Lieber Ivor,
da hast Du ja schon aufgelistet, dass der Hirsch in mehreren Kulturen als ein besonderes Wesen eine Rolle spielt. Ich habe mich bei meinem Text auf die Griechen und die Christen bezogen. Herakles wird mit Herkules gleichgesetzt, das sagtest Du ja auch schon. Er hatte 12 Aufgaben zu lösen, um als unsterblich einen Platz auf dem Olymp zu erringen. Seine dritte Aufgabe bestand darin, den heiligen Hirsch, der in Arcadien zu Hause war, lebendig zu fangen. Er brauchte ein ganzes Jahr dafür.
Ich denke, diese 12 Aufgaben haben wie die Gleichnisse im Neuen Testament einen tiefen Gehalt, der entschlüsselt werden will. Mich erinnert diese Aufgabe an "Der kleine Prinz" von Saint-Exupéry wo es auch um das Zähmen geht. Jemanden "zahm" zu machen heißt in erster Linie, sich auf ihn einzustellen, ihn zu verstehen und ihm durch seine Liebe die Angst zu nehmen.
So eine Aufgabe wird das für Herkules gewesen sein, damit er erlernt, wie er gut mit der Schöpfung und den Geschöpfen umgehen kann.
Das Dürsten nach den heiligen Wassern bezieht sich in meinem Text auf Psalm 42,2: "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach Dir".
Da stehen die beiden Tiere nun vor Einbruch der Nacht am Waldrand, so dass man sie gerade noch erkennen kann und wecken im Lyri diese Assoziationen, und das sich "Verschwistert- fühlen" bezieht sich sowohl auf Herakles, als auch auf den Psalm. Denn das Lyri möchte erlernen, was Herakles gelernt hat und es hofft dabei, weil das natürlich kaum zu schaffen ist, auf die Unterstützung, die ihm aus den höheren Regionen zu zuteil werden könnte.
Lieber Ivor, danke für Deinen Kommentar, über den ich mich freue und danke auch für die Berwertung!
Liebe Grüße
Vera-Lena