Nachtschwimmen

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Der leise Aufschrei, als ihre Haut das Wasser bricht.
Dieses Echo aus Kindheit und Freiheit
und dem Wissen,
dass nichts bleibt.

Und wie ihr Lockenhaar befreit in den Wellen treibt.
Und die Tiefe des Himmels, der plötzlich spricht.
Mit einer Berührung aus Mondlicht
ihre Sinnlichkeit greift und allen zeigt

Schaut dieses schüchterne Gesicht
und wie es reift zum zeitlos schönsten Angesicht des Meeres!


Die See trägt ihre Schenkel leicht.
Der Wellenschaum greift ihre zarte Fraulichkeit.
Alles hier reich und weich und will in ihr versinken.

Und das Wasser schließt sich über der Stirn.
Nicht, als müsse man ertrinken, nur wie eine Tür
in eine andere Welt, in der man keinen Namen hat,
keine Vergangenheit. Nur den stillen Puls des Hier-Seins.
Und die Zeit ist kein Feind,
bloß etwas, das den Atem hält,
während man tiefer fällt.
Noch tiefer in die Fraulichkeit.

Jede Welle tastet über ihre Brüste, ihren Bauch,
fließt auch hinaus in jede Vertiefung,
reibt, zerrt an ihrer Beherrschung –
treibt ihre Erregung,
als hätte das Wasser sich selbst
in Lust verwandelt.

Und das Wasser handelt
mit dem Schaum um ihre Lippen,
ihre Brust, schreibt bauchnabelwärts
Kuss um Kuss in prickelnder Schrift,

bis ihre Gier auf Sehnsucht trifft
und sie sich über die empfindlichsten Stellen lecken lässt.
Schon zieht die Strömung den seligen,
erschöpften Rest aus ihr, bis nichts mehr auf ihr
ist als die Krönung der Lust durch das Meer,
und sie lacht tausendfach –
ein pulsierender Körper,
aufgelöst im feuchten
Rausch der Nacht.

Text DvE
Musik KI

 

sufnus

Mitglied
Hey Dio!
Du tischst Deinen Lesegästen - wir hatten es ja schon öfter davon - als perfekter Gastgeber immer sehr sehr reichlich auf und sparst nicht an sprachlichem Aufwand, ohne Scheu vor schöner Sprache und dem hohen Ton. Das ist tatsächlich ein echtes Markenzeichen und macht Deine Texte im besten aller Sinne wiedererkennbar.
Bei diesem Beispiel ist es jetzt für meinen (vielleicht etwas überempfindlichen) Magen dann aber doch zu viel von zu Vielem. Gerade weil es ja hier deutlich ins Erotische und Sexuelle spielt, was für unsere Sinne schon per se ein ausrufezeichensetzendes Sujet ist, wird (jedenfalls bei mir) durch die rhetorische Gestaltung mit sehr weit nach "Max" geschobenen Pegeln der dynamische (nicht als musikalischen Begriff zu verstehen) Bereich überreizt.
So sehr ich mich bemühen wollen würde das böse Wort zu vermeiden oder irgendwie netter zu verpacken: Es kippt nach meinem Empfinden an mehreren Stellen ins Kitschige. Es würd mich daher ja jucken, eine sprachlich abgerüstete Version (die natürlich dann kein Dio-Gedicht mehr wäre) zu "verbrechen", sei es aus Spieltrieb, sei es, um mein Argument noch etwas besser zu veranschaulichen.
Dessen ungeachtet ist aber die Grundkonzeption dieses Nachtschwimmens durchaus grandios: Das balanciert auf eine wirklich coole Weise zwischen Ertrinken und einem physikalischen Lösungsvorgang. Auf so was muss man erst mal kommen. Also, selbst wenn ich bei der konkreten Ausgestaltung diesmal nicht so richtig "mitgehe", so ist das doch ein richtig nicer lyrischer Beitrag. Es gibt Gedichte, die mir auf der persönlichen Geschmacksebene deutlich besser munden und die doch nur einen Bruchteil so interessant sind, wie dieser Text.
Deshalb - trotz aller Einwände - sehr gerne gelesen!!! :)
LG!
S.
 
Hi

@Ubertas Ubi - :)

@mondnein nein, ist alles KI habe nur die KI "geprompted" wie man das heutzutage so schön nennt

@sufnus lieber Suf, schön von Dir zu lesen! Lieber, selbstverständlich darfst Du hier jederzeit "Hand anlegen". Das ist doch ein Frühlingsgedicht!! Das muss sich ordentlich begrapschen und befummeln lassen!! Nein, es ist mir eine Ehre, wenn Du die Zeit und Lust findest: Ich freue mich! Freue mich aber natürlich auch über die Eindrücke. Ich würde nicht sagen, dass ich es hier auf Kitsch angelegt hätte, aber ich streite auch nicht ab, dass es mich nicht sonderlich stören würde. Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich das von mir so geliebte "lecken und lecken lassen" hier unpornographisch-frühlingspornographisch, nackt- und nachtschwimmend, unterbringen konnte, ohne, dass mir (bisher jedenfalls) jemand Geschmacklosigkeit vorgeworfen hätte ;)

mes compliments

dio
 

sufnus

Mitglied
Hey Dio!
Deine freundliche Antwort sagt mir, dass Du glücklicherweise meine Überlegungen mit so positiv-freundschaftlichen Schwingungen (Wellen) aufgenommen hast, wie sie sendeseitig gemeint waren. Im bloßen Wortlaut ohne die sympathieerfüllte psychomotorische und stimmliche Begleitmusik ist die Synchronizität von Sender und Empfänger doch allzuleicht ein heikles Unterfangen! :)
Und ansonsten werd ich mir Mühe geben mit einem sufnös-bestreichelten Diogedicht... kann daher ein paar Tage dauern, aber ich arbeite dran ... vor allem die sinnlich-lockere Reimbeimengung nach unvergleichlicher Dio-Art auch in leichten Umformulierungen beizubehalten, wird eine Aufgabe sein, auf deren scheiternde Durchführung ich mich schon freue. :)
LG!
S.
 

sufnus

Mitglied
Hey!!!
Langlang hats gedauert … aber jetzt. :)
Ich habe versucht (und der Versuch ist absehbarerweise nur sehr bedingt geglückt) einen gewissen Dio-Sound beizubehalten und zugleich zu veranschaulichen, wo für meinen persönlichen Geschmack etwas "vernuscheltere" Erotik womöglich sogar etwas reizvoller (?) wäre. Zweifel sind angebracht.
Gleichzeitig hab ich versucht, die Protagonistin noch etwas stärker zu ermächtigen - auch hier sind Zweifel berechtigt, inwieweit das auch nur näherungsweise geglückt ist.
Immerhin wird vielleicht etwas klarer, in welche Richtung ich weiter oben so gedacht hab. Oder?
LG!
S.


Nachtschwimmen

Ein leiser Schrei, als ihre Haut das Wasser bricht.
Fast ein Echo aus Kindheit und Freisein
und dieses Mantra:
Nichts bleibt.

Wie das gelockte Haar leicht in den Wellen treibt
unter der Tiefe des Himmels, der plötzlich bricht
und mit einer Geste aus Mondlicht
die Feier ihrer Freude berührt und allen zeigt

Schaut dieses ehedem noch scheuende Gesicht
und wie sich's wandelt zum zeitlosen Antlitz des Meeres!


Was immer flüchtig ist, trägt ihren Körper leicht.
Im Wellenschaum weiß ich ein Spiel, das
in die Seele reicht und heißt: Ich darf versunken sein.

Und Wasser schließt sich über ihrer Stirn.
Nicht so, als wär man beinah schon ertrunken, viel mehr wie eine Tür
in eine andere Welt, in der man keinen Namen hat
und nie vergangen war. Nur Puls aus Jetzt und Sein.

So ist die Zeit ist kein Feind,
bloß etwas, das den Atem hält
im Falle, dass man tiefer fällt.
Erlösung. Lösung. Frau zu sein.

Es tastet eine Welle, hier die Brüste, hier der Bauch,
zerfließt im Nabel, ja an Land
geht ein Gerücht von Mund zu Mund –
die unbeherrschte Frau,
als hätte sich das Wasser selbst
in Lust verwandelt: Freiheitsraum.

Wie ihre Freude auf die Sehnsucht trifft,
ein Streicheln da, wo jedes Tasten prickelt.
Schon führen Strömungen ihr lächelndes,
beglücktes Selbstsein fort an küstenferne Orte
viel wellenabertausendfach,
gelöst im Rauschen:
Rausch der Nacht.
 
Lieber @sufnus

Das ist dir wirklich ausgezeichnet gelungen! Gefällt mir sehr gut und wie gefühlvoll und zärtlich du die Nachtschwimmerin leuchten lässt- die Göttin Erwachen, bewusst werden lässt.. unheimlich gut. Lieber herzlichen Dank das ist so schön wie du dich nicht nur mit dem Lied beschäftigt hast, sondern die Göttin ä ihre Erlösung und Menschlichkeit finden lässt- ganz berührend gesungen! Bravo! Wellenabertausendfach!

compliments mon ami

Dio
 
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sufnus

Mitglied
Hey! :)
Das freut mich sehr, Dio!
Der Prozess einer Übersetzung aus dem Hochdionischen in eine Diosufnotische Kreolsprache hat mir auf alle Fälle großen Spaß bereitet. :)
LG!
S.
 



 
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