Memento

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Scal

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Ein Wortbildhauerwerk.
Aber das "Warten".
In ihm keimt's.
Moos wächst.
Ähnlich wie Lyrik, mitunter.

LG
Scal
 

Chandrian

Mitglied
Hallo sufnus

schon komisch, nach den ersten zwei versen konnte ich gar nichts mit dem text anfangen, vers drei und vier jedoch fand ich grossartig… ich kann dir auch gar nicht sagen, weshalb, aber das „aber“ sowie die frage, ob man gesehen wird (und natürlich ist das wohl in der gesellschaft eine der wichtigsten fragen, also „ob man gesehen wird“…) wollen mir einfach nicht gefallen. dann aber, wie gesagt, die letzten zwei verse… einfach 1a!
 

sufnus

Mitglied
Hi, Ihr lieben!
Lieben Dank für Eure Kommentare! :)
Auf dem Feld der Lyrik eine gewisse Mooshaftigkeit ( @Scal ) zu erreichen, scheint mir tatsächlich ein erstrebenswertes Ziel - ob ich je dahin komme, faustdick Moos hinter den Ohren zu bergen, sei mal dahingestellt... aber die Idee gefällt mir! :)
Und total spannend @Chandrian , dass es bei Dir bei den Zeilen so einen Kipp-Punkt vom Nichtgefallen zum Gefallenfinden gibt. Ist es eine Frage von Sympathie oder Antipathie für den Protagonisten? Am Anfang offenbar eine aufmerksamkeitsheischende Figur mit (irgendwie gehemmten) Macher-Ambitionen und dann ein kurzsichtig-bemooster Taubenfreund? Oder hat es was mit der Sprache zu tun? Das würd mich wirklich sehr interessieren, weil ich so einen Kipp-Punkt zwar nicht geplant habe, den Effekt aber (hier offensichtlich im Sinne eines Zufallstreffers) sehr mag. :)
LG!
S.
 

Chandrian

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nein, wie gesagt kann ich diesen ersten eindruck nicht ganz ausformulieren. nun… hier ein versuch… ob protagonist oder sprache ist schwer zu sagen. vers drei und vier brillieren mit einer gewissen distanz. vers eins hingegen fühlt sich wie ein direkter vergleich an, als würde das lyri sagen: „es fühlt sich an, als ob ich in den schuhen stehe, aber nicht loslaufen kann“. und dieses (gefühlte) als ob war mir irgendwie zu konkret und zu flach… weisst du, was ich meine? liest man weiter, wird aber klar, dass das keineswegs gedanken an der oberfläche sind; besonders die letzten zwei zeilen zeugen von einer gewissen resignation. oder liege ich falsch?
 

sufnus

Mitglied
Hi Chandrian!
Ah ja... ich glaube, jetzt verstehe ich, was Du meinst. Na... also ehrlich gesagt, war das Gedicht seinerzeit (ist schon ein bisschen älter) auch nicht wirklich geplant, sondern hat sich halt irgendwie so ergeben. Ursprünglich kam nach dem Warten auf die Tauben noch so eine Art Erklärbär-Nachklapp, der sozusagen ein bisschen eine Art "Moral von der Geschicht" serviert hat. Das fand ich im Nachgang eine meiner dümmsten Ideen, weil es dem Text so viel von seiner Offenheit nimmt. Manchmal (wahrscheinlich sogar immer) ist der Texter eben auch sein eigener größter Feind. Je nun. Hier hab ich dann also die durch Kürzung hoffentlich etwas aufgewertete Fassung eingestellt. :)
LG!
S.
 

Perry

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Hallo Snufus,

ich sehe das LI hier als Statue, die keiner beachtet. Dazu passt gut die versteinerte Miene, das Moos ansetzten und das warten auf Tauben.
Konstruktiv könnte ich mir das Eingangsbild etwas zielgerichteter vorstellen, denn in den Schuhen zu stehen ist selbstverständlich und für das nicht loslaufen gibt es keinen erkennbaren Grund.
Vorschlag:
Die Schuhe einzementiert
verharre ich bewegunglos.

LG
Manfred
 

petrasmiles

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Mhm, wenn man schon in der ersten Zeile von einzementierten Füßen spricht, entwickelt sich das Bild nicht richtig. So aber wird eine Aussage über eine Person, die dann eine steinerne Figur 'wird', zu einer Analogie der Skulptur, die ja auch ein Abbild des lebendigen Menschen sein soll.
Das finde ich sogar recht gelungen.
Einer Statue kann es egal sein, ob sie wahrgenommen wird - und der einstige Mensch, wenn es eine reale Person gewesen sein sollte - hat jetzt auch nicht mehr so ein Problem damit, nicht beachtet zu werden ...

Liebe Grüße
Petra
 

sufnus

Mitglied
Hey Manfred & Petra!
Erstmal sorry, lieber @Perry , dass ich auf Deinen Vorschlag gar nicht mehr reagiert habe... ich hab ihn durchaus intensiver auf-und-ab-bedacht und dann... vergessen zu antworten... Asche auf mein Haupt! Danke also wiederum, liebe Petra, für die Wiedervorlage! :)
Tatsächlich kann ich Deinen Angang, Manfred, (so bilde ich mir zumindest ein) ganz gut nachvollziehen. Durch die Einführung der einzementierten Füße wird das Bild entwickelt, ohne dass man erst in der letzten Zeile zur "Auflösung" durchdringt. Natürlich müsste man auch bei einzementierten Füßen ein bisschen Interpretationsstrecke machen, weil man bei diesem Stichwort erstmal bei einem Mafiamord landet und dann nach und nach zur Statue vordringt, womit sich die anfängliche Abgründigkeit auch etwas entspannt und letztlich ein stärker humoristischer Gestus übrig bleibt.
Letztlich bin ich aber hier doch näher an Petras Vorstellungen (danke dafür @petrasmiles :) ), dass hier eher ein dynamischer Prozess der Stein-Werdung beschrieben wird. Ich bin also eher (wenn man so einen völlig überhöhten Vergleich aushalten möchte) bei einer ovidischen Metamorphose als bei der Beschreibung einer realen Statue. Um es mal eine Nummer kleiner zu machen und vom total abgespaceten Ovidvergleich runterzukraxeln: Es gibt ein wohlgeformtes Sonett von Johannes R. Becher (da überheb ich mich im direkten Vergleich natürlich auch nochmal um zweidrei Gewichtsklassen), das mir im Nachgang an meine Zeilen eingefallen ist: Stein-Gesicht. Da wird auch so eine Petrifikation geschildert. Irgendwo in dieser Epigonenlinie bewegt sich der Beitrag hier von mir (so würd ich es jetzt zumindest sehen) . :)
LG!
S.
 

revilo

Mitglied
Hallo sufnus

schon komisch, nach den ersten zwei versen konnte ich gar nichts mit dem text anfangen, vers drei und vier jedoch fand ich grossartig… ich kann dir auch gar nicht sagen, weshalb, aber das „aber“ sowie die frage, ob man gesehen wird (und natürlich ist das wohl in der gesellschaft eine der wichtigsten fragen, also „ob man gesehen wird“…) wollen mir einfach nicht gefallen. dann aber, wie gesagt, die letzten zwei verse… einfach 1a!
Gerade die finde ich stark !
 

Chandrian

Mitglied
Gerade die finde ich stark !
ich kann mit „moos ansetzen“ viel mehr anfangen… vielleicht weil es ebendiese Metamorphose so schön umschreibt. Moos setzt man/sich nur an, wenn statisch, unbewegt und vergessen. Und andererseits ist Moos als Pflanze, aber auch als Biotop wahnsinnig lebendig! Diese Dualität ist hochinteressant und zurückhaltender als die ersten Zeilen. Aber… Geschmacksache.
 

sufnus

Mitglied
Auf alle Fälle habt Ihr offenbar beide etwas für Euch in den Zeilen gefunden, @revilo und @Chandrian, der eine eben merhr am Anfang, der andere im Ausklang. Das hat mir nochmal gezeigt, dass die (noch) aufmerksamkeitsheischende Steinwerdung in den ersten Zeilen und die kontemplative Mooszucht am Ende doch ein ganz sinniges Spannungsfeld ergeben.
LG & danke fürs Bedenken!
S.
 

revilo

Mitglied
ich kann mit „moos ansetzen“ viel mehr anfangen… vielleicht weil es ebendiese Metamorphose so schön umschreibt. Moos setzt man/sich nur an, wenn statisch, unbewegt und vergessen. Und andererseits ist Moos als Pflanze, aber auch als Biotop wahnsinnig lebendig! Diese Dualität ist hochinteressant und zurückhaltender als die ersten Zeilen. Aber… Geschmacksache.
und warum gibst du dann 5 punkte? LG
 

Chandrian

Mitglied
Hab ich doch schon ausgeführt… :rolleyes: Gerade wegen den letzten Versen. Und ist mir (hoffentlich) auch selber überlassen, wie gut ich ein Gedicht finde;) In dem von dir zitierten Kommentar rede ich ja keineswegs das Gedicht schlecht, sondern hebe jene Zeilen hervor, weil sie mir besser gefielen.
LG
 

revilo

Mitglied
Hab ich doch schon ausgeführt… :rolleyes: Gerade wegen den letzten Versen. Und ist mir (hoffentlich) auch selber überlassen, wie gut ich ein Gedicht finde;) In dem von dir zitierten Kommentar rede ich ja keineswegs das Gedicht schlecht, sondern hebe jene Zeilen hervor, weil sie mir besser gefielen.
LG
dann habe ich dich wohl falsch verstanden, sorry........und LG
 



 
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