Mein Herr...

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Anonym

Gast
Mein Herr, Sie sind ein Ochse.

Sie saugen mich aus wie ein Schwamm mit ihren durstigen Blicken. Ersticken mich mit Ihren klebrigen Komplimenten, die nichts als in meinen Schoß kriechen wollen. Und bitte: Schicken Sie mir keine Blumen mehr, denn ich werfe sie ohnehin gleich fort. Ich mag nicht zusehen, wie sie welken. Welk werden wie Ihre Gefühle schon bald, würde ich Sie erhören. Hören Sie auf, so bleischwer auf den Boden zu schauen, als wäre Ihnen das Herz entzwei gebrochen. Was wissen Sie schon von der Liebe. Sie ergehen sich in Schwärmerei, baden Ihre tränengesalzenen Poesieblümchen in selbstgemalten Wunderwolken. Ich bin das nicht, hören Sie auf, an mir zu malen. Zärtliche Worte hauchten Sie mir in taube Ohren, Sie vermochten nie, mich zu berühren. Mein Herr, warum zeigen Sie mir Fotos, warum zeigen Sie mir nicht Ihr Gesicht? Ja, jetzt müssen Sie natürlich weinen. Um meinetwillen? Sie beweinen ja schon wieder sich selbst. Mein Herr, ich möchte Ihnen diese Perle hier schenken. Behandeln Sie sie behutsam, dann wird sie Ihnen schon bald die Augen öffnen. Und das Herz. Damit die Sonne in Ihr Herz scheint, glauben Sie mir, das hätte ich nicht gekonnt. Nehmen Sie diese Perle und nehmen Sie Abschied von mir. Mein Herr, ich muss jetzt gehen. Ich muss jemanden suchen. Jemand, der Sie nicht sind.

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L

Lotte Werther

Gast
Du suchst nach einem Titel. Schön.
Aber zuerst solltest du einen Text haben.
Das, was ich hier lese, ist ein Satz.

Mein Herr, Sie sind ein Ochse.

Alles, was folgt, ist überarbeitungsbedürftig oder am besten für den Papierkorb.

Wenn du zum ersten Satz einen Text hast, der hält, was der Anfang verspricht, dann wirst du ohne Hilfe den Titel finden.

Lotte Werther
 
B

bonanza

Gast
Ach, wie ich diese gnadenlosen Frauen liebe!
Das ist ja schon fast wieder eine Zärtlichkeit, wie
du diesen Mann herunterputzt.
Ich beneide ihn für dieses Erlebnis.
Du solltest es als Domina probieren. Es gibt eine Menge
devote Herren. Die zahlen noch dafür.
Okay, es ist ein Text. Sprachlich wäre sicher daran
zu feilen. Aber das ist für mich Nebensache.
Schließlich bedeutet das Arbeit. Igitt.

Kompliment: Es kommt rüber, wieviel Lust diese Frau
hat, diesen Knilch mit seinem armseligen Blumenstrauß
zu vernichten. Köstlich!

Ansonsten hat Lotte in allen Punkten recht.

bon.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Und wenn's schon mal ans Überarbeiten geht (was sich sicher sehr lohnen würde, denn die Sache hat – aus meiner Sicht jedenfalls – Potential): Ich bin nicht recht schlau geworden,
± ob sie den Typ bemitleidet ("ich hätte Ihr Herz nicht öffnen können")
± ihn ablehnt, weil sie weiß, dass er sie nicht liebt, sondern nur "haben will" ("die Gefühle würden rasch welken")
± ob er sie doch ein bisschen interessiert, es aber einfach mal zu blöd anstellt ("Warum zeigen Sie mir nicht Ihr Gesicht?")
± ob sie wütend (oder zumindetst heftig genervt) ist, weil er sie belästigt (Wieso kann er das eigentlich so penetrant und offenbar ohne dass sie ausweichen kann? Ist es der Schreibtisch-Nachbar im Büro?)
± oder ob sie ihn in erster Linie erbärmlich findet…
 
B

bonanza

Gast
Jon, ich glaube dieser Mann nervt einfach nur durch
seine penetrante Nachstellerei. Ich weiß, daß es solche
Typen gibt. Die sagen sich, wenn ich`s tausendmal
probiere, habe ich mindestens einmal Erfolg.

Die würden sogar ihre Schwiegermutter mit Blumensträußen
verfolgen. Oder der Freundin des besten Freundes nachstellen.

Ätzend - und dafür nehmen sie alle Demütigungen in Kauf,
nur um zum Stich zu kommen.

Das sind echte Erpel.

bon.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
…ja schon, bon, das ist ja auch der "Grundklang". Aber ich würd "an so einen" doch nie Gedanken (oder gar gsprochene Worte) wie

Welk werden wie Ihre Gefühle schon bald, würde ich Sie erhören.

oder

Mein Herr, warum zeigen Sie mir Fotos, warum zeigen Sie mir nicht Ihr Gesicht?

oder

Damit die Sonne in Ihr Herz scheint, glauben Sie mir, das hätte ich nicht gekonnt.

verschwenden. Ich wäre stinksauer.

Oder es ist eben nicht nur – wie sagtest du? Erpel? – ein „Erpel“ (hihi, gefällt mir), sondern wirklich unglücklich verliebt (, was ich nach diesem Text nicht für unmöglich halte, auch wenn der Typ dann sicher gaaaaar nichts von Macho oder so haben dürfte) – dann tät er mir einfach nur leid (, obwohl ich in dem Stadium dann wohl auch bereits sauer würde, wenn er einfach nicht begreift, dass er keine Chance hat). In diesem Fall ist aber der Satz “ Ersticken mich mit Ihren klebrigen Komplimenten, die nichts als in meinen Schoß kriechen wollen." falsch, weil der wieder für den „Erpel“ spricht.
 

Anonym

Gast
der erpel als solcher

Nun, Erpel oder nicht. Muss sich das denn zwangsläufig widersprechen? Der Text lässt bewusst diese Bausteine weg und lässt den Zuhörer nach eigenem Gutdünken und eigenem Erfahrungsschatz entsprechend ergänzen. jon hat das schon richtig rausgefummelt (sorry für diesen Ausdruck an dieser Stelle). Er ist schon verliebt, er schwärmt, letztendlich hat er "sie" aber dabei gar nicht wahrgenommen. Wie beim Verlieben durchaus üblich. Sie spricht ihm die notwendige Reife ab, über das "In-den-Schoß-Kriechen" hinaus (was zum Teil auch den Mutterschoß meint) einer Begegnung Stand halten zu können. Und deshalb hat diese Verliebtheit keine Aussicht und ist ihr lästig. Sie ist nur zwischenmenschlich an ihm interessiert, aber belästigt durch seine "klebrigen" Gunstbezeugungen.

Zu Lotte.
Das ist ein spontan konstruiertes Fragment und erhebt nicht den Anspruch eine Novelle zu sein oder werden zu wollen. Wenn ich dadurch das Niveau des Forums unterlaufen habe, tut es mir... nicht wirklich leid. ;) Ich hatte aber das Gefühl, dass es auf Grund der vielen Lücken zum Nachsinnen oder Diskutieren anregen könnte. Da ich es sprachlich mag, kommt es eher nicht in den Papierkorb...
 
B

bonanza

Gast
Jon, ich verstehe diese Worte als Verballhornung
des aufdringlichen Verehrers.
Ist doch gar nicht übel - diese Ironie(?)

Andererseits würde es ja bedeuten, daß die Dame doch
Sympathie durchblicken ließe. Freilich in weiblicher
Manier derart verpackt, daß es besonders einfühlsamer
Begabung bedarf, um hinter diese subtil gesponnene
Kulisse der Abwehr schauen zu können - dort liegt
sie wohl mit gespreizten Beinen und wartet nur darauf,
daß er sie bespringt.
Weibliche Psychologie bedeutet allerdings: Du kannst
es nur falsch machen. Verhältst du dich, wie sie es
offensichtlich wünscht, ist die Dame enttäuscht.
Glaubst du, sie entarnen zu können und willst ihren
geheimen Wünschen entsprechen, kriegst du die fetteste
Abfuhr, die du dir vorstellen kannst.
Eine klassische Zwickmühle.
Daran knobeln noch heute die Philosophen.

bon.
 
B

bonanza

Gast
Gewaltiger Kommentar, liebe Verfasserin.
Da stellt sich doch gleich bei mir die Frage, welche
Sorte "Hornochsen" du in deiner Männerwahl
begünstigst?
Dieser Mann, den du geflissentlich in deinem
unnovellenhaften Prosastück herunterlaufen läßt wie
ein Stück Butter unter der Sonne Kalabriens,
ist vielleicht doch nicht so ein mieser, erpeliger
Nachsteller, wie ich anfangs meinte.
Vielmehr kristallisiert sich bei mir durch deinen
letzten Kommentar eine arrogante Frauenperson heraus,
die gerne mit den Männern spielt.
Solch einer Person wünsche ich in jedem Fall, daß sie einem
Gegenspieler begegnet, dem sie nicht gewachsen sind.

Bis dahin.

bon.
 

Mumpf Lunse

Mitglied
liebe kommentiererInnen,
man kann den text auch einfach wörtlich nehmen.
vielleicht ist es ja einfach eine botschaft und der adressat
versteht sie?
und da der kontext fehlt... nur er.
das hineingeheimnissen ist aber sicher auch eine schöne beschäftigung.

gruß mumpf
 
B

bonanza

Gast
Das mag sein, mumpf lunse.
Aber jeder, der in einem öffentlichen Forum veröffentlicht,
muß damit leben, daß ein Dämlack wie ich seine weitherge-
holten Interpretationen zu der Geschichte ausbreitet.

Wer das nicht wünscht, sollte seine Tinte auf
althergebrachtes Briefpapier ergießen.

bon.
 

Anonym

Gast
Werte MumpfLunse.
In diesem Fall handelt es sich NICHT um einen konkreten Adressaten. Man weiß nicht, ob es als "Kunst" duchgeht... ;)
 
B

bonanza

Gast
Was ihr immer mit eurer "Kunst" habt.
Als wäre das irgendein Maß, das man überspringen muß.

Es gibt kein solches Maß.
Ist das so schwer zu verstehen?

bon.
 

Ganimed

Mitglied
Interessante Diskussion um eine Ohrfeige, die nur für "uns" aufs Papier gebracht wurde.
Wenn ich die Zeilen richtg deute, sehe ich eine enttäuschte Frau, die sich von ihrem Auserwählten einfach mehr erhofft hat, als er je in der Lage wäre zu geben. Vielleicht malte er gar Bilder, Visionen, die seine Möglichkeiten schon im Ansatz überfordern. Und sie, ich nenne sie mal die "Gutgläubige", erhoffte sich endlich das, wonach sie schon seit Ewigkeiten sucht...vielleicht gar den "perfekten" Mann, den Richtigen. Und er? Er erkannte nicht, was sie für ein Mensch ist. Wonach sie sich sehnt. Und selbst wenn er es hätte zumindest erahnen können, fehlte ihm doch die Klasse. Stattdessen zeigte er nicht sich selbst, sondern anscheinend etwas, was er gerne wäre...
Fazit: Er war der Falsche für sie. Oder umgekehrt...gibt es den Richtigen für sie überhaupt? ;-)
 
B

bonanza

Gast
Ganimed, solche Frauen verfallen komischerweise Männern,
die sie ähnlich runterputzen, wie sie das gewohnt sind,
mit Männern umzugehen.
Somit schließt sich der Kreis.

bon.
 

Ganimed

Mitglied
Bon, diese Frau ist einfach nur enttäuscht. Wohl aber mehr über sich selbst, dass sie auf diesen Typen hereingefallen ist. Und er hätte sie vielleicht einfach mal nur in den Arm nehmen müssen und sie spüren lassen, was er empfindet. Typisches Verhaltensmuster von Menschen die Schwierigkeiten haben, Gefühle zu zeigen...so denn vorhanden.
Ja, der Kreis schließt sich. Irgendwie. Und diese Frau fällt sicherlich (noch) öfters auf den selben Typus herein, auch wenn ich ihr anderes gönne ;-)
 
B

bonanza

Gast
Ganimed, soweit kann ich mangels Kenntnis in meiner
Interpretation nicht gehen.

Ich wünsche mir, daß sich die Autorin noch mal zu Wort
meldet.

bon.
 

Anonym

Gast
Dein Wunsch sei mir Befehl, bonanza.

Nun, meine Herren, ist das nicht alles ein wenig überinterpretiert? Lassen wir es doch ein wenig im Diffusen, ja?! Da es sich um reine Fiktion handelt, kann auch ich nur mutmaßen, inwieweit das eine oder das andere stimmt. Jedenfalls hatte ich beim Schreiben sicherlich eher eine Distanz im Auge als eine Verliebtheit (der Ich-Erzählerin). Und wir können davon ausgehen, dass am Ende alles gut wird... Den Rest überlassen wir dann einfach unserer Phantasie. :)
 



 
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