wüstenrose
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Aber die Seele ist ein dunkler Garten, darin nichts gedeiht außer den Moosen und Farnen der Nacht. Ihr kalter Wuchs säumt die Straße zu unserem Herzen, die sich, schwach beleuchtet, als wäre sie ein vergessener Gedanke aus vergessener Zeit, in uns windet in quälender Stille. Wir gehen, den Mund verschlossen, ohne zu wissen, woher und wohin, ohne Kenntnis der Richtung und Bestimmung, getrieben nur vom Entsetzen, das uns umhüllt, geblendet von einem fahlen Schein, dem Nichts, das vorgibt, unser Leitstern und Kompass zu sein und uns führen will aus der Zeit, die nie unsere eigene war, nicht einmal eine geborgte, sondern immer nur ein kaltblütiges Loch, eine Mördergrube, in der wir unausweichlich versanken am Tage unserer Geburt, diesem Tag der Schande und Beklemmung, der unser Sein in einen Schatten stellte, aus dem es nie wieder heraustrat und der unsere Sehnsucht auf eine Probe stellte, an der sie naturgemäß zu scheitern, zu zerschellen und in tausend leere Splitter, in tausend nie wieder tönende Sprachlosigkeiten zu zerspringen hatte.
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