@Sta.tor
es mag damit zusammen hängen, dass mein Beruf als Systemanalytiker und meine Beteiligung an der informationstechnischen Revolution, mich antreibt, die Diskussion der hier aufgeworfenen Fragen weiter zu führen.
1956 hatte Newell erklärt, dass mit dem KI-Programm General Problem Solver (GPS) alle offenen Fragen bzgl. der Intelligenz beantwortet wurden – die Forschung kann aufhören.
Trotzdem war man der Meinung, dass ein Programm niemals einen Schach-Großmeister wird schlagen können. Das erste Schachprogramm, gegen das ich gespielt habe, war auf einem Papierlochstreifen gespeichert – acht Meter Intelligenz. Jedes Kleinkind hätte es schlagen können. Heute haben Großmeister (selbst Weltmeister) kaum noch eine Chance gegen den Computer.
Vom stumpfsinnigen number crunching, hin, zu bunten Fraktalen (Computer-Kunst), dauerte es wenige Jahrzehnte.
Von den strengen Regeln der klassischen Harmonie- und Kontrapunktlehre, über atonale, serielle Musik, zu den mit dem Syntesiser generierten Kompositionen hat es auch nur wenig länger gedauert.
Die Frage der Mensch-Maschine-Schnittstelle wird nicht nur im Wirtschaftsleben relevant, sondern auch beim kreativ/schöpferischen Akt in der Literatur (z.B. SMS- oder Twitter-Literatur) zunehmend spannend gestellt.
Wenn wir uns über die Qualitäten des Textes
Mutti hat gewonnen.
Wog Themen in Untat.
Wo hängt nun Mitte?
Mein Ton hängt,
Wut!
einig sind, dann stellt sich mir die Frage: Wäre Jürgen „einfach so“ (klassisch) darauf gekommen, müsste dann das Ergebnis anders bewertet werden, als wenn er (wie geschehen) einem (trivial einfachen Programm) den Satz „Mutti hat gewonnen“ vor die Füße wirft, sich damit ein reduziertes Wörterbuch schafft und schließlich (nach der simplen Anagramm-Regel) eine lange Liste von Wortkombinationen generieren lässt?
Alle Zeilen „erben“ mindestens eine Eigenschaft des Eingangssatzes – des Satzes, den sich nicht der Computer ausgedacht hat. Mit seiner Wahl hatte Jürgen bereits jede Menge (bewusst oder unbewusst) kreative Energie entfaltet und ästhetische Leitplanken eingezogen. Sein künstlerisches Können, seine Erfahrung und sein Geschmack sowie die kommunikative Intention führten schließlich zum vorgelegten Ergebnis.
Die Frage, wie entsteht beim Vorliegen eines Werkes der (vielleicht auch nur zeitweilige) Konsens darüber, ob es sich um Kunst oder Mist handelt, beschäftigt mich sehr intensiv.
Deine Warnung und Widerrede freut mich sehr. Du zeigst auf, dass in einem Klub wie die LL, ein Forum Experimentelles genau der richtige Ort für eine coole Debatte der Frage ist.
Sollte das Thema langweilen, dann -- Pardon.