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revilo

Mitglied
I.

leuchtende Balkone (die Kälte kriecht) auf unsere Lippen
irritiert flackernde Straßenlaternen dein (fragender) Blick der
Atem ist heute silbern die Schritte knirschen synchron es ist
nicht mehr weit.

II.
du kannst die Stunden nicht mehr messen (sie) sind viel zu
laut. Stromaufwärts schwimmen Worte: irgendwo ist ein
Leck.

III.
lichtscheu (vielleicht hören wir Schritte)

IV.
Klang des silbernen Regens/ Melancholie
auf den Dächern der Stadt.

V.
Stille strömt/ wir sind noch einen Aufschrei
entfernt und dann

VI.
erhebt sich graumeliertes Schweigen.

VII.
 
G

Gelöschtes Mitglied 18005

Gast
Meine Übersetzung des Titels (nach Google): "beweglicher Augenblick"
Aufbau in sieben Teile, wobei der siebte Teil keinen Text mehr hat und die Teile jeweils mehr oder weniger kürzer werden.
Nach "I." ist im Gegensatz zu den Nummerierungen ein Absatz gesetzt.
Die einzigen Satzzeichen sind Klammern, Punkte, Schrägstriche und ein Doppelpunkt - es gibt keine Kommata.
Das erste Wort eines jeden Teiles ist klein geschrieben, bis auf "Klang" und "Stille", die aber auch so groß geschrieben gehören; ansonsten folgt die Groß- und Kleinschreibung den Regeln. Die jeweiligen Teile sind nur inhaltlich miteinander verbunden, bis auf Teil V und Teil VI, die auch mit einem Enjambement verbunden sind.
Es wird viel mit recht surrealistischer Synästhesie gespielt:
  • "die Kälte kriecht";
  • "der Atem ist [...] silbern";
  • "[die Stunden] sind viel zu laut";
  • "Stromaufwärts schwimmen Worte";
  • "Stille strömt";
  • "graumeliertes Schweigen".
  • Aber auch der Titel, den ich ja als "beweglicher Augenblick" übersetzt habe - erscheint mir als eine Synästhesie. Vielleicht ist Synästhesie aber das falsche Wort.
Die Bilder, die hier recht fragmentarisch evoziert werden vernetzen sich zu einem Gesamtbild, das noch zu entschlüsseln ist.

TEIL I.:
Es ist zu mutmaßen, dass sich das "auf unsere Lippen" auf die Aussage in der Klammer davor bezieht "die Kälte kriecht". Es würde also heißen: "die Kälte kriecht auf unsere Lippen" und somit wird hier ein Gefühl von erloschener Intimität vermittelt. Die umgebenden Bilder "leuchtende Balkone" und "irritiert flackernde Straßenlaternen" deuten auf ein städtisches Szenario hin. Dann: "dein fragender Blick" - das Gegenüber des lyrischen Ichs schaut eventuell das lyrische Ich an, welches wiederum interpretiert, dieser Blick sei fragend. Sie mögen sich womöglich seit einiger Zeit schon kennen. (So deute ich.) Im Folgenden ("der Atem ist heute silbern die Schritte knirschen synchron es ist nicht mehr weit.") wird vielleicht die Jahreszeit angedeutet - Winter, zumindest kalt genug, dass der Atem sichtbar wird. Außerdem wird klar, dass das lyrische Ich und das lyrische Du zusammen irgendwo hingehen, zu einem nicht weit entfernten Ort. Das Knirschen kann vom Schnee kommen. Die Kälte die eingangs auf ihre Lippen kroch, muss nicht symbolisch bewertet werden, es kann auch nur reine Deskription einer sinnlichen Wahrnehmung sein.

TEIL II. - VII.:
Das Gedicht fühlt sich nach einer Momentaufnahme an. Selbst im Teil V. sind sie immer noch nur "einen Aufschrei entfernt"! Das "Schweigen", das sich im Teil VI. "erhebt" war womöglich schon vorher da, als das lyrische Du nur fragend blickte! Im Teil II vergehen Stunden, die nicht einmal mehr messbar sind, nur sehr laut - das Ticken der Uhr! Die Worte, die schwimmen, könnten eigentlich meine vorherige Aussage widerlegen, dass sich das Schweigen das ganze Gedicht lang zieht. Stille, Klang des Regens, hörbare Schritte und dann das Schweigen ... das alles sind Wortfelder, die irgendwie ja in eine Richtung zu zeigen scheinen. Für mich wird eine Geschichte erzählt, obwohl die Handlung hier zu stehen scheint.

Ich kann aber nur vermuten ... Meine Deutungen gehen ins Leere.

Zu bemerken ist in jedem Fall aber die unkonventionelle Wortwahl:
  • "lichtscheu",
  • "graumeliert" und
  • "Straßenlaternen", die nicht "irritierend" sondern "irritiert" flackern.
Ohne Frage ein Gedicht das einer schweren Analyse dürftig ist. Einer Analyse, die ich zu vollbringen nicht in der Lage zu sein scheine. Ich bin ein wenig eingetaucht, konnte aber nichts greifen, nur staunend schauen!

Es freut mich sehr, revilo, dass ich endlich mal ein Upload von dir hier erleben durfte! Welch ein Vergnügen! :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Wenn ich mir die bombastische Kapiteleinteilung wegdenke, komme ich darauf, dass der Autor beabsichtigt hatte, einen nächtlichen Spaziergang mit seiner Nochnichtfreundin nach dem Motto "Heute nacht oder nie!" in Kapitel I unternimmt. Dies wird uns in Kapitelhäppchen mitgeteilt. Da passiert allerhand, die Straßenlaternen sind irritiert, sie wundern sich, was natürlich reine Mache ist, denn gerade unter Straßenlaternen versammeln sich die meisten Pärchen am liebsten. Der Verführer aber ist lichtscheu und hört vielleicht Schritte! Will er sie küssen oder gar vergewaltigen? Bei aller Intensität seiner Verführungskünste und aller Lichtscheu bemerkt er trotzdem die "Melancholie auf den Dächern der Stadt" und das "graumelierte Schweigen".
Ich rate mal, das Opfer seiner Verführungskünste könnte seine Oma sein! In Kapitel VII findet der Autor deshalb keine Worte mehr, der Irrtum verschlägt ihm die Sprache.

Ein wahres Drama, mitten aus dem Leben.

blackout
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Tula

Mitglied
Hallo

Inhaltlich dachte ich ebenfalls an einen nächtlichen Spaziergang. Dem Titel entsprechend, sich wiederholende Bilder, eine gewisse Monotonie wird vorausgesetzt. Bis dahin würde ich gern wissen, inwieweit wir bei dieser Deutung richtig liegen.

Die Frage ist nun wie sich Inhalt, Sprache und Form ergänzen. Stilistisch würde ich das Gedicht als experimentell ansehen, ob das der Grundidee dienlich war, wage ich zu bezweifeln. Wie gesagt, es wäre wichtig, die inhaltliche Absicht zu verstehen, um auch bei der Kritik nicht ins Leere zu schießen.

Rein sprachlich überrascht mich hier wenig. Es wird auf sprachlichen Kontrast gesetzt (graumeliertes Schweigen), silbern tritt zweimal auf (Schritte und Regen). Nichts verkehrt, aber die Anhäufung solcher Konstrukte im Gedicht wirken irgendwie verkrampft. Silberne Schritte fand ich gut, den Regen dann eher banal. Das Wort Melancholie sollte man mMn nicht direkt verwenden, sondern die Stimmung umschreiben und dem Leser vermitteln.

Nun hoffe ich, du bist nicht sauer. Aber das Gedicht ist eigentlich ein guter Ansatz für Textarbeit, d.h. du hast jetzt Begeisterung und Kritik erhalten, Anlass genug für eine bereichernde Diskussion in der Ecke, in der gern gut bewertet, aber selten debatiert wird.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 20312

Gast
Ich stehe zu meiner Meinung.

Es stellt sich mir nur die Frage, wie wir Erfolg definieren?

Ist es der Autor, der so viele andere "brillante" Werke von Autoren gelesen hat, die irgendwo über den Rosawolken schweben und auf die Massen herunterspucken?
Dieser Autor ist sehr verkrampft, behindert und schreibt kaum einen Satz, ohne äußerst enttäuscht zu sein, da er weiss, dass sein Talent nicht mal ansatzweise an die Werke heranreicht, die er gelesen hat. Dabei übersieht er aber, dass die über den Wolken Schwebenden von der großen Masse nicht verstanden werden.

Oder ist es der Autor, der nicht so viele andere Werke gelesen hat, dessen Sprache nicht bis zum letzten Pixel eines Punktes ausgefeilt ist. Dieser schwebt nicht über den Wolken. Er schreibt einfach drauf los und verwirklicht genau das Talent, das ihm von Natur aus gegeben wurde. So what?
Er hat eine Menge Spaß und wird sehr oft gelesen, weil die Massen ihn besser verstehen. Er gewinnt zwar nicht den Pulitzer-Preis, aber seine Verkaufszahlen sind immens. Sie bringen ihm ein Vielfaches der Gewinnprämie ein. Er kann sich eine Villa und drei Ferraris leisten.

Wer ist erfolgreicher?
Wer ist glücklicher?
Wer ist voller Frieden?

Das ist hier die Frage.

Ich meine die Tatsache, dass wir uns alle hier "nur" in einem Literaturforum treffen beweist für mich, dass wir zu keinem der vorher genannten Beispiele gehören.

Wir sind weit entfernt von den Rosawolken und besitzen keine Villa und drei Ferraris.

Natürlich können wir uns hier etwas weiterentwickeln. Aber ich meine, wir sollten nicht so verkrampft sein, nicht so selbstkritisch, toleranter, zufriedener mit dem, was uns die Natur an Talent mitgegeben hat. Nur in einem Zustand des Glücks und des Friedens kann es uns gelingen, unser Talent vollkommen auszuschöpfen. Unerreichbare Ziele, zu viel Selbstkritik, Vergleiche und Etikettierungen töten die Lebensfreude ab.

Wir sind nicht auf der Erde, um zu lernen, wie wir andere anbeten können.
Wird sind hier, um uns selber zu verwirklichen, und zwar genau so, wie wir wirklich sind.

Die andere Frage ist, ob wir wirklich so sein wollen wie die Brillanten?
Goethe war sehr depressiv.
Picasso hat sich erschossen.
Hemingway blies sich das Hirn aus dem Schädel.

Liebe Grüße
Noah
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

revilo

Mitglied
Meine Übersetzung des Titels (nach Google): "beweglicher Augenblick"
Aufbau in sieben Teile, wobei der siebte Teil keinen Text mehr hat und die Teile jeweils mehr oder weniger kürzer werden.
Nach "I." ist im Gegensatz zu den Nummerierungen ein Absatz gesetzt.
Die einzigen Satzzeichen sind Klammern, Punkte, Schrägstriche und ein Doppelpunkt - es gibt keine Kommata.
Das erste Wort eines jeden Teiles ist klein geschrieben, bis auf "Klang" und "Stille", die aber auch so groß geschrieben gehören; ansonsten folgt die Groß- und Kleinschreibung den Regeln. Die jeweiligen Teile sind nur inhaltlich miteinander verbunden, bis auf Teil V und Teil VI, die auch mit einem Enjambement verbunden sind.
Es wird viel mit recht surrealistischer Synästhesie gespielt:
  • "die Kälte kriecht";
  • "der Atem ist [...] silbern";
  • "[die Stunden] sind viel zu laut";
  • "Stromaufwärts schwimmen Worte";
  • "Stille strömt";
  • "graumeliertes Schweigen".
  • Aber auch der Titel, den ich ja als "beweglicher Augenblick" übersetzt habe - erscheint mir als eine Synästhesie. Vielleicht ist Synästhesie aber das falsche Wort.
Die Bilder, die hier recht fragmentarisch evoziert werden vernetzen sich zu einem Gesamtbild, das noch zu entschlüsseln ist.

TEIL I.:
Es ist zu mutmaßen, dass sich das "auf unsere Lippen" auf die Aussage in der Klammer davor bezieht "die Kälte kriecht". Es würde also heißen: "die Kälte kriecht auf unsere Lippen" und somit wird hier ein Gefühl von erloschener Intimität vermittelt. Die umgebenden Bilder "leuchtende Balkone" und "irritiert flackernde Straßenlaternen" deuten auf ein städtisches Szenario hin. Dann: "dein fragender Blick" - das Gegenüber des lyrischen Ichs schaut eventuell das lyrische Ich an, welches wiederum interpretiert, dieser Blick sei fragend. Sie mögen sich womöglich seit einiger Zeit schon kennen. (So deute ich.) Im Folgenden ("der Atem ist heute silbern die Schritte knirschen synchron es ist nicht mehr weit.") wird vielleicht die Jahreszeit angedeutet - Winter, zumindest kalt genug, dass der Atem sichtbar wird. Außerdem wird klar, dass das lyrische Ich und das lyrische Du zusammen irgendwo hingehen, zu einem nicht weit entfernten Ort. Das Knirschen kann vom Schnee kommen. Die Kälte die eingangs auf ihre Lippen kroch, muss nicht symbolisch bewertet werden, es kann auch nur reine Deskription einer sinnlichen Wahrnehmung sein.

TEIL II. - VII.:
Das Gedicht fühlt sich nach einer Momentaufnahme an. Selbst im Teil V. sind sie immer noch nur "einen Aufschrei entfernt"! Das "Schweigen", das sich im Teil VI. "erhebt" war womöglich schon vorher da, als das lyrische Du nur fragend blickte! Im Teil II vergehen Stunden, die nicht einmal mehr messbar sind, nur sehr laut - das Ticken der Uhr! Die Worte, die schwimmen, könnten eigentlich meine vorherige Aussage widerlegen, dass sich das Schweigen das ganze Gedicht lang zieht. Stille, Klang des Regens, hörbare Schritte und dann das Schweigen ... das alles sind Wortfelder, die irgendwie ja in eine Richtung zu zeigen scheinen. Für mich wird eine Geschichte erzählt, obwohl die Handlung hier zu stehen scheint.

Ich kann aber nur vermuten ... Meine Deutungen gehen ins Leere.

Zu bemerken ist in jedem Fall aber die unkonventionelle Wortwahl:
  • "lichtscheu",
  • "graumeliert" und
  • "Straßenlaternen", die nicht "irritierend" sondern "irritiert" flackern.
Ohne Frage ein Gedicht das einer schweren Analyse dürftig ist. Einer Analyse, die ich zu vollbringen nicht in der Lage zu sein scheine. Ich bin ein wenig eingetaucht, konnte aber nichts greifen, nur staunend schauen!

Es freut mich sehr, revilo, dass ich endlich mal ein Upload von dir hier erleben durfte! Welch ein Vergnügen! :)
Hallo, guten Abend, boooooaaaahhh, was für eine Analyse. Du hast es echt drauf. Ich vermute noch die Überreste eines Deutsch-LK mit hervorragendem Ergebnis. Es ist richtig, dass ich bei dem Text an einen Winterspaziergang gedacht habe. Mehr aber auch nicht. Ich habe das Gedicht am 16.12. 2018 geschrieben und war damals wie heute sehr beeinflusst von den Gedichten der Anne Seidel " Chlebnikow weint". Es war eine Phase des Experimentierens. Ich danke Dir sehr.
 

revilo

Mitglied
Wenn ich mir die bombastische Kapiteleinteilung wegdenke, komme ich darauf, dass der Autor beabsichtigt hatte, einen nächtlichen Spaziergang mit seiner Nochnichtfreundin nach dem Motto "Heute nacht oder nie!" in Kapitel I unternimmt. Dies wird uns in Kapitelhäppchen mitgeteilt. Da passiert allerhand, die Straßenlaternen sind irritiert, sie wundern sich, was natürlich reine Mache ist, denn gerade unter Straßenlaternen versammeln sich die meisten Pärchen am liebsten. Der Verführer aber ist lichtscheu und hört vielleicht Schritte! Will er sie küssen oder gar vergewaltigen? Bei aller Intensität seiner Verführungskünste und aller Lichtscheu bemerkt er trotzdem die "Melancholie auf den Dächern der Stadt" und das "graumelierte Schweigen".
Ich rate mal, das Opfer seiner Verführungskünste könnte seine Oma sein! In Kapitel VII findet der Autor deshalb keine Worte mehr, der Irrtum verschlägt ihm die Sprache.

Ein wahres Drama, mitten aus dem Leben.

blackout
Hallo black out, schön, dass du mich besucht hast. Warum ich bei VII keine Worte mehr gefunden habe, hat einen plausiblen Grund. Ich wollte noch etwas schreiben, mir ist aber nix mehr eingefallen. Ich habes dann nochmal für die Endfassung kopiert und vergessen, es zu streichen.Reine Schusseligkeit, die aber typisch für revilo ist. Ich habs dann gelassen,weil es für mich authentisch ist.Meine Oma ist schon leider lange tot . LG revilo
 

revilo

Mitglied
Hallo

Inhaltlich dachte ich ebenfalls an einen nächtlichen Spaziergang. Dem Titel entsprechend, sich wiederholende Bilder, eine gewisse Monotonie wird vorausgesetzt. Bis dahin würde ich gern wissen, inwieweit wir bei dieser Deutung richtig liegen.

Die Frage ist nun wie sich Inhalt, Sprache und Form ergänzen. Stilistisch würde ich das Gedicht als experimentell ansehen, ob das der Grundidee dienlich war, wage ich zu bezweifeln. Wie gesagt, es wäre wichtig, die inhaltliche Absicht zu verstehen, um auch bei der Kritik nicht ins Leere zu schießen.

Rein sprachlich überrascht mich hier wenig. Es wird auf sprachlichen Kontrast gesetzt (graumeliertes Schweigen), silbern tritt zweimal auf (Schritte und Regen). Nichts verkehrt, aber die Anhäufung solcher Konstrukte im Gedicht wirken irgendwie verkrampft. Silberne Schritte fand ich gut, den Regen dann eher banal. Das Wort Melancholie sollte man mMn nicht direkt verwenden, sondern die Stimmung umschreiben und dem Leser vermitteln.

Nun hoffe ich, du bist nicht sauer. Aber das Gedicht ist eigentlich ein guter Ansatz für Textarbeit, d.h. du hast jetzt Begeisterung und Kritik erhalten, Anlass genug für eine bereichernde Diskussion in der Ecke, in der gern gut bewertet, aber selten debatiert wird.

LG
Tula
Guten Abend, warum sollte ich einem Dichter, den ich sehr schätze böse sein? Für eine sachliche Kritik? Und dann noch, wenn ich sie mir zu Herzen nehme? Nö! Mit dem Spaziergang hast Du richtig gelegen. Verkrampft? Ja, das habe ich mir auch gedacht. Ich habs aber trotzdem in die LL geschickt. Vermutlich ein wenig überkandidelt, was die Nummerierung angeht. Ich habe mir einfach einen Spaziergang im Winter vorgestellt und losgelegt. Es war ein Experiment, vielleicht kein sonderlich gelungenes, dafür aber authentisch. LG Oliver
 

revilo

Mitglied
Ich stehe zu meiner Meinung.

Es stellt sich mir nur die Frage, wie wir Erfolg definieren?

Ist es der Autor, der so viele andere "brillante" Werke von Autoren gelesen hat, die irgendwo über den Rosawolken schweben und auf die Massen herunterspucken?
Dieser Autor ist sehr verkrampft, behindert und schreibt kaum einen Satz, ohne äußerst enttäuscht zu sein, da er weiss, dass sein Talent nicht mal ansatzweise an die Werke heranreicht, die er gelesen hat. Dabei übersieht er aber, dass die über den Wolken Schwebenden von der großen Masse nicht verstanden werden.

Oder ist es der Autor, der nicht so viele andere Werke gelesen hat, dessen Sprache nicht bis zum letzten Pixel eines Punktes ausgefeilt ist. Dieser schwebt nicht über den Wolken. Er schreibt einfach drauf los und verwirklicht genau das Talent, das ihm von Natur aus gegeben wurde. So what?
Er hat eine Menge Spaß und wird sehr oft gelesen, weil die Massen ihn besser verstehen. Er gewinnt zwar nicht den Pulitzer-Preis, aber seine Verkaufszahlen sind immens. Sie bringen ihm ein Vielfaches der Gewinnprämie ein. Er kann sich eine Villa und drei Ferraris leisten.

Wer ist erfolgreicher?
Wer ist glücklicher?
Wer ist voller Frieden?

Das ist hier die Frage.

Ich meine die Tatsache, dass wir uns alle hier "nur" in einem Literaturforum treffen beweist für mich, dass wir zu keinem der vorher genannten Beispiele gehören.

Wir sind weit entfernt von den Rosawolken und besitzen keine Villa und drei Ferraris.

Natürlich können wir uns hier etwas weiterentwickeln. Aber ich meine, wir sollten nicht so verkrampft sein, nicht so selbstkritisch, toleranter, zufriedener mit dem, was uns die Natur an Talent mitgegeben hat. Nur in einem Zustand des Glücks und des Friedens kann es uns gelingen, unser Talent vollkommen auszuschöpfen. Unerreichbare Ziele, zu viel Selbstkritik, Vergleiche und Etikettierungen töten die Lebensfreude ab.

Wir sind nicht auf der Erde, um zu lernen, wie wir andere anbeten können.
Wird sind hier, um uns selber zu verwirklichen, und zwar genau so, wie wir wirklich sind.

Die andere Frage ist, ob wir wirklich so sein wollen wie die Brillanten?
Goethe war sehr depressiv.
Picasso hat sich erschossen.
Hemingway blies sich das Hirn aus dem Schädel.

Liebe Grüße
Noah
Hallo Noah, ich bin nur ein harmloser Typ, der in seiner kargen Freizeit schreibt, ansonsten einem sehr seriösen Job nach geht, seit fast 26 Jahren immer noch dieselbe Frau liebt, 2 wohlgeratene, kluge und und nicht unahnsehnliche Kinder hat. Ich habe keine Villa, sondern einen Ford Mondeo Kombi, verfüge als ehemaliger KDV- ler über ein staatlich geprüftes Wissen,bin nicht depressiv, trinke gerade ein Bierund höre im Radio Jazz. Danke für Deine Gedanken....
 
G

Gelöschtes Mitglied 20312

Gast
Na siehst du, hab ich mir doch gedacht.
Oliver ist einer von uns :)
 



 
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