Hallo liebe Lupianer,
erstmal ein Dankeschön für Eure Kommentare und Meinungen zu meinem Gedicht und sorry für die verspätete Rückmeldung.
Ja, ich denke den Text könnte man auch aus zwei Perspektiven betrachten/lesen...zumindest kann ich Deinen Ausführungen, Tula, diesbezüglich soweit folgen.
Vielleicht liegt es daran, dass die emotiven und konativen Ebenen, sich stellenweise überlappen.
Ich finde es immer wieder interessant, wie Gedichte von anderen Lesern wahrgenommen werden.
Gibt es so etwas wie die richtige oder die falsche Leseart, was die inhaltliche Interpretation von Lyrik betrifft?
Ich glaube nicht... was nicht bedeutet, dass ein Gedicht nicht verstanden werden will.
Nun, ich lese dieses Gedicht aus der Perspektive eines LyrIch, welches zu einem LyrDu spricht aber eigentlich gleichzeitig mit sich selbst ringt.
Manfred hat es in seinem Kommentar schon sehr treffend kommentiert:
"(...)
dieses lyrische Ringen um die richtigen Worte (...)"
Wenn ich die Pronomina betrachte, wird das deutlich.
Das Thema Suizid ist bewusst unmissverständlich ausformuliert. Ebenfalls bewusst gewählt, ist hier auch das durchgehend stringente Tempus.
Das Gedicht ist eine Art "confessional poetry", zumindest bewegt es sich in diese Richtung ...
Bezüglich der Tropen im Text, sehe ich die "
bluthunde" als Metapher in ihrer poetischen Aussagekraft schon als wichtig an.
Deshalb möchte ich diese Zeilen ungern streichen oder straffen.
Das gleiche gilt für die Metonymie in der 1. Zeile der 3. Strophe "
ich wollte dich tausend und einmal töten".
Auch die Repetitio in Strophe 1 und 2 ist hier als Stilmittel zu verstehen.
Ich kann nachvollziehen, dass der Text auf Minimalisten vielleicht zu "ausformuliert" wirkt... aber durch ein Ausdünnen verliert gerade dieser Text an Aussagekraft.
Ein "
blindes Wegschneiden" verwässert, wie Cellist richtig erkannt hat, den Text und seinen Inhalt nicht nur, es macht daraus ein komplett anderes Gedicht und wird den Intentionen der Autorin nicht gerecht.
In Gedankenspringers Vorschlag erkenne ich mein eigenes Gedicht nicht wieder... es ist ein komplett anderes Gedicht, ein bruchartiges Stückwerk vom Original , das formalistisch und inhaltlich-thematisch schlicht unergiebig wirkt.
Inwieweit sollen solche Komplett-Änderungen für den/die AutorIn hilfreich sein?
Wenn einem Leser der Stil eines Gedichts nicht zusagt, ist das völlig in Ordnung.
Aber ein Werk nach seinen persönlichen und geschmacklichen Vorstellungen so zu beschneiden (noch dazu blind), sodass es die Autorin kaum wiedererkennt, fällt für mich nicht unbedingt unter das Thema "Textarbeit" in einem Literaturforum.
Ein Gedicht ist ja nicht per se schlecht oder nicht gut geschrieben, weil es eben nicht den eigenen lyrischen Geschmack oder die ästhetische Vorstellung trifft.
Ich kann auch Gedankenspringers Gründe, für dieses radikale "blinde Wegschneiden" nicht nachvollziehen.
"Weniger ist mehr..."
Diese Aussage/Redewendung ist nur eingeschränkt richtig.
Ultimativ ist sie jedenfalls nicht.
Ich glaube als Leser, sollte man dies im Gesamtkontext des jeweiligen semantischen Stillmittels in Verbindung mit der inhaltlichen Aussage eines Gedichts beurteilen.
Mit einem Punkt hast Du allerdings vollkommen Recht, lieber Gedankenspringer:
"
aber alles eben Geschmackssache"
Hier habe ich versucht das Prinzip:
"charged with meaning to the utmost possible degree" umzusetzen...
Auf eine unnötig verworrene und künstlich verdunkelnde Sprache, habe ich verzichtet.
Ich glaube auch nicht, lieber revilo, dass die klare Bildersprache in diesem Gedicht, dem Leser allen Raum für Phantasie nimmt.
Auf jeden Fall kann ich die Argumente in Deinem ersten Posting nachvollziehen auch wenn wir an dieser Stelle vielleicht unterschiedlicher Meinung sind

...
Vielen Dank an alle Kommentatoren, für Eure Gedanken zu meinem Gedicht, die ich, wie bereits erwähnt, sehr interessant finde...
Liebe Grüße
Mimi