Neues vom Ameisenbär

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O

orlando

Gast
Ha, ha.
Und sogar mit versteckter kleiner Zweitpointe (Helgo und Land als Aufenthaltsorte).
Rundum gelungen.
orlando
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Andreas,

sie sind ja immer ganz niedlich, diese kleinen Tiergedichtchen. Bei diesem Gedicht holpert es aber für mein Empfinden, vor allem in Z2.
Und dreimal „war“ in fünf Zeilen – ich glaube, das geht besser.

Die Aufteilung in Helgo und Land als „Zweitpointe“ erschließt sich mir nicht. Da müsste schon ein anderer Ort her, um die Zerrissenheit deutlich zu machen. Auf die Schnelle mal ein Vorschlag:

Auf Zypern lebte ein Ameisenbär,
der soff Tag und Nacht, das wurd‘ schon prekär!
Er sah dann nicht klar,
wo er gerade war
und ob er nun Bär oder Ameise wär.

Vielleicht kannst Du ja etwas davon gebrauchen.

Gruß Ciconia
 

molly

Mitglied
Hi Andreas,

Ameisenbären mag ich sehr, auch den in Deinem Lim.
Doch sag ich Dir mal, wie das mit dem Ameisenbär weiterging, und ich hoffe, Du bist deshalb nicht sauer:

Ein Ameisenbär auf Helgoland,
legt sich besoffen an den Strand.
Dort findet er endlich seine Ruh',
zwei Wanderdünen decken ihn zu.

Liebe Grüße

molly
 

wüstenrose

Mitglied
Hi anbas,

deine Limericks fordern mich des Öfteren heraus, indem ich mir nach dem ersten Lesen unsicher bin: Geht es noch besser (bezogen auf den aktuell vorliegenden Limerick)? Aber beim mehrmaligen Lesen merke ich dann, dass du vieles abgewogen hast, dass eine stimmige Linie rüber kommt; dieses Teilchen besticht ja auch durch den eigenwilligen Humor, ich würde sagen: Es spricht indirekt auch vom Ameisenbär in uns allen, von menschlicher Orientierungslosigkeit, vom Gefühl, dass einem mal wieder völlig die Peilung verrutscht ist. Warum schwingt diese zweite Ebene mit? Es ist schwer zu sagen. Die Worte sind auf eine Weise gesetzt, dass "Schwingung" entsteht, etwas entfaltet sich, kommt in Gang. Die geballte Ladung an "war" wirkt wie ein Kreiseln, ein Taumel, ein Benommensein.

So würde ich den Limerick genau so lassen, na ja, eine Kleinigkeit noch:

Auf Helgoland lebte ein Ameisenbär,
der soff viel zu viel, und das war höchst prekär.
Ihm war dann nicht klar[blue],[/blue]
wo er grade war,
und ob er nun Bär oder Ameise wär.
Am Ende von Zeile 3 habe ich ein Komma gesetzt.

Beim Vortrag das "war" (Zeile 2) stark zu betonen (z.B. unterstützt vom erhobenen Zeigefinger) halte ich für machbar, natürlich ist es etwas gegen die Gewohnheit.

Und abschließend noch, nicht als Verbesserungsvorschlag, sondern als Variante (vielleicht eher für süddeutsch geschulte Ohren eine Alternative):

Auf Helgoland lebte ein Ameisenbär,
der soff viel zu viel, und das war höchst prekär.
Ihm war dann nicht klar,
wo er grad war,
und ob er nun Bär oder Ameise wär.

(fett = betont)

Andrerseits: eine leicht gekünstelte Betonung von "er" in der vorletzten Zeile deiner Version könnte - insbesondere beim mündlichen Vortrag - dein Eindruck des besoffenen Taumels noch verstärken.

lg wüstenrose
 

anbas

Mitglied
Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Rückmeldungen, über die ich mich sehr freue!


@ orlando

"rundum gelungen" hört sich richtig gut an :D! Bei der von Dir entdeckten Zweitpointe stehe ich allerdings ein wenig auf dem Schlauch. Ist der Achter von Dir? Falls ja, danke ich herzlichst!



@ Ciconia

Das Holpern in Z2 entsteht, so vermute ich, aufgrund der vielen einsilbigen Worte und weil man gewohnheitsmäßig "viel zu viel" auf dem ersten "viel" betonen möchte - hier ist es das zweite. Beim lauten Lesen fällt es - wie ich finde - nicht weiter auf.

Die Anhäufung der drei "war" ist mir gar nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis. Mal sehen, ob ich eine Lösung finde, die mir zusagt. Andererseits fühle ich mich durch wüstenrose dazu ermutigt, keine Änderungen vorzunehmen.

Aufgrund der Vorgeschichte von unserem Ameisenbär (siehe den Link zum anderen Ameisenbären-Gedicht) muss Helgoland als Ort des Geschehens bleiben - finde ich jedenfalls ;).



@ wüstenrose

solch eine ausführliche und dazu noch positive Rückmeldung ist natürlich etwas besonders Feines! Daher noch mal ein Extra-Danke an Dich.

"Der Ameisenbär in uns allen" - welch wunderbare Formulierung. Mal sehen, vielleicht sage ich morgen meinem Spiegelbild auf diese Art und Weise mal "Hallo" :D. Diese andere Ebene war nicht geplant - aber ich finde es total spannend, was ein Text auf eben genau diesen anderen Ebenen noch aussagen kann - und ich freue mich jedes Mal erneut, wenn hier Dinge entdeckt werden, die mir beim Schreiben so gar nicht bewusst waren (zumindest freue ich mich, wenn es solche Dinge sind - es gibt ja auch die dunkelen Seiten ... :D).

Was die "geballte Ladung 'war'" betrifft, so bin ich schon am Überlegen, ob sich da etwas ändern lässt. Diese Änderung möchte ich aber - wenn überhaupt - sehr behutsam vornehmen, um nicht den Rest zu zerstören.

... und das Komma wird gleich nachgereicht ;).


Liebe Grüße an Euch alle

Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo Monika

Warum sollte ich sauer sein - schließlich bringst Du nun auch noch "meine" Wanderdüne ins Spiel ;). Eine schöne Idee, wie ich finde!

Danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße

Andreas
 

wüstenrose

Mitglied
Reduktion

freut mich meinerseits, anbas, dass du mit meiner Antwort was anfangen konntest.

Nochmal zur "war-Reihe":

[strike]Auf Helgoland lebte ein Ameisenbär,
der soff viel zu viel, und das [/strike]war [strike]höchst prekär.
Ihm [/strike]war [strike]dann nicht[/strike] klar,
[strike]wo er[/strike] grade war,
[strike]und ob er nun[/strike] Bär[strike] oder Ameise[/strike] wär.
Nach meiner launischen Reduktion bleibt übrig:

war
war klar
grade war
Bär wär

Mir gefällt dieses Konzentrat, die Sprache verwickelt sich, verhopst sich, ein bisschen wie bei Jandls "Ottos Mops" - soll heißen: ich plädiere dafür, keine wesentlichen Änderungen am Limerick vorzunehmen.

Grüßle
wüstenrose
 

anbas

Mitglied
Hallo wüstenrose,

nochmals Danke für die Rückmeldung! Deine Reduktion gefällt mir (Deine - eher süddeutsche - Variante übrigens auch).

Derzeit werde ich wohl nichts ändern. - Aber man weiß ja nie ... ;)

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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