dazu bräuchte ich konkretere Hinweise oder Verbesserungsvorschläge.
Guten Abend, James!
Ich kann Dir Hinweise, aber keine Verbesserungsvorschläge liefern.
Für mich "kritische" Wörter hebe ich hervor und diese Hervorhebung unterscheide ich inhaltlich und stilistisch.
Was sind die Menschen
doch ein
seltsames Gesindel,
*1
das sich dem Untergang verschrieben hat! Den Neid
zu wecken, säen sie und ernten dann im Leid
das eigne Blut aus einem Stich an ihrer Spindel.
Erst schreit das Kind aus Not in seiner
vollen Windel,
*2
schon bald verlangt es mehr als nur ein
neues Kleid, Anm.:
*3
im Joch der Sitte schwört man
laut den Treueeid,
*4
der uns
schon bald verdirbt zu
scheinheiligem Schwindel.
*5
Was Tugend sich ersann, schmelzt Leidenschaft
zusammen,
*6
wie Schnee, der
jählings an den
heißen Herd geriet,
*7
die Eifersucht entfacht im Herzen
tausend Flammen,
*8
aus denen Liebe als ein
feiner Rauch entflieht.
*9
Mir scheint, sie würde von des Dichters Sternen stammen
und nicht verstehn, was ihretwillen
hier geschieht.
*10
*1 Anm.: Das Naturell des "Gesindels" ist seltsam, "doch" Silbenschlucker
*2 Anm.: Umgangssprache, "volle Windel" ist keine Hochsprache
*3 Anm.: "schon bald", beides Füllwörter, "verlangt es mehr als nur ein Kleid" reicht nicht aus? Silbenschlucker.
*4 Anm.: "laut" ist überflüssig, wichtig ist der Bezug zum Schwur
*5 Anm.: "schon bald, verdirbt, scheinheiligem" Füllwörter und ein Schwindel ist verdorben und scheinheilig. -> Die Silben, die du für diese Wörter herausstellst, rauben den Raum für Silben mit tieferer Bedeutung oder Raum für schönere Bilder.
*6 Anm.: Leidenschaft wird zusammengeschmolzen? Oder soll es heißen: "Was Tugend sich ersann, schafft Leidenschaft?" Achtung: Es ist etwas provokativ ausgedrückt, die Absicht ist aber eine helfende. Erkläre mir nicht, was das Bild bedeutet, finde es selbst heraus.
*7 Anm.: "jählings, Füllwort" -
*8 Anm.: Wieso nicht 1002 Flammen?
*9 Anm.: Silbenschlucker
*10 Anm.: Silbenschlucker
Jetzt streichen wir die Wörter und
ignorieren das zerstörte Metrum und lassen das Werk mit 25 Silben weniger erneut auf uns wirken:
Was sind die Menschen ein Gesindel,
das sich dem Untergang verschrieben hat! Den Neid
zu wecken, säen sie und ernten dann im Leid
ihr Blut aus einem Stich an ihrer Spindel.
Erst schreit das Kind aus Not in seiner Windel,
verlangt es mehr als nur ein Kleid,
im Joch der Sitte schwört man den Treueeid,
der uns verführt zu neuem Schwindel.
*1a
Was Tugend sich ersann, schafft Leidenschaft,
*1b
wie Schnee, der an den Herd geriet,
die Eifersucht entfacht im Herzen Flammen,
aus denen Liebe als ein Rauch entflieht.
Mir scheint, sie würde von des Dichters Sternen stammen
und nicht verstehen, was ihretwillen geschieht.
*1a Anm.: (Kein Vorschlag, nur ausgefüllt der Form wegen, Veränderungen am Werk oder Vorschläge sind nicht meine Aufgabe)
*1b Anm.: (Kein Vorschlag, nur ausgefüllt der Form wegen)
Das Sonett kannst du etwas ruhen lassen und später entscheiden, ob diese Wörter das Werk stärken oder schwächen.
Solltest du den Eindruck gewinnen, dass es dadurch schwach würde, kannst du überlegen, wie du die freigewordenen Silben stärker und dichter nutzen kannst.
Wenn dir die Sprachnatur des Barock gefällt, könnte sich folgende Formulierung von "ihretwillen" auch "ob ihrer" anbieten.
Vielleicht hilft es dir, James Blond.
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