Mahâbhârata

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Tula

Mitglied
Hallo Hansz
Ich bin nicht der Forenredakteur, also kann ich es nur für die Empfehlung empfehlen. Großartiger Text.

LG Tula
 

petrasmiles

Mitglied
Wunderbar gedichtet, ja, eine Empfehlung wert.

Ich frage mich nur, wie Gefallen an solchen Zeilen und die reale Dominanz von Kriegen in der Alltagswahrnehmung korrelieren mögen - ich könnte ketzerisch sagen, ein Krieg muss nur lange genug her sein, dann ist es ein Entlastungsschwelgen mit Patina.
Ist aber nicht despektierlich gemeint - fiel mir nur auf.

Liebe Grüße
Petra
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich war in den letzten Tagen beruflich sehr eingespannt und wenig im Forum.
Ja, dieses Gedicht ist absolut eine Empfehlung wert.

Liebe Grüße
Manfred
 

Ubertas

Mitglied
„Der, dem Liebes und Unliebes gleich ist, Glück und Leid, Vergangenes und Zukünftiges – der besitzt alle Reichtümer der Welt.
Ausgezeichnet, lieber Hansz!
Wunderbar zu zeitgleich Wandelndem.
Lieben Gruß ubertas
 

Rachel

Mitglied
Hei, lieber mondnein,

gerade gelesen, dass das Mahabharata 100.000 Doppelverse enthält. Hast dich also zusammengerissen. Am Ende verschmachtet es ein wenig ...

Egal, hat mich echt berührt.

LG, Rachel
 

mondnein

Mitglied
dem Liebes und Unliebes gleich ist, Glück und Leid
Dem lyrischen Ich dieses Gedichts, liebe Ubertas,

sind Lust und Leid nicht so ganz gleich, sonst würde es sich nicht über die Gebetspause der Krieger freuen, die ihm mit der Grußpause zwischen den Schmerzen seiner unerfüllten Liebe vergleichbar wird.

ein Krieg muss nur lange genug her sein, dann ist es ein Entlastungsschwelgen
Ja, liebe petrasmiles,

mich wundert, daß dieses Gedicht sich nicht den Protest derer eingehandelt hat, die einen heftigen Widerwillen gegen jede Art von ritterlicher Kampf-Verherrlichung haben, gleich ob es der alte Kaffee aus den mittelalterlichen Epen oder gar der frostharte Kaffee der Ilias und der Aeneis ist, der noch den kriegsbegeisterten Möchtegernhelden vor dem ersten Weltkrieg zum Vorbild gedient hat. Bei ausnahmslos Jeder Deutschlehrerin der letzten 80 Jahre muß so ein Echo alter Epen zum Brechreiz führen. Das ist mir durchaus bewußt. Und wird durchaus kaum dadurch entschuldigt, daß schon in der ersten Strophe nicht auf einen modernen industrialisierten Stellungskrieg, sondern auf den persönlichen Kampf der individuellen Akteure in dem "großen Krieg" Bezug genommen wird, in dem die alte Kastengesellschaft zertrümmert wird, genaugenommen: auf eine unmerklich zwischen dem schlimmsten Gewühl fast verborgene Stelle im Mahâbhârata. Das ist das indische Kulturbasis-Epos, vergleichbar unserer lias, aber immerhin 20 mal so groß, und genauso unhistorisch, aber literarisch maßgeblich. Die homerische Ilias, zum Vergleich, beinhaltet das 9. Jahr eines zehnjährigen Krieges, während im Mahâbhârata "nur" 18 Tage für den epochalen Untergang einer bronzezeitlichen Ritterwelt genügen. Deshalb die Stellenangabe gleich beim Titel.
Und die Maßlosigkeit, mit der ein unglücklich Verliebter seine Situation mit der am fünfzehnten/ sechszehnten Tag der monströsen Schlacht "auf dem Kurufeld, dem Gesetzesfeld" (so heißt es zu Beginn der Bhagavad-Gîtâ, die den Anfang dieser Schlacht markiert) vergleicht, rettet eben diesen Vergleich wohl kaum durch das fishing for sympathy, das für die verzerrte Selbst- und Weltwahrnehmung eines Verliebten typisch ist, eingebettet in "Verse bittrer Süße" . Was die Selbstüberschätzung noch tiefer ins Maßlose treibt.
Andererseits ist, aus der ästhetischen Distanz eines Lesers betrachtet, diese Maßlosigkeit selbst Anzeichen für das "hormonell bedingte Irresein" des Verliebten, und hier noch eines offensichtlich unglücklich Verliebten: Hyperbel als Stilmittel.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Hera Klit

Mitglied
Ein bisschen morbid darf es halt schon sein. Die Lust am Grauen steckt in uns.

Ich mache mir deswegen wenig Hoffnung auf ewigen Frieden.
 

mondnein

Mitglied
Der Mensch ändert sich nicht - und das Zusammenspiel seiner Ambitionen und Träume und Leidenschaften auch nicht.
Nun ja, nun nein, petrasmiles,

das mit dem "Nichtändern" ist so eine Allgemeinaussage, die genauso wahr ist wie ihr Gegenteil.

Es geht in dem Lied oben gar nicht um den bronzezeitlichen Sippenkrieg, auch nicht um dessen Überwindung durch die pax Romana, die Konversion des Ashoka, die islamische Umma, und letzlich das internationale Völkerrecht (z.B. Hugo Grotius) und die UNO, sondern um dieses eigenartige Verhalten der (fiktiven) Krieger zu Sonnenaufgang. Diese überraschende überparteiliche Frömmigkeit rührt offensichtlich das Lyri.

Und auch mich heute, trotz der entwicklungsbedingten und skeptischen Distanz zu dem Schreiber dieser Verse.

grusz, hansz
 

petrasmiles

Mitglied
Vielleicht habe ich mich falsch auserdrückt - ich meinte seinen immerwährenden Handlungsspielraum - von daher sehe ich das Gegenteil nnicht.
Aber das brauchen wir nicht zu vertiefen - an dieser Stelle.

Nein, das zweite habe ich auch nicht angenommen - der äußere Rahmen wird als gegeben hingenommen - und ja, es geht um das Wunder der Frömmigkeit.

Liebe Grüße
Petra
 

mondnein

Mitglied
Der Herr der Ringe lässt grüßen
Danke dem Herrn der Ringe - habe 's bisher noch nicht gelesen; kenne nur den Alberich, nein nicht Boernes kluge Mitarbeiterin, sondern den "Nibelungen" aus Ring-Tetralogie.

grusz, hansz

P.S.:
Herzlichen Dank vor allem aber den vielen leidlosen Wertern;
morgen früh fliegen meine Gattin und ich nach Pune (Mahârâshtra), um ihren Geburtstag am 25.12. (sic!) bei der jüngsten ihrer drei älteren Schwestern zu feiern.

Allen lieben Leserinnen und Lesern frohe Festtage!
 



 
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