gedicht von Bernd auf die These eines Kommentators geantwortet habe, der meinte, Philosophen könnten nicht dichten: Er habe recht, denn das erkenne man ja gut an Blakes "Sandkorn"-Gedicht ("Sandkorn" ist eines der Schlüsselwörter in Bernds Lelu-Beitrag) - da wurde die Ironie dort nicht erkannt. Jetzt gelte ich als Blake-Verächter. Und als philosophierender, also schlechter Dichter, autos epha ...
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Hansz,

Ironie zu erkennen fällt nicht immer leicht, vor allem mit Scheuklappen vor den Augen.

Ich kannte das Gedicht bisher nicht, mir gefällt es.

Mir ist sowieso nicht einsichtig, warum Philosophen nicht dichten können sollten...
Denn: Philosophen sind Menschen, Menschen dichten, ergo Philosophen dichten.
Und: Wer jemandem absprechen will dichten zu können, muss das sehr vorsichtig tun,
sonst landet jener Absprecher selbst im off.

Vielleicht hat jener Kommentator ja eher selten Gedichte von Philosophen gesucht und/oder verstanden?

Ich habe noch nicht nach dem Gedicht von Bernd geschaut, und auch nicht, wer der Kommentator war...

Herzliche Grüße

Herbert

PS: Vielleicht ist das eher ein Thema fürs Lupanum?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das Problem, lieber Herberth,

kann darin liegen, daß in der Tat sich Philosophie mit Künsten beißt bzw. die Künste mit den Versuchen, ihre Substanzen philosophisch auszuloten. Ich schlage immer die Hände über dem Kopf zusammen, wenn ich Musiker philosophieren sehe (lese); und dichtende Philosophen haben im Ozean des Ungelesenen, wo die Fische mit den Lampen sich dem Druck der Tiefsee entgegenpressen, alle Chancen, (nicht einmal) vergessen zu werden ...

Umgekehrt sind gute Dichter oft, oder richtiger: in der Regel, miserable Philosophen, haben keine Ahnung von Erkenntnistheorie, und sie denken ihren Ausgangsgedanken nicht konsequent bis zum Selbstwiderspruch durch. Nietzsche z.B., ein Spitzendichter, als Philosoph zum Davonlaufen, dichtet listig selbstreferent:

"Glattes Eis - ein Paradeis
für den, der gut zu tanzen weiß"

Aber mir fallen - außer den Lehrgedichtautoren der Antike: Parmenides, Empedokles, Lucretius - drei (neuzeitliche) Gegenbeispiele zu meiner schroffen These ein:
Zuerst der schon zitierte Blake mit eben dem Vierzeiler;
dann Novalis mit seinen Arbeiten über Kant und Fichte einerseits und seinen "Blüthenstaub"-Aphorismen andererseits;
und nicht zu vergessen Goethe, z.B. mit seinem "Vermächtnis"-Gedicht, das so mißverständlich schlicht (aber gutgezielt antiidealistisch) sagt:

"Den Sinnen hast du dann zu trauen
Nichts Falsches lassen sie dich schauen
wenn dein Verstand dich wach erhält"

(Alles aus dem Kopf zitiert, ich hoffe, die Schnitzer sind nicht zu entstellend.)

grusz, hansz
 



 
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