metamorphosis

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Mimi

Mitglied
metamorphosis

an diesem tag
dem einen
dem unwiderruflichen
an dem du beschlossen hattest zu sterben
lief ich in meinen sommerschuhen durch den dreck
es hatte am morgen in strömen geregnet
und die vertrockneten mäuler der rosen öffneten sich schreiend
klagten mich an
verhöhnten mich

die sonne sah es nicht
ihre gleichgültige hitze
brannte in meinem kopf
du hättest es anders machen können
sauber
unprovokant
wie ein göttlicher winterschlaf
ohne mich dabei in stücke zu reißen
ohne mich dabei umzuformen
sogar im augenblick deines todes
hetztest du die bluthunde auf mich los
damit sie mich bis in meine träume jagten

ich wollte dich tausend und einmal töten
doch du warst schneller
ich lief durch den dreck
der an mir klebte
wie eine schande
wie ein brandmal
in meinen ohren
deine stimme
hinter meinen augenlidern
du
 

Tula

Mitglied
Hallo Mimi
Ich verstehe es und dann auch wieder nicht. Eine Deutung wäre die, dass Lyrich und das sterbende Du ein und dieselbe Person sind, das Du ein zweites Ich usw.
Anderenfalls wären mir die Bluthunde als Bild vielleicht schon zu stark. Jedenfalls verlangt das sich gegenseitig-töten-wollen einer Erklärung, vielleicht eben nur sinnbildlich, die ich mir bis jetzt nicht erarbeiten konnte. Da musst du mir auf die Sprünge helfen.
Übrigens, die aufgerissenen Mäuler der Rosen sind besonders schön.


LG
Tula
 

revilo

Mitglied
metamorphosis

an diesem tag
dem einen
an dem du beschlossen hattest zu sterben
lief ich in meinen sommerschuhen durch den dreck
es hatte am morgen in strömen geregnet
und die vertrockneten mäuler der rosen
öffneten sich


die sonne sah es nicht
ihre gleichgültige hitze
brannte in meinem kopf
du hättest es anders machen können
sauber
unprovokant
wie ein winterschlaf


ich wollte dich tausend und einmal töten
doch du warst schneller
ich lief durch den dreck
der an mir klebte
wie ein brandmal
in meinen ohren
deine stimme
hinter meinen augenlidern
du


Guten Morgen, ich finde das viel zu langatmig) und zu ausgewalzt, weil der Text zu viele Wiederholungen enthält und teilweise zu beschreibend ist, so dass dem Leser kein Raum für Phantasie bleibt.....ich habe daher den "Rotstift" angesetzt.......Lg Oliuver
 
G

Gelöschtes Mitglied 22653

Gast
Grüße.

Ich finde auch, hier sind Aspekte mit drinnen, die blind weggeschnitten werden können. Strophe eins, es regnet in Strömen, Strophe zwei die Sonne brennt, was nun?

Meine Version.


an diesem tag
an dem du beschlossen hattest zu sterben
lief ich in meinen sommerschuhen durch den dreck

die sonne sah es nicht
ihre gleichgültige hitze
brannte in meinem kopf

ich wollte dich tausend und einmal töten
doch du warst schneller

deine stimme
hinter meinen augenlidern
brennt immer noch


Return:

aber alles eben geschmacksache.
 

Yeti

Mitglied
Hallo Gedankenspringer!

Wenn Du schon so bedenkenlos und sicher in anderer Dichter Werke herumschnippeln möchtest, könntest Du zumindest eine, sagen wir vorläufige,
Interpretation liefern.
Vielleicht darauf aufbauend, daß Du nicht verstehst, wie es morgens in strömen regnen kann und später wieder die Sonne brennt.

Grüße
vom Yeti
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
ich finde auch, hier sind Aspekte mit drinnen, die blind weggeschnitten werden können. Strophe eins, es regnet in Strömen, Strophe zwei die Sonne brennt, was nun?
Blind weggeschnitten? Ich glaube, das trifft es, was du hier tust.

Ich finde es immer gewagt, wenn jemand den Text eines Anderen zu optimieren versucht, ihn so seziert, dass er seinen Vorstellungen entspricht. Wenn du hier aber einen Text derart radikal zusammenstreichst, ohne Argumente dafür zu bringen, dann finde ich das einfach arrogant und großgkotzig. Schön, dass du deine Version hier lieferst. Aber in diesem Thread geht es um die Version des Autors oder der Autorin. Ich gebe zu, in bescheidenem Maße auch schon so kommentiert zu haben, aber das macht dieses Vorgehen nicht besser.

Außerdem, um das noch zu erwähnen, muss dieser lyrische Text in meinen Augen nicht gekürzt werden. Ich jedenfalls hatte beim Lesen diesen Eindruck nicht. Für mich ist der Text durchaus verdichtet. Verwässern sollte man ihn nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 22653

Gast
@Yeti & @Cellist


Moin.


Unter meiner Argumentation steht was?



Zitat:

"Return:"

"Aber alles eben Geschmacksache."


Und? Muss ich eure Ansichten teilen? Ist das hier der Kindergarten oder ein Lyrik Forum?


Und dann gibt es noch eine Redewendung: "Manchmal ist weniger mehr."

Kein Wort von mir, das die verwendeten Metaphern mir nicht gefallen. Ich finde nur, manche sind eher, zum eigentlichen Sinne her zweitrangig.

Aber auch hier muss ich nicht recht haben. Klaro.


Mein Denken.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Mimi!

Ich beobachte die Diskussion seit gestern und es ist interessant, wie unterschiedlich Gedichte auf Leser wirken können.

Wer mich kennt weiß, dass ich auch ein Freund der Verdichtung bin. ABER man muss ein Gedicht auch im Zusammenhang mit seinem Inhalt betrachten. In einer Situation, die du beschreibst, ist es gerade dieses "Stammeln", dieses lyrische Ringen um die richtigen Worte, die deinen Text ausmachen. Ich möchte kein Wort davon missen.

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Nö, lieber Manfred, das sehe ich komplett anders, weil das in seinen Anlagen gute Gedicht viele, aus meiner Sicht unnötige Wiederholungen enthält....das mag aber ein jeder so sehen, wie er will.....LG Oliver....
 

revilo

Mitglied
Hallo Gedankenspringer!

Wenn Du schon so bedenkenlos und sicher in anderer Dichter Werke herumschnippeln möchtest, könntest Du zumindest eine, sagen wir vorläufige,
Interpretation liefern.
Vielleicht darauf aufbauend, daß Du nicht verstehst, wie es morgens in strömen regnen kann und später wieder die Sonne brennt.

Grüße
vom Yeti
Die LL, lieber Yeti, ist ein Arbeitsforum, in dem Gedichte bearbeitet werden können und auch sollen...das müsste sich doch langsam herumgesprochen haben...ich gebe Dir allerdings Recht, dass man der Autorin eine Erklärung liefern sollte, was ich ja auch gemacht habe....gerade das zeichnet die LL doch aus.....Foren, in denen Gedichte nur belabert, sorry interpretiert werden, gibt es zur Genüge......entsprechend lesen sich auch (zumindest teilweise) die Sachen........Lg Oliver
 

Mimi

Mitglied
Hallo liebe Lupianer,

erstmal ein Dankeschön für Eure Kommentare und Meinungen zu meinem Gedicht und sorry für die verspätete Rückmeldung.

Ja, ich denke den Text könnte man auch aus zwei Perspektiven betrachten/lesen...zumindest kann ich Deinen Ausführungen, Tula, diesbezüglich soweit folgen.
Vielleicht liegt es daran, dass die emotiven und konativen Ebenen, sich stellenweise überlappen.
Ich finde es immer wieder interessant, wie Gedichte von anderen Lesern wahrgenommen werden.
Gibt es so etwas wie die richtige oder die falsche Leseart, was die inhaltliche Interpretation von Lyrik betrifft?
Ich glaube nicht... was nicht bedeutet, dass ein Gedicht nicht verstanden werden will.

Nun, ich lese dieses Gedicht aus der Perspektive eines LyrIch, welches zu einem LyrDu spricht aber eigentlich gleichzeitig mit sich selbst ringt.
Manfred hat es in seinem Kommentar schon sehr treffend kommentiert:

"(...) dieses lyrische Ringen um die richtigen Worte (...)"

Wenn ich die Pronomina betrachte, wird das deutlich.
Das Thema Suizid ist bewusst unmissverständlich ausformuliert. Ebenfalls bewusst gewählt, ist hier auch das durchgehend stringente Tempus.
Das Gedicht ist eine Art "confessional poetry", zumindest bewegt es sich in diese Richtung ...

Bezüglich der Tropen im Text, sehe ich die "bluthunde" als Metapher in ihrer poetischen Aussagekraft schon als wichtig an.
Deshalb möchte ich diese Zeilen ungern streichen oder straffen.
Das gleiche gilt für die Metonymie in der 1. Zeile der 3. Strophe "ich wollte dich tausend und einmal töten".
Auch die Repetitio in Strophe 1 und 2 ist hier als Stilmittel zu verstehen.

Ich kann nachvollziehen, dass der Text auf Minimalisten vielleicht zu "ausformuliert" wirkt... aber durch ein Ausdünnen verliert gerade dieser Text an Aussagekraft.
Ein "blindes Wegschneiden" verwässert, wie Cellist richtig erkannt hat, den Text und seinen Inhalt nicht nur, es macht daraus ein komplett anderes Gedicht und wird den Intentionen der Autorin nicht gerecht.
In Gedankenspringers Vorschlag erkenne ich mein eigenes Gedicht nicht wieder... es ist ein komplett anderes Gedicht, ein bruchartiges Stückwerk vom Original , das formalistisch und inhaltlich-thematisch schlicht unergiebig wirkt.
Inwieweit sollen solche Komplett-Änderungen für den/die AutorIn hilfreich sein?


Wenn einem Leser der Stil eines Gedichts nicht zusagt, ist das völlig in Ordnung.
Aber ein Werk nach seinen persönlichen und geschmacklichen Vorstellungen so zu beschneiden (noch dazu blind), sodass es die Autorin kaum wiedererkennt, fällt für mich nicht unbedingt unter das Thema "Textarbeit" in einem Literaturforum.
Ein Gedicht ist ja nicht per se schlecht oder nicht gut geschrieben, weil es eben nicht den eigenen lyrischen Geschmack oder die ästhetische Vorstellung trifft.

Ich kann auch Gedankenspringers Gründe, für dieses radikale "blinde Wegschneiden" nicht nachvollziehen.


"Weniger ist mehr..."

Diese Aussage/Redewendung ist nur eingeschränkt richtig.
Ultimativ ist sie jedenfalls nicht.
Ich glaube als Leser, sollte man dies im Gesamtkontext des jeweiligen semantischen Stillmittels in Verbindung mit der inhaltlichen Aussage eines Gedichts beurteilen.
Mit einem Punkt hast Du allerdings vollkommen Recht, lieber Gedankenspringer:

"aber alles eben Geschmackssache"

Hier habe ich versucht das Prinzip:
"charged with meaning to the utmost possible degree" umzusetzen...
Auf eine unnötig verworrene und künstlich verdunkelnde Sprache, habe ich verzichtet.
Ich glaube auch nicht, lieber revilo, dass die klare Bildersprache in diesem Gedicht, dem Leser allen Raum für Phantasie nimmt.
Auf jeden Fall kann ich die Argumente in Deinem ersten Posting nachvollziehen auch wenn wir an dieser Stelle vielleicht unterschiedlicher Meinung sind ;)...


Vielen Dank an alle Kommentatoren, für Eure Gedanken zu meinem Gedicht, die ich, wie bereits erwähnt, sehr interessant finde...

Liebe Grüße
Mimi
 
G

Gelöschtes Mitglied 22653

Gast
@Mimi


Grüße.

Dein Zitat:" an dem du beschlossen hattest zu sterben "

Da war ich bei einer Metapher für Beziehungsschluss, echt. Ich war nie bei Suizid. Sorry. Da werden jetzt viele wiehern, aber egal.
Ok.
 

PinkInTheBlue

Mitglied
Liebe Mimi,
Danke für dieses Gedicht, ich konnte alles so nachvollziehen!
Bei Bluthunden muss ich immer an Dobermann denken, vielleicht als Titel ... ? Den aktuellen finde ich persönlich zu 'leicht' für so ein emotional starkes Gedicht.
LG Pink
 

Mimi

Mitglied
Hallo @Gedankenspringer ,
"Da werden jetzt viele wiehern, aber egal."

Ach Quatsch! Alles gut, vielen Dank für den Austausch.



Hallo @PinkInTheBlue ,
Dankeschön für Kommentar und Bewertung.
Ja, der Titel ... das ist immer so eine Sache...
Ich denke "metamorphosis" für Verwandlung/Umformung ist schon recht passend gewählt und fällt nicht gleich im Titel
"mit der Tür ins Haus".;)

Viele Grüße
Mimi
 



 
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