Wenn das Doppeltgesagte, lieber HerbertH,
nur einfach da steht, reißt die zweite der beiden Formulierungen, die sich das "Scharnier" teilen, die Bedeutung des (nur einmal) Gesagten an sich, sie geht dem vorher Gesagten leicht verloren.
Das Vorhergesagte ist dann immerhin noch eine Art Vorstufe zur folgenden Formulierung, und diese wird zur bloßen Vorstufe des nächsten Verses, und der dann zur Vorstufe des folgenden, hier vier mal.
Vergleicht man es mit einer Modulationstreppe, z.B. in vier Sequenz-Schritten den Quintenzirkel hinauf etwa von Adur zu (Dedur zu (Gedur zu (Cedur))) - dann scheint in der Musik trotz der Umdeutung der Tonart in jedem jeweiligen Schritt zur Dominante der nächsten Stufe, die selbst von der vorläufigen Tonika in die Dominante der dann folgenden Tonart umgedeutet wird, in einem logisch-fließenden Zusammenhang, es geht nichts an "Sinn" verloren; aber bei Sprache könnte das anders sein.
Durch die doppelte Formulierung des "Scharniers" kann man auf dem Treppenabsatz haltmachen und neu einatmen, bereit zum Sinnwechsel der Worte.
Andererseits ist Dichtung Verdichtung, Verknappung, und Du bist modern genug, das Extrem der Kürze zu suchen.
Ich hoffe, das war nicht zu strukturell-abstrakt. Ich liebe solche Modulationstreppen, gerade in analytischer Sicht, in der Betrachtung des Denkvorgangs, des aufblühenden Begreifens, der logischen Gesetzmäßigkeit.
Wie man das auch in verkofferten Wortreihungen verdichten kann, wie "Erkenntnisbaum" verkoffert mit "Baumkuchen" einen "Erkenntnisbaumkuchen" schichtet, wie der Geist in James Blonds Sandkasten, siehe daselbst. Sinnschichten, Modulationstreppen, Deutungsumschläge, Scharniere.
grusz, hansz