dem Liebes und Unliebes gleich ist, Glück und Leid
Dem lyrischen Ich dieses Gedichts, liebe Ubertas,
sind Lust und Leid nicht so ganz gleich, sonst würde es sich nicht über die Gebetspause der Krieger freuen, die ihm mit der Grußpause zwischen den Schmerzen seiner unerfüllten Liebe vergleichbar wird.
ein Krieg muss nur lange genug her sein, dann ist es ein Entlastungsschwelgen
Ja, liebe petrasmiles,
mich wundert, daß dieses Gedicht sich nicht den Protest derer eingehandelt hat, die einen heftigen Widerwillen gegen jede Art von ritterlicher Kampf-Verherrlichung haben, gleich ob es der alte Kaffee aus den mittelalterlichen Epen oder gar der frostharte Kaffee der Ilias und der Aeneis ist, der noch den kriegsbegeisterten Möchtegernhelden vor dem ersten Weltkrieg zum Vorbild gedient hat. Bei ausnahmslos Jeder Deutschlehrerin der letzten 80 Jahre muß so ein Echo alter Epen zum Brechreiz führen. Das ist mir durchaus bewußt. Und wird durchaus kaum dadurch entschuldigt, daß schon in der ersten Strophe nicht auf einen modernen industrialisierten Stellungskrieg, sondern auf den persönlichen Kampf der individuellen Akteure in dem "großen Krieg" Bezug genommen wird, in dem die alte Kastengesellschaft zertrümmert wird, genaugenommen: auf eine unmerklich zwischen dem schlimmsten Gewühl fast verborgene Stelle im Mahâbhârata. Das ist das indische Kulturbasis-Epos, vergleichbar unserer
lias, aber immerhin 20 mal so groß, und genauso unhistorisch, aber literarisch
maßgeblich. Die homerische Ilias, zum Vergleich, beinhaltet das 9. Jahr eines zehnjährigen Krieges, während im Mahâbhârata "nur" 18 Tage für den epochalen Untergang einer bronzezeitlichen Ritterwelt genügen. Deshalb die Stellenangabe gleich beim Titel.
Und die Maßlosigkeit, mit der ein unglücklich Verliebter seine Situation mit der am fünfzehnten/ sechszehnten Tag der monströsen Schlacht "auf dem Kurufeld, dem Gesetzesfeld" (so heißt es zu Beginn der Bhagavad-Gîtâ, die den Anfang dieser Schlacht markiert) vergleicht, rettet eben diesen Vergleich wohl kaum durch das
fishing for sympathy, das für die verzerrte Selbst- und Weltwahrnehmung eines Verliebten typisch ist, eingebettet in "Verse bittrer Süße" . Was die Selbstüberschätzung noch tiefer ins Maßlose treibt.
Andererseits ist, aus der ästhetischen Distanz eines Lesers betrachtet, diese Maßlosigkeit selbst Anzeichen für das "hormonell bedingte Irresein" des Verliebten, und hier noch eines offensichtlich unglücklich Verliebten: Hyperbel als Stilmittel.
grusz, hansz