Memoryeffekte II

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Ralf Langer

Mitglied
Memoryeffekte II - Fehlersuche

es naht der Tag
mit einem letzten Bild von dir
das meinen Gletscherrand erreicht
und an der Zunge kalben wird
- es stürzt ins Meer
mit einem letzten Ton
- es schwindet

so narrt der Tag
den Eindruck Vergangenes
hätt`sich geheutet
und ein Herz befreit
das sich nicht mehr erinnert
wo das Vergessen begann
sreicht wieder über's Kartendeck

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Ralf Langer

Mitglied
Memoryeffekte II - Fehlersuche

es naht der Tag
mit einem letzten Bild von dir
das meinen Gletscherrand erreicht
und an der Zunge kalben wird
- es stürzt ins Meer
mit einem letzten Ton
- es schwindet

so narrt der Tag
den Eindruck Vergangenes
hätt`sich geheutet
und ein Herz befreit
- das sich doch nur
nicht mehr erinnert
wo das Vergessen begann
streicht wieder über's Kartendeck

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Ralf Langer

Mitglied
Memoryeffekte II - Fehlersuche

es naht der Tag
mit einem letzten Bild von dir
das meinen Gletscherrand erreicht
und an der Zunge kalben wird
- es stürzt ins Meer
mit einem letzten Ton
- es schwindet

so narrt der Tag
den Eindruck Vergangenes
hätt`sich geheutet
und ein Herz befreit
- das sich doch nur
nicht mehr erinnert
wann das Vergessen begann
- streicht wieder über's Kartendeck

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Ralf Langer

Mitglied
Memoryeffekte II - Fehlersuche

es naht der Tag
mit einem letzten Bild von dir
das meinen Gletscherrand erreicht
und an der Zunge kalben wird
- es stürzt ins Meer
mit einem letzten Ton
- es schwindet

so narrt der Tag
den Eindruck
Vergangenes hätt`sich geheutet
und ein Herz befreit
- das sich doch nur
nicht mehr erinnert
wann das Vergessen begann
- streicht wieder über's Kartendeck

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Ralf Langer

Mitglied
Memoryeffekte II - Fehlersuche

es naht der Tag
mit einem letzten Bild von dir
das meinen Gletscherrand erreicht
und an der Zunge kalben wird
- es stürzt ins Meer
mit einem letzten Ton
- es schwindet

so narrt der Tag
den Eindruck
Vergangenes hätt`sich geheutet
und ein Herz befreit
- das sich doch nur
nicht mehr erinnert
wann das Vergessen begann -
streicht wieder über's Kartendeck

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Ralf Langer

Mitglied
hallo karl,
danke für das feedback.

ich selbst bin mit dem etwas holprig bzw.
sperrig erscheinenden satz bau der zweiten
strophe, na ja, unglücklich...
aber vielleicht irre ich mich auch.

lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo kalei,

frage: wieso?
am rand des gletschers stürzen die eisberge ins meer,
dieser vorgang nennt sich kalben

fragenden gruß
ralf
 
A

AchterZwerg

Gast
Lieber Ralf,
dein Gedicht spricht mich auf ganz eigentümliche, persönliche Art an. Deshalb werde ich mich im Folgenden etwas näher damit befassen.
Das Geschehen des Gedichts ist in die nahe Zukunft gelegt, in die Phase, in der jedwede Erinnerung an einen geliebten Menschen zu schwinden beginnt. Es handelt sich augenscheinlich um eine Selbstreflexion, die ungemein authentisch wirkt.
Thematisch geht es um Gedankenlyrik mit stark naturlyrischen Effekten. Anhand freier, gut aus- und durchgearbeiteter Verse schilderst du eine leidvolle Erfahrung, die viele von uns schon machen mussten und immer wieder machen werden.
Form und Inhalt schmiegen sich ineinander.
Zudem gibt es eine gelungene Verknüpfung von Titel und Schluss. Auch binnenversig gibt es deutliche Zusammenhänge, die von dir separiert ausgewiesen werden.
Es naht der Tag
so narrt der Tag
(die erinnerung)
es stürzt ins Meer
es schwindet
Sprachlich wirkt das Gedicht elegant und musikalisch auf mich
Dunkle und helle Vokale lösen sich auf ansprechende Weise ab, der Rhythmus ist gut.
Bezogen auf die Tropik bedienst du dich einer bild- und symbolhaften Sprache, die die größte Stärke des Gedichts ausmachen.
Dazu fällt mir die Häufung origineller Metaphern auf, die ich teilweise nie zuvor las: das Kalben der Bilder, der erinnerten Töne, das Heuten etc.

Das Gedicht regt zum Nachdenken und zur eigenen Reflexion an.
Ich kann nur sagen - und hier fängt mein starkes persönliches Interesse an - dass sich derlei genau wie beschrieben verhält. Das Schwinden der Erinnerung und die Scham darüber, das Suchen nach eigenen Fehlern (die Selbstpfählung) und das Gefühl des Versagens. [Wäre dies alles nicht vermeidbar gewesen, wenn ich ...?]
Im positiven Sinn wird das Vergangene durch diesen schmerzlichen Vorgang ins Heute zurückgeholt; doch
so narrt der Tag
den Eindruck
Aus eigenem Erleben kann ich dir berichten, dass bei mir nach ca. 5 Jahren ein Loslassen erfolgte. Und zwar beidseitig. ---

Den Text finde ich in seiner jetzigen, überarbeiteten Form großArtig.

Verändern könntest du bei Bedarf:

so narrt der Tag
den Eindruck
Vergangenes hätt sich geheutet
[strike]und[/strike] ein Herz befreit
- das sich doch nur
nicht mehr erinnert
wann das Vergessen [blue](wann dieses Schwinden?) [/blue]begann -
streicht wieder über's Kartendeck

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Herzliche Grüße
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,
erst einmal herzlichen dank für deinen ausführlichen kommentar
zu meinem stück.
ja, memeoryeffekte, das erinnern, das vergessen, zwei brüder
sind es, und ja, der autor ist seit einem halben jahr, dem tod seines vaters, sehr mit dieser thematik beschäftigt.

was passiert, wenn die erinnerung schwindet, nicht durch demenz, sondern einfach so?
was passiert, wenn man sich plötzlich wieder erinnert.
sind es ähnliche prozesse?

Was ist das Vergessen?
Eine Baulücke, auf der Straße der persönlichen Geschichte.
Müssen Erinnerungen, um im Bild zu bleiben, abgerissen werden,
um anderen platz zu machen?
gibt es vielleicht nur einen begrenzten platz für das Erinnern?

memoryeffekte. das leben, wenn es zu häufig aufgeladen wird,
leert sich allmählich. wie bei einer batterie?

es gibt noch viel zu schreiben...
herzlichen dank

ralf
 
A

AchterZwerg

Gast
An Platzmangel im Gehirn glaube ich eher nicht.
Denke vielmehr, dass das "Vergessen"/und oder die Verdrängung aus purem Selbstschutz geschehen.
Die Ursache kann ein Übermaß an erfahrenem Leid sein. -
[Nach dem Loslassen und Losgelassenwerden erinnert sich der Trauernde zuweilen wieder besser und genauer. Bei mir war das jedenfalls so.]
Bei Demenz (und das ist jetzt rein spekulativ) kann das Vergessen evtl. aus der (inneren) Erkenntnis herrühren, dass sich das Leben des Erkrankten in einer ständigen Wiederholungsschleife befindet ( ..." und täglich grüßt das Murmeltier"), also u. U. als eine Art Flucht begriffen werden. - Energetische Blockaden oder Traumata sind andere mögliche Erklärungen für mich.
Ich habe mich mit dem Demenzthema bisher kaum beschäftigt; meine Meinung dazu ist also absolut unwissenschaftlich. ---
Im Gedicht hebst du in einer Ebene auf das Memory-Spiel ab, scheinst also meine Gedanken über das halbwegs "freiwillige" Vergessen zu teilen. ---
Das ist ein hochinteressantes Thema, das aber nicht in deinem Thread diskutiert werden sollte und kann.
Herzliche Grüße
Heidrun
 



 
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