Mutti hat gewonnen

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DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dass es einen Anagrammgenerator gibt, wusste ich gar nicht, aber LL lesen bildet ja. Das vorliegende Gedicht über "Mutti", die keine ist, finde ich von der Aussage her gelungen, die Form ist leicht gewöhnungsbedürftig.
Wenn es überflüssig ist, ist die ganze LL überflüssig. ;-)
LG Doc
 

jon

Mitglied
Teammitglied
… ist "sowas" klassisches Vorgehen bei Gedichten? Nein.
… erfordert es Gehirnschmalz? Ganz sicher.
… muss man sich mühen? Ohne Frage.
… kann bei sowas guter Text entstehen? Ja, kann.

Ob man solche Texte als Fingerübung sieht oder als ernste Kunstform, ist sicher Geschmackssache. Für verdammungswürdig (wie Plagiate oder so) halte ich es nicht, absolut nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Hallo Doc, ich stimme Dir zu: alles ist überflüssig, wenn es nicht von einem Mindestmaß an Wertschätzung begleitet wird. Das trifft also auch auf die LL zu. Zur Illustration meiner Aussage einmal ein paar Kommentare von JoteS, die mir auffielen:

das ist der schlechteste erste Satz, den ich hier je gelesen habe und holy moly, das ist eine Leistung!

Nichts könnte weiter von Poesie entfernt sein, als es dieser Text ist und ich empfehle der Autorin nicht in die Literatur zu flüchten, für die sie offensichtlich keinerlei Talent hat, sondern sich mit psychologischer Hilfe ihren Problem zu stellen.

Ja, ich bin ein A****loch, aber ich meine es nur gut. Anonyme Empathie aus dem wwww hilft Dir nicht.
Weil das so ist, geht die Metapher voll in die Hosen und davon abesehen stinkt der Text nach aufgesetzter political correctness und Wichtigtuerei.Die Aussage ist dermassen banal, dass sie kaum für einen auch nur geringsten Erkenntisgewinn sorgen dürfte.
Dieses widerlich weinerliche Wischiwaschi incl. Selbstgeisselung (wer so schreibt ist für mich so etwas wie die zeitgenössische Form des mittelalterlichen Geisselmönches) ist für mich enfach an Erbärmlichkeit nicht zu übertreffen.
Ich empfehle dem Autor, konsequent auf Kopfhygiene zu verzichten und regelmässig Kindergärten und Grundschulen zu besuchen - die Kopflaus als gefährdete Art muss gerettet werden.
Damit bleibt es an der gesetzten Stelle weiterhin deplatziert, Du talentfreier Schwurbelheini.


Der Aussage von John stimme ich ebenfalls zu: die Nutzung diverser Hilfsmittel für den Prozess der Texterstellung (mal ganz allgemein formuliert) setzt an sich immer den Einsatz auch des eigenen Geistes voraus. Nur sollte das Ergebnis genau diesen Einsatz auch nachvollziehbar zeigen. Das ist im Fall des vorliegenden "Mutti"-"Werkes" zumindest für mich nicht erkennbar. Wenn andere das anders sehen, akzeptiere ich das.

Im Übrigen und einmal sehr unabhängig vom "Mutti"-Text: mir scheint, dass es in der LL eine große Zahl von Feiglingen gibt, die Angst haben, es sich mit einem der Moderatoren zu verscherzen. Angst ist kein guter Ratgeber, in keinem Fall. Ein wirklich unabhängiger Schreiber nimmt auf niemand Rücksicht, weder auf einen Moderator noch Lektor noch sich selbst. Solche finde ich hier ganz, ganz wenige. (Vielleicht war ein Waldemar Hammel ein solcher.)

P.
 

Val Sidal

Mitglied
Wenn „Gedicht“ etwas mit „dicht“ zu tun hat, dann wohl diese Strophe:

Mutti hat gewonnen.
Wog Themen in Untat.
Wo hängt nun Mitte?
Mein Ton hängt,
Wut!
Jedes Wort ein Schuss.
Jeder Satz eine Trennlinie: Fans und Gegener.
Jedes Bild eine Karikatur.

Eine Fülle von Assoziationen, Emotionen, Gedanken strömt in den Leseraum.
Man schmunzelt. Oder flucht. Oder …

„Sowas“ geht nur mit In- und Transpiration. Dass es ein Anagramm ist, stört mich nicht weiter.

Vom Aktualitätsbezug befreit: z.B. Lamento eines Pubertierenden.(haha!)
Auf die Ausdeutung dieser Lesart verzichte ich.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Alles genial, Val, nur Du applaudierst hier der Elektronik. Wenn Dir das egal ist, dann wird wahr, wovor wir derzeit noch vor Kinoleinwänden erschaudern.
Deine Fußnote eliminiert sich selbst.

Sta.tor
 

Val Sidal

Mitglied
@Sta.tor

es mag damit zusammen hängen, dass mein Beruf als Systemanalytiker und meine Beteiligung an der informationstechnischen Revolution, mich antreibt, die Diskussion der hier aufgeworfenen Fragen weiter zu führen.

1956 hatte Newell erklärt, dass mit dem KI-Programm General Problem Solver (GPS) alle offenen Fragen bzgl. der Intelligenz beantwortet wurden – die Forschung kann aufhören.
Trotzdem war man der Meinung, dass ein Programm niemals einen Schach-Großmeister wird schlagen können. Das erste Schachprogramm, gegen das ich gespielt habe, war auf einem Papierlochstreifen gespeichert – acht Meter Intelligenz. Jedes Kleinkind hätte es schlagen können. Heute haben Großmeister (selbst Weltmeister) kaum noch eine Chance gegen den Computer.
Vom stumpfsinnigen number crunching, hin, zu bunten Fraktalen (Computer-Kunst), dauerte es wenige Jahrzehnte.
Von den strengen Regeln der klassischen Harmonie- und Kontrapunktlehre, über atonale, serielle Musik, zu den mit dem Syntesiser generierten Kompositionen hat es auch nur wenig länger gedauert.
Die Frage der Mensch-Maschine-Schnittstelle wird nicht nur im Wirtschaftsleben relevant, sondern auch beim kreativ/schöpferischen Akt in der Literatur (z.B. SMS- oder Twitter-Literatur) zunehmend spannend gestellt.

Wenn wir uns über die Qualitäten des Textes
Mutti hat gewonnen.
Wog Themen in Untat.
Wo hängt nun Mitte?
Mein Ton hängt,
Wut!
einig sind, dann stellt sich mir die Frage: Wäre Jürgen „einfach so“ (klassisch) darauf gekommen, müsste dann das Ergebnis anders bewertet werden, als wenn er (wie geschehen) einem (trivial einfachen Programm) den Satz „Mutti hat gewonnen“ vor die Füße wirft, sich damit ein reduziertes Wörterbuch schafft und schließlich (nach der simplen Anagramm-Regel) eine lange Liste von Wortkombinationen generieren lässt?

Alle Zeilen „erben“ mindestens eine Eigenschaft des Eingangssatzes – des Satzes, den sich nicht der Computer ausgedacht hat. Mit seiner Wahl hatte Jürgen bereits jede Menge (bewusst oder unbewusst) kreative Energie entfaltet und ästhetische Leitplanken eingezogen. Sein künstlerisches Können, seine Erfahrung und sein Geschmack sowie die kommunikative Intention führten schließlich zum vorgelegten Ergebnis.

Die Frage, wie entsteht beim Vorliegen eines Werkes der (vielleicht auch nur zeitweilige) Konsens darüber, ob es sich um Kunst oder Mist handelt, beschäftigt mich sehr intensiv.

Deine Warnung und Widerrede freut mich sehr. Du zeigst auf, dass in einem Klub wie die LL, ein Forum Experimentelles genau der richtige Ort für eine coole Debatte der Frage ist.

Sollte das Thema langweilen, dann -- Pardon.
 

Label

Mitglied
Lieber Sta.tor

Du applaudierst hier der Elektronik
hmmmmmm, ich glaube das ist Ansichtssache
solch ein Generator erledigt die Fleißarbeit (nicht die kreative!)
Diese Prämisse zugrundegelegt, verbietet das auch die Benutzung von online Reimlexika, Thesauri, Konjugationstabellen - kurz, alles was sich im Netz findet um die Benutzung von Sprache zu erleichtern.

Andres ausgedrückt, muss alles was geschaffen wird, sozusagen from scratch selbst gemacht werden, damit es als Leistung anerkannt werden kann?
Also den ganzen Baum fällen wenn ich ein Brett brauche, und einem Huhn den Kopf umdrehen und rupfen, wenn ich eines braten will?

Ich bin kein Amish ;)


Lebe lang und in Frieden
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