Hallo Franziska Eberl,
es gibt verschiedene Arten, Gedichte zu schreiben. Ernsthaft, hermetisch, wie z.B. bei Paul Celan, erzählerisch und balladenhaft, wie z.B. bei Michael Ende, wehmütig und sehnsüchtig, wie z.T. bei Hermann Hesse - und ich könnte noch einige mehr aufzählen. Deine Gedichte, die ich bisher gelesen habe, kommen allerdings aus einer überraschend seltenen Ecke: aus der glücklichen.
Ich bin der Meinung, dass die lyrische Verarbeitung von Freude, Glück und Leichtigkeit eine deutlich schwerere Übung ist als die, ausgesprochen ernsthaft und tiefschürfend zu schreiben. Vielleicht liegt das daran, dass das Leichte sich eher im Erleben zeigt, während das Schwere mühsam ausgedrückt werden will. Aber das ist nur meine Spekulation.
Ich finde es jedenfalls erfrischend, wenn sich jemand mit positiven Themen beschäftigt, aber ich gebe dabei zu bedenken, dass die Gefahr des Kitschigen hier erhöht ist. Und leider, und das tut mir Leid, das zu sagen, weil ich dich nicht in deiner Freude hemmen will, gehst du hin und wieder ein bisschen in diese Falle und benutzt Metaphern, die den Eindruck erwecken, auch in sehr oberflächlichen Texten (z.B. bei Schlagersongs) Verwendung finden zu können.
Beispielhaft dafür wären Vers 4/5 und auch die letzte Zeile. Dies sind Phrasen, die man schon sehr sehr oft gehört hat und die deshalb kaum noch Wirkung erzielen. Das Gleiche gilt für solche Wörter wie
Herz,
Meer und
Zeit. Diese kann man meiner Meinung nach gern verwenden, aber sie haben den entscheidenden Nachteil, dass sie sehr abstrakt sind und deshalb bei einem übermäßigen Gebrauch keine Bilder erzeugen können. Z.B. kann ich mir unter einem
nichts richtiges vorstellen, diese Metapher scheint mir nicht schlüssig zu sein und ich denke, dass das an der zu hohen Abstraktion der verwendeten Wörter liegt.
Um deine Metaphern wirksamer und kräftiger zu machen, würde ich dir also empfehlen, nach konkreteren Vergleichen und Bildern zu suchen. Diese haben den Vorteil, dass sie die Sinne des Lesers ansprechen können und damit viel fühlbarer sind als Begriffe, die man allein über den Intellekt verstehen kann und die noch dazu zahlreiche Konnotationen aufweisen.
Ich hoffe, du kannst mit meiner Kritik etwas anfangen und lässt dich nicht entmutigen!
Liebe Grüße
Frodomir