@ Inu
Der Text ENachtigalls ist ein Befreiungsschlag, heraus aus der konfusen und letztlich belanglosen, aber nervtötenden provinziellen Enge.
Er zerreisst einen während des Textverlaufs aufgebauten Nebel aus lauter im Grunde unlebbaren vordergründigen Alpträumen wie einen "bösen" Schleier, und dahinter scheint ein sonnendurchwirktes, subtropisches ElDorado auf.
Fast der gesamte Text schildert diese "atemlosen" Engen im Aufriss, und in der letzten Zeile dann die "ganz schlichte" Traumflucht daraus, die nachhaltige(!) Befreiung. (die ENachtigall scheinbar für in Realität unmöglich hält?).
Ich könnte mir den Text einfach umschreiben, und "mein NewOrleans" hieße dann zB "Cartagena de las Indias", oder "Bogotá", oder "Santiago de Irgendwas", oder "Costa Rica" u.ä.
"NewOrleans" ist nicht eine beliebige Stadt, eingebettet in subtropische Sumpflandschaften an einem Golf, der zur Karibik mit ihren Traum- und Alptraumwelten öffnet, es ist nicht nur die Stadt, die der Hilfsschüler Bush in einem Hurrikan auf grausame Weise vorsätzlich vergaß (weil dort "Schwarze" leben), New Orleans, das ist ein Universum für sich.
Das ist der unvollendete amerikanische Bügerkrieg mit der unvollendeten Sklavenbefreiung, das ist "La Fayette" und die unvollendete franz. Aufklärung auf amerikanischem Kontinent, NewOrlans ist auch das gelebte Epos eines Idealismus, eines lebenssprühenden Optimismus wider alle äußere Realität. Aus diesem Universum stammen Musikrichtungen, Literaturen und gegenständliche Kunst, die Abermillionen weltweit begeistern. NewOrleans sind auch die magischen Erlebenswelten afro-amerikanischer Mischkulturen, und es ist die serene Heimat einer sehr spezifischen Südstaaten-Mafia.
"La ciudad real New Orleans" ist der täglich vollzogene "zeremonielle" und lebendige Beweis, dass Leben sich gegen völlig desaströse Wirklichkeiten dennoch lachend durchsetzen kann, und dass alle Konfusionen nicht lebensfeindlich zu sein brauchen, sondern als Dynamiken aufgegriffen, sogar lebensfördernd sind.
Das Universum NewOrleans ist ein Gärtrog, aus dem -völlig ohne die zB deutsch-sterile und unfruchtbare Reformopathie von oben- von selbst, von unten her, im alltäglichen Leben, Zukünfte entstehen, und zwar nicht eine, sondern ganze "Planeten" davon. Dieser "Baum" ist überaus fruchtbar, hier erzeugt (mix-kulturelles) Leben wie in einem Kaleidoskop ständig neues Leben.
Es ist wohl kein Zufall, dass der textliche Befreiungsschlag aus einem alltäglichen eher unfruchtbaren Alptraum-Chaos ausgerechnet in dieses überaus fruchtbare Traumchaos "NewOrleans" verweist.
Natürlich kann, wer New Orleans nur als Stadt begreift, den vorgelegten Text nicht verstehen.
Und dass man gerade in BRD, in der nun wieder mal auf unnachahmlich deutschdichterdenker-Weise "Ausländer" halbtot geschlagen werden, ein multikulti-lebenssprühendes Universum wie NewOrleans nicht gut begreifen kann, liegt in der Natur der Sache.