meta morpheus

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sufnus

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Hey mondnein,
ich bin immer ganz beeindruck wie gut sich Dio in Deine Gedichte einarbeitet (ob er dabei zu Ergebnissen gelangt, die Deiner Intention entsprechen, ist ja offenbar nach Deiner Poetologie, dass ein Gedicht im Kopf des Lesenden entsteht - wenn ich das richtig verstanden habe - nicht so entscheidend). Ich muss sagen, dass ich angesichts des stroboskophaften Blitzlichtgewitters Deiner sich überschlagenden Einfälle und der vielfach geschlagenen Assoziationshaken (Dein poetisches Wappentier ist offensichtlich der Hase) ziemlich schnell die Waffen strecke.
Beim Titel erwartete ich jedenfalls eine Überblendung von Geologischem mit etwas Ovid und Reflexionen über den Schlaf (ohne einen blassen Dunst zu entwickeln, wie man diese drei disparaten Themen auf eine gemeinsame Kette gespannt kriegen soll). Diese Erwartung ist dann nur partiell erfüllt worden, dafür Gewittert es allerlei Kulinarisches vom Dabbawala bis zur Kuh-Milch (ausgerechnet) auf den Leser herab, angereichert mit maritim-mythologischen Zutaten auf deren Welle dann auch die Schaumgeborene angeschwemmt wird. Immerhin am Ende löst der Speckstein die geologischen Erwartungen (teilweise) an.
Was haben wir also hier? Man könnte von Collage-Technik reden und durchaus eine Art para-dadaistische Merzkunst reanimiert sehen. Wird das der Faszination gerecht, die von Deinen Zeilen ausgeht. Nicht wirklich. Am ehesen halte ich mich an Zen-Weisheiten und versuche mich im Nichtverstehen zur Verständnisebene zu tunneln.
Danke auf alle Fälle fürs Teilen! :)
LG!
S.
 

mondnein

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aber die Substanz des Liedes ist nicht sein Stil, seine Form, sondern vielleicht eher noch: der ästhetische Reiz. Die Musikalität durch die Bilderbewegungen hindurch, was manche den "inneren Film" nennen. Die Traumebene, in der jeder Mensch (laut Nietzsche in der "Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik") ein Künstler ist, Also Drehbuchautor, Regisseur, alle Schauspieler in ihrem Gegeneinander, und das alles auf Wogen von Musik. Musik ist laut Schopenhauer, dem philosophisch-spirituellen Meister sowohl Nietzsches als auch Wagners (der in der "Geburt der Tragödie" der Geist und die neoklassische Mutter dieser Geburt ist) die Willenssubstanz an sich, offene Dynamik, durch einzelne Willensakte und Absichten nie zuende gesättigt.

Wörtlicher Kern der Versmelodien ist der "meta morpheus". Das Subjekt der Metamorphose, jenseits (meta) des Schlafgottes (Morpheus). Der "tranciert". Und da ist noch dieser rätselhafte "enkephalon", der Einköpfige, Hineingekopfte oder so ähnlich. Der Kopf kann eine Nuß sein, eine Walnuß, deren ölreicher Kern wie zwei Hirnhälften aussieht. Indem der in den Schädel verschlossene Enkel-Bänkelsohn auf dem Walnußgehirn rumreitet, steigen Traumbilder in ihm auf. In der Schwärze der Nacht unter der Schale. Archaisch zurückschreitend. Fettig gesättigt, steif, zuende gemetamorpht.

grusz, hansz
 

mondnein

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"enkephalon" ist bekannt als Bestandteil des medizinischen Fachausdrucks "Enzephalogramm", so das griechische Kappa über das Lateinische zu einem Zettlaut verzischt worden ist.

Vermute ich jedenfalls.
 



 
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