nix Haiku

James Blond

Mitglied
Oha, hier ist ja noch die Spätschicht unterwegs ... :oops:

Geht man davon aus, dass ein Haiku auf einer natürlichen Beobachtung aufbaut, hinter der sich allerdings weit mehr verbirgt - und eine Parodie sich gegen ein Kunstwerk richtet, das sie verspottend zu entlarven trachtet, dann lassen sich Haikus zwar trefflich parodieren - allerdings nicht durch Haikus und auch nicht durch Mist, denn Mist ergibt sich aus der Divergenz von Absicht und Wirkung, und eine Parodie, die ihre beabsichtigte Wirkung verfehlt, ist keine. Also kurz: Ein Haiku ist ein Haiku und eine Parodie ist kein Haiku und kein Mist, sondern eine Parodie!

Alles klar? :cool:

(Na ja, es ist schon spät, morgen sieht die Haiku-Welt vielleicht ganz anders aus ...)

Gute Nacht
JB
 

Mimi

Mitglied
Oha, hier ist ja noch die Spätschicht unterwegs ... :oops:
Ach nö, nur zu viel Kaffee auf der Rückfahrt getrunken...

Jetzt antworte ich mal zu einer, wie Omi immer sagte, christlichen Zeit.

(Na ja, es ist schon spät, morgen sieht die Haiku-Welt vielleicht ganz anders aus ...)

Nun, für jemanden, den Haikus herzlich wenig interessieren, klingt das doch gar nicht sooo uninteressiert...

Ich fasse kurz zusammen:
Haikus sind Haikus und Parodien sind Parodien.
Haikus lassen sich parodieren, allerdings nicht durch Haikus.
Ähnlich dem mathematischen Grundsatz, der besagt, dass es wenig Sinn macht durch Null zu teilen...

Mit einer Parodie will ein Autor eine kritische Meinung äußern, zumindest will er dazu anregen Themen kritisch zu hinterfragen, wobei natürlich ein gewisser "Unterhaltungsfaktor" genrespezifisch unabdingbar ist.

Gut ist, wenn der Leser diese Parodie als satirisch-lustig empfindet und sie ihm mindestens ein Schmunzeln entlocken kann...
Noch besser ist es, wenn Parodie auch als eine Art humorvoller "Anpranger" von möglichen Missständen unterschiedlicher Thematik verstanden wird und etwas beim Leser bewirkt.
Nämlich ein generelles Überdenken alter Strukturen, Verhaltensmuster und Normen.

Klar, Dein Dreizeiler hat nicht den Anspruch ein Haiku zu sein... er ist schlicht ein Dreizeiler, der Haikus und ihre Schöpfer auf's Korn nehmen möchte.
Gut, kann man so erstmal kommentarlos stehen lassen...

Ich erkenne in Deinem Dreizeiler ja "so etwas" wie einen Gegensatz von "Sein und Sollen", nur ist eben genau dieser eher mangelhaft dargestellt.
Wenn er als satirischer Angriff verstanden werden will, reicht das rein optische Nachäffen eines Haikus gewiss nicht aus.
Und im Wesentlichen sollte der Inhalt dann wenigstens im Sinne einer Parodie funktionieren.
Hier fehlt mir jegliche satirische Angriffslust, die irgendwie über den Begriff "Mist" hinausgeht.
Schlussendlich krepiert der Text an der grimmigen Rache seiner eigenen All- und Selbstwisserei.

Tucholsky hat es, wie ich finde, treffend beschrieben:
" Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist:
Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht ‐ und nun rennt er gegen das Schlechte an"



Nicht, dass sich der Autor da verausgabt...

Gruß
Mimi
 

James Blond

Mitglied
Liebe Mimi,

ich bin geradezu begeistert von deiner Antwort, die mir zeigt, wieviel Zeit und Gedankentiefe du meinem kleinen Dreizeiler über Haikus geopfert hast und stimme dir in deiner Argumentation zu. Leider hat sie nur einen kleinen Schönheitsfehler, denn ich hatte nicht den Anspruch, hier eine Parodie oder Satire abzuliefern, sondern allein eine schnöde Feststellung in eine dreizeilige Reimform gepackt, die um des Witzes willen auch eine äußere Ähnlichkeit mit Haikus sucht. Damit bekommt die Aussage bestenfalls autologischen Charakter, den sie ist lediglich das auch selbst, was sie behauptet: Die meisten vorgeblichen Haikus sind keine. So bleibt sie aber meilenweit von einer Parodie entfernt und sollte an diesem Anspruch auch nicht gemessen werden.

Ich habe mich zur Parodie nur ad-hoc geäußert, weil du danach fragtest, aber ohne zu ahnen, worauf du hinaus wolltest. Es war - wie gesagt - schon etwas spät.

Anlass zu dieser Textveröffentlichung - im Gereimten - gab mein Überdruss an der immer wieder neu aufgekochten Diskussion, was eigentlich ein Haiku ist - und was nicht, die praktisch auf jede Veröffentlichung von Haikus in diesem Forum folgt. Der Irrtum der meisten Verfasser liegt - wie so oft - darin, dass die Anfängern einfach erscheinenden Texte tatsächlich aber die weitaus schwierigsten sind. Aus gleichem Grund halte ich mich auch vom Ungereimten und Experimentellen fern und bleibe lieber bei meinem Leisten, also dem Gereimten und den festen Formen mit Ausnahme von Haiku & Co, die ja offensichtlich keine so festen Formen sind und mMn dort auch nicht hingehören.

Zustimmung: Für eine echte Parodie als grimmige Rache werde ich mich wohl mehr ins Zeug legen müssen. Schaunmermal. :cool:

Gruß & Dank
JB
 



 
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