Malen im Wald

3,90 Stern(e) 7 Bewertungen

poetix

Mitglied
Malen im Wald

Im tiefen Wald steht deine Staffelei,
auf einer Lichtung äst ein scheues Reh
und grüßt verstohlen eine kleine Fee.
Ein Hirsch hebt stolz sein prächtiges Geweih.

Du malst und es ist grabesstill dabei,
an jenem Orte liegt ein klarer See,
eröffnet dir den Blick auf die Idee.
Dein Bild ist nunmehr rein und fehlerfrei.

Zur Ruhe lege dich ins weiche Moos,
sieh Nymphen dich in weitem Kreis umringen,
ihr Zauber lässt dich niemals wieder los.

Der Augenblick will dich mit Macht umschlingen,
du bist gefangen in des Waldes Schoß,
bis letztlich dir die Abendglocken klingen.
 

anbas

Mitglied
Hallo Christoph,

ich mag diese verwunschenen Zeilen ... bis auf drei Stellen...;).

Du malst und es ist grabesstill dabei,
an jenem Orte liegt ein klarer See,
"grabesstill" passt nicht in den Gesamtkontext. Es ist ein schönes Bild, bei "Grab" werden aber eher düstere Assoziationen hervorgerufen.
"Ort[red]e[/red]" hört sich für mich ziemlich gestelzt an. Falls mir hier noch eine Alternative einfällt, melde ich mich noch mal :).

bis letztlich dir die Abendglocken klingen.
Das hört sich für mich auch sehr "gedrechselt" an. Wie wäre es mit
bis in der Ferne Abendglocken klingen
???

Das soll's erstmal gewesen sein.

Liebe Grüße

Andreas
 

poetix

Mitglied
Malen im Wald

Im tiefen Wald steht deine Staffelei,
auf einer Lichtung äst ein scheues Reh
und grüßt verstohlen eine kleine Fee.
Ein Hirsch hebt stolz sein prächtiges Geweih.

Du malst allein und niemand stört dabei,
dir gegenüber liegt ein klarer See,
eröffnet dir den Blick auf die Idee.
Dein Bild ist nunmehr rein und fehlerfrei.

Zur Ruhe lege dich ins weiche Moos,
sieh Nymphen dich in weitem Kreis umringen,
ihr Zauber lässt dich niemals wieder los.

Der Augenblick will dich mit Macht umschlingen,
du bist gefangen in des Waldes Schoß,
bis in der Ferne Abendglocken klingen.
 

poetix

Mitglied
Malen im Wald

Im tiefen Wald steht deine Staffelei,
auf einer Lichtung äst ein scheues Reh
und grüßt verstohlen eine kleine Fee.
Ein Hirsch hebt stolz sein prächtiges Geweih.

Du malst allein und niemand stört dabei,
im Wald verborgen liegt ein klarer See,
eröffnet dir den Blick auf die Idee.
Dein Bild ist nunmehr rein und fehlerfrei.

Zur Ruhe lege dich ins weiche Moos,
sieh Nymphen dich in weitem Kreis umringen,
ihr Zauber lässt dich niemals wieder los.

Der Augenblick will dich mit Macht umschlingen,
du bist gefangen in des Waldes Schoß,
bis in der Ferne Abendglocken klingen.
 

poetix

Mitglied
Hallo Andreas,
vielen Dank für deinen sehr hilfreichen Kommentar und die Verbesserungsvorschläge. Du hast in allen Punkten recht und ich habe versucht, deine Vorschläge umzusetzen.
Viele Grüße
Christoph
 

molly

Mitglied
Gefällt mir auch. Da ist jemand in eine Sache vertieft und eine zauberhafte Stimmung entsteht.
 

poetix

Mitglied
Hallo Monika,
auch dir vielen Dank für deine Rückmeldung und die Bewertung.
Viele Grüße
Christoph
 

poetix

Mitglied
@Mondnein
Es ist dein gutes Recht, das so zu sehen, wenn du willst. Jeder kann etwas anderes darin sehen. Ich jedenfalls möchte mich bezüglich meiner Intention beim Schreiben dieses Gedichts nicht festlegen lassen.
Ob man hier verschiedene Ebenen identifizieren will, ob es eine Naturbeschreibung ist oder eine Träumerei oder, wie du es siehst, eine Parodie, jeder ist frei, das zu sehen wie er will. Ich hatte zwar eine bestimmte Absicht beim Schreiben, aber das spielt beim fertigen Werk keine Rolle mehr.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ach, das war gar nicht satirisch gemeint? dieser röhrende Hirsch, den sich die Tanten übers Sofa mit den eingekeilten Kissen hängten? ein luschtiges Bürschlein bischt, poetix!
 

poetix

Mitglied
@Mondnein
Du hast mich falsch verstanden. Ich will mich nicht festlegen lassen, in keiner Weise.
Die von dir vorgenommene Etikettierung "Satire" will natürlich provozieren: entweder zu kuschen, um nicht in den Verdacht des Kitschens zu geraten, oder zu trotzen und jetzt erst recht auf dem Ernstnehmen zu beharren. Ich lasse mich nicht provozieren, weder in der einen, noch in der anderen Weise. Wie du das Gedicht interpretierst, bleibt schon deine Sache.
 
Hallo poetix,
Dein märchenhaftes Gedicht weckt bei mir Erinnerungen.
In der Schule gab es ein Thema „Ein romantischer Ort“.
Ich beschrieb einen See, in dem sich Nixen tummelten und Feen, die am Ufer einen Reigen tanzten.
Eine sehr gute Note bekam ich dafür.
Danke, dass du mich mit deinem Gedicht an etwas Schönes erinnert hast.
Viele Grüße,
Marie-Luise
 

poetix

Mitglied
Hallo Marie-Luise,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Es freut mich, dass das Gedicht dich an deine Schulzeit erinnert hat und das Gedicht, das du damals geschrieben hattest. In dieser Zeit empfindet man manches zum ersten Mal und es hinterlässt unauslöschliche Eindrücke. Vielen Dank auch für die gute Bewertung.
Viele Grüße
Christoph
 

Dajadesi

Mitglied
Ich kann mich nur anschließen, ein sehr schöner Text.

Was die scheinbar vorangegangene "Grabesstille" angeht muss ich sagen, dass es ja nicht immer mit Melancholie zu tun hat, sondern etwas friedvolles an sich hat. Das liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters, doch so oder so ein gelungenes Stück.

Ich freue mich schon, mich hier weiter umzusehen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ach so.
Es ist also keine Satire, sondern in der Tat der röhrende Hirsch, der im Wohnzimmer von Marie Luise über dem Sofa hängt.

Und doch: Realsatire.

Wo bin ich hier? Lyrikforum? unter Dichtern?

Au weia
 

poetix

Mitglied
Die Moderne ist tot – es lebe die Postmoderne. Vieles, was von der Moderne verspottet wurde, wird inzwischen wiederentdeckt, mit anderen Nuancen. Der vielgescholtene röhrende Hirsch ist ja nicht an sich schlecht. Er wurde als Feindbild aufgebaut, mit dem Klischee behaftet, Kitsch zu sein. Muss er nicht notwendigerweise. Es gilt, ihn aus verschiedenen Perspektiven zu sehen, sich zwischen den Ebenen zu bewegen, Geschichten zu erzählen, die angezweifelt werden können. Das Relative, das Unbestimmte fällt nicht unter die Kategorie Kitsch. Jeder ist aufgefordert, sich selbst sein Bild zu machen.
 

James Blond

Mitglied
Röhrt der Hirsch dir überm Bett,
sei zu deiner Liebsten nett! ?

Es lebe die Exhumierung!

Ich versteh nicht, wieso immerzu gegen Kitsch geröhrt wird - der ist doch ganz wunderbar! Auch so ein Irrtum der Moderne, längst korrigiert durch die Postmoderne. Wer's nicht glaubt, sollte sich einmal die Werke von Jeff Koons genauer anschauen. ?

Grrrüße
JB ?
 

Walther

Mitglied
Solange,

lb poetix,

diese kleine augenzwinkernd ironie, die distanz zu den schmalzpötten macht, die postbiedermeierkitsch zwangsweise mit sich führt, solange eiche nicht brutal ist sondern rustikal bleibt, bin ich bei dir.

das ist hier fall.

lg w.

PS: Walthers reim des tages:

es geht immer nur um einen moons
bei Jeff Coons.
 



 
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